USA will ABM-Vertrag unterlaufen
Kofi Annan warnt vor neuem Wettrüsten
USA halten an Plänen für Raketenabwehrsystem fest
Die USA halten an ihren Plänen für die Errichtung eines nationalen
Raketenabwehrsystems fest. Auf der Folgekonferenz zum Atomwaffensperrvertrag
in New York begründete US-Außenministerin Madeleine Albright dies mit "neuen
Gefahren", die von Staaten "außerhalb des Systems der strategischen atomaren
Abschreckung" ausgingen. Washington habe nicht vor, das ABM-Abkommen zu sabotieren, sagte Albright,
es müsse jedoch möglich sein, die fast drei Jahrzehnte alten ABM-Regelungen
zu modifizieren. Russland lehnt das Raketenabwehrsystem als Verstoß gegen
den ABM-Vertrag ab.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte zu Beginn der Konferenz, ohne die USA
direkt zu nennen, vor einem neuen atomaren Wettrüsten gewarnt. Er mahnte
stetige Fortschritte im Abrüstungsprozess an.
Die Konferenz der Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrags wird seit
dem Inkrafttreten 1970 alle fünf Jahre abgehalten, um Fortschritte bei der
atomaren Abrüstung zu überprüfen. Im Atomwaffen-Sperrvertrag erklären sich
die Unterzeichnerländer bereit, das Monopol auf Atomwaffen den USA,
Russland, China, Frankreich und Großbritannien zu überlassen. Indien,
Pakistan, Israel und Kuba hatten das Abkommen nicht unterschrieben.
Kritik an USA erwartet
Ins Zentrum der Kritik an den Atrommächten werden Beobachtern zufolge die
USA geraten. Der US-Senat hatte im vergangenen Oktober eine Ratifizierung
des Atomteststopp-Abkommens abgelehnt und damit US-Präsident Bill Clinton,
der das Abkommen unterstützt, eine Niederlage beschert. Der Vertrag über
einen umfassenden Teststopp verbietet Atomwaffentests in der Atmosphäre, im
Weltall und unter der Erde. Außerdem sind die USA wegen ihrer Pläne zum Bau
eines Raketenabwehrsystems international in die Kritik geraten.
Das russische Abgeordnetenhaus, die Duma, hatte das Atomteststopp-Abkommen
am Freitag ratifiziert. Eine Woche zuvor hatte die Duma auch ihren
langjährigen Widerstand gegen den Atomabrüstungsvertrag START-2 gebrochen
und das mit den USA 1993 ausgehandelte Abkommen ratifiziert. Der US-Senat
hatte den Vertrag, der eine Reduzierung der Atomsprengköpfe von je 6000 auf
höchstens 3500 bis zum Jahr 2007 vorsieht, bereits 1996 ratifiziert.
Tagesschau, 25.4.2000
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