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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt
Januar/Februar 2007
Montag, 1. Januar, bis Sonntag, 7. Januar
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Pakistan und Indien haben am 1. Jan. Listen über ihre Atomanlagen
ausgetauscht. Die 1988 ausgehandelte und 1991 in Kraft getretene
Abmachung über den Listenaustausch am Neujahrstag soll Angriffe der
beiden verfeindeten Länder auf atomare Anlagen des Gegners verhindern,
teilte das pakistanische Außenministerium mit. 2005 wurde zudem eine
Telefonhotline eingerichtet, um einen Atomkonflikt zu verhindern.
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In Israel ist für den Nachmittag des 2. Jan. der Test einer Messstation
geplant, die einen Atomversuch im Iran anzeigen soll. Die Anlage in der
Nähe der Eilat-Berge im Süden zeige Erderschütterungen und andere
unteriridische Aktivitäten wie Atomtests an, sagte ein Wissenschaftler
des geophysischen Instituts von Lod bei Tel Aviv der Zeitung "Jediot
Ahronot". Die jüngsten Atomtests in Indien und Pakistan seien "perfekt"
aufgezeichnet worden. Um die Geräte der Messstation genau einzustellen,
sollen in der Negev-Wüste drei Sprengsätze mit einer Sprengkraft von
insgesamt 15 Tonnen gezündet werden. Die Daten der Anlage werden der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien übermittelt. Eine
erste Messstation steht bereits in Nordisrael.
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Pakistan und Afghanistan wollen über die bessere Sicherung ihrer
gemeinsamen Grenze beraten. Der pakistanische Ministerpräsident Shaukat
Aziz reist dazu am 4. Jan. zu Gesprächen mit dem afghanischen
Präsidenten Hamid Karsai nach Kabul, wie sein Informationsministerium am
3. Jan. mitteilte. Die Regierung in Islamabad hat in der vergangenen
Woche angekündigt, einen Teil der 2.430 Kilometer langen Grenze zu
verminen und einen Zaun zu errichten. Afghanistan und westliche Länder
haben Pakistan wiederholt vorgeworfen, Extremisten Unterschlupf zu bieten.
Das Hilfswerk terre des hommes hat die Kinderarbeit in der Dritten Welt angeprangert. Der Vorsitzende Peter Knauft sagte am 4. Jan. in Stuttgart, weltweit müssten rund 217 Millionen Kinder arbeiten, davon über 120 Millionen unter schlimmsten Verhältnissen. "Hierzu zählen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse wie Sklaverei und Prostitution." Die Organisation war vor 40 Jahren in der baden-württembergischen Landeshauptstadt gegründet worden. Man wolle in den kommenden Jahren die Kinderarbeit verstärkt bekämpfen, kündigte Knauft an. Wichtig sei auch die Sicherung der Bildung und Ausbildung von Kindern. Man könne sich nicht damit zufrieden geben, dass in vielen Ländern die Schulpflicht zwar gesetzlich verankert sei, in der Praxis jedoch nicht existiere. Knauft verwies auf Indien: Dort würden Lehrer schlecht bezahlt und müssten mehrere Arbeitsstellen annehmen, um sich und ihre Familien zu ernähren. "In Klassenräumen mit 80 bis 100 Jugendlichen, die als Kinder von Wanderarbeitern aus unterschiedlichen Gegenden Indiens in die Metropolen kommen, die unterschiedliche Sprachen sprechen und einander nicht verstehen, ist kein wirklicher Unterricht möglich."
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Bei mehreren Überfällen und Anschlägen im Nordosten Indiens haben mutmaßliche Separatisten 56 Menschen getötet. Die Polizei machte Rebellen der Vereinigten Befreiungsfront von Asom (ULFA) für die Taten verantwortlich. Es handelte sich um die schlimmste Welle der Gewalt in der Region seit Jahren. Beobachter vermuten, dass die Rebellen die Regierung damit zur Wiederaufnahme von Friedensgesprächen zwingen wollen. Behördensprecher bekräftigten, dass sie Verhandlungen ablehnten.
Nach Behördenangaben überrannten Bewaffnete in der Nacht zum 6. Jan. eine Schlafstätte für Wanderarbeiter in der entlegenen Stadt Sadiya im Unionsstaat Assam und erschossen 13 Menschen im Schlaf. Ähnlichen Überfällen am 5. und 6. Jan. fielen in derselben Region 35 weitere Wanderarbeiter zum Opfer. Die Explosion einer Landmine kostete acht Regierungsbeamte das Leben.
Am 7. Jan. suchten Soldaten und Polizisten im dicht bewaldeten Gebiet des Unionsstaats Assam nach Stützpunkten der Rebellen. Ein Polizeisprecher sagte, es handele sich um eine massive Aktion zur Bekämpfung der Aufständischen. Innenstaatssekretär Sriprakash Jaiswal traf in der Region ein und sicherte mehreren hundert Wanderarbeitern die Unterstützung der Regierung zu.
Die ULFA kämpft seit ihrer Gründung 1979 für die Unabhängigkeit von Assam. Ihr wurden schon zahlreiche Anschläge zur Last gelegt, doch stellen die jüngsten Überfälle nach Behördenangaben eine deutliche Eskalation der Gewalt dar. Am Samstag detonierte auch ein Sprengsatz in einem Zug auf der Fahrt von Neu-Delhi nach Assam. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden.
Montag, 8. Januar, bis Sonntag, 14. Januar
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US-Präsident George W. Bush hat den bisherigen Botschafter im Irak Zalmay Khalilzad als neuen UN-Botschafter nominiert. Den diplomatischen Posten in Bagdad werde der bisherige US-Botschafter in Pakistan, Ryan Crocker, übernehmen, teilte das Weiße Haus am 8. Jan. in Washington mit. Khalilzad muss vom US-Senat bestätigt werden.
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Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei sind am 8. Jan. im Osten Indiens mehr als 400 Menschen festgenommen worden. Die Demonstranten hatten Straßenblockaden errichtet, um einen Streik gegen den Ankauf von Ackerland durchzusetzen, wie die Polizei erklärte. Die Regierung des Unionsstaates Westbengalen will in dem Ort Nandigram ein Industriegebiet errichten, die Bewohner lehnen dies ab. Der Streik war von Oppositionsparteien ausgerufen worden, um gegen gewaltsame Zusammenstöße in Nandigram zu protestieren, bei denen am Wochenende (6./7. Jan.) fünf Menschen getötet wurden. In Kalkutta, der rund 150 Kilometer nordöstlich von Nandigram gelegenen Hauptstadt Westbengalens, wurden nach Protesten etwa 100 Menschen festgenommen. Geschäfte und Unternehmen blieben geschlossen.
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Bei der blutigsten Angriffsserie von Separatisten im nordostindischen Bundesstaat Assam seit Jahren sind zwölf weitere Wanderarbeiter getötet worden. Ein Polizeisprecher sagte am 8. Jan. in der Hauptstadt Assams, Guwahati, Separatisten hätten in der Nacht zuvor zehn aus dem Bundesstaat Bihar stammende Inder erschossen. Zwei weitere seien am 8. Jan. getötet worden, meldete der Nachrichtensender NDTV. Die Zahl der Toten der seit dem 5. Jan. andauernden Gewaltwelle, für die die Behörden vor allem die Vereinte Befreiungsfront von Assam (ULFA) verantwortlich machen, stieg damit auf 65. Die meisten der Opfer waren Wanderarbeiter aus Bihar.
Die Polizei in Guwahati teilte am 8. Jan. weiter mit, im Distrikt Sibasagar seien am Vortag zwei ULFA-Rebellen getötet worden. Zu den jüngsten Angriffen der Separatisten kam es trotz verstärkter Sicherheitsvorkehrungen und Patrouillen.
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Im ostindischen Unionsstaat Assam wurden nach Polizeiangaben vom 9. Jan. erneut zwei Menschen von mutmaßlichen Separatisten erschossen, eine Person wurde verwundet. Seit dem 5. Jan. wurden damit bei Überfällen und Anschlägen insgesamt 67 Menschen getötet.
Bei zwei offenbar von Separatisten ausgelösten Explosionen in der Hauptstadt Gauhati wurden fünf Menschen verwundet. Die Polizei machte Rebellen der Vereinigten Befreiungsfront von Asom (ULFA) für die Taten verantwortlich.
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In Vorbereitung auf künftige bemannte Raumflüge hat Indien am 10. Jan. erfolgreich einen Test-Satelliten ins All gebracht. Die Rakete mit insgesamt vier Satelliten startete in Sriharikota im Unionsstaat Andhra Pradesh unter dem Jubel von Wissenschaftlern und Ingenieuren. Die Indische Raumfahrtbehörde ISRO sprach von einem großen Tag für das Land. Der Satellit SRE-1 wurde entwickelt, um die Technologie für den Wiedereintritt in die Atmosphäre zu testen, wie die ISRO in einer Stellungnahme erklärte. Die Kapsel soll 13 bis 30 Tage um die Erde kreisen und dann vor der Bucht von Bengalen ins Meer stürzen. Man wolle mit den gewonnen Daten die Technologie für die Navigation, Steuerung und Kontrolle während der Wiedereintrittsphase testen, hieß es weiter. Die Rakete trug auch einen weiteren Satelliten aus Indien sowie weitere aus Indonesien und Argentinien in den Weltraum. Alle seien erfolgreich entkoppelt worden, sagte Missionsleiter K. Narayanamurthy.
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Wegen Hinweisen auf mögliche Flugzeugentführungen durch Kaschmir-Rebellen sind die Flughäfen in Indien in Alarmbereitschaft versetzt worden. Wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India am 10. Jan. meldete, wurden zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt und die Kontrollen an den Flughäfen verstärkt. Der Warnung lägen Geheimdienstinformationen zugrunde. Nähere Angaben zu der Bedrohung wurden nicht gemacht. Erst Anfang Dezember war wegen Entführungsdrohungen Alarm an indischen Flughäfen ausgelöst worden.
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Bei einem Militäreinsatz von NATO-Truppen und der afghanischen Armee in der Grenzregion im Osten des Landes sind in der Nacht zum 11. Jan. bis zu 150 Aufständische getötet worden. Die Rebellen seien in zwei großen Gruppen von Pakistan in die afghanische Provinz Paktika eingedrungen, teilte die NATO-geführte Internationale Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) mit. Nach dem Grenzübertritt hätten die Aufständischen im Bezirk Barmal Bodentruppen der afghanischen Armee und der ISAF angegriffen. Daraufhin seien sie aus der Luft und vom Boden aus unter Beschuss genommen worden.
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Indien und Pakistan wollen im März erneut einen Anlauf zur Lösung ihres Streits um Kaschmir starten. Beide Seiten hätten eine weitere Runde von Friedensgesprächen vereinbart, teilten die Außenminister der Länder am 13. Jan. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Islamabad mit. Dabei solle die zwischen Indien und Pakistan umstrittene Himalaya-Region Kaschmir prominent auf der Tagesordnung stehen. Die vierte Runde der Verhandlungen soll am 13. und 14. März in Pakistan stattfinden. Der pakistanische Außenminister Khursheed Kasuri erklärte, er habe mit seinem indischen Kollegen Pranab Mukherjee am 13. Jan. auch über den Kaschmir-Konflikt gesprochen. Seit 60 Jahren habe es zwischen Indien und Pakistan nicht derart umfassende Gespräche über die geteilte Region gegeben. Kasuri zeigte sich zuversichtlich, dass schon bald eine Lösung für den Siachen-Gletscher im Norden Kaschmirs gefunden werden könne. Dort stehen sich seit den 80er Jahren tausende Soldaten beider Seiten gegenüber. Bis zu einem Waffenstillstand vor drei Jahren kam es an dem Gletscher, der oft als das höchstgelegene Schlachtfeld der Welt bezeichnet wurde, immer wieder zu blutigen Gefechten. Die Bemühungen um eine Truppenreduzierung sollten nun verstärkt werden, sagte Mukherjee.
Der Gast aus Indien traf am Samstag auch mit Präsident Pervez Musharraf zusammen. Den pakistanischen Ministerpräsidenten Shaukuat Aziz lud er zur Konferenz der Südasiatischen Gemeinschaft für regionale Zusammenarbeit (SAARC) im April in Neu-Delhi ein. Bislang hat an den Gipfeln Musharraf teilgenommen, in diesem Jahr wird Aziz sein Land vertreten.
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Mit Protesten gegen die USA haben am 13. Jan. rund 10.000 Menschen in Pakistan an einen amerikanischen Luftangriff vor einem Jahr erinnert, bei dem 13 Dorfbewohner getötet wurden (Siehe unsere Chronik vom Januar 2006). Die Demonstranten riefen "Tod für Amerika" und verbrannten Bilder von US-Präsident George W. Bush. Den USA werde der Tod von "13 unschuldigen Menschen" in Damadola nahe der afghanischen Grenze nicht vergeben, sagte Sahibzada Haroon Rashid von der religiösen Partei Jamaat-e-Islami. Ein weiteres Mitglied der einflussreichen Partei, Sardar Khan, rief die Menschen auf, Kämpfer gegen die US-Truppen in Afghanistan zu unterstützen. An der Demonstration nahmen auch Überlebende des Angriffs vom 13. Januar 2006 teil. Nach Angaben des pakistanischen Geheimdienstes wurden damals auch Vertraute des stellvertretenden Al-Kaida-Führers Ajman al Sawahri getötet. Dorfbewohner erklärten dagegen, bei allen Todesopfern habe es sich um Zivilpersonen gehandelt. Der Angriff löste in Pakistan zahlreiche anti-amerikanische Demonstrationen aus.
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US-Senatorin Hillary Clinton ist am 14. Jan. zu einem Kurzbesuch in Pakistan eingetroffen. Kurz nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen der Stadt Lahore führte sie nach pakistanischen Regierungsangaben eine Unterredung mit Präsident Pervez Musharraf. Die demokratische Senatorin, die eine Kandidatur bei der US-Präsidentschaftswahl 2008 erwägt, hatte zuvor den Irak und Afghanistan besucht. Pakistan gilt als wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen den Terror.
Montag, 15. Januar, bis Sonntag, 21. Januar
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Die pakistanischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben drei mutmaßliche Al-Kaida-Verstecke nahe der Grenze zu Afghanistan zerstört. Wie ein Sprecher mitteilte, wurden dabei am 16. Jan. mehrere Extremisten getötet. Es habe Geheimdienstinformationen darüber gegeben, dass sich in Süd-Waziristan etwa zwei Dutzend Unterstützer des Terrornetzwerks Al Kaida versteckt hielten, sagte General Shaukat Sultan. Wie viele von ihnen bei dem Angriff ums Leben gekommen seien, sei noch unklar.
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Bei einem Anschlag mutmaßlicher maoistischer Rebellen in Ostindien sind am 16. Jan. sieben Polizisten getötet worden. Die Täter zündeten an einer Straße im Bezirk Narayanpur, knapp 350 Kilometer südlich der Stadt Raipur im Unionsstaat Chattisgarh, eine Landmine, wie die Nachrichtenagentur PTI meldete. In der entlegenen und verarmten Region kommt es immer wieder zu Anschlägen, bei denen in den vergangenen 20 Jahren mehr als 6.000 Menschen getötet wurden.
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Indische Grenzsoldaten sind am 16. Jan. nach eigenen Angaben unter den Beschuss pakistanischer Truppen geraten. Zwei Soldaten seien getroffen und verletzt worden, teilte ein Sprecher der Grenztruppe mit. Der Zwischenfall habe sich im südlichen Teil von Kaschmir ereignet. Der indische Militärsprecher Prem Singh warf den pakistanischen Truppen weiter vor, der Angriff habe dem Feuerschutz islamischer Untergrundkämpfer gedient, die versucht hätten, die Grenze in Richtung Indien zu überqueren. Die indischen Soldaten hätten dies jedoch vereitelt, sagte der Sprecher. (AP, 17. Jan.)
Stunden später berichtet dpa über den Vorfall:
Indische Grenzschützer haben Pakistan vorgeworfen, den seit drei Jahren geltenden Waffenstillstand verletzt zu haben. Indische Medien berichten, pakistanische Soldaten hätten das Feuer eröffnet und zwei indische Grenzschützer verletzt. Die pakistanischen Soldaten hätten versucht, muslimischen Extremisten beim Eindringen nach Indien Schutz zu geben. Pakistan wiederum wirft Indien vor, als erstes geschossen zu haben. (dpa, 17. Jan.)
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In der afghanischen Hauptstadt Kabul soll Ende Januar das erste gemeinsame Geheimdienstzentrum von NATO, Afghanistan und Pakistan eröffnet werden. Damit solle der Kampf gegen die aufständischen radikalislamischen Taliban besser koordiniert werden, sagte NATO-Sprecher Richard Nugee am 17. Jan. Das Zentrum mit sechs Militärangehörigen der drei beteiligten Staaten solle in einem Lager der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF eingerichtet werden. Kurz nach der Eröffnung sollten bereits die ersten Offensiven gegen die Taliban geplant werden, kündigte Nugee an.
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Der seit fünf Jahren untergetauchte afghanische Taliban-Chef Mullah Omar soll von Pakistan aus operieren. Nach Aussage eines gefassten Aufständischen stehe er dort unter dem Schutz des pakistanischen Geheimdienstes ISI, sagte ein Sprecher des afghanischen Geheimdienstes am 17. Jan. Dem Geständnis des festgenommenen Rebellen zufolge befehligt Mullah Omar die Aufständischen in Afghanistan von der südwestpakistanischen Stadt Quetta aus. Der einäugige Taliban-Chef werde dabei vom ISI protegiert.
Pakistan hat die Behauptung eines Taliban-Sprechers zurückgewiesen, wonach sich der Anführer der radikalislamischen Bewegung, Mullah Omar, in der pakistanischen Stadt Quetta aufhält. "Es ist eine absurde und reine Lüge", sagte der Sprecher von Präsident Pervez Musharraf, Shaukat Sultan, am 18. Jan. in Islamabad. Die Stellungnahme sei offenbar "unter Druck" abgegeben worden. Die afghanische Führung solle aufhören, Pakistan für die Probleme in ihrem Land verantwortlich zu machen. Er forderte Kabul auf, Beweise für die Behauptungen des Taliban-Sprechers vorzulegen.
Montag, 22. Januar, bis Mittwoch, 31. Januar
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Bei einem Bombenanschlag im Nordwesten Pakistans sind am 22. Jan. mindestens vier Soldaten getötet worden. Der am Straßenrand versteckte Sprengsatz traf den Konvoi der Sicherheitskräfte in der Nähe des Kontrollpunktes Kagori, wie aus Geheimdienstkreisen verlautete. Kagori liegt nahe der Stadt Miran Shah in der Provinz Nord-Waziristan, wo die pakistanischen Regierung und Stammesfürsten im vergangenen Jahr ein Friedensabkommen zur Beendigung des Blutvergießens schlossen.
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Indien hat einen wichtigen Schritt hin zur bemannten Raumfahrt gemacht: Wie die nationale Raumfahrtagentur ISRO mitteilte, kehrte eine erste Raumkapsel nach elftägigem Flug am 22. Jan. planmäßig zur Erde zurück. Boote der Küstenwache sollten die Kapsel aus dem Golf von Bengalen bergen. Der erfolgreiche Test mit der noch unbemannten Kapsel gilt als großer Schritt für Indiens ehrgeiziges Raumprogramm. 2008 will das Land eine erste unbemannte Sonde zun Mond schicken, bis 2013 eine Mission zum Mars. Anschließend sind bemannte Raumflüge geplant, wie sie bislang nur Russland, die USA (beide teils in Zusammenarbeit mit den Europäern) sowie China ausführen können.
Gestartet war die ISRO-Kapsel am 10. Januar mit einer 44-Meter-Rakete des Typs Polar Satellite Launch Vehicle (PSLV) vom Raumfahrtzentrum Sriharikota im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
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In einer Reaktion auf den chinesischen Satellitenabschuss haben sich der russische Präsident Wladimir Putin und Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh am 25. Jan. für einen waffenfreien Weltraum ausgesprochen. Der Weltraum solle absolut waffenfrei sein, forderte Putin am ersten Tag seines Besuchs in Indien auf einer Pressekonferenz in Neu Delhi. Singh sagte, sein Land habe eine sehr ähnliche Auffassung und sei nicht für die Aufrüstung des Alls.
China hatte am 23. Jan. erstmals bestätigt, dass es eine Waffe zur Zerstörung von Satelliten getestet habe. Peking betonte aber, sein Raumprogramm sei keine Bedrohung für den Rest der Welt.
Putin wandte sich zudem gegen Rüstungspläne der Vereinigten Staaten für das Weltall. Die USA und die Sowjetunion hatten bereits in den 80er Jahren Satelliten zerstört. Beide Staaten gaben ihre Raumwaffenprogramme schließlich aber auf, vor allem da der Weltraumschrott ein Problem darstellte. Es wurde erwartet, dass während des zweitägigen Besuchs von Putin in Indien rund zehn Abkommen unterzeichnet werden, darunter eines über den Bau von vier neuen Atomreaktoren. (Zum Staatsbesuch Putins in Indien siehe: "Als Lokomotive".)
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Im Kampf gegen den Terror haben Afghanistan, Pakistan und die NATO in Kabul ein erstes gemeinsames Geheimdienstzentrum gegründet. Die Eröffnung des Gemeinsamen Geheimdienst- und Operationszentrums (JIOC) sei "ein historischer Tag" im Kampf gegen Aufständische und Terrorismus, sagte der Kommandeur der Afghanistan-Schutztruppe ISAF, David Richards, am 25. Jan. in der afghanischen Hauptstadt. Die bereits enge Zusammenarbeit zwischen der ISAF und den Armeen von Afghanistan und dem benachbarten Pakistan erhalte durch das im ISAF-Hauptquartier angesiedelte Zentrum neue Energie. In der Koordinierungsstelle sollen jeweils sechs Mitglieder der afghanischen und der pakistanischen Armee sowie zwölf ISAF-Angehörige arbeiten.
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Bei einem Bomben-Anschlag in Pakistan sind am 27. Jan. laut AFP 14 Menschen (ap und dpa: 15) ums Leben gekommen, darunter sechs Polizisten. Der Anschlag habe sich gezielt gegen eine Polizeieinheit gerichtet, die eine Prozession der schiitischen Glaubensgemeinschaft schützen sollte, sagte Innenminister Aftab Sherpao. Der Sprengsatz wurde in der Nähe der schiitischen Moschee auf dem Basar Qisakhawani in der Stadt Peshawar gezündet, die an der Grenze zu Afghanistan liegt.
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Ein Selbstmordattentäter hat am 29. Jan. im Nordwesten Pakistans zwei Polizisten mit in den Tod gerissen. Zwei weitere Beamte und fünf Zivilpersonen wurden verletzt, als der Attentäter den Sprengsatz an einem Kontrollpunkt der Polizei zündete. Der Anschlag richtete sich offenbar gegen die schiitische Minderheit, die am 29. Jan. mit einer Prozession den Höhepunkt des Aschura-Festes begehen wollte.
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In Bannu, ebenfalls im Nordwesten Pakistans gelegen, explodierte am 29. Jan. eine Bombe in einer schiitischen Moschee. Fünf Menschen wurden verletzt, zwei von ihnen schwer, wie die Polizei erklärte.
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Hunderte indischer Aktivisten haben am 29. Jan. in Neu-Delhi gegen eine Patentklage des Pharmakonzerns Novartis protestiert. Sie fürchten, der Schritt könnte für Millionen Menschen den Zugang zu erschwinglichen Medikamenten verhindern. Novartis will vor Gericht gegen eine Rückweisung des Patents für das Blutkrebsmittel Glivec vorgehen. Sollte der Pharmariese die Klage gewinnen, würden indische Firmen an der Herstellung von Generika gehindert. "Novartis versucht, die Apotheke der Entwicklungsländer zu schließen", sagte Unni Karunakara von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Die Demonstranten befürchten einen Präzedenzfall für andere Pharmakonzerne, die wichtige Medikamente etwa gegen das HI-Virus patentieren lassen möchten. Novartis hat versprochen, Glivec auch bei einem juristischen Sieg gratis an arme Patienten abzugeben. Forschungschef Paul Herrling sagte der AP in der vergangenen Woche, Novartis sei überzeugt, dass die Patente Leben retteten. Wenn das Patentrecht so untergraben werde wie in Indien, werde es keine Investitionen mehr in die Entdeckung lebensrettender Medikamente geben. (Siehe hierzu auch: "Habgier tötet Menschen in Not".)
Donnerstag, 1. Februar, bis Sonntag, 11. Februar
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Pakistan will einen Abschnitt seiner Grenze zu Afghanistan mit Zäunen in einer Gesamtlänge von zunächst 35 Kilometern sichern. Das kündigte Präsident Pervez Pervez Musharraf am 2. Feb. an und räumte erstmals ein, dass Grenzschützer in dem bergigen Gebiet mutmaßlichen Taliban-Rebellen und Al-Kaida-Kämpfern den Grenzübertritt erlauben. Zwar gebe es keine aktive Unterstützung, aber einige "drückten ein Auge zu", sagte Musharraf.
Der Westen hat ihn aufgefordert, etwas dagegen zu tun, dass Taliban und Al Kaida das Grenzgebiet auf pakistanischer Seite als Basis für ihre Operationen in Afghanistan nutzen. Zunächst solle in den nächsten Monaten an sieben oder acht Stellen der Nordwestgrenze ein Zaun errichtet werden, sagte der Präsident. Auf internationalen Druck hin verzichtet Pakistan auf eine Verminung des Geländes. Zudem gibt es Pläne für einen Ausbau der Grenzbefestigungen auf einer Länge von insgesamt 250 Kilometern weiter südlich.
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Ein Selbstmordattentäter hat am Morgen des 3. Feb. sein mit Sprengstoff beladenes Auto in eine pakistanische Militärkolonne gesteuert und zur Explosion gebracht. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Soldaten getötet und sechs weitere verwundet. Der Anschlag sei von einem mutmaßlichen islamistischen Extremisten in der Stadt Dera Ismail Khan im Nordwesten Pakistans verübt worden. Der Militärkonvoi sei auf dem Weg in die Provinz Süd-Waziristan gewesen, in der sich Teile der afghanischen Taliban und andere Extremisten versteckt haben. Zur Unterstützung des von den USA proklamierten Kriegs gegen Terror hat Pakistan 80.000 Soldaten in der von verschiedenen Stämmen kontrollierten Provinz stationiert.
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Die Polizei in Pakistan hat nach eigenen Angaben sechs Terrorverdächtige festgenommen. Die jungen Männer seien Mitglieder einer sunnitischen Extremistengruppe mit Kontakten zur Al Kaida, sagte ein Polizeisprecher am 4. Feb. in Lahore. Die Festnahme im Osten des Landes sei bereits vor einer Woche erfolgt, die Verdächtigen hätten Anschläge auf das schiitische Aschura-Fest Ende Januar geplant gehabt.
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Nach einem Schusswechsel auf einer belebten Straße in Neu-Delhi hat die indische Polizei vier mutmaßliche Islamisten festgenommen. Außerdem wurden bei der Aktion am Abend des 4. Feb. Waffen und Sprengstoff beschlagnahmt, wie die Zeitung "The Indian Express" am 5. Feb. berichtete. Bei den Festgenommenen soll es sich um Mitglieder der militanten Gruppierung Jaish-e-Mohammed mit Sitz in Pakistan handeln. Sie wird für zahlreiche Anschläge in Indien verantwortlich gemacht, darunter auch im indischen Teil Kaschmirs.
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Die pakistanischen Behörden haben am 6. Feb. die von Schüssen durchlöcherten Leichen zweier Afghanen gefunden, die von Extremisten der Spionage für die USA verdächtigt wurden. Die Toten wurden nach Angaben eines Geheimdienstmitarbeiters nahe dem Dorf Pir Kalay in der halbautonomen Provinz Nord Wasiristan gefunden. Beide Männer seien gefesselt gewesen. Sie seien noch nicht identifiziert worden. Den Angaben zufolge bekannte sich noch niemand zu der Tat. In der Region haben Taliban-Rebellen in den vergangenen Monaten mehrere Menschen auf ähnliche Weise getötet, die sie verdächtigten, Informationen an ausländische Truppen in Afghanistan weitergegeben zu haben.
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Ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter hat sich auf dem internationalen Flughafen von Islamabad in Pakistan in die Luft gesprengt. Der Mann sei in einem Auto auf die VIP-Lounge des Flughafens zugefahren und habe das Feuer eröffnet, als Wachleute ihn durchsuchen wollten, sagte ein Sicherheitsbediensteter am 6. Feb. der Nachrichtenagentur AFP. Dann habe der Mann sich in die Luft gesprengt. "Es handelt sich vermutlich um einen Selbstmordanschlag." Neben den beiden Wachmännern seien mindestens drei weitere Menschen verletzt worden. Der Angreifer sei ums Leben gekommen. Sein Mitfahrer habe versucht zu entkommen, sei jedoch festgenommen worden. Zunächst war unklar, ob der Mitfahrer zufällig in dem Wagen saß oder ob er im Vorfeld von dem mutmaßlichen Anschlag gewusst hatte.
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Nach einem Anschlag auf dem internationalen Flughafen von Islamabad in Pakistan hat die Polizei zwei Verdächtige verhört, die an der Tat beteiligt gewesen sein sollen. Die beiden Männer hätten in dem Fahrzeug gesessen, in dem der Attentäter zum Flughafen gebracht worden sei, erklärten die Behörden am 7. Feb. Einer von ihnen habe ausgesagt, er sei in einem Vorort Islamabad als Fahrer angeheuert worden. Bei dem Anschlag wurden drei Polizisten verletzt.
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Die Europäische Union und Pakistan wollen bei der Bekämpfung des Terrorismus enger zusammenarbeiten. Dazu gehöre insbesondere die Sicherung der Grenze zu Afghanistan, sagte Bundesaußenminister und Ratspräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach einem Treffen mit seinem pakistanischen Kollegen Mian Khurshid Mahmud Kasuri am 8. Feb. in Berlin. Pakistan wurde wiederholt vorgeworfen, dass Taliban und Al-Kaida-Extremisten über die Grenze nach Afghanistan eindringen. Pakistan habe ein großes Interesse an einem sicheren und stabilen Afghanistan, sagte Kasuri. Neben der Unterstützung von Präsident Hamid Karsai und der Hilfe bei der Organisation von Wahlen könne dies auch mit einer besseren Grenzsicherung erreicht werden. Daher solle die Grenze zu Afghanistan künftig besser überwacht und gesichert werden. Um unkontrollierte Ein- und Ausreisen zu verhindern, würden an einigen Stellen würden Zäune aufgebaut. Steinmeier sagte, Pakistan sei ein wichtiger Partner in der Region. Neben der engeren Zusammenarbeit bei der Terrorbekämpfung sollten auch die Handelsbeziehungen vertieft werden.
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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat seine Tätigkeit im Nordwesten Pakistans nach einem Bombenanschlag zunächst eingestellt. Die Aktivitäten in der nordwestlichen Grenzregion seien ausgesetzt worden, teilte der Sprecher des Roten Kreuzes, Raza Hamdani, am 10. Feb. in Peschawar mit. In der Nacht war auf dem Parkplatz eines Gebäudes der Hilfsorganisation in Peschawar eine Bombe explodiert. Mehrere Fahrzeuge wurden beschädigt, aber niemand verletzt. Die Provinz grenzt an Afghanistan und bietet Flüchtlingen in großen Lagern Zuflucht. In den vergangenen drei Wochen wurden mehrere Attentate in pakistanischen Städten verübt, darunter ein Selbstmordanschlag in Islamabad, bei dem ein Mensch getötet wurde.
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Nach einem Anschlag auf eine Gas-Pipeline waren rund 750.000 Bewohner der südwestpakistanischen Provinzhauptstadt Quetta am Samstag von der Wärmeversorgung abgeschnitten. Das teilten die örtlichen Behörden am 10. Feb. mit. In der Region schneite es bei Tiefstwerten um den Gefrierpunkt. Hinter dem Bombenanschlag werden Aufständische vermutet, die für die an Bodenschätzen reiche Provinz Belutschistan mehr Autonomie und einen größeren Anteil an den Gewinnen aus der Öl- und Gasförderung fordern.
Montag, 12. Februar, bis Sonntag, 18. Februar
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Pakistan wirft der Europäischen Union vor, mit unfairen Handelsbedingungen die Eingliederung des Landes in die Weltwirtschaft zu behindern - und damit auch die Bekämpfung des Terrorismus zu erschweren. Sinkende Absatzmöglichkeiten für pakistanische Produkte auf den Weltmärkten führten zu steigender Arbeitslosigkeit in Pakistan, sagte der pakistanische Außenminister Khursheed Kasuri der "Financial Times Deutschland" (12. Feb.). Dadurch erhöhten sie die Anfälligkeit in der Bevölkerung für radikale Ideologien: "Es gibt eine direkte Verbindung zwischen Extremismus und Beschäftigung." Der jüngste Boom in Pakistan sei an den beschäftigungs- und exportintensiven Branchen vorbeigegangen, hieß es weiter. Pakistans Textilindustrie, die bis zu siebzig Prozent der Ausfuhren des Landes generiert, sei durch das Ende des früheren Quotensystems 2005 hart getroffen worden. Wegen der stärkeren Konkurrenz aus China mussten viele kleinere Fabriken schließen. Pakistans Textilexporte in die EU seien seit Anfang 2005 um rund elf Prozent gesunken. Ein geplantes Freihandelsabkommen der EU mit Indien könnte Pakistan gegenüber dem wirtschaftlich überlegenen Nachbarn schwächen, fürchtet Kasuri. "Uns interessiert nicht, was sie mit Indien machen, wir sagen, dass es auch mit Pakistan gemacht werden sollte."
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US-Verteidigungsminister Robert Gates ist am 12. Feb. zu einem Besuch in Pakistan eingetroffen. Gates wollte in Islamabad Gespräche mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf führen, bei denen es vermutlich vor allem um das Nachbarland Afghanistan gehen sollte. Die Vereinigten Staaten suchen derzeit Unterstützung, um im Frühjahr eine Offensive gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan starten zu können.
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Bei seinem Besuch in Pakistan hat US-Verteidigungsminister Robert Gates ein langfristiges Engagement der USA in Afghanistan versprochen. "Nachdem die Sowjetunion das Land verlassen hat, haben die USA einen Fehler gemacht", sagte er am 12. Feb. mit Blick auf den sowjetischen Abzug 1989 bei seinem Besuch auf dem Militärstützpunkt Chaklala im pakistanischen Rawalpindi. "Wir haben Afghanistan vernachlässigt und Extremisten haben die Kontrolle übernommen und die USA hatten das Ergebnis davon am 11. September 2001." Dieser Fehler werde nicht wiederholt, versprach Gates. "Wir werden für lange Zeit im Land bleiben."
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Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat erneut auf die zentrale Rolle
des Nachbarlandes Pakistan im Kampf gegen die Taliban hingewiesen. Eine
stärkere Zusammenarbeit sei notwendig, um ein Eindringen von
Taliban-Kämpfern über die durchlässige pakistanische Grenze nach
Afghanistan zu verhindern, sagte Karsai am 14. Feb. nach einer
Unterredung mit dem britischen Premierminister Tony Blair in London. Er
hat Großbritannien und andere westliche Staaten wiederholt aufgefordert,
Druck auf Pakistan auszuüben, um das Einsickern der Taliban nach
Afghanistan zu stoppen. Es gebe zwar Anzeichen für eine Zusammenarbeit
der Regierung in Islamabad, aber die Kooperation müsse noch verstärkt
werden, sagte Karsai. Nur so könnten die Taliban in seinem Land besiegt
werden.
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Nach einem Selbstmordanschlag mit 16 Toten in einem Gerichtssaal in
Quetta prüft die pakistanische Polizei mögliche Verbindungen zu
Unterstützern der afghanischen Taliban. Bis zum 18. Feb. wurden nach
amtlichen Angaben 36 Personen in der südwestpakistanischen Stadt
festgenommen, um über den Anschlag vom Vortag verhört zu werden.
Darunter waren mindestens 22 afghanische Flüchtlinge. Beweise für eine
Verwicklung von Taliban oder anderen Afghanen gab es aber zunächst nicht.
In dem Gericht in Quetta hatte sich am 17. Feb. ein Selbstmordattentäter
in die Luft gesprengt und 16 Menschen mit in den Tod gerissen.
Mindestens 24 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der
Gerichtssaal war mit Leichenteilen, Schuhen und Kleidungsstücken
übersät. Durch die Wucht der Explosion zersprangen Fensterscheiben,
Möbel gingen zu Bruch. Unter den Toten waren neben dem Attentäter ein
Richter, mehrere Anwälte sowie Angehörige von Angeklagten, gegen die zum
Zeitpunkt der Bluttat verhandelt wurde.
Über die Hintergründe des Anschlags lagen keine konkreten Informationen
vor. Behördenvertreter äußerten den Verdacht auf eine Verwicklung des
Nachbarlandes Afghanistan, erläuterten dies aber nicht näher.
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Die indische Regierung plant neue Maßnahmen gegen die gezielte
Abtreibung von Mädchen, die inzwischen zu einem spürbaren
Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern geführt hat. "Wir wollen in
jedem Bezirk eine Wiege aufstellen", sagte die Minsterin für Frauen und
Kinder, Renuka Chowdhury, am 18. Feb. der Nachrichtenagentur PTI. "Was
wir den Menschen vermitteln wollen, ist das: Bekommt die Kinder, bringt
sie nicht um." Die Regierung werde sich darum kümmern, ausgesetzte
Kinder großzuziehen.
Montag, 19. Februar, bis Sonntag, 25. Februar
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Vermutlich durch Benzinbomben sind gegen Mitternacht vom 18. auf den 19.
Feb. mindestens 62 Menschen (später stieg die Zahl der Toten auf 68) bei
einem Brand in einem Schnellzug von Indien nach Pakistan ums Leben
gekommen. Das teilte die örtliche Polizei mit. Auch indische
Fernsehesender sprachen von mehr als 60 Toten und einem Dutzend
Verletzten. Zwei Waggons brannten demnach völlig aus. Nach
Polizeiangaben waren mehrere Pakistaner unter den Toten und Verletzten.
Der Samjhauta-Express fährt von der indischen Hauptstadt Neu Delhi nach
Attari im nordindischen Bundesstaat Punjab. Von können die Passagiere
nach Pakistan einreisen.
Der private Fernsehsender New Delhi Television zitierte
Geheimdienstquellen, wonach der mutmaßliche Anschlag mit denen auf
Nahverkehrszüge in Bombay im Juli 2006 im Zusammenhang stehen könnte.
Damals waren 186 Menschen ums Leben gekommen sowie rund 800 weitere
verletzt worden. Indien wirft der pakistanischen
Geheimdienstorganisation Inter-Service Intelligency (ISI) vor, für das
damalige Attentat auf Indien verantwortlich zu sein. "Es gibt
Augenzeugenberichte, wonach es zwei Explosionen gegeben haben soll",
sagte der Geschäftsführer der nordindischen Eisenbahngesellschaft. Er
gehe von "Sabotage" aus. Nach Angaben des Fernsehsenders "Times Now"
sollen zwei Benzinbomben im Zug explodiert sein.
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Die EU hat den Anschlag auf den Schnellzug zwischen Indien und Pakistan
verurteilt. Der Akt sinnloser Gewalt habe offenkundig zum Ziel, den
Annäherungsprozess zwischen beiden Ländern zu stören, heißt es in einer
Erklärung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vom 19. Feb.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Terroranschlag auf den
"Friedenszug" von Indien nach Pakistan mit 67 Toten scharf verurteilt.
"Dieses abscheuliche Verbrechen kann durch keinen Grund gerechtfertigt
werden", teilte ein Sprecher Bans am 19. Feb. in New York mit. Die
Hintermänner müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
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Pakistan will sich auf dem Weg zum Frieden mit Indien von dem Anschlag
auf einen Schnellzug mit 68 Toten nicht beirren lassen. Außenminister
Khurshid Mahmud Kasuri sagte nach einem Besuch pakistanischer
Überlebender in einem Krankenhaus in Neu Delhi am 20. Feb., er sei
gekommen, um den Friedensprozess voranzubringen. Kurz vor Kasuris Besuch
war in dem Krankenhaus ein 15-jähriger Pakistaner an seinen
Verbrennungen gestorben. Die meisten Opfer des Anschlags waren Pakistaner.
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Die pakistanische Regierung hat US-Angaben über ein Erstarken des
Terrornetzwerks El Kaida im Grenzgebiet zu Afghanistan zurückgewiesen.
"Das ist ein absurder Bericht, den wir nicht ernst nehmen", sagte eine
Sprecherin des pakistanischen Außenministeriums am 20. Feb. Pakistan
habe 80.000 Soldaten an der Grenze zu Afghanistan stationiert, von denen
700 im Kampf gegen die Islamisten gefallen seien. "Niemand sollte an
unserem Willen, den Islamismus zu bekämpfen, zweifeln", sagte die
Sprecherin.
Ein US-Regierungsmitarbeiter, der ungenannt bleiben wollte, hatte am 19.
Feb. berichtet, das Terrornetzwerk El Kaida baue offenbar neue
Stützpunkte im Westen Pakistans an der Grenze zu Afghanistan auf, in
denen Terroristen für den Kampf in der westlichen Welt ausgebildet
würden. Nach Informationen der "New York Times" liegt die neue
Operationsbasis von El-Kaida-Chef Osama Bin Laden und seinem
Stellvertreter Aiman el Sawahiri in der pakistanischen Bergregion Nord
Waziristan. In dem von lokalen Stämmen beherrschten Gebiet Nord
Waziristan an der Grenze zu Afghanistan töteten Islamisten einen
angeblichen US-Spion und entstellten dessen Leiche. Der aus Afghanistan
stammende Mann sei enthauptet worden, außerdem seien ihm Hände und Füße
abgeschnitten worden, sagte ein Sicherheitsbeamter der
Nachrichtenagentur AFP. Mutmaßliche Anhänger der Taliban haben in der
Region bereits mehrere Stammesmitglieder umgebracht, die sie der
Spionage für die US-geführte Koalition auf der anderen Seite der Grenze
in Afghanistan verdächtigen.
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Indien und Pakistan haben am 21. Feb. ein Abkommen geschlossen, das die
Risiken eines Atomwaffenunfalls verringern soll. Die Übereinkunft wurde
in Neu Delhi nach Gesprächen zwischen dem indischen Außenminister Pranab
Mukherjee und seinem pakistanischen Kollegen Khurshid Kasuri unterzeichnet.
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Indien hat den Verkauf von Gütern und Technik untersagt, die der Iran
für sein Atomprogramm einsetzen könnte. Das teilte das
Handelsministerium in Neu-Delhi am 21. Feb. mit. Am selben Tag lief eine
Frist des UN-Sicherheitsrats an Teheran ab, die Urananreicherung
einzustellen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bereitete
einen Bericht über das iranische Atomprogramm für den Sicherheitsrat vor.
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Drei Tage nach dem Anschlag auf den "Friedenszug" nach Pakistan hat die
Polizei in Nordindien sieben Menschen festgenommen. Das berichtete der
Nachrichtensender NDTV am 22. Feb. In der Hauptstadt Neu Delhi und
mehreren Bundesstaaten habe es Razzien gegeben. Einer der Festgenommenen
sehe einem der veröffentlichten Phantombilder ähnlich.
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Pakistan hat eine Langstreckenrakete getestet, mit der auch Atomsprengköpfe abgefeuert werden können. Die Rakete vom Typ Hatf VI habe eine Reichweite von 2000 Kilometern und könne jede Art von Sprengkopf einschließlich einer Atomwaffe tragen, sagte ein Sprecher der pakistanischen Armee am 23. Feb. Der Versuch sei erfolgreich verlaufen. Die Rakete habe ihr Ziel mit 100-prozentiger Genauigkeit getroffen.
Der Test fällt zeitlich in eine Phase der Wiederannäherung mit der benachbarten, rivalisierenden Atommacht Indien. Am Mittwoch unterzeichneten beide Seiten in Neu Delhi ein Abkommen, welches das Risiko eines durch die Atomwaffenarsenale auf beiden Seiten ausgelösten Unfalls mindern soll. Die zwei Länder haben seit ihrer Unabhängigkeit 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, davon zwei um die zwischen beiden Staaten geteilte Kaschmir-Region.
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Nach dem verheerenden Brandanschlag auf den "Freundschaftsexpress" von Indien nach Pakistan sollen 30 der 68 Toten gesammelt in der Nähe des Unglücksortes beigesetzt werden, weil sie nicht zu identifizieren sind. Die schwer verstümmelten und verbrannten Leichen würden am 24. Feb. in Mehrana in der Nähe von Panipat begraben, sagte der stellvertretende Polizeichef, Rajiv Ranjan, am 23. Feb. Dies sei nötig, weil die in einer behelfsmäßig eingerichteten Leichenhalle gelagerten Leichen schnell verwesten und dadurch zu einer Gesundheitsgefährdung werden könnten. Die Leichen seien teils in so "schrecklichem" Zustand, dass sie nicht zu identifizieren seien.
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Bei der Explosion einer Bombe sind am 24. Feb. im Osten Pakistans drei islamische Extremisten ums Leben gekommen. Die Männer hatten offenbar einen Anschlag geplant und den Sprengsatz auf einem Fahrrad transportiert, wo er versehentlich explodierte. Ziel des Anschlags sei möglicherweise ein von hunderten Menschen besuchter Rindermarkt oder die Beerdigung eines Polizisten gewesen, erklärte die Polizei in der Provinz Punjab. Bei den Getöteten handelt es sich den Angaben zufolge um islamische Studenten, die Verbindungen zu einer verbotenen sunnitischen Extremistengruppe hatten.
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Nach einem gescheiterten Anschlagsversuch hat die pakistanische Polizei 46 Studenten und Lehrer einer Koranschule im Osten des Landes festgenommen. Die Schüler und Mitarbeiter stammen von der Madrasa Aziz-ul-Aloom in Chechawatni, wie die pakistanische Polizei am 25. Feb. mitteilte. Sie sollen in Zusammenhang mit einem Anschlagsversuch am Vortag stehen. Die drei Attentäter hatten sich aus Versehen selbst in die Luft gesprengt, als sie mit ihren Sprengsätzen über eine Unebenheit fuhren. Ziel des Anschlags war eine Predigt in Chechawatni zu Ehren eines kürzlich getöteten Polizisten.
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Wegen Versäumnissen im Anti-Terror-Kampf wollen die USA einem Pressebericht zufolge dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf die Kürzung von Finanzmitteln androhen. Washington habe vor, Musharraf eine "ungewöhnlich heftige Botschaft" zu übermitteln, berichtete die "New York Times" am späten Sonntagabend (25. Feb.) auf ihrer Internetseite unter Berufung auf mehrere namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Der pakistanische Staatschef habe zwar in den vergangenen Monaten "zahlreiche Zusicherungen" gemacht. Unterm Strich habe aber nichts funktioniert. "Unsere Botschaft lautet jetzt, dass nur Ergebnisse zählen", zitierte die Zeitung einen Beamten.
Montag, 26. Februar, bis Mittwoch, 28. Februar
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US-Vizepräsident Dick Cheney hat am 26. Feb. überraschend Pakistan und Afghanistan einen Besuch abgestattet. In beiden Ländern stand die Sorge über eine etwaige neue Offensive der radikalislamischen Taliban und der Al Kaida im Mittelpunkt der Gespräche, wie aus dem Büro des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf verlautete. Mit ihm beriet Cheney in Islamabad über Möglichkeiten, die Sicherheitslage an der afghanisch-pakistanischen Grenze zu verbessern. Cheney lobte nach pakistanischen Angaben die Bemühungen Musharrafs im Kampf gegen den Terrorismus. Er äußerte aber auch die Befürchtung, dass sich die Taliban in Pakistan sammeln und auf ihre Offensive vorbereiten könnten. Musharraf versicherte, dass Pakistan entschlossen gegen die Taliban vorgehe. Kurz vor Cheney war auch die britische Außenministerin Margaret Beckett mit dem pakistanischen Präsidenten zusammengekommen, um über die Lage in der Region zu beraten.
Cheney reiste anschließend direkt nach Afghanistan weiter und landete dort auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul.
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Im Iran sind zwei Polizisten von Rebellen entführt worden. Vier weitere Polizisten wurden bei dem Überfall in der Provinz Sistan-Balutschistan an der Grenze zu Pakistan entführt, wie die amtlichen iranischen Nachrichtenagenturen Irna und Mehr unter Berufung auf den örtlichen Polizeichef am 28. Feb. berichteten. Die Angreifer seien mit ihren Opfern nach Pakistan geflohen. Die Polizisten seien in einen Hinterhalt geraten. Der Polizeichef kritisierte die mangelhafte Zusammenarbeit mit den pakistanischen Behörden im Kampf gegen Rebellen in der Grenzregion als "nicht hinnehmbar".
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Taliban-Kämpfer haben in Pakistan einen afghanischen Geistlichen wegen angeblicher Spionage für die USA geköpft. Auf die Stirn des Opfers kritzelten sie das Wort "Spion", wie die örtlichen Behörden am 28. Feb. mitteilten. Die in einen Sack gehüllte Leiche wurde am Dienstagabend in der Stadt Jandola im Stammesgebiet Süd-Waziristan am Straßenrand gefunden. Ein beigefügter Zettel wies den Mann als Akhtar Usman aus. Sein Tod sei die Strafe dafür, dass er im Nachbarland Afghanistan für die USA spioniert habe, hieß es in dem Schreiben. Aus Taliban-Kreisen hieß es, der Mann habe in der Region Nord-Waziristan gegen die Taliban agitiert.
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