Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Umstände des Verbrechens unklar"

UN-Beobachter untersuchen jüngstes Massaker in Syrien / Opposition wählt Abdel Baset Seida an die Spitze

Von Karin Leukefeld *

Abdel Baset Seida wurde in Istanbul zum neuen Chef des oppositionellen Syrischen Nationalrates (SNC) gewählt. Er sagte der Führung in Damaskus angesichts der eskalierenden Gewalt ein baldiges Ende voraus.

Der Syrische Nationalrat (SNR) hat mit dem bisherigen Mitglied im Exekutivkomitee Abdel Baset Seida einen neuen Präsidenten. Gewählt wurde Seida (56) von den 33 Mitgliedern des Generalsekretariats zunächst für die kommenden drei Monate. Seida war der einzige Kandidat. Er stammt aus der ostsyrischen Provinz Hasake und repräsentiert im SNR den »Nationalen Kurdischen Block«.

Der bisherige Präsident Burhan Ghalioun war zuletzt von dem weitgehend anonym agierenden Zusammenschluss der Lokalen Koordinationskomitees in Syrien als »basisfern« abgelehnt worden. Über interne Streitigkeiten in Fragen des bewaffneten Kampfes waren jüngst etliche Gruppen aus dem Rat ausgetreten. Insbesondere das Abbröckeln des »Kurdischen Blocks« soll nun offenbar mit Seida aufgehalten werden, der auch von der den SNR dominierenden Muslimbruderschaft unterstützt wurde. In einer ersten Stellungnahme sagte Seida, er werde sich für strukturelle Reformen des Syrischen Nationalrates einsetzen und mit der »Freien Syrischen Armee« die bewaffneten Aktionen in Syrien verstärken.

Seidas’ Wahl ist eine deutliche Absage an den Sechs-Punkte-Plan von Kofi Annan, der vom UNO-Sicherheitsrat Anfang April beschlossen worden war. Der Plan sieht einen Waffenstillstand, Abzug bewaffneter Kräfte (Armee und Aufständische), Freilassung von Gefangenen und den Beginn eines nationalen Dialogs in Syrien vor.

Alle Punkte werden vom SNR abgelehnt, der eine Militärintervention à la Libyen fordert, um Präsident Assad und seine Regierung zu stürzen. Obwohl diese Haltung eindeutig gegen die Sicherheitsratsresolution 2043 verstößt und der SNR nicht demokratisch legitimiert ist, wurde das Gremium zunächst von der EU, dann auch von den »Freunden Syriens« als legitime Vertretung der Syrer anerkannt. Um einen Bürgerkrieg in Syrien zu verhindern und die Annan-Mission zu stärken, schlugen Russland und China eine UN-Konferenz zu Syrien vor.

Ein Team von 25 UN-Beobachtern hat am Wochenende das Dorf Al-Kobeir in der Provinz Hama besucht. Aufständische hatten die syrische Armee beschuldigt, am vergangenen Mittwoch dort ein Massaker an bis zu 100 Menschen verübt zu haben. Der Ort sei weitgehend unbewohnt gewesen, man habe mit keinen Augenzeugen sprechen können, heißt es in dem Bericht der UN-Beobachter. Einwohner von benachbarten Dörfern hätten mit ihnen gesprochen. Viele Gebäude seien durch Raketenbeschuss zerstört, in den Häusern seien Blutspuren zu sehen. Einige Häuser hätten noch gebrannt, der Geruch verbrannten Fleisches sei stark gewesen. »Die Umstände dieses Verbrechens sind weiterhin unklar«, heißt es weiter. Zahl und Namen der Getöteten seien »nicht bestätigt«.

Ebenfalls am Wochenende untersuchte ein Team der UN-Beobachter die Folgen von Kämpfen, die in Damaskus von Freitagabend bis Samstagmorgen stattgefunden hatten. Das Elektrizitätswerk von Kaboun, etwa 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, sei beschädigt, ein Transformatorenhaus durch Granatbeschuss zerstört, sechs Busse seien verbrannt worden, heißt es in dem Report. Die Nachrichtenagentur SANA berichtete derweil von Trauerfeiern für 79 getötete Soldaten der regulären Armee.

* Aus: neues deutschland, Montag, 11. Juni 2012

Syria: UN observers concerned over escalation of violence in city of Homs

11 June 2012 - Amidst reports of heavy fighting, United Nations observers in Syria are concerned over the escalation of violence in the city of Homs, a Syrian opposition stronghold.

“UN observers reported heavy fighting in Rastan and Talbiseh, north of the city, with artillery and mortar shelling, as well as firing from helicopters, machine guns and smaller arms,” the spokesperson for the UN Supervision Mission in Syria (UNSMIS), Sausan Ghosheh, said in a statement today.

“In Talbiseh, UN observers reported that the Free Syrian Army captured Syrian Army soldiers,” she added. “The impact from heavy artillery shelling and machine gun firing was heard and seen over the neighbourhood of Khaldiyeh in the city centre.”

UNSMIS has also received reports of a large number of civilians, including women and children trapped inside the town, and are trying to mediate their evacuation. Its observers have not yet been able to confirm reports on the number of casualties.

“UNSMIS calls on all sides to stop the killing and human rights abuses, to ensure the protection of civilians and to respect international law,” Ms. Ghosheh said, adding that the Mission further calls on the parties to grant UNSMIS observers immediate and unfettered access to conflict zones.

The UN estimates that more than 10,000 people, mostly civilians, have been killed in Syria and tens of thousands displaced since the uprising against President Bashar al-Assad began some 15 months ago.

Earlier Monday, the Joint Special Envoy of the United Nations and the Arab League for the Syrian Crisis, Kofi Annan, also voiced his concern over the latest reports of violence and the escalation of fighting by both Government and opposition forces.

UNSMIS observers have been charged with monitoring the cessation of violence in Syria, as well as monitoring and supporting the full implementation of a six-point peace plan put forward by Joint Special Envoy Annan.

The peace plan calls for an end to violence, access for humanitarian agencies to provide relief to those in need, the release of detainees, the start of inclusive political dialogue that takes into account the aspirations of the Syrian people, and unrestricted access to the country for the international media.

Late last week, Secretary-General Ban Ki-moon said that, at the request of the Security Council, he will soon put forward a range of options for resolving the crisis in Syria. He noted that the six-point peace plan – which was endorsed by the Council – remains at the centre of efforts of resolve the crisis, but “at the same time, in view of the deteriorating situation, I would welcome further international discussions.”

The UN chief added that, along with Joint Special Envoy Annan and the League of Arab States’ Secretary-General Nabil Elaraby, he had seen little evidence of the Syrian Government complying with its commitments under the six-point peace plan, while at the same time, the opposition was hardening and turning increasingly to arms.

Source: UN NEWS Centre, 11 June 2012; http://www.un.org




Zurück zur Syrien-Seite

Zurück zur Homepage