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Blauhelme befreit

Golan: 72 Soldaten vor Al-Nusra-Front gerettet. Irakische Armee und kurdische Peschmerga gegen IS *

Nach fast siebenstündigen Gefechten mit Kämpfern der Al-Nusra-Front konnten alle 72 philippinischen UN-Soldaten auf den Golanhöhen in Sicherheit gebracht werden. Das teilte der phi­lippinische Militärchef Pio Catapang am Sonntag in Manila mit. Schon am Samstag waren 32 Blauhelme befreit worden, die übrigen konnten sich den Angaben zufolge in der Nacht zum Sonntag in sicheres Gebiet absetzen. Die Blauhelmsoldaten, die auf dem Golan zur Überwachung des Waffenstillstands zwischen Israel und Syrien stationiert sind, waren seit zwei Tagen an ihrem Standort eingekesselt und hatten sich gegen Angriffe der Aufständischen gewehrt. 44 weitere, die von den Fidschi-Inseln stammen, befinden sich jedoch noch immer in der Gewalt der Dschihadisten.

Im Nordirak starteten Truppen mit Unterstützung schiitischer Milizen und kurdischer Kämpfer eine Offensive gegen die Milizen des »Islamischen Staats« (IS). Am Sonntag morgen sei die irakische Armee in Richtung der 150 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen und seit zwei Monaten vom IS belagerten Kleinstadt Amerli vorgerückt, meldete die unabhängige Nachrichtenseite Al-Sumaria. Nach Angaben des irakischen Staatssenders Al-Irakija wurden dabei mindestens 100 IS-Kämpfer getötet, acht Dörfer in der Region wurden zurückerobert. Die Vereinten Nationen hatten kürzlich gewarnt, in Amerli drohe ein Massaker der IS-Miliz an der Bevölkerung.

Bereits am Samstag abend seien kurdische Peschmerga-Kämpfer in den Ort Sumar vorgedrungen, berichteten die irakische Nachrichtenseite Al-Mada und der kurdische Internetdienst Rudaw am Samstag. Sumar liegt rund 50 Kilometer nordwestlich von Mossul und ist strategisch wichtig: Ein hart umkämpfter Staudamm sowie zwei Ölfelder liegen in der Nähe. Die US-Luftwaffe hatte den Angriff nach Angaben des US-Zentralkommandos in Tampa mit fünf Luftschlägen unterstützt.

* Aus: junge Welt, Montag 1. September 2014


Die UN-Mission wurde verraten

Karin Leukefeld über die befreiten UN-Blauhelme auf den Golanhöhen **

Die gute Nachricht: Die von bewaffneten Gruppen eingekesselten philippinischen UN-Friedenssoldaten in der entmilitarisierten Pufferzone auf dem Golan sind frei. Die schlechte: 43 UN-Friedenssoldaten von den Fidschi-Inseln werden noch immer als Geiseln gehalten. Die noch schlechtere Nachricht: Die Blauhelme mussten ihre Stellungen einer Bande bewaffneter Männer überlassen, die von den Vereinten Nationen als »terroristisch« bezeichnet werden und die in der UN-Pufferzone auf dem Golan nichts zu suchen haben.

Die Nusra-Front und ihre Mitkämpfer operieren dort seit fast zwei Jahren. Sie vertrieben die syrische Bevölkerung. Sie griffen syrische Armeestellungen außerhalb der Pufferzone und Blauhelme an, die syrische Armee feuerte zurück. Dann feuerte Israel auf die syrischen Armeestellungen, die verletzten Nusra-Kämpfer nahm es zur medizinischen Versorgung auf.

Für die Evakuierung der philippinischen Blauhelme bedankte sich ein Sprecher bei Syrien, Israel, Katar und den USA. Syrien habe den Blauhelmen Feuerschutz gegeben, sagte er und schwieg zu den drei anderen. Vermutlich haben sie auf die Kämpfer ebenso wie auf die UNO eingewirkt, die Blauhelme ziehen zu lassen beziehungsweise abzuziehen. Die Kämpfer haben ihren Willen bekommen und die UN-Stellungen als Beute kassiert. Die Sponsoren der Nusra-Front haben die UN-Mission auf dem Golan verraten.

** Aus: neues deutschland, Montag 1. September 2014 (Kommentar)


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