Zitate der Woche (7 bis 12)
Januar/Februar 2001
Zitat Nr. 12: 18. Februar 2001
Armin Müller-Stahl* über Joschka Fischer:
"Ich nehme niemandem übel, wenn er mal unüberlegt Steine schmeißt, ich nehme ihm übel, wenn er unüberlegt Belgrad bombardiert."
* A. Müller Stahl (70) zählt zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielern im In- und Ausland. 1955 begann er seine Filmkarriere in der DDR, 1980 siedelte er in die BRD um (Arbeiten u.a. mit Rainer Werner Fassbinder) und seit 1987 arbeitet er fast nur noch in Hollywood. In Potsdam zeigt das Filmmuseum zur Zeit seine erste Ausstellung mit Zeichnungen und Gemälden (bis zum 18. März 2001). Die von uns zitierte Äußerung fiel auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung Anfang Februar 2001. Zu seiner Malerei sagte er: "Andere gehen zum Therapeuten, ich zeichne mir den Knoten von der Seele." Während des NATO-Kriegs musste er viel zeichnen. Ein paar Filmtitel, in denen Armin Müller Stahl tragende Rollen spielte:
Fünf Patronenhülsen, 1959/60 (DEFA)
Nackt unter Wölfen
Lola (R:W: Fassbinder), 1981)
Oberst Redl (Istvan Szabo), 1984
Momo, 1986
Shine, 1996
Zitat Nr. 11: 9. Februar 2001
Die Wahl in Israel am 6. Februar 2001 hat Anlass zu manchen Spekulationen über die Zukunft des Landes und der ganzen Region gegeben. Lassen wir zur Illustration dessen, was die Menschen erwartet, den Hauptakteur auf israelischer Seite und einen der Hauptakteure der palästinensischen Seite zu Wort kommen. Auch wenn die Zitate nicht beruhigen: Sie tragen doch wenigstens zur Klärung der dramatischen Situation bei.
Ariel Scharon am Tag nach seiner Wahl zum israelischen Ministerpräsidenten:
Meine Regierung wird, neben der Fahne der Sicherheit und des Friedens, die soziale Fahne hissen – mit Bildung als erster Priorität. Und über diesen beiden
die Fahne des Zionismus, der nationalen Ehre, Einwanderung und Besiedelung. Wir werden uns auf den Aufbau und die Stärkung des vereinten Jerusalems,
Israels Hauptstadt und Hauptstadt des jüdischen Volkes für die Ewigkeit, konzentrieren, auf die wir schwören: "Wenn ich dich vergesse, o Jerusalem, soll
mir die rechte Hand abfallen."
Yassir Abbed-Rabbo, palästinensischer Informationsminister, in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau:
Können Sie sich vorstellen, künftig mit den Gesandten einer
rechtsnationalen Regierung unter Ariel Scharon am Tisch zu sitzen?
Abbed-Rabbo: Ich glaube nicht, dass eine solche Regierung mit uns Frieden
machen kann. Ich bin in diesem Punkt sehr pessimistisch. Diese Regierung wird
eine Koalition der politischen, religiösen und nationalistischen Fanatiker
repräsentieren. Großteils Leute, die weder Kompromisse noch den
Friedensprozess wollen. Nun behaupten manche, Scharon werde als Premier ein
anderer werden, nicht mehr der Hardliner sein, als den man ihn kennt. Aber sein
Konzept beinhaltet nur die Bedingungen der extremen Rechten. Im Klartext
bedeutet das, es wird keinen Frieden geben.
Wird die Intifada in eine neue Runde der Gewalt gehen?
Abbed-Rabbo: Vielleicht wird die Lage weiter eskalieren. Sicher wird Scharon versuchen, in den
nächsten Wochen und Monaten die Situation taktisch zu beruhigen. Aber es ist
damit zu rechnen, dass das israelische Militär und die jüdischen Siedler ihre
Gräueltaten fortsetzen. Der Machtwechsel in Israel wird sie sogar weiter ermutigen.
FR, 08.02.2001
Zitat Nr. 10: 28. Januar 2001
In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau am 25. Januar 2001 äußerte sich der russische Duma-Abgeordnete Menschenrechtler Sergej Adamowitsch Kowaljow zur Lage in Tschetschenien und über die Haltung des Westens dazu. Das Urteil über Schröder - der vor kurzem Russland einen Besuch abstattete - und Fischer ist nicht sehr schmeichelhaft. Doch lesen Sie selbst:
... diese an Prostitution grenzende Anbiederung...
Was haben Sie denn gedacht, als Gerhard Schröder und seine Frau mit den Putins das orthodoxe Weihnachtsfest feierten?
Das ist nicht meine Angelegenheit. Ich bin für unsere nationale Schande zuständig. Ihre nationale Schande geht nur Sie an. Aber ich mache kein Hehl daraus, dass sich der Westen in gewissem Sinne noch schäbiger verhält als zu Sowjetzeiten. Damals waren viele Gräuel lange nicht bekannt; heute ist kein Geheimnis, was etwa in Tschetschenien vor sich geht.
Die Parlamentarische Versammlung des Europarats, der Sie ebenfalls angehören, diskutiert noch am heutigen Donnerstag über Tschetschenien.
Und wird eine Resolution verabschieden, die ungefähr sagt, dass Krieg schlecht und Frieden gut sei.* Solche Banalitäten liebt der Westen.
Welche Reaktion halten Sie denn für angebracht?
Dass Ihr Außenminister Joschka Fischer, den ich sehr gut aus der Zeit kenne, als er noch mutig war, wegen Tschetschenien eine Klage Deutschlands vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einreicht. Das wäre normale, männliche Ehrlichkeit - nicht diese an Prostitution grenzende Anbiederung, die uns als politischer Pragmatismus verkauft wird.
*
So ähnlich kam es dann auch. Ungeachtet der anhaltenden Kritik an der russischen Tschetschenien-Politik haben die Abgeordneten aus 41 Europarats-Ländern am 25. Januar 2001 den russischen Abgeordneten das Stimmrecht zurück gegeben, das man ihnen im April 2000 entzogen hatte. Begründet wurde das u.a. mit angeblich erkennbaren Fortschritten beim Aufbau von Zivilverwaltung und Justizsystem in der umkämpften Kaukasusrepublik. Die Versammlung kritisierte indessen, dass Übergriffe russischer Soldaten auf tschetschenische Zivilisten von den Behörden nicht energisch verfolgt würden.
Zitat Nr. 9: 21. Januar 2001
Kosova
Zum Unwort des Jahres
erkläre ich:
uranunterstützt
treffen Appachea
serbische Panzerbesatzungen
verbrennen
verstrahlen
Millenniumhoffnungen
als Seitenschäden
geflüchteter Vertriebener
plastikbahnüberspannt
verzweifelt auf planiertem Boden
im Nirgendsland
bombt Euroland
humanitäre Intervention
zur Völkermordabwendung.
Unsere Fernsicht säuft
Hegemonial-Propaganda.
Frank-M. Mann
Frank-M. Mann ist Lehrer und zur Zeit Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft - Arbeitsgemeinschaft Kassel. Oben stehenden Text hat er unter dem Eindruck der Kriegsmeldungen aus Jugoslawien am 23. April 1999 geschrieben.
Zitat Nr. 8: 14. Januar 2001
Diesmal etwas zum Schmunzeln!
(Vielen Dank, Eva, für das Manuskript)
Frage der Woche:
WARUM ÜBERQUERTE DAS HUHN DIE STRASSE?
PLATO: Für ein bedeutenderes Gut.
ARISTOTELES: Es ist die Natur von Hühnern, Straßen zu überqueren.
KARL MARX: Es war historisch unvermeidlich.
TIMOTHY LEARY: Weil das der einzige Ausflug war, den das Establishment dem Huhn zugestehen wollte.
RONALD REAGAN: Hab ich vergessen.
HIPPOKRATES: Wegen eines Überschusses an Trägheit in ihrer Bauchspeicheldrüse.
ANDERSEN CONSULTING: ... Das Huhn sah sich signifikanten Herausforderungen gegenüber,
die Kompetenzen zu entwickeln, die erforderlich sind, um in den neuen
Wettbewerbsmärkten bestehen zu können. In einer partnerschaftlichen
Zusammenarbeit mit dem Klienten hat Andersen Consulting dem Huhn geholfen,
eine physische Distributionsstrategie und Umsetzungsprozesse zu
überdenken. Unter Verwendung des Geflügel-Integrationsmodells (GIM) hat Andersen dem
Huhn geholfen, seine Fähigkeiten, Methodologien, Wissen, Kapital und
Erfahrung einzusetzen, um die Mitarbeiter, Prozesse und Technologien des
Huhns für die Unterstützung seiner Gesamtstrategie innerhalb des
Programm-Management-Rahmens auszurichten. Andersen Consulting zog ein
diverses Cross-Spektrum von Straßen-Analysten und besten Hühnern sowie
Andersen Beratern mit breitgefächerten Erfahrungen in der
Transportindustrie
heran, die in 2tägigen Besprechungen ihr persönliches Wissenskapital,
sowohl
stillschweigend als auch deutlich, auf ein gemeinsames Niveau brachten und
die Synergien herstellten, um das unbedingte Ziel zu erreichen, nämlich
die
Erarbeitung und Umsetzung eines unternehmensweiten Werterahmens innerhalb
des mittleren Geflügelprozesses. ...
MARTIN LUTHER KING, JR.: Ich sehe eine Welt, in der alle Hühner frei sein werden, Straßen zu
überqueren, ohne daß ihre Motive in Frage estellt werden.
MOSES: Und Gott kam vom Himmel herunter, und Er sprach zu dem Huhn "Du sollst die
Straße überqueren". Und das Huhn überquerte die Straße, und es gab großes
Frohlocken.
BILL GATES: Ich habe gerade das neue Huhn Office 2000 herausgebracht, das nicht nur
die
Straße überqueren, sondern auch Eier legen, wichtige Dokumente verwalten
und Ihren Kontostand ausgleichen wird.
DARWIN: Hühner wurden über eine große Zeitspanne von der Natur in der Art
ausgewählt, daß sie jetzt genetisch bereit sind, Straßen zu überqueren.
EINSTEIN: Ob das Huhn die Straße überquert hat oder die Straße sich unter dem Huhn
bewegte, hängt von Ihrem Referenzrahmen ab.
BUDDHA: Mit dieser Frage verleugnest Du Deine eigene Hühnernatur.
ERNEST HEMIGWAY: Um zu sterben. Im Regen.
CLINTON: Ich war zu keiner Zeit mit diesem Huhn allein.
HELMUT KOHL: Ich habe dem Huhn mein Ehrenwort gegeben, nicht zu sagen, warum es die
Straße überquerte.
ROLAND KOCH: Ich werde brutalstmöglich, ohne Ansehen des Huhns, für Aufklärung sorgen,
warum das Huhn die Straße überquerte!
HANS EICHEL: Das Huhn soll ja die Straße fliegend überquert haben. Ich bin von dem
dienstlichen Charakter des Fluges überzeugt. Ich könnte mir denken, dass
der Flug mit einer Eiablage auf der anderen Straßenseite verbunden war.
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: Wer wollt mit Grund dem Huhn verwehren, beliebig oft die Straß`zu queren.
JOHN WAYNE: Ein Huhn muß tun, was es tun muß.
Zitat Nr. 7: 7. Januar 2001
Angelika Beer, MdB Bündnis 90/Die Grünen
Der Eurofighter ist nicht nur sicherheitspolitisch überflüssig,
sondern auch friedenspolitisch schädlich. Der Eurofighter ist nicht zu
verantworten; er muß gestoppt werden.
(Am 26. November 1997 im Bundestag)
Wir werden dafür Sorge tragen, daß der Eurofighter nicht nur steht,
sondern daß er auch fliegen kann und einsatzfähig ist.
(Am 29. November 2000 im Bundestag)
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