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Kämpfe um Weltkulturerbe

Historische Zitadelle in Aleppo beschädigt. Britische Regierung will Luftangriffe auf Syrien fliegen. Türkei verhaftet vermeintliche IS-Helfer

Von Karin Leukefeld *

Bei Kämpfen zwischen den syrischen Streitkräften und islamistischen Kampfgruppen in Aleppo ist am Sonntag ein Teil der Mauer der historischen Zitadelle eingestürzt. Auslöser der Zerstörung war die Explosion in einem Tunnel unter dem Gebäude.

Die in der Nähe von London ansässige »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« erklärte laut Nachrichtenagentur Reuters, der Schaden sei entstanden, als die Regierungstruppen den Tunnel gesprengt hätten, der von »Aufständischen« gegraben worden sei. Syrische Medien berichteten, die Kampfgruppen hätten den Tunnel in die Luft gesprengt.

Die Zitadelle von Aleppo wurde 1986 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Hügel, auf dem das mächtige Gebäude steht, war bereits im 10. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung als Kultplatz bekannt. In ihrer heutigen Form entstand die Zitadelle Ende des 12. Jahrhunderts. Sie wurde im Lauf ihrer Geschichte zweimal zerstört.

Die für das syrische Weltkulturerbe bei der Antikenbehörde Verantwortliche, Lina Kuteifan, bezeichnete die Zerstörung der historischen Mauer als »Verbrechen« gegen das Erbe Syriens und der Zivilisation. Die Explosion habe einen Teil der Mauer am Nordostflügel der Zitadelle zum Einsturz gebracht, sagte sie unter Berufung auf lokale Mitarbeiter in Aleppo. Einzelheiten über das Ausmaß des Schadens könne man derzeit nicht benennen, da um die Zitadelle herum weiter gekämpft werde. Bei früheren Kämpfen seien bereits das eiserne Haupttor, der Haupteingang und der Nordturm beschädigt worden.

Großbritannien plant derweil ein direktes militärisches Eingreifen in Syrien. Bisher beteiligen sich britische Kampfjets im Rahmen der von den USA geführten »Anti-IS-Allianz« an Luftangriffen im Irak. Über Luftangriffe in Syrien müsse das Parlament entscheiden, sagte Verteidigungsminister Michael Fallon am Montag der Rundfunkanstalt BBC.

Der britischen Beteiligung an einem von US-Präsident Barack Obama im September 2013 geplanten Luftangriff auf Syrien – um den angeblichen Einsatz von Giftgas durch die syrische Armee zu bestrafen – hatte das britische Parlament bei einer eilig einberufenen Abstimmung erteilt. Auch Obama machte einen Rückzieher. Syrien hat inzwischen seine Chemiewaffen in Rekordzeit zerstört.

Im Rahmen der Haushaltsdebatte vor einer Woche hatte der britische Regierungschef David Cameron erklärt, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts – wie von der NATO gefordert – in den Militärhaushalt zu stecken. Das Geld sei vor allem für die Streitkräfte und Geheimdienste vorgesehen. Spezialeinsatzkräfte sollen demnach besser mit Drohnen und Spionageflugzeugen ausgerüstet werden, erklärte Cameron bei einem Treffen mit Militärs am Montag. Priorität müsse auf den »Kampf gegen den ›Islamischen Staat‹ und islamistischen Extremismus« gelegt werden, hieß es in einer Erklärung der Downing Street.

In der Türkei wurden am vergangenen Freitag 21 Personen festgenommen, die als Mittelsmänner des »Islamischen Staates« Kämpfer, Geld, Waffen und Munition durch die Türkei nach Syrien geschleust haben sollen. Bei insgesamt vier Razzien in Istanbul und namentlich nicht genannten Orten an der Grenze zu Syrien seien Gewehre und Munition sichergestellt worden, meldete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Drei der Festgenommenen sollen Ausländer gewesen sein. Die Polizei machte keine Angaben.

Derzeit sorgt in der Türkei ein Fall von Waffenschmuggel nach Syrien für Aufregung, der die tiefe Verwicklung des Militärgeheimdienstes MIT in den illegalen Waffenschmuggel nach Syrien deutlich macht. Vor Gericht stehen allerdings nicht die MIT-Agenten und ihre Auftraggeber, sondern die Polizisten und der Staatsanwalt, die den Waffenschmuggel im Januar 2014 in Adana aufdeckt haben.

Die New York Times hatte bereits im März 2013 berichtet, dass große Mengen Waffen aus dem Emirat Katar über den Flughafen in Ankara nach Syrien transportiert wurden. Bei der Lieferungen und der Verteilung von Kriegsgerät an Kampfgruppen halfen demnach auch Agenten des US-Geheimdienstes CIA.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 14. Juli 2015


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