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Zitate der Woche (101 bis 106)

Januar 2008 bis August 2008


Weiter unten finden Sie die "Zitate des Tages"

Zitat Nr. 106: 22. August 2008

Zchinwali ohne "i"?

Von Andrej Iwanowski

Der Name “Zchinwali” lässt sich aus dem Georgischen wie “Das Land der Hagebuchen” übersetzen. Das „i“ am Ende des Wortes ist die georgische Nominativ-Endung, denn die Ortsnamen lassen sich im Georgischen deklinieren.

Die Osseten, die in dieser Stadt eine große Mehrheit bilden, stört diese georgische Endung sehr, und sie nennen die Stadt fast ausschließlich „Zchinwal“. So klingt es in der Tat überhaupt nicht mehr Georgisch. Im Übrigen hat dieser Ort eine Bezeichnung auch auf Ossetisch - Tschreba. Für den Rest der Welt klingt aber dieser Name schon völlig fremd.

Seit dem brutalen Überfall der Georgier auf die Hauptstadt der trotzigen Provinz wird sie in den meisten Reportagen des russischen Fernsehens fast ausschließlich „Zchinwal“ genannt. Eine neutrale Erklärung dafür hätte wohl darin bestanden, dass die Reporter vor Ort meist mit Menschen kommunizierten, die auf das „i“ am Schluss dieses Namens aus Gewohnheit verzichten. So haben halt auch die russischen Journalisten den Namen in dieser Form übernommen. Wer ist heute dort aber schon neutral?

Russische Printmedien machen diese Tendenz vorerst nicht so geschlossen mit: Während die Kreml-nahe „Iswestija“ letzten Freitag [15. August 2008] ausschließlich von „Zchinwal“ schrieb, blieb die Tageszeitung „Kommersant“, die sich als neutral zu positionieren bemüht, auch am Sonnabend [16. Aug.] bei „Zchinwali“.

Im Munde von Russlands Präsident Dmitri Medwedew, der diese Stadt seit Anfang vergangener Woche ebenfalls als „Zchinwal“ bezeichnet, erhielt aber diese Lautkette eine eindeutige politische Nebenbedeutung. Dem Staatschef folgte Außenminister Sergej Lawrow, der sich konsequent gleich von „Zchinwali“ auf „Zchinwal“ umgestellt hat. Die Diplomaten gehen bekanntlich mit ihrem Vokabular besonders präzise um. Ein Versprecher war es insofern keinesfalls.
Moskaus Message an die Welt ist damit unmissverständlich: Diese Stadt ist nicht mehr auf die georgische Weise zu nennen. Das „i“ am Schluss gehört weg.

Ist damit aber auch die Stadt selbst ebenfalls als nicht mehr zu Georgien gehörend aufzunehmen? Vergangenen Donnerstag [14. Aug.] brachte es Lawrow auf den Punkt: „Über die georgische territoriale Integrität brauchen wir nicht einmal mehr zu reden. Südossetien und Abchasien kann man nicht mehr in den georgischen Staat zurückzwingen.“

Nun muss man wohl auf eine ähnliche Umwandlung des Namens Suchumi gefasst sein: Die Hauptstadt der anderen abtrünnigen georgischen Provinz, Abchasien, hat ebenfalls diese „störende“ georgische Endung. Der Name kommt von der ehemals türkischen Festung Suchum-Kale (wörtlich: „Wasser und Sand“), die russische Bezeichnung „Suchum“ bürgerte sich nach dem Anschluss Abchasiens an das Russische Reich 1810 ein. Als „Suchum“ wird der Kurort am Schwarzen Meer auch in der russischen Literatur recht oft erwähnt - bis der Georgier Josef Stalin 1936 diesem Namen die georgische „i“-Endung verpasst hat. (Die Stadt Zchinwali hatte sich der Sowjetführer übrigens bereits 1934 nach sich auf „Staliniri“ umtaufen lassen. Erst 1961 bekam sie den Namen Zchinwali zurück.) Auf Abchasisch heißt indes dieser Ort „Akua“ - aber wer kennt das schon?

Das deutschsprachige Europa kann von ähnlichen politisch-toponymischen Spielen dank den beiden verlorenen Weltkriegen ein Lied singen. Oder viele sogar. Ist etwa der- oder diejenige, die Danzig statt Gdansk sagt, Brno als Brünn bezeichnet oder der russischen Bezeichnung Kaliningrad den altbewährten Namen Königsberg bevorzugt, unbedingt ein eingefleischter Revanchist? Oder bloß ein vergesslicher Kauz? Oder ein Mensch mit Bildungslücken? Heute ist diese Problematik zum Glück lange nicht mehr so brisant. Im und um den Kaukasus ist aber die Toponymik gerade heute ein Politikum.

Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 18. August 2008;
http://de.rian.ru






Zitat Nr. 105: 3. Juli 2008

Mangelware des Tages: NATO-Hubschrauber

Pakistans Armee suche drei US-Hubschrauber, »die wie vom Erdboden verschwunden sind«, berichtete "Die Welt" am Mittwoch (2. Juli). Nach deren Informationen waren die Helikopter »vor gut drei Wochen am Khyberpaß von islamistischen Banden gestohlen« worden. Auseinandermontiert und »in riesigen Containern verpackt«, sollten die Fluggeräte, ein Chinook, ein Black Hawk und ein Cobra, vom Hafen in Karatschi über Land nach Dschalalabad in Afghanistan transportiert werden. Irgendwo zwischen Peshawar und der afghanischen Grenze seien sie verlorengegangen. Nun ist die NATO sauer. Die Welt vermerkt, der westliche Druck auf Pakistan wachse, »endlich hart gegen die militanten Extremisten vorzugehen«.

Denn so kann es nicht weiter gehen. Sollen die mit dem Westen befreundeten afghanischen Warlords demnächst zu Fuß laufen? Und die Landesverteidiger am Hindukusch selbst? Feiernde Dorfgesellschaften lassen sich am besten nun mal aus der Luft bombardieren. Außerdem benötigten die westlichen Landser seit 2001 Jahre, bis mit ihrer Hilfe Afghanistan die Exportweltmeisterschaft bei Opium und Heroin erlangt hat. Soll die Ware wieder im Einkaufsbeutel über die Grenze gebracht werden?

Die Lage ist ernst. Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte für Europa, General John Craddock, weiß um die Nöte der jungen afghanischen Zivilgesellschaft bei Mohnanbau und Drogenvertrieb. Er forderte am Mittwoch in Wien mehr Hubschrauber, Überwachungsflugzeuge, Drohnen und Soldaten und fügte hinzu, entscheidend sei aber nicht ein militärischer Sieg, sondern Handel und Wandel. Es gehe um eine beträchtliche Anzahl an Hubschraubern, einige seien schon geleast worden. Das wird nach dem Klau bei Peshawar weiter nötig sein, es sei denn, die Taliban beteiligen sich am internationalen Hubschraubermarkt. Am Mittwoch schossen sie schon mal bei Kabul einen US-Helikopter ab. So treibt man Preise hoch.(asc)

* Aus: junge Welt, 3. Juli 2008





Zitat Nr. 104: 12. Juni 2008

"Versöhnlicher" Bush

Von Hans-Dieter Schütt

US-Präsident Bush befindet sich auf Abschiedstour durch Europa, und den Zeitungen ist die Stimmungslage dieser Visite zu entnehmen: Der mächtigste Mann der Welt schlage gegenüber Kritikern seines Irak-Kurses nunmehr sehr »versöhnliche Töne« an.

Es ist unfassbar. Der Kriegstreiber zeigt sich einlenkend mit denen, die diesen Krieg in Irak für ein Unglück halten. Das ist die Frechheit dessen, der Völkern die Suppe einbrockt, um ihnen dann Dank für Hungerhilfe abzufordern: Es gibt doch immerhin etwas auszulöffeln. Das ist Geschichte: Wahrheit siegt nicht, sie formuliert immer nur um.

Wenn ausgewachsene Demokratien nach wie vor (Anachronismus!) eine Führungsmacht brauchen, der sie sich oft zweifelhaft bereitwillig unterwerfen – warum dann ausgerechnet diesem Staat? Der permanent an Kriegssucht leidet. Der hochrüstet wie keiner. Der Millionen Menschen von Wahlen ausschließt. Der mit Todesurteilen vorangeht. Der ein widerwärtig kaltes (gar kein!) Sozialsystem hat. Der eine Supermacht in vielem ist, was im 21. Jahrhundert überwunden werden muss. US-amerikanische Brustkraft zeigt, dass man an Selbstbewusstsein verwahrlosen kann. Aber die frechen Gelegenheiten wachsen den »Staaten« seit langem auch von unserem Kontinent zu. Wenn Europa mal Charakter zeigt, blickt Washington verwundert auf, als habe sich eine Magd im Ton vergriffen. Das ist natürlich, so lange wir so unnatürlich folgsam sind.

Aus: Neues Deutschland, 12. Juni 2008 (Kommentar)





Zitat Nr. 103: 27. April 2008

Zehn Thesen aus Jürgen Todenhöfers Buch "Warum tötest du, Zaid?"

1. Der Westen ist viel gewalttätiger als die muslimische Welt. Millionen arabische Zivilisten wurden seit Beginn der Kolonialisierung getötet.

2. Angesichts der Kriegspolitik des Westens ist es nicht wirklich erstaunlich, dass muslimische Extremisten immer mehr Zulauf bekommen.

3. Islamisch getarnte Terroristen sind Mörder. Für christlich getarnte Anführer völkerrechtswidriger Angriffskriege kann nichts anderes gelten.

4. Muslime waren und sind mindestens so tolerant wie Juden und Christen. Sie haben die westliche Kultur entscheidend mitgeprägt.

5. Nicht nur in der Bibel, auch im Koran sind die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten die zentralen Gebote.

6. Die westliche Politik gegenüber der muslimischen Welt leidet unter einer erschreckenden Ignoranz einfachster Fakten.

7. Der Westen muss die islamische Welt genauso fair und großzügig behandeln, wie er Israel behandelt. Muslime sind so viel wert wie Juden und Christen.

8. Die Muslime müssen sich wie ihr Prophet Mohammed für einen Islam des Fortschritts und der Toleranz einsetzen. Sie müssen dem Terrorismus die religiöse Maske vom Gesicht reißen.

9. Nichts fördert den Terrorismus mehr als die „Antiterrorkriege“ des Westens. Die muslimischen Länder müssen ihre Probleme mit dem radikalen Islamismus selber ausfechten.

10. Das Gebot der Stunde heißt Staatskunst, nicht Kriegskunst – im Irankonflikt, im Irakkonflikt und im Palästinakonflikt.

Quelle: www.warumtoetestduzaid.de





Zitat Nr. 102: 31. März 2008

Knallkörper des Tages: Albanische Munition

Warum ist außer Tausenden Toten, florierender Drogenproduktion und vielen Attentaten bei der »Landesverteidigung am Hindukusch« nichts herausgekommen? Wahrscheinlich hat die New York Times (NYT) jetzt das Geheimnis gelüftet. Am Mittwoch berichtete sie, daß das US-Kriegsministerium massenhaft mangelhafte Munition aufgekauft hat und an seine afghanischen Hilfstruppen lieferte. Da lacht der Taliban.

Die NYT schildert, wie ein an der Grenze zu Pakistan stationierter afghanischer Oberstleutnant im Herbst vergangenen Jahres feststellte, daß die aus den USA gelieferten Gewehrpatronen bereits zerbröckelten. Sie waren 1966 in China hergestellt worden. Rückmeldungen dieser Art häuften sich, und eine der üblichen, stets ergebnislosen Untersuchungen zum staatlichen Waffenhandel begann. Es stellte sich heraus, daß die Washingtoner das Pulver von einem 22jährigen Dealer aus Miami Beach bezogen hatten. Mr. Efraim E. Diveroli steht der Handelsfirma AEY vor, sein Vize ist ein Mittzwanziger mit Masseurlizenz. Im Januar 2007 – in Afghanistan wurde wieder einmal eine Frühjahrsoffensive der Aufständischen erwartet – gelang es Diveroli, mit dem Pentagon einen Vertrag über Munitions- und Waffenlieferungen in Höhe von etwa 298 Millionen US-Dollar zu schließen – wie das 22jährige in »Gottes eigenem Land« eben so machen. In dem Vertrag steht nichts davon, daß irgendwelche Verfallsdaten bei der Ware beachtet werden müssen. Die Patronen sollten nur in Waffen sowjetischer Bauart passen, weil die unter Afghanen gängig sind. Der junge Mann, der vor drei Jahren die Firma von seinem Vater übernommen hat, hielt sich an das Abkommen, das auch nichts zu den Herkunftsländern sagt. So bediente sich AEY in Albanien und in anderen »Ostblock«-Ländern bis hin nach Kasachstan. Überall dort sind jetzt westliche Werte eingekehrt, da muß Altes raus. Mr. Diveroli und seine Geschäftspartner haben Auftrag und Vertrag exakt erfüllt. (asc)

Gefunden in: junge Welt, 29. März 2008





Zitat Nr. 101: 6. Januar 2008

"It's the War," Says Iowa to Hillary -- And a "Happy Blue Year" To All!

...from Michael Moore

Friends,

There was no doubt about it. The message from Iowa tonight was simple, but deafening:

If you're a candidate for President, and you voted for the war, you lose. And if you voted and voted and voted for the war -- and never once showed any remorse -- you really lose.

In short, if you had something to do with keeping us in this war for four-plus years, you are not allowed to be the next president of the United States.

Over 70% of Iowan Democrats voted for candidates who either never voted for the invasion of Iraq (Obama, Richardson, Kucinich) or who have since admitted their mistake (Edwards, Biden, Dodd). I can't tell you how bad I feel for Senator Clinton tonight. I don't believe she was ever really for this war. But she did -- and continued to do -- what she thought was the politically expedient thing to eventually get elected. And she was wrong. And tonight she must go to sleep wondering what would have happened if she had voted her conscience instead of her calculator.

John Edwards was supposed to have come in third. He had been written off. He was outspent by the other front- runners six to one. But somewhere along the road he threw off the old politico hack jacket and turned into a real person, a fighter for the poor, for the uninsured, for peace. And for that, he came in a surprise second, ending up with just one less delegate than the man who was against the war from the beginning. But, as Joshua Holland of AlterNet pointed out earlier today, Edwards is still the only front- runner who will pull out all the troops and do it as quickly as possible. His speech tonight was brilliant and moving.

What an amazing night, not just for Barack Obama, but for America. I know that Senator Obama is so much more than simply the color of his skin, but all of us must acknowledge -- and celebrate -- the fact that one of the whitest states in the U.S. just voted for a black man to be our next president. Thank you, Iowa, for this historic moment. Thank you for at least letting us believe that we are better than what we often seem to be. And to have so many young people come out and vote -- and vote for Obama -- this is a proud moment. It all began with the record youth turnout in 2004 -- the ONLY age group that Kerry won -- and they came back out tonight en force. Good on every single one of you!

As the only top candidate who was anti-war before the war began, Barack Obama became the vessel through which the people of this Midwestern state were able to say loud and clear: "Bring 'Em Home!" Most pundits won't read the election this way because, well, most pundits merrily led us down the path to war. For them to call this vote tonight a repudiation of the war -- and of Senator Clinton's four years' worth of votes for it -- might require the pundit class to remind their viewers and readers that they share some culpability in starting this war. And, like Hillary, damn few of them have offered us an apology.

With all due respect to Senator Obama's victory, the most important news out of the caucus this evening was the whopping, room-busting turnout of Democrats. 239,000 people showed up to vote Democratic tonight (93% more than in '04, which was a record year), while only 115,000 showed up to vote Republican. And this is a red state! The Republican caucuses looked anemic. The looks on their faces were glum, tired. As the camera followed some of them into their caucus sites, they held their heads down or turned away, sorta like criminals on a perp walk. They know their days of power are over. They know their guy blew it. Their only hope was to vote for a man who has a direct line to heaven. Huckabee is their Hail Mary pass. But don't rule him out. He's got a sense of humor, he's downhome, and he said that if elected, he'd put me on a boat to Cuba. Hey, a free Caribbean vacation!

Bottom line: People have had it. Iowa will go blue (Happy Blue Year, Hawkeyes!). Whomever your candidate is on the Dem side, this was a good night. Get some sleep. The Republicans won't go down without a fight. Look what happened when Kerry tried to play nice. So Barack, you can talk all you want about "let's put the partisanship aside, let's all get along," but the other side has no intention of being anything but the bullies they are. Get your game face on now. And, if you can, tell me why you are now the second largest recipient of health industry payola after Hillary. You now take more money from the people committed to stopping universal health care than any of the Republican candidates.

Despite what your answer may be, I was proud to sit in my living room tonight and see you and your family up on that stage. We became a bit better tonight, and on that I will close by saying, sweet dreams -- and on to that other totally white state of New Hampshire!

Yours,
Michael Moore


January 3, 2007

MMFlint@aol.com
www.michaelmoore.com




In Kürze ("Zitate des Tages")


Hitlers Einmarsch in der Tschechoslowakei 1938: Eine "humanitäre Intervention"

Frage: Es gibt Leute, die das russische Eingreifen in Südossetien mit Hitlers Einmarsch ins Sudetenland vergleichen.

H.M.: Die Frage ist, ob dieser Vergleich zur moralischen Desavouierung des russischen Vorgehens taugt. Es lässt sich schwer bestreiten, dass der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg das Selbstbestimmungsrecht vorenthalten wurde.

Frage: Sie meinen, Hitlers Vorgehen 1938 entbehrte nicht einer juristischen Grundlage?

H.M.: Zumindest nicht einer moralischen Grundlage, wenn man das Selbstbestimmungsrecht der Völker betrachtet. Die Frage ist, ob dieses Selbstbestimmungsrecht Vorrang hat - oder die territoriale Integrität der Staaten.

Die Antworten stammen von Herfried Münkler, Professor für Theorie der Politik an der Humboldt-Universität Berlin.
Quelle: taz, 14. August 2008

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"Bio ist doch eher eine Friedensbewegung"

Abendblatt: Herr Rehn, ausgerechnet in Hamburgs Ökohochburg Ottensen will Alnatura im Herbst einen neuen Biosupermarkt eröffnen. Führt das nicht zu einem Verdrängungswettbewerb?
Götz Rehn: Wir sind in der Branche nicht für ein aggressives Wachstum bekannt und wollen auch niemanden verdrängen. Im Augenblick besitzen wir 40 Filialen in ganz Deutschland und eröffnen im Schnitt acht neue Geschäfte im Jahr. In Ottensen geht es uns einfach darum, den Kunden in diesem Stadtteil eine möglichst hohe Bioqualität zu einem attraktiven Preis anzubieten.
Abendblatt: Die Befürchtungen alteingesessener Naturkostgeschäfte sind aber groß. Immerhin taucht der deutsche Marktführer mit einer 700 Quadratmeter großen Filiale in der unmittelbaren Nachbarschaft auf.
Rehn: Es gibt schon gewisse Sorgen im Viertel. Aus diesem Grund bin ich vor einigen Wochen auch selbst nach Ottensen gekommen und habe das Gespräch mit dem Chef eines der größeren Biogeschäfte gesucht. Ich denke, dass ich eine Reihe von Bedenken zerstreuen konnte. Wir wollen gegen niemanden kämpfen. Bio ist doch eher eine Friedensbewegung.

Aus: Hamburger Abendblatt, 12. Juli 2008

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Freiheit

Ein Mensch, der anderen die Freiheit raubt, ist ein Gefangener des Hasses, er ist eingesperrt hinter den Gittern von Vorurteil und Engstirnigkeit. Ich bin nicht wahrhaft frei, wenn ich einem anderen die Freiheit nehme ... Der Unterdrücker und der Unterdrückte sind gleichermaßen ihrer Menschlichkeit beraubt.

Aus: Nelson Mandela, Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie

Nicht die Gewehrkugeln und Generäle machen Geschichte, sondern die Massen ...
Nelson Mandela, geb. am 18. Juli 1918

Happy Birthday!



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Germany always win

Football is a game played for 90 minutes by 22 men, and Germany always win.
Fußball ist ein Spiel, das 22 Männer 90 Minuten spielen, und Deutschland gewinnt immer.
Gary Linneker, legendärer englischer Fußballer, Torschützenkönig bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko, 1990 in Turin im Halbfinale an Deutschland im Elfmeterschießen gescheitert.

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Nichts zu tun

Die Regierung in Washington hat mit der Verteilung irakischer Ölaufträge absolut nichts zu tun.
US-Außenministerin Condoleezza Rice am 19. Juni 2008 im Fernsehsender Fox.
Mehr über den Deal zwischen westlichen Ölkonzernen und dem irakischen Ölministerium >>> hier! <<<

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Irland sagt "No"

Zwei Jahre nach dem Scheitern der Europäischen Verfassung steht die EU erneut vor einem Scherbenhaufen. Der als Ersatz gedachte EU-Reformvertrag fiel beim Referendum in Irland durch: Nach dem am Freitag veröffentlichten Endergebnis stimmten 53,4 Prozent der Wähler dagegen.
Bundesregierung und EU-Kommission sprachen sich dafür aus, den Ratifizierungsprozess in anderen Ländern dennoch fortzusetzen und die Reform zu retten. "Wir erwarten, dass die anderen Mitgliedstaaten ihre innerstaatlichen Ratifizierungsverfahren weiterführen", teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy veröffentlichten Erklärung mit.

Siehe auch: Friedensbewegung begrüßt "No" der Iren

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Letzte Worte

"Amerika ist eine Macht des Guten. Amerika ist eine Macht der Freiheit. Amerika ist eine Macht, die Krankheiten bekämpft."
George W. Bush in Meseberg, Spiegel online, 11. Juni 2008.
(Siehe auch unser Zitat der Woche (Nr. 104)

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1.339 Mrd. Dollar

Die Weltausgaben für Rüstung und Militär stiegen 2007 auf insgesamt 1.339 Milliarden Dollar; das entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts oder 202 Dollar pro Kopf der Weltbevölkerung. Das bedeutet einen realen Anstieg von 6 Prozent gegenüber 2006 und von sage und schreibe 45 Prozent gegenüber 1998. Antriebskräfte diese Entwicklung waren das Streben nach einem globalen oder regionalen Großmacht-Status, aktuelle oder potenzielle Konflikte und die Erreichbarkeit ökonomischer Ressourcen.
Aus dem Jahresbericht 2008 des Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI;
Siehe unsere Dokumentation zum Sipri-Jahrbuch 2008)

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Wer auch immer Präsident wird ...

Wer immer Bush im Weißen Haus nachfolgt, wird versuchen müssen, mit neuen Ideen und attraktiver Politik Partner zu gewinnen. Die Europäer sollten diese Chance durch eigene Initiativen nutzen. Die Bundesregierung sollte alles tun, um die künftige amerikanische Regierung für eine Rückkehr zur nuklearen Rüstungskontrolle zu gewinnen.
Aus dem "Friedensgutachten 2008" der fünf deutschen Friedensforschungsinstitute.
Hier geht es zu

... harter Kurs gegenüber Iran

Obama kündigte am Mittwoch (4. Juni) einen harten Kurs gegenüber Iran an, von dem "eine realistische Gefahr" ausgehe.
Süddeutsche Zeitung, 5. Juni 2008

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Bevormundung beenden

Wir sollten den Krieg in Afghanistan beenden und unsere Soldaten nach Hause holen. Auch die Zahl unserer Berater sollten wir verringern, 9000 haben wir jetzt dort. Es ist Zeit die Bevormundung einzustellen. Sollen die Afghanen sich selbst mit ihrem Land befassen.
Michail Gorbatschow, 1985, zit. n. "Blätter für deutsche und internationale Politik", 6/2008, S. 32.
Lesen Sie hierzu den aktuellen Beitrag: Abzug oder Exit?

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Waffenstillstand

Bei einer vor kurzem abgeschlossenen Reise durch den Nahen Osten habe ich versucht, ein besseres Verständnis der Krise zu gewinnen. Einer meiner Besuche galt Sderot, einer Gemeinschaft von etwa 20.000 Menschen in Südisrael, die häufig von aus dem nahe gelegenen Gaza abgeschossenen rudimentären Raketen getroffen wird. Ich habe diese Angriffe als verabscheuungswürdig und als terroristischen Akt verurteilt, da die meisten der 13 Opfer während der vergangenen sieben Jahre nicht an Kämpfen beteiligt waren.
In der Folge traf ich mich mit Führern der Hamas ... Ich äußerte ihnen gegenüber dieselben Vorwürfe und drängte darauf, dass sie einen einseitigen Waffenstillstand erklären oder mit Israel eine gegenseitige Vereinbarung abstimmen sollten, um für einen längeren Zeitraum alle Kampfmaßnahmen in und um Gaza einzustellen.
Ihre Antwort war, dass frühere derartige Maßnahmen ihrerseits nicht erwidert worden seien, und sie erinnerten mich daran, dass die Hamas zuvor auf einem Waffenstillstand für ganz Palästina - also für Gaza und das Westjordanland - beharrt hatte, den Israel abgelehnt habe. Die Hamas habe dann einen öffentlichen Vorschlag für einen gegenseitigen, auf Gaza beschränkten Waffenstillstand gemacht, den die Israelis in Erwägung gezogen, aber dann ebenfalls abgelehnt hätten.

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter in einem Namensartikel der Süddeutschen Zeitung vom 26. Mai 2008 ("Die Tragödie der Palästinenser")

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Jetzt sollen's die Frauen richten

Die Bundeswehr will erstmals Frauen im Kommando Spezialkräfte (KSK) einsetzen, der Elite-Truppe für den Anti-Terror-Kampf. Wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" am Dienstag berichtete, befinden sich entsprechende Pläne des Verteidigungsministeriums in der Schlussabstimmung.
Heeresinspekteur Hans-Otto Budde sagte dem Blatt: "Auch beim KSK sind Frauen mittlerweile unverzichtbar. Insbesondere bei Auslandseinsätzen sind wir auf weibliche Soldaten dringend angewiesen."
Weil der Dienst im KSK extrem hart ist und besondere Fitness erfordert, ist es dem Verband seit seiner Gründung Mitte der neunziger Jahre nie gelungen, die geplante Sollstärke von gut 1000 Soldaten zu erreichen.

Aus: Frankfurter Rundschau, 21. Mai 2008

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Feuchter Kehricht

Die Bush-Administration hat sich um die ganze Israel-Palästina-Problematik einen feuchten Kehricht geschert. Was sie interessiert hat, waren ihre geopolitischen Interessen: vor allem in der Golfregion. Deshalb war es den Amerikanern vollkommen egal, ob sich Israel und Palästinenser gegenseitig niedermetzeln, solange die geopolitischen Interessen der USA davon nicht tangiert werden.
Der israelische Philosoph und Soziologe Moshe Zuckermann in einem Gespräch mit dem "Neuen Deutschland" (10. Mai 2008); hier geht es zum ganzen Interview: "Meine Tradition ist die von Heine und Marx"

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Auf den "Einsatzzusammenhang" kommt es an

Ein unter dem Grundgesetz nur auf der Grundlage einer konstitutiven Zustimmung des Deutschen Bundestags zulässiger Einsatz bewaffneter Streitkräfte liegt vor, wenn deutsche Soldaten in bewaffnete Unternehmungen einbezogen sind. Für den wehrverfassungsrechtlichen Parlamentsvorbehalt kommt es nicht darauf an, ob bewaffnete Auseinandersetzungen sich schon im Sinne eines Kampfgeschehens verwirklicht haben, sondern darauf, ob nach dem jeweiligen Einsatzzusammenhang und den einzelnen rechtlichen und tatsächlichen Umständen die Einbeziehung deutscher Soldaten in bewaffnete Auseinandersetzungen konkret zu erwarten ist.
Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum AWACS-Einsatz; siehe: "Posthume Ohrfeige für rot-grüne Bundesregierung"

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Karl Marx über die Globalisierung

Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.
Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.
An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.
Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt ...

Aus: Karl Marx (* 5. Mai 1818), Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, 1848.
[Siehe auch den Beitrag Zum 190. Geburtstag von Karl Marx]

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1. Mai 2003: "Der Irak ist frei"

Die Kampfhandlungen im Irak sind weitgehend beendet. In der Schlacht im Irak haben die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner obsiegt. Und nun ist unsere Koalition dabei, dieses Land zu sichern und wieder aufzubauen. (...)
Dank Ihnen ist der Tyrann gefallen, und der Irak ist frei.

US-Präsident Bush in seiner Rede zum - vermeintlichen - Ende des Irakkriegs am 1. Mai 2003 auf dem Flugzeugträger Abraham Lincoln unter dem Transparent mit der Losung "Mission Accomplished".

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Zehn Thesen

1. Der Westen ist viel gewalttätiger als die muslimische Welt. Millionen arabische Zivilisten wurden seit Beginn der Kolonialisierung getötet.
Die erste von "Zehn Thesen" aus dem Buch "Warum tötest Du, Zaid?" von Jürgen Todenhöfer.
Alle Thesen sind unter dem "Zitat der Woche" (103) zu finden.

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"Für die Armen und Schwachen"

Ich werde für die Armen und die Schwachen arbeiten, und dieses Land soll für seine Ehrlichkeit und nicht mehr für seine Korruption bekannt sein.
Fernando Lugo nach der gewonnen Präsidentenwahl in Paraguay (dpa, 21.04.2008).
Siehe auch: "Paraguay befreit sich"


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Ein Akt der Freundschaft mit Israel?

Selbst wenn man von allen Sünden absieht, die man den Palästinensern zuschreiben kann ...: Es gibt keine realistische Perspektive für einen souveränen palästinensischen Staat. Und dies vor allem deshalb, weil die zahlreichen israelischen Regierungen von 1967 bis heute nie die Absicht hatten, einen solchen Staat Wirklichkeit werden zu lassen. (...)
.. Wenn die Völkergemeinschaft Israel weiterhin die Behauptung abkauft, sein Wunsch nach einer Zwei-Staaten-Lösung werde durch die Palästinenser enttäuscht, wird deren Vertreibung in der Tat unumkehrbar. Und wenn westliche Länder vor dem Hintergrund ihrer Schuld am Holocaust glauben, ihre Hinnahme eines solchen Ereignisses sei ein Akt der Freundschaft mit dem jüdischen Volk, so könnte es keinen größeren Irrtum geben. Die Palästinenser aufzugeben, kann keine Sühne dafür sein, die Juden Europas aufgegeben zu haben. Und es würde auch nicht der Sicherheit des Staates Israel dienen.

Henry Siegman, ehemaliger Direktor des American Jewish Congress, Präsident des United States/Middle East Project des Council on Foreign Relations, in der Süddeutschen Zeitung vom 10. April 2008 ("Israels falsche Freunde").
Siehe auch: Siegman: No Peace Possible Between Israel and Palestinians without Hamas.

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Russland bedroht

Das Erscheinen des mächtigen Militärblocks auf unseren Grenzen (...) wird von Russland als direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes wahrgenommen. Die Behauptung, dass diese Prozesse nicht gegen Russland gerichtet sind, kann uns nicht zufrieden stellen.
Der scheidende russische Präsident Wladimir Putin zum Abschluss des Nato-Russland-Rates in Bukarest.
Siehe hierzu die Erklärungen Bushs und Putins im Wortlaut.

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Martin Luther King (1929-1968)

Laßt uns nicht aus dem Kelch der Bitterkeit und des Hasses trinken, um unseren Durst nach Freiheit zu stillen. Wir müssen unseren Kampf stets auf der hohen Ebene der Würde und Disziplin führen. Wir dürfen unseren schöpferischen Protest nicht zu physischer Gewalt herabsinken lassen. Immer wieder müssen wir uns zu jener majestätischen Höhe erheben, auf der wir physischer Gewalt mit der Kraft der Seele entgegentreten. (...)
Ich habe einen Traum, daß eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: "Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: daß alle Menschen gleich erschaffen sind."

Martin Luther King Jr. wurde am 4. April 1968 ermordet. Hier geht es zu zwei großen Reden von Martin Luther King Jr. (deutsch und englisch):
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Im Sommer wie im Winter

Die massivsten Einwürfe gegen Chinas Olympiatauglichkeit kommen naturgemäß aus den USA, jenem Land, das nach 1945 die meisten olympischen Spiele - je zwei im Sommer und im Winter - und die meisten Kriege, im Sommer wie im Winter, veranstaltet hat.
Werner Pirker in der "jungen Welt" vom 18. März 2008 "Böse Serben, gute Tibeter")

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Noch viel brutaler

"Heute wird zu Recht beklagt, dass die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war, und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche."

Ulrich Wickert, Tagesthemen, 12. Oktober 1997
(Gefunden bei: Wikipedia, http://de.wikiquote.org. Letzter Zugriff am 31. März 2008

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Todesurteil gegen Mumia Abu-Jamal aufgehoben

Mehr als 25 Jahren nach seiner Verurteilung zum Tode kann der schwarze US-Journalist Mumia Abu-Jamal auf eine endgültige Abwendung seiner Hinrichtung hoffen. Ein Berufungsgericht in Philadelphia hob das Todesurteil gegen den 53-Jährigen auf. Die Richter erkannten mit der Aufhebung des Todesurteils die Einwände der Verteidigung an, dass bei dem Prozess gegen eine Reihe von Grundrechten und Verfahrensregeln verstoßen wurde. So sei die Jury aufgefordert worden, den Angeklagten unabhängig von möglichen mildernden Umständen schuldig zu sprechen.
Die Verurteilung wegen Mordes an einem Polizisten 1981 hielten die Bundesrichter aber aufrecht, den Wunsch des Verurteilten nach einer Neuauflage des Prozesses wiesen sie mit zwei zu eins Stimmen ab. Bei einer Anhörung vor Gericht soll nun entschieden werden, ob die Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt wird. Die Staatsanwaltschaft kann nun erneut vor einem Geschworenengericht die Todesstrafe anstreben. Sollte sie aber darauf verzichten, würde Abu-Jamals Strafmaß automatisch in lebenslange Haft umgewandelt.
Das frühere Mitglied der "Black Panthers" ist eine Symbolfigur im Kampf gegen die Todesstrafe in den USA. Menschenrechtsorganisationen in aller Welt setzen sich für den ehemaligen Black-Panther-Aktivisten ein.

Nachrichtenagenturen 27. März 2008
Über den "Ehrenbürger in der Todeszelle" vgl. zuletzt unseren Beitrag:
Das Leben Mumia Abu-Jamals ist weiterhin bedroht.

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Onkel Fritz

"Mein Onkel Franz sagte mir nach seiner elfjährigen Internierung im KZ einmal: Junge, tu alles, dass es nie wieder zu Faschismus und Krieg kommt. Mein Leben lang habe ich diesen Satz niemals vergessen. Und niemals möchte ich mir vorwerfen müssen, dazu nicht alles in meiner Kraft Stehende getan zu haben."
Willi Hoffmeister (75), prominenter Ostermarschierer und Friedensaktivist, im Interview. Dieses und noch mehr über die Ostermärsche gibt es >>>> hier <<<<

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Struck trotzt der Mehrheit

Es ist völlig klar, dass die SPD, aber auch die Union, die FDP und weite Teile der Grünen mit der klaren Unterstützung des Afghanistan-Einsatzes gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung stehen. Dennoch bleibe ich dabei: Die Interessen Deutschlands werden auch am Hindukusch verteidigt.

Peter Struck in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, 16. März 2008.

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Opfer und Täter

Der Holocaust verleiht Israel keine Immunität. Es ist eine Pflicht für die Deutschen, die Welt zu einem sichereren Platz für alle Menschen zu machen, und nicht nur für Israelis. Es wäre sogar eine Art Missachtung der Holocaust-Toten, wenn das die Deutschen dauerhaft stumm gegenüber Israel machen würde. Diese Toten sollen moralische Kräfte in der deutschen Gesellschaft freisetzen. Moral bedeutet aber nicht, höflich zu sein, sondern zu sagen, wenn etwas falsch ist.
(...) Israel tut beständig Dinge, die ich ablehne. Das bedeutet wiederum auch nicht, dass ich glaube, dass die Hamas Recht hat. Die Idee dieses Pro- oder Anti-Israelischen ist doch dumm. Gibt es etwa pro-belgisch oder anti-belgisch eingestellte Europäer? Jede Nation trägt ambivalente Strukturen in sich, aus denen Gutes und Schlechtes entsteht. Israel und Palästina sind sowohl Opfer als auch Täter.

Der israelische Erfolgsautor Etgar Keret in einem Interview in der Frankfurter Rundschau, 17. März 2008
[Siehe hierzu auch den Text von Rolf Verleger: "Ist Nächstenliebe antisemitisch?"]

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Die selben Boxhandschuhe

Totale Liberalisierung [des Weltmarktes], das hieße doch, den Boxweltmeister Mike Tyson gegen einen unterernährten bengalischen Arbeitslosen antreten zu lassen. Und dann wie die WTO [Welthandelsorganisation] zu sagen, es gelten doch für beide die selben Regeln und beide haben die selben Boxhandschuhe, der Bessere wird schon gewinnen. Da sieht man, dass das gar nicht gehen kann, nach 400 Jahren Kolonisation und Ausbeutung durch den Norden. Der Neoliberalismus an sich ist ein mörderisches System.
UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, 12. März 2008.

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Die Kosten der Geschlechterungleichheit

Wir alle müssen die Kosten der anhaltenden Geschlechterungleichheit und die notwendigen Mittel berechnen, um der Ungleichheit abzuhelfen. Wir müssen Mechanismen entwickeln, um Investitionen in Geschlechtergleichheit zurückverfolgen zu können. Wir müssen Betriebsmittelzuweisungen regelmäßig kontrollieren und begutachten. Und wir müssen nationale Haushalte und internationale Hilfsleistungen an die wahren Bedürfnisse anpassen und sicherstellen, dass sie nicht unterbrochen werden.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seiner Erklärung zum Internationalen Frauentag 2008. Hier geht es zur ganzen Erklärung im Wortlaut.

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Standort Deutschland

"Ein Bündnis mit den Linken oder die Tolerierung einer Minderheitenregierung durch die Linken - das schadet dem Standort Deutschland erheblich."

BDI-Präsident Jürgen Thumann in der Bild-Zeitung am 22. Februar 2008

Größerer Beliebtheit erfreut sich der Standort Liechtenstein. Dessen Parlament ist frei von Linken.

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Territoriale Unversehrtheit

(...) in Bekräftigung des Bekenntnisses aller Mitgliedstaaten zur Souveränität und territorialen Unversehrtheit der Bundesrepublik Jugoslawien und der anderen Staaten der Region, wie dies in der am 1. August 1975 in Helsinki unterzeichneten Schlußakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und in Anlage II dieser Resolution zum Ausdruck kommt (...)
Aus der Resolution 1244 (1999) des UN-Sicherheitsrats vom 10. Juni 1999.
Mehr darüber in: Die "Unabhängigkeit" des Kosovo ist völkerrechtswidrig und gefährlich.

"Völkerrechtlich"?

Das Bundeskabinett hat heute der völkerrechtlichen Anerkennung der Republik Kosovo sowie der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zugestimmt.
Aus der Erklärung der Bundesregierung vom 20. Februar 2006
Lesen Sie hierzu: "Dutzende Kosovos weltweit"

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Bündnissolidarität

"Natürlich schuldet die Bundesrepublik ihren Partnern Bündnissolidarität. Was das genau heißt, steht im NATO-Vertrag. Sie schuldet ihnen Beistand zur Abwehr eines bewaffneten Angriffs. Sie schuldet ihnen nicht Beihilfe zur Führung eines bewaffneten Angriffs. Das eine ist Verteidigung und rechtlich legitimiert. Das andere ist das Gegenteil von Verteidigung und rechtlich geächtet. Diesen Unterschied müsste die Bundesregierung ihren Partnern klar machen, wenn sie nicht immer wieder in dieselbe Erklärungsnot geraten will."

Politikwissenschaftler und Friedensforscher Prof. Dr. Reinhard Mutz in einem Interview für den "Freitag", 8. Februar 2008

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"Erschreckend hoch"?

Die Deutschen verstehen nicht, warum ihre Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz ist. Ein erschreckend hoher Anteil der politikmündigen Bürger glaubt, dass hier ein Vasallenkrieg der USA geführt werden müsse. Viele fragen nach dem Ziel des Einsatzes.

Stefan Kornelius in einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung, 11.02.2008

Mit unserem Afghanistan-Dossier wollen wir ein wenig dazu beitragen, dass der Anteil der Bürger/innen, die nach dem "Ziel des Einsatzes" fragen, hoch bleibt und vielleicht noch höher wird. Auch wenn der SZ-Kommentator darob erschrickt.

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Mir wird schlecht *

"Wir konsumieren hier Sicherheit, die uns die Amerikaner mit Ihrem Machtanspruch garantieren. Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie Deutschland sich in Afghanistan drückt!"

Ein nicht näher genannter ehemaliger General des deutschen Heeres laut BILD-Zeitung vom 4. Februar.

* Mir auch. (Der Webmaster)

Aber lesen Sie bitte weiter:
Die Stimmen der Kriegsverschärfer werden lauter

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Sieben Jahre Bush

Während der vergangenen sieben Jahre haben wir bewegende Momente in der Geschichte der Freiheit erlebt. Wir haben gesehen, wie die Menschen in Georgien und in der Ukraine sich erhoben und ihr Recht auf freie und faire Wahlen eingefordert haben. Wir haben gesehen, wie die Menschen im Libanon auf die Straßen gegangen sind, um ihre Unabhängigkeit zu fordern. Wir haben gesehen, wie die Afghanen die Tyrannei der Taliban hinter sich gelassen und einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament gewählt haben. Wir haben gesehen, wie jubelnde Iraker tintengefärbte Finger in die Höhe gehalten und ihre Freiheit gefeiert haben. Diese Bilder der Freiheit haben uns inspiriert.


George W. Bush in seiner - letzten - Rede "Zur Lage der Nation" am 28. Januar 2008.

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Wenn der Hanswurst, den die Kohlenbarone
In unserm Land den Führer spielen lassen, lange genug
Den Führer gespielt haben wird
Wird er daran gehen, auf dem ganzen Kontinent
Den Führer zu spielen.

Je mehr Kanonen er haben wird
Desto mehr Drohungen wird er ausstoßen.
Er wird meinen: sie fürchten den Krieg, aber
Eines Tages wird er seinen Krieg haben.

(...)
Und Deutschland, das im letzten Krieg
Alle Schlachten gewonnen hat, außer der letzten
Wird in diesem Krieg außer der ersten
Alle verlieren.


Aus: Bert Brecht: Eine Voraussage, in: Gedichte 1933-1938, B.B., Gesammelte Werke, (edition suhrkamp) Bd. 9, S. 544

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Kenia ist nicht Ruanda
Kenia kämpft .. nicht mit ethnischen Problemen, sondern mit ungerecht verteilten Ressourcen und Lebenschancen. Kenia ist eine der ungerechtesten Gesellschaften der Welt: Obwohl das Bruttosozialprodukt steigt und obwohl wir als friedliche, demokratische Nation gelten, geht sie Schere zwischen reich und arm immer weiter auf. Es ist sehr unglücklich, dass die internationalen Medien sich auf die ethnische Frage konzentrieren, wo das Problem doch viel mehr mit der Frage der Gleichheit zu tun hat.
Rasna Warah: "Kenia ist nicht Ruanda". In: Süddeutsche Zeitung, 5./6. Januar 2008 (Feuilleton).
Siehe auch unser Kenia-Dossier





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