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"Kampfhandlungen im Irak weitgehend beendet" - Aber: "Unsere Aufgabe ist noch nicht erledigt"

Im Wortlaut: Die Rede des US-Präsidenten George W. Bush auf dem Flugzeugträger "Abraham Lincoln"

Zunächst einmal: Die spektakuläre Landung des US-Präsidenten George W. Bush auf dem Flugzeugträger "USS Abraham Lincoln" am 1. Mai (Ortszeit), wo er das - "weitgehende" Ende der Kampfhandlungen in Irak bekannt gab, hat ein innenpolitisches Nachspiel. Die Landung war eine "Inszenierung" für die Medien und Bush habe sein Amt "missbraucht", so der Vorwurf der Opposition.

Statt mit einem Hubschrauber, wie es in solchen Fällen üblich ist für den Präsidenten, landete Bush per Kampfflugzeug auf dem Flugzeugträger. In einer vom Fernsehen übertragenen Rede erklärte er dann vor großer militärischer Kulisse den Irak für befreit.

Nun hatte aber das Weiße Haus sowohl vor als auch nach Bushs Landung angegeben, der Militärjet sei gewählt worden, weil der Flugzeugträger außer Reichweite für einen Helikopter gewesen sei. Später stellte sich heraus, dass das Schiff nicht mehrere hundert, sondern lediglich 30 Meilen von der Küste entfernt war. Trotzdem habe Bush an seiner Entscheidung festgehalten, mit dem Flugzeug zu landen. "Er wollte es so realistisch wie möglich machen", sagte Regierungssprecher Ari Fleischer am 6. Mai. Deshalb habe er auch dann noch am Jet-Auftritt festgehalten, als das Schiff bereits in Helikopter-Reichweite war.

Die Opposition im Senat kritisiert dieses Husarenstück. Der demokratische Senator Robert C. Byrd bezeichnete die Aktion als "prunkvolle Showeinlage", berichtet die "Washington Post" am 7. Mai. Bush habe das Militär als Kulisse für eine Werbeeinlage benutzt, sagte er. "Ich halte es für eine Beleidigung für die in Irak gefallenen und verletzten Soldaten, wenn der Präsident die Kriegsaufmachung für eine Rede ausnutzt", so Byrd im Senat. Und der demokratische Kongress-Abgeordnete Henry A. Waxman forderte beim "General Accounting Office" eine "vollständige Aufzählung" der Kosten der Reise an.

Die Wahl der aus dem Persischen Golf in ihren Heimathafen San Diego zurückkehrenden "Abraham Lincoln" hatte nach Meinung von Beobachtern auch symbolischen Charakter. Das Schiff war nach dem 11. September 2001 schon bei den Kämpfen gegen in Afghanistan im Einsatz. In den US-Medien wird Bushs kameradschaftlicher Umgang mit den Soldaten vor militärischer Kulisse als Inszenierung für den Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Jahr beurteilt. Der Auftritt war verschiedentlich mit Szenen der Spielfilme "Independence Day" und "Top Gun" verglichen wurde.

Negative Folgen wird der Auftritt für Bush wahrscheinlich nicht haben. Dazu war die Inszenierung zu patriotisch - genaus das, was das Herz vieler Amerikaner zur Zeit noch hoch schlagen lässt.


Im Folgenden dokumentieren wir die Rede des US-Präsidenten, die am 3. Mai in verschiedenen Zeitungen hier zu Lande nur in kurzen Auszügen wiedergegeben wurde, im vollen Wortlaut. Die deutsche Übersetzung stammt - wie immer bei Präsidenten-Reden - vom Amerika Dienst.

Kampfhandlungen im Irak weitgehend beendet

Rede von Präsident George W. Bush auf dem Flugzeugträger USS Abraham Lincoln vor der Küste Kaliforniens vom 1. Mai 2003.

Vielen Dank Ihnen allen. Admiral Kelly, Kapitän Card, Offiziere und Matrosen der USS Abraham Lincoln, meine lieben amerikanischen Mitbürger: Die Kampfhandlungen im Irak sind weitgehend beendet. In der Schlacht im Irak haben die Vereinigten Staaten und ihre Bündnispartner obsiegt. Und nun ist unsere Koalition dabei, dieses Land zu sichern und wieder aufzubauen.

In dieser Schlacht haben wir für die Sache der Freiheit und für Frieden auf der Welt gekämpft. Unsere Nation und unsere Koalition sind stolz auf diese Leistung - dennoch sind es Sie, die Angehörigen des Militärs der Vereinigten Staaten, die dies vollbracht haben. Ihr Mut, Ihre Bereitschaft, sich für Ihr Land und füreinander der Gefahr auszusetzen, hat diesen Tag ermöglicht. Dank Ihnen ist unsere Nation sicherer. Dank Ihnen ist der Tyrann gefallen, und der Irak ist frei.

Die Operation Iraqi Freedom wurde mit einer Mischung aus Präzision, Geschwindigkeit und Kühnheit ausgeführt, die der Feind nicht erwartet und die Welt zuvor noch nicht gesehen hatte. Von weit entfernten Stützpunkten oder von Schiffen auf See haben wir Flugzeuge und Raketen geschickt, die eine ganze feindliche Division zerstören oder nur einen einzigen Bunker treffen konnten. Marineinfanteristen und Soldaten rückten 350 Meilen durch Feindesland auf Bagdad vor - einer der schnellsten Vormärsche mit schwerem Geschütz in der Geschichte. Sie haben der Welt die Fähigkeiten und Macht der amerikanischen Streitkräfte demonstriert.

Diese Nation dankt allen Mitgliedern unserer Koalition, die für diese noble Sache gekämpft haben. Wir danken den Streitkräften des Vereinigten Königreichs, Australiens und Polens, die die Härten des Kriegs mit uns teilten. Wir danken allen Bürgern Iraks, die unsere Truppen willkommen hießen und sich an der Befreiung ihres eigenen Lands beteiligten. Heute Abend möchte ich insbesondere Verteidigungsminister Rumsfeld, General Franks und allen Männern und Frauen, die die Uniform der Vereinigten Staaten tragen, sagen: Amerika ist dankbar, dass Sie Ihre Sache gut gemacht haben.

Das Eigenschaften unseres Militärs im Verlauf der Geschichte - der Wagemut der Normandie, der grimmige Mut von Iwo Jima, Anständigkeit und Idealismus, die Feinde zu Bündnispartnern werden ließen - werden durch diese Generation voll und ganz verkörpert. Als irakische Zivilisten in die Gesichter unserer Soldaten und Soldatinnen blickten, sahen sie Stärke, Freundlichkeit und guten Willen. Wenn ich mir die Angehörigen des amerikanischen Militärs ansehe, sehe ich die Besten unseres Lands, und ich fühle mich geehrt, Ihr Oberbefehlshaber zu sein.

In den Bildern fallender Statuen sind wir Zeugen des Beginns eines neuen Zeitalters geworden. Während hundert Jahren Krieg, gipfelnd im Atomzeitalter, war die militärische Technologie darauf ausgelegt und wurde dafür eingesetzt, in immer größerem Ausmaß todbringend zu wirken. Mit dem Sieg über Nazideutschland und das Kaiserreich Japan haben alliierte Truppen ganze Städte zerstört, während die feindliche Führung, die den Konflikt begonnen hatte, bis zu den letzten Tagen sicher war. Militärische Macht wurde zum Sturz eines Regimes eingesetzt, indem eine Nation zerschlagen wurde.

Heute haben wir die größere Macht, eine Nation zu befreien, indem wir ein gefährliches und aggressives Regime zerschlagen. Mit neuen Taktiken und Präzisionswaffen können wir militärische Ziele erreichen, ohne Gewalt gegen Zivilisten zu richten. Es gibt kein Mittel, das dem Krieg die Tragik nehmen kann, aber dennoch ist es ein großer moralischer Fortschritt, wenn die Schuldigen sehr viel mehr zu fürchten haben als die Unschuldigen.

In den Bildern feiernder Iraker haben wir auch die zeitlose Anziehungskraft der menschlichen Freiheit gesehen. Jahrzehntelange Lügen und Einschüchterung konnten das irakische Volk nicht dazu bringen, seine Unterdrücker zu lieben oder seine eigene Versklavung zu wünschen. Männer und Frauen jeder Kultur brauchen die Freiheit wie sie Nahrung, Wasser und Luft brauchen. Wo auch immer die Freiheit Einzug hält, frohlockt die Menschheit, und wo auch immer sich die Freiheit regt, soll sie Tyrannen das Fürchten lehren.

Uns steht im Irak eine schwierige Aufgabe bevor. Wir bringen Ordnung in Teile dieses Landes, die noch gefährlich sind. Wir verfolgen und finden Mitglieder der Führung des alten Regimes, die für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Wir haben die Suche nach versteckten chemischen und biologischen Waffen begonnen und wissen von Hunderten zu untersuchenden Orte. Wir helfen, den Irak wiederaufzubauen, während der Diktator statt Krankenhäuser und Schulen Paläste für sich selbst baute. Wir werden der neuen irakischen Führung beim Aufbau einer von Irakern eingesetzten und aus Irakern bestehenden Regierung für das irakische Volk zur Seite stehen.

Der Übergang von einer Diktatur zu Demokratie braucht Zeit, aber er ist jede Mühe wert. Unsere Koalition wird bleiben, bis ihre Aufgabe erfüllt ist. Dann werden wir gehen und einen freien Irak zurücklassen.

Die Schlacht im Irak ist ein Sieg im Krieg gegen den Terror, der am 11. September 2001 begann und noch nicht zu Ende ist. An diesem furchtbaren Morgen haben 19 böse Männer - der Stoßtrupp einer hasserfüllten Ideologie - Amerika und der zivilisierten Welt einen Einblick in ihre Ziele erlaubt. Sie stellten sich vor - mit den Worten eines Terroristen gesprochen - dass der 11. September der "Anfang vom Ende Amerikas" sein würde. Die Terroristen und ihre Verbündeten meinten, sie könnten die Entschlossenheit unserer Nation zerstören und uns zwingen, uns aus dieser Welt zurückzuziehen, indem sie unsere Städte in Schlachtfelder verwandeln. Es ist ihnen nicht gelungen.

In der Schlacht in Afghanistan haben wir die Taliban, viele Terroristen und ihre Ausbildungslager vernichtet. Wir sind dem afghanischen Volk weiterhin beim Bau von Straßen, dem Wiederaufbau von Krankenhäusern und der Ausbildung aller ihrer Kinder behilflich. Aber wir müssen auch gefährliche Aufgaben vollenden.

Während ich spreche, ist eine von der Einheit 82nd Airborne geführte Sondereinsatzgruppe auf der Spur der Terroristen und derer, die versuchen, die freie Regierung Afghanistans zu untergraben. Die Vereinigten Staaten und ihre Koalition werden beenden, was sie begonnen haben.

Von Pakistan über die Philippinen bis zum Horn von Afrika machen wir Jagd auf die Mörder der Al Qaida. Vor 19 Monaten habe ich versprochen, die Terroristen würden der geduldigen Gerechtigkeit der Vereinigten Staaten nicht entkommen. Bis heute Abend wurden fast die Hälfte der hochrangigen Mitglieder der Al Qaida gefangen genommen oder getötet.

Die Befreiung des Irak ist ein wesentlicher Fortschritt im Feldzug gegen den Terror. Wir haben einen Bündnispartner der Al Qaida beseitigt und den Terroristen den Zugriff auf eine Geldquelle unmöglich gemacht. Und soviel ist sicher: Kein terroristisches Netzwerk wird Massenvernichtungswaffen vom irakischen Regime erhalten, denn das irakische Regime gibt es nicht mehr.

In diesen 19 Monaten, die die Welt veränderten, waren unsere Maßnahmen zielgerichtet, überlegt und dem Angriff angemessen. Wir haben die Opfer des 11. September nicht vergessen - die letzten Anrufe, der kaltblütige Mord an Kindern, die Suche in den Trümmern. Mit diesen Angriffen haben die Terroristen und ihre Unterstützer den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt. Und Krieg haben sie bekommen.

Unser Krieg gegen den Terrorismus wird nach den Prinzipien geführt, die ich allen klar dargelegt habe: Jeder, der an der Ausübung oder Planung von terroristischen Anschlägen gegen das amerikanische Volk beteiligt ist, wird zum Feind dieses Lands und Zielscheibe der amerikanischen Justiz.

Jede Person, Organisation oder Regierung, die Terroristen unterstützt, schützt oder ihnen Zuflucht gewährt, ist an der Ermordung von Unschuldigen beteiligt und ebenso terroristischer Verbrechen schuldig.

Jedes geächtete Regime, das Bindungen zu terroristischen Gruppen hat und den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstrebt oder im Besitz dieser ist, ist eine ernste Gefahr für die zivilisierte Welt, und wir werden uns ihm entgegenstellen.

Und jeder auf der Welt, einschließlich der arabischen Welt, der für die Freiheit arbeitet und Opfer bringt, hat in den Vereinigten Staaten von Amerika einen loyalen Freund.

Unser Bekenntnis zur Freiheit ist eine amerikanische Tradition - erklärt bei unserer Gründung, bestätigt in den "Vier Freiheiten" von Franklin Roosevelt, bekräftigt in der Truman-Doktrin und in der Herausforderung an das "Reich des Bösen" durch Ronald Reagan. Wir engagieren uns für Freiheit in Afghanistan, im Irak und in einem friedlichen Palästina. Die Ausbreitung der Freiheit ist die sicherste Strategie zur Unterminierung der Anziehungskraft des Terrorismus auf der Welt. Wo die Freiheit Fuß fasst, weicht der Hass der Hoffnung. Wenn die Freiheit Fuß fasst, streben Männer und Frauen friedlich ein besseres Leben an. Amerikanische Werte und amerikanische Interessen führen in die gleiche Richtung: Wir stehen für die Freiheit des Menschen.

Die Vereinigten Staaten halten diese Prinzipien der Sicherheit und Freiheit auf vielerlei Art und Weise hoch - mit allen Mitteln der Diplomatie, der Strafverfolgung, nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und der Finanzwirtschaft. Wir arbeiten mit einer umfassenden Koalition von Nationen, die sich der Bedrohung und unserer gemeinsame Verantwortung, ihr zu begegnen, bewusst sind. Die Anwendung von Gewalt war - und ist - unser letztes Mittel. Dennoch dürfen alle wissen - Freund wie Feind - dass unsere Nation einen Vorsatz hat: Wir werden auf die Bedrohung unserer Sicherheit reagieren, und wir werden den Frieden verteidigen.

Unsere Aufgabe ist noch nicht erledigt. Al Qaida ist verwundet, nicht vernichtet. Die verstreuten Zellen des terroristischen Netzwerks sind noch in vielen Ländern aktiv, und wir wissen aus täglichen nachrichtendienstlichen Erkenntnissen, dass sie weiterhin Pläne gegen freie Menschen schmieden. Die Verbreitung tödlicher Waffen bleibt eine ernste Gefahr. Die Feinde der Freiheit sind nicht untätig, und wir sind es ebenfalls nicht. Unsere Regierung hat beispiellose Maßnahmen ergriffen, um unsere Heimat zu verteidigen. Wir werden den Feind weiter aufspüren, bevor er zuschlagen kann.

Der Krieg gegen den Terror ist nicht vorbei, er ist jedoch auch nicht endlos. Wir kennen den Tag des endgültigen Siegs nicht, aber wir haben bereits gesehen, dass das Blatt sich gewendet hat. Kein terroristischer Akt wird unsere Zielsetzung ändern, unsere Entschlossenheit mindern oder das Schicksal der Terroristen ändern. Ihre Sache ist verloren. Freie Nationen werden den Sieg erringen.

Andere Nationen in der Geschichte haben im Ausland gekämpft und sind dann als ausbeuterische Besatzungsmacht geblieben. Amerikaner möchten nach einer Schlacht nichts mehr, als nach Hause zurückzukehren. Und das ist heute Abend auch Ihre Richtung. Nach dem Dienst an afghanischen und irakischen Kriegsschauplätzen, nach 100.000 Meilen im längsten Flugzeugträgereinsatz der jüngeren Geschichte, sind Sie auf dem Weg in Richtung Heimat. Einige von Ihnen werden neue Familienmitglieder zum ersten Mal sehen - 150 Babys wurden geboren, während ihre Väter auf der Lincoln waren. Ihre Familien sind stolz auf Sie, und Ihre Nation wird Sie willkommen heißen.

Wir denken auch daran, dass einige gute Männer und Frauen die Reise nach Hause nicht antreten. Einer der Gefallenen, Unteroffizier Jason Mileo, sprach fünf Tage vor seinem Tod mit seinen Eltern. Jasons Vater sagte: "Er rief uns aus dem Zentrum Bagdads an, nicht um anzugeben, sondern um uns zu sagen, dass er uns liebt. Unser Sohn war ein Soldat."

Jeder Name, jedes Leben ist ein Verlust für unser Militär, für unsere Nation und für die trauernden Angehörigen. Für diese Familien gibt es kein freudiges Wiedersehen. Wir bitten jedoch dafür, dass sie sich, so Gott will, in der Ewigkeit wiedersehen werden.

Diejenigen, die wir verloren haben, wurden zuletzt im Dienst gesehen. Ihre letzte Tat auf dieser Erde war der Kampf gegen ein großes Übel und für die Freiheit anderer. Sie alle - alle in dieser Generation unseres Militärs - sind dem höchsten Ruf der Geschichte gefolgt. Sie verteidigen Ihr Land und schützen Unschuldige vor Schaden. Und wo auch immer Sie hingehen, bringen Sie eine Botschaft voller Hoffnung - eine Botschaft, die alt, aber doch immer neu ist. Mit den Worten des Propheten Jesaja gesprochen: "Zu sagen den Gefangenen: 'Geht heraus!' und zu denen in der Finsternis: 'Kommt hervor!'"

Ich danke Ihnen, dass Sie unserem Land und unserer Sache dienen. Möge Gott Sie segnen, und möge Gott Amerika weiterhin segnen.

Übersetzung durch den Amerika Dienst

Originaltext: Bush Announces End of Major Combat Operations in Iraq (siehe http://usinfo.state.gov)


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