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"Gegenwärtig versucht man das Land durch den Einsatz von Abenteurern zu destabilisieren" - Eine etwas andere Sicht auf Syrien

Drei Berichte des Presseorgans der Päpstlichen Missionswerke "agenzia fides"


Griechisch-katholischer Bischof beklagt Desinformation: „In Homs herrscht Verzweiflung!“

Damaskus (Fidesdienst) – „Der Frieden in Syrien wäre möglich, wenn alle die Wahrheit sagen würden. Ein Jahr nach Beginn des Konflikts ist die tatsächliche Lage im Land weit von dem entfernt, was die westlichen Medien darzustellen versuchen“, so der französische Bischof Philip Tournyol Clos nach seiner Rückkehr aus Syrien, wo er Damaskus, Aleppo und Homs besuchte.

Homs bezeichnet der griechisch katholische Bischof als „Märtyrer-Stadt“: „Die Opposition hat die beiden Stadtviertel, Diwan Al Bustan und Hamidieh, besetzt, in der sich alle Kirchen und Bischofsresidenzen befinden“. „Es bietet sich dem Besucher“, so der Bischof weiter, „ein Bild der absoluten Verzweiflung: die Kirche Mar Elian ist zur Hälfte zerstört und eine andere Kirche ist von Rebellen besetzt. Die Häuser der Christen sind von den Gefechten schwer beschädigt und stehen leer, nachdem die Bewohner fliehen mussten. Das Stadtviertel Hamidieh ist eine Hochburg bewaffneter Gruppen, die voneinander unabhängig sind, und von Katar und Saudi-Arabien mit schweren Waffen ausgerüstet werden. Alle Christen (138.000) haben Zuflucht in Damaskus und im Libanon gesucht und andere halten sich in den umliegenden Regionen versteckt. Ein Priester wurde ermordet und ein anderer schwer verletzt. Nur noch wenige Christen leben dort und alle fünf Bischöfe mussten sich in Damaskus und im Libanon in Schutz bringen“.

„In der Hauptstadt hat man Angst vor Autobomben und Selbstmordattentaten. Gegenwärtig versucht man das Land durch den Einsatz von Abenteurern zu destabilisieren, die zu Bluttaten bereit sind, bei denen es sich aber nicht um Syrier handelt. Darauf hatte auch der ehemalige französische Botschafter, Eric Chevalier hingewiesen, dessen Informationen jedoch abgelehnt wurden, sowie viele andere Informationen gefälscht werden, um damit den Krieg gegen Syrien zu schüren“, so der Bischof zum Fidesdienst. In Damaskus starben in der vergangenen Woche 130 Menschen bei Attentaten (davon 38 Christen), 400 Menschen wurden verletzt und viele Wohnungen verwüstet. „Das Entsetzen ist weit verbreitetet und der Schmerz unbeschreiblich“, betont Bischof Clos.

„Die Feinde Syriens haben Muslimbrüder rekrutiert, die die bisher friedlichen Beziehungen zwischen Muslimen und Christen im Land untergraben sollen“, so der Bischof zur den Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften. „Dies ist bisher nicht gelungen: im Gegenteil die beiden Glaubensgemeinschaften sind sich näher gekommen als dies je der Fall war“.

„Sunnitische Salafisten“, so der Bischof weiter, „verüben kriminelle Übergriffe auf Zivilisten und zwingen einfache Bürger in ihren Reihen zu kämpfen. Fanatische Extremisten kämpfen einen heiligen Krieg gegen Alawiten. Alawiten haben dabei keine Überlebenschance“. (PA)

(Fidesdienst, 04/06/2012)


Friedensinitiative: der Jesuit P. Paolo Dall’Oglio betet in Qusayr für die Beendigung des Konflikts zwischen den Konfessionen

Qusayr (Fidesdienst) – Das Minarett weckt ihn mitten in der Nacht, doch auf diese Weise „kann ich schon vor dem Morgengrauen das Gebet der orientalischen Mönche beten“. Der aus Italien stammende Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio hält sich derzeit in Qusayr auf. Die Stadt liegt im Süden von Homs, wo die Gefechte am heftigsten sind. Dort will er für den Frieden fasten und beten und ein Zeugnis der „Gewaltlosigkeit“ inmitten des Konflikts ablegen. Der Jesuitenpater will mindestens acht Tage lang in Qusayr bleiben und dort geistliche Exerzitien nach den Regeln des heiligen Ignatius von Loyola praktizieren.

„Ich habe Qusayr ausgesucht, weil ich mit meiner Gegenwart versuchen will, die Polarisierung, die zwischen den Konfessionen in der Stadt entstanden ist, zu überwinden. Ich habe mit christlichen Familien gesprochen, deren Angehörige verschleppt wurden und möchte mich dafür einsetzen, dass diese Spaltung durch das Gebet und den Dialog überwunden wird“, so der Jesuitenpater zum Fidesdienst. In der Stadt kommt es immer häufiger zu Konflikten zwischen Christen und Muslimen, die zu Entführungen, Racheakten und Morden führen.

Bewaffnete Banden verüben immer wieder auch Übergriffe auf Christen. André Arbache, ein 30jährige Familienvater, der im Januar entführt wurde, wurde tot aufgefunden. In Qusayr lebten zahlreiche griechisch-katholische Familien, so dass die hiesige Gemeinde mit 10.000 Gläubigen zu einer der größten in ganz Syrien gehörte. Sie lebten hier mit rund 15.000 sunnitischen Muslimen zusammen. „Viele Christen“, so Pater Dall’Oglio, „sind aus zahlreichen Teilen der Stadt geflohen, so dass nur noch wenige hier sind“.

Der Jesuit ist Gast einer katholischen Familie, da das Pfarrhaus in Qusayr nicht sicher ist. „Mein gebet und meine Präsenz soll auch ein Zeichen der Hoffnung setzen, damit es in Syrien wieder Einheit und Dialog im Kontext eines pluralistischen Zusammenlebens geben kann“, so der Ordensmann. Die Schlüsselworte seiner Friedensinitiative lauten „Ässöhnung und Vergebung, Geschwisterlichkeit im Namen Gottes“ in der Hoffung, dass durch das Gebet wieder ein Zusammenleben im Zeichen der Würde und der Rechte für alle Bürger des Landes möglich wird. (PA)

(Fidesdienst 30/05/2012)


Apostolischer Nuntius: „Die Gräueltaten müssen enden!“

Damaskus (Fidesdienst) – Instabilität, Unsicherheit, Gewalt und Massaker kennzeichnen den Alltag in den umkämpften Gebieten in Syrien. Nach Angaben des „Syrischen Nationalrates“, der die Opposition leitet, wurden in Houla in der Provinz Hams 88 Personen, darunter Zivilisten und Kinder von Bomben der syrischenarme getötet. Beobachter berichten dem Fidesdienst allerdings, dass die Streitkräfte Houla angegriffen haben, wo aber salafistischen Milizionäre Zivilisten als menschlichen Schutzschild benutzten.

„Dieses Massaker ist nicht das einzige“, so der Apostolische Nuntius, Erzbischof Mario Zenari, im Gespräch mit dem Fidesdienst, „Diese Gräueltaten müssen enden! Christen und Muslime sind berufen, die Waffen des Gebets und des Fastens zu ergreifen, damit es für Syrien wieder Hoffnung auf eine christliche Zukunft gibt“.

Wie Christen berichten, treiben unkontrollierte bewaffnete Banden ihr Unwesen unter unschuldigen Zivilisten. Terroristen zündeten einen Sprengsatz im Haus eines alawitischen Gläubigen im Süden der Stadt Rableh in der Nähe von Qusayr in der Provinz Homs. Dabei starben mehrere unschuldige Menschen. In Homs wurden die armenisch-apostolische Kirche und die Schule der Gemeinde von der Syrischen Befreiungsarmee beschlagnahmt und als Unterkünfte und Krankenhaus benutzt.

P. Romualdo Fernandez von Kloster der Franziskaner in Tabbaleh in der Nähe von Damaskus betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Menschen sind verwirrt und orientierungslos. Jeden Tag gibt es Nachrichten von Massakern und man weiß nicht, wer dafür verantwortlich ist. Die Menschen sind pessimistisch, denn sie wissen nicht, wie ihre Zukunft aussieht. Als Christen empfinden wir Mitgefühl für die Menschen in Not, die unter diesem Konflikt leiden. Wir setzen und weiterhin unterschiedslos für Frieden und Gerechtigkeit ein!“. (PA)

(Fidesdienst, 26/05/2012)


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