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"Der rapide Verlust der Biodiversität und der Klimawandel sind die größten ökologischen Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit"

In Bonn begann der Kongress "Planet Diversity" - Es geht um Alternativen zur Agrarindustrie und zur Gentechnologie

Artenvielfalt erhalten, Natur schützen, Zukunft sichern – das sind die wichtigsten Themen der Konferenz "Planet Diversity", die am 13. Mai in Bonn begann. Die Teilnehmer/innen aus vielen Ländern der Erde fordern die Aufgabe genetischer Manipulierung von Saaatgut und Nutztieren und raten zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. "Planet Diversity" ist auch eine Gegenkonferenz und Alternative zu den sogenannten MOP-4-Verhandlungen, die zeitgleich in Bonn stattfinden, und zur UN-organisierten 9. Welt-Naturschutzkonferenz, die eine Woche später ebenfalls in Bonn beginnen wird. Auf dem MOP-4-Treffen (MOP für "Meeting of Parties") versuchen Vertreter von 143 UN-Mitgliedsstaaten, die Problematik des grenzüberschreitenden Handels mit gentechnisch manipulierten Organismen (GMO) rechtsverbindlich zu regeln. Dagegen regt sich weltweit Widerstand.
Im Folgenden dokumentieren wir eine Reihe von Artikeln und ein Interview, die sich kritisch mit den Konferenzen auseinandersetzen.



Vielfalt ist die beste Verteidigung

Agrarexperten aus aller Welt diskutieren über alternative Landwirtschaft

Von Susanne Götze *


Auf dem Kongress »Planet Diversity« diskutieren Biobauern, Wissenschaftler und Agrarexperten aus Nichtregierungsorganisationen in Workshops und Podiumsgesprächen über alternative Konzepte für die Landwirtschaft. Dabei geht es nicht um »Maschinenstürmerei«, sondern um einen neuen Begriff der Wissenschaft und des Fortschritts in der Agrarwirtschaft.

»Probleme nachhaltig zu lösen, heißt, sie mit Mitteln der Natur zu lösen«, sagt Hans Herren, Präsident des Millennium-Instituts und Vize-Chef des Weltagrarrates. Dies gelte gerade für die Landwirtschaft. Doch da man mit natürlichen Lösungen kein Geld machen könne, seien diese nicht sonderlich beliebt, fügt er lakonisch hinzu. Herren nennt ein Beispiel: Vor Jahren sei die Schmierlaus unbeabsichtigt von Südamerika nach Afrika eingeführt worden, wo sie die Cassava, ein wichtiges Nahrungsmittel, befallen habe. Doch statt den Schädling wie von der Industrie empfohlen mit Insektiziden zu bekämpfen, habe man schlicht einen natürlichen Feind der Laus gesucht, schließlich auch gefunden und somit das Problem auf ökologische Weise gelöst.

Der chilenische Professor Miguel Altieri, der seit über 25 Jahren in den USA über ökologische Landwirtschaft forscht, ist zu der Erkenntnis gekommen, dass die konventionelle Intensivlandwirtschaft weder für den Menschen noch für die Umwelt nachhaltig ist. Seine Forschungsergebnisse und sein Wissen habe er durch regen Austausch mit den Bauern auf seinen Reisen durch Lateinamerika gewonnen, berichtet er. »Es gibt keine Patentrezepte, wie es uns die großen Konzerne weismachen wollen, denn jede Region und jedes Ökosystem sind anders und haben ihre eigene Logik.« Nur wenn traditionelles Wissen, Forschung und der Respekt vor der Natur Hand in Hand gingen, könne sich die Menschheit den großen Herausforderungen erfolgreich stellen. Man müsse in der Landwirtschaft in Prozessen denken und nicht in simplen Input-Output- Gleichungen, meint Altieri mit einem Seitenhieb auf Agrarmultis, die durch Grüne Gentechnik und chemische Zusätze vor allem auf einseitige Quantitätssteigerung setzen.

Die deutsche Biologin Ricarda Steinbrecher, die für die britische Nichtregierungsorganisation EcoNexus arbeitet, bringt diese Philosophie auf den Punkt: Fortschritt sei kein linearer Weg, sondern man müsse in verschiedene Richtungen denken. Über die eindimensionale Technikgläubigkeit vieler Regierungen und Unternehmen, eine typisch westliche Sichtweise, kann sie nur den Kopf schütteln: »Es kommt ein Punkt, wo sich die selbst geschaffenen Probleme überschlagen werden«, so Steinbrecher. Deshalb sollten in die Agrarforschung auch andere Wissenschaften wie die Soziologie einbezogen werden. Biologisch gesehen müsste sich alle Forschung auf Erhalt und Vermehrung der Biodiversität konzentrieren, denn: »Vielfalt ist die beste Verteidigung.« Monokulturen und die Verringerung der Artenvielfalt durch die Grüne Gentechnik würden die Landwirtschaft anfällig für Krankheiten machen.

Als Hoffnungsschimmer bezeichnet Miguel Altieri vor allem kleine Farmer, die sich auf ihre Traditionen besinnen. Durch lokalen Austausch von Saatgut und biologische Bewirtschaftung ihrer Felder würden sie wieder mehr Vielfalt auf den Äckern schaffen.

* Neues Deutschland, 15. Mai 2008


Absage an Gentechnik

Artenvielfalt erhalten, Natur schützen, Zukunft sichern – die Konferenz »Planet Diversity« fordert Aufgabe genetischer Manipulierung von Saaatgut und Nutztieren

Von Mona Grosche **


»Der rapide Verlust der Biodiversität und der Klimawandel sind die größten ökologischen Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit. Die Auswirkungen dieser eng miteinander verbundenen Phänomene mögen uns als Naturkatastrophen erscheinen, die unsere Zivilisation gefährden. Sie sind zugleich das Ergebnis der gegenwärtig vorherrschenden Zivilisation.« (Aus dem Konferenzprogramm von »Planet Diversity«)

Seit Dienstag (13. Mai) läuft in Bonn die Konferenz »Planet Diversity«. Die Organisatoren, zu denen u.a. Greenpeace und BUND gehören, machen vor allem gegen den weltweiten Einsatz von Gentechnik mobil: Benedikt Härlin, Mitorganisator der Veranstaltung von der Zukunftsstiftung bäuerliche Landwirtschaft nennt das den »Gipfel von Privatisierung, Industrialisierung und Entfremdung«. Dem setzten die Teilnehmer der Konferenz die »Vielfalt als größte Innovationskraft der Natur« entgegen.

Repräsentiert wird die Zusammenkunft durch ein buntes Spektrum an Basisinitiativen, Wissenschaftlern und Verbänden aus allen Teilen der Welt, die sich über ihre Erfahrungen, Strategien und Projekte austauschen. Bereits im Vorfeld war abzusehen, das im Bonn dieser Tage »wohl die größte Dichte an alternativen Nobelpreisträgern« herrschen werde, die es je gab, wie Härlin angemerkt hatte.

»Planet Diversity« wird auch als Gegenkonferenz und Alternative zu den sogenannten MOP-4-Verhandlungen verstanden, die zeitgleich in Bonn stattfinden, und zur UN-organisierten 9. Welt-Naturschutzkonferenz, die kommende Woche ebenfalls in der früheren Bundeshauptstadt beginnen wird. Auf dem MOP-4-Treffen (MOP für Meeting of Parties) versuchen Vertreter von 143 UN-Mitgliedsstaaten, die Problematik des grenzüberschreitenden Handels mit gentechnisch manipulierten Organismen (GMO) rechtsverbindlich zu regeln. Dies war mit dem »Cartagena-Protokoll« beschlossen worden, einem Zusatzprotokoll zur UN-Konvention über biologische Vielfalt (CBD). Die Cartagena-Vereinbarung wurde zwar bis 2002 in Rekordzeit ratifiziert – eine völkerrechtlich verbindliche Regelung des Handels und Transports von GMO ist aber bis dato nicht gefunden worden.

»Vor allem geht es um die Frage der Haftung, wenn bei der Nutzung Probleme entstehen«, so Günter Mitlacher vom Forum Umwelt und Entwicklung. Gentechnisch manipulierte Pflanzen werden weltweit auf 81 Millionen Hektar landwirtschaftlich angebaut. Kontaminationen sind dabei an der Tagesordnung. Allein für das Jahr 2007 sind 39 Vorfälle in 23 Ländern bekannt. Sie betreffen vor allem Reis und Mais, aber auch Papaya, Raps und Fisch. Das berichtete Mitlacher auf einer Tagung Ende März in Bonn, bei der sich deutsche Nichtregierungsorganisationen (NRO) auf die MOP-4-Verhandlungen vorbereitet hatten.

NRO-Vertreter und Wissenschaftler sind sich darin einig, daß die Folgen der Gentechnik nach wie vor nicht absehbar sind. Und auch die offene Frage der Verantwortlichkeit bei ebendiesen Folgen bereitet ihnen Sorgen. Deshalb fordern sie dringend ein sogenanntes Haftungsregime, also eine Art Pflichtver­sicherung für Schäden, die durch GMO verursacht werden. »Kein Opfer soll ohne Entschädigung bleiben«, forderte Christine von Weizsäcker, langjährige Beobachterin der Verhandlungen zum Cartagena-Protokoll. Seit dem letzten UN-Arbeitstreffen im März konnte sie zwar einige Fortschritte erkennen und zeigte sich erleichtert, daß das Angebot der Gentechnik-Multis (u.a. Bayer und BASF) zur Regelung lediglich auf freiwilliger Basis vom Tisch ist. Aber auch sie stellt fest, daß grundsätzliche Fragen – z.B. was überhaupt als Schadensfall anzusehen ist – nach wie vor ungeklärt sind. Die Hauptexportstaaten von GMO wie Argentinien, Kanada und Brasilien lehnen das Cartagena-Protokoll nach wie vor ab, und auch die EU will kein verbindliches Haftungsregime.

** Aus: junge Welt, 15. Mai 2008


Angriff auf Afrikas Bauern

Mamadou Goita, Umweltaktivist aus Mali, kritisiert Saatgutkonzerne

Mamadou Goita ist Bauer und Wissenschaftler am Institut für Forschung und Förderung von alternativer Entwicklung (IRPAD) in Mali. Er ist gleichzeitig Aktivist im Netzwerk COPAGEN (»Coalition for the Protection of African Genetic Heritage«), das sich für den Schutz des genetischen Erbes in Afrika einsetzt.

ND: Sie haben am Montag (12. Mai) zusammen mit tausenden Menschen aus der ganzen Welt in Bonn für mehr biologische Vielfalt demonstriert und nehmen derzeit am Kongress »Planet Diversity« teil. Worauf wollen Sie aufmerksam machen?

Mamadou Goita: Wir sind hier, um die Vielfalt zu feiern - die biologische wie die kulturelle. Wir wollen die multinationalen Konzerne bekämpfen, die im Begriff sind, sich die biologischen Ressourcen Afrikas anzueignen. Denn das Verhalten der großen Konzerne ist ein Angriff auf unsere Bauern. Sie wollen uns Vorschläge aufdrängen, wie gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen sind. Doch diese Vorschläge lösen weder das Hungerproblem, noch bringen sie die afrikanische Landwirtschaft voran. Unsere Botschaft an die UN-Verhandlungen ist deshalb, dass sich die Menschen aus allen Kontinenten gegen eine Privatisierung der biologischen Vielfalt stellen sollen. Wir sagen Nein zur Patentierung von Leben und Nein zur Herrschaft der multinationalen Konzerne über unsere Landwirtschaft.

Was bedeutet biologische Vielfalt für die afrikanischen Länder, und warum ist sie so wichtig für diese?

Saatgut wurde bei uns immer geteilt, es wurde solidarisch damit umgegangen. Mit der Einführung der Grünen Gentechnik will man das Saatgut privatisieren und alle kollektive Tradition verdrängen. Doch das Saatgut ist die Basis unserer Produktion. Wer es beherrscht, beherrscht das ganze Leben. Die Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen käme einer völligen Auflösung unserer landwirtschaftlichen Produktion gleich. Die derzeitige Vielfalt des lokalen Saatgutes würde sich drastisch verringern. Die Bauern, die Geld haben, könnten sich dann das teure transgene Saatgut leisten und die, die keine Mittel haben, würden leer ausgehen - und das sind über 80 Prozent in Afrika. Die Folgen sind bekannt: Die Bauern geben die Landwirtschaft auf und wandern in die Städte und Slums ab oder flüchten nach Europa.

Wie sieht es denn in Ihrem Land, in Mali, aus: Wie stark ist der Druck internationaler Saatgutkonzerne und zugleich der Widerstand gegen gentechnisch veränderten Organismen?

In Mali gibt es so gut wie keinen Anbau von gentechnisch veränderten Organismen. Wir haben entschieden Widerstand geleistet. Seit zehn Jahren versuchen Monsanto und Syngenta, die beiden größten Saatgutkonzerne, ihre Ware in Mali und ganz Afrika loszuwerden. Das gilt vor allem für Baumwolle, die besonders in Ägypten, Burkina Faso und Mali angebaut wird. Ein großes Bündnis von Bauern, Verbrauchern und Nichtregierungsorganisationen hat es aber in Mali geschafft, die Einführung von Grüner Gentechnik zu verhindern.

Durch die aktuelle globale Nahrungsmittelkrise wird sich aber der Druck der Multis noch verstärken. Was erwarten Sie angesichts dieser neuen Offensive?

Ich spreche mit sehr vielen Menschen in verschiedensten afrikanischen Ländern. Der Präsident eines afrikanischen Landes gestand mir erst kürzlich hinter vorgehaltener Hand, dass die großen Gentechnikkonzerne hartnäckig jeden Tag aufs Neue ihre Produkte anbieten. Auf Grund der Nahrungsmittelkrise wird das jetzt noch schlimmer. Dabei haben die westliche Politik und die großen Unternehmen diese Krise selbst geschaffen: durch subventionierte Importe und diktierte Strukturanpassungsmaßnahmen, die die kleinbäuerlichen Strukturen seit Jahrzehnten systematisch zerstören. Wir könnten uns sehr wohl selbst ernähren, denn wir haben einen reichen Schatz an landwirtschaftlichen Traditionen. Doch dies ist eben nicht gewollt.

Fragen: Susanne Götze

* Aus: Neues Deutschland, 15. Mai 2008


Die Gentech-Lobby sitzt mit am Tisch

Studie belegt Beeinflussung von Behörden

Von Mona Grosche *


In deutschen Behörden, die für die Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen zuständig sind, pflegen Entscheider oft engste Verbindungen zur Gentechnik-Lobby. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die am Mittwoch in Bonn vorgestellt wurde.

»Es kann hier wirklich von einem Sicherheitsrisiko gesprochen werden«, bringt Ulrike Höfken, Sprecherin für Ernährungsfragen und Verbraucherschutz in der Grünen-Bundestagsfraktion, das Ergebnis der Studie auf den Punkt. Die darin genannten Beispiele zeigen ihrer Ansicht nach deutlich, dass es in Sachen Zulassung von Gentechnik keine eindeutige Unterscheidung zwischen Kontrollierten und Kontrolleuren mehr gebe.

»Wir haben hier zum ersten Mal aufgezeigt, wie das System gegenseitiger Einflussnahme funktioniert«, so Christoph Then, einer der beiden Autoren der Studie. Die Verflechtungen zwischen Politik und Industrie aufzudecken sei schwierig, denn Gentechnik-Multis wie Bayer und BASF seien selbst nicht in dem Geklüngel tätig. Dafür säßen Vertreter von »Spezialagenturen« als deren Dienstleister in Arbeitskreisen und »unabhängigen« Wissenschaftlerverbänden mit den Vertretern der Politik an einem Tisch.

»Gemeinsame Gespräche von Wirtschaft und Politik sind natürlich nicht verwerflich, sondern an der Tagesordnung«, betonte Höfken. Doch wenn etwa ein Entscheider im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gleichzeitig Mitglied der »Public Research and Regulation Initiative« sei, die auch von Gentech-Befürwortern in den USA und Kanada sowie dem internationalen Gentechnik-Industrieverband Croplife International finanziert werde, dann hat das nach Ansicht von Co-Autorin Antje Lorch mehr als nur einen leichten Beigeschmack.

Dies ist kein Einzelfall, wie die Autoren versichern. Auch Mitarbeiter des Julius-Kühn-Instituts (früher Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft) und des Bundesagrarministeriums pflegen engste Verbindungen zur Gentech-Industrie. »Und das sind nur die Ergebnisse aus öffentlich zugänglichen Informationen«, betonte Lorch. Selbst Parlamentarierin Höfken zeigte sich vom Resultat der Studie überrascht: »Ich habe nicht gewusst, welche Vernetzungen in den einzelnen Bundesbehörden mit Lobbyorganisationen und mit Wirtschaftsvertretern bestehen.«

Für die Grünen-Politikerin zeigt insbesondere die Zulassung der Genmaissorte MON810 von Monsanto, wie die Industrie ihre Interessen durchgesetzt habe: MON810 bekam vom BVL seinen Segen, obwohl das von der EU geforderte Monitoring zunächst ganz fehlte und dann unzureichend umgesetzt wurde. Kein Wunder, saßen doch Mitarbeiter der Behörde mit Lobbyisten an einem Tisch, um die Bedingungen für die Freisetzung festzulegen. Da lasse es wenig Gutes erwarten, wenn Bundesminister Horst Seehofer angesichts der gestiegenen Nahrungsmittelpreise laut darüber nachdenkt, gentechnische Verunreinigungen in Futter- und Lebensmitteln zu tolerieren.

NABU-Vorschläge

Kurz vor Beginn der neunten UN-Konferenz zur Biodiversität in Bonn hat der Naturschutzbund (NABU) einen umfangreichen Aktionsplan zum Erhalt der Artenvielfalt in Deutschland vorgelegt. Analog zum Klimaschutz müsse die Bundesregierung ein »Integriertes Programm zur Entwicklung der Biodiversität« verabschieden, das alle Ressorts zur Überprüfung ihrer Politik verpflichte, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke bei der Vorstellung des Plans. Unbewirtschaftete Wälder müssten auf zehn Prozent der Waldflächen eingerichtet werden. Daneben fordert der NABU die Schaffung von ökologischen Rückzugsräumen in der Landwirtschaft. Brachen, Hecken und Tümpel seien wichtige »Lebensadern« in Wiesen und Feldern für bedrohte Arten wie Feldhase, Kiebitz und Rebhuhn.

»Wir müssen in Deutschland wieder mehr Wildnis wagen. Zu diesem Zweck sollten großflächige Naturentwicklungsgebiete eingerichtet werden, in denen der Ablauf natürlicher Prozesse oberste Priorität hat«, sagte Hermann Hötker, Leiter des Michael-Otto-Instituts im NABU. Vor dem Hintergrund des Klimawandels müssten zudem verstärkt Synergieeffekte zwischen Klimaschutz und Naturschutz genutzt werden, zum Beispiel durch die Erhaltung und Renaturierung von Mooren als wichtige Kohlenstoffspeicher.

Zudem sollte ein »Bundesprogramm Biologische Vielfalt« aufgelegt werden, mit dem vorbildliche Projekte zur Umsetzung von Naturschutzzielen sowie von Naturerlebnis und Bildung in Städten und Gemeinden, Verbänden sowie an Schulen und Hochschulen unterstützt würden. ND



* Aus: Neues Deutschland, 15. Mai 2008


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