Rolf Uesseler: "Krieg als Dienstleistung"
Private Militärfirmen: Rohstoffe sichern, Kriege führen, Rüstung forcieren. Buchbesprechung
Von Franz-Karl Hitze*
Rolf Uesseler analysiert in »Krieg als Dienstleistung« die Tätigkeit von über 2000 privaten Militärfirmen (PMF) mit
zusammen 1,5 Millionen »Angestellten« auf fünf Kontinenten. Ihr Jahresumsatz betrug 2005 weltweit 200 Milliarden
Euro – bei höchsten Wachstums- und Profitraten. Die Angebotspalette der PMF reicht von Logistik über Personen-,
Objekt- und Institutionenschutz, über Ausbildungs- und militärische Trainingsprogramme, Spezialausbildungen für
modernste Kriegsführungstechniken bis zu Sicherheitskonzepten und Risikoanalysen. Die PMF bewegen sich in einer
rechtlichen Grauzone, ihr Personal rekrutieren sie vor Ort. Nachschub kommt u. a. aus Osteuropa, wo in den letzten
Jahren sieben Millionen Soldaten arbeitslos wurden.
Ein Beispiel für den Einsatz von PMF ist bei Uesseler u. a. die von den USA finanzierte Firma MPRI. Sie bildete in
Kroatien eine Truppe aus, die 1994 unter Führung von US-Ausbildern, darunter ehemaligen Generalen und Obersten,
die serbische Krajina eroberte, unter ihnen der heutige Ministerpräsident des Kosovo, General Agim Ceku.
Die Aufgaben der PMF konzentrieren sich nach Uesseler auf drei Bereiche: Einmal auf die Sicherung von für die
westliche Welt wichtigen Rohstoffgebieten. Für das kaspische Öl, so der Autor, bedeutet das z. B. die Sicherung der
Förderländer Aserbeidschan und Kasachstan sowie der Pipelines durch Georgien, Turkmenistan, Afghanistan und
Pakistan. Gleiches gilt für Länder wie Tschad oder Kamerun. Insgesamt sind etwa 90 Prozent aller Militärfirmen im
Öl- und Rohstoffsektor tätig. Hinzu kommen zweitens militärische Aufgaben, wie die von etwa 30000 Privatsoldaten
im Irak. Sie stellen dort die zweitstärkste Armee nach den USA.
Drittens der Rüstungsbereich: Unter dem Dach von Lockheed/Martin, dem größten Rüstungskonzern der Welt,
tummeln sich solche potenten PMF wie MPRI, TITAN, Sytex oder ACS, wie die New York Times berichtete. Der
Konzern beschäftige inzwischen mehr Computerspezialisten und schreibe mehr Software-Programme als Microsoft. In
der Bundesrepublik sind fast alle großen PMF mit Zweigniederlassungen vertreten.
Mit dem Buch hat der Links-Verlag ins Schwarze getroffen. Ihm seien hohe Auflagen gewünscht.
* Rolf Uesseler: Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen zerstören die Demokratie. Ch.Links Verlag, Berlin; 2006, 240 Seiten, 14,90 Euro
Aus: junge Welt, 22. Mai 2006
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