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Luftangriffe auf dem Golan

Israel verletzt massiv Waffenstillstandslinie mit Syrien

Von Karin Leukefeld *

Bei israelischen »Vergeltungsschlägen« gegen syrische Armeestellungen auf den Golanhöhen ist am frühen Mittwoch morgen ein syrischer Soldat getötet worden, sieben weitere Soldaten wurden verletzt. Die Luftangriffe sind die schlimmste Verletzung der Waffenstillstandslinie, seit diese 1973 zwischen Israel und Syrien auf dem Golan in Kraft ist und von UN-Truppen kontrolliert wird.

Das Oberkommando der syrischen Streitkräfte bestätigte Angriffe des »zionistischen Feindes« und warf Israel vor, das UN-Abkommen über die entmilitarisierte Zone auf dem Golan verletzt zu haben. Die israelischen Streitkräfte hätten am Dienstag nachmittag zunächst Artillerie und Panzerraketen auf den Ort Sehita und auf den Hügel 1023 abgefeuert, hieß es. Bei einem Luftangriff am Mittwoch morgen seien in den Außenbezirken von Quneitra drei weitere Militärstellungen attackiert worden.

Die Angriffe seien etwa zeitgleich mit Anschlägen von »Terroristen auf das Zentralgefängnis in Deraa« erfolgt, hieß es in der Stellungnahme. Diese seien von Jordanien aus gestartet worden. Die israelischen Angriffe sollten offenbar »moralische Unterstützung für die terroristischen Banden« bieten, die zuletzt in Jabrud an der libanesischen Grenze schwere Niederlagen erlitten hätten. Israel eskaliere die Lage in Syrien und gefährde damit »die regionale Sicherheit und Stabilität«.

Die israelische Armee bezeichnete die Attacken als »Vergeltung« für die Explosion eines Sprengsatzes, der am Dienstag nachmittag unter einem Patrouillenfahrzeug auf dem von Israel besetzten Golan explodiert war und vier Soldaten verletzt haben soll. Unmittelbar nach dem Vorfall hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Syrien des Angriffs beschuldigt und eine »machtvolle« Reaktion angekündigt. Eine steigende Zahl von »Gotteskriegern und Hisbollah-Elementen« stelle eine »neue Gefahr« für Israel dar, so Netanjahu.

Israel hatte die libanesische Hisbollah beschuldigt, für einen ähnlichen Sprengstoffanschlag vor wenigen Tagen auf ein israelisches Patrouillenfahrzeug an der Grenze zum Südlibanon verantwortlich gewesen zu sein, und hatte zur »Vergeltung« mehrere Raketen auf den Südlibanon abgeschossen. Später hatte die Gruppe »Islamischer Staat im Irak und in der Levante« (ISIL) die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

Eine Sprecherin der Israelischen Armee bestätigte vier Angriffe am Mittwoch morgen auf verschiedene syrische Armeestellungen, die angeblich den Anschlag auf die israelischen Soldaten am Vortag »unterstützt und ermöglicht« hätten. Demnach seien ein Ausbildungszentrum, ein militärisches Hauptquartier und Artilleriestellungen angegriffen worden. Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon machte die Regierung von Präsident Baschar Al-Assad für den Angriff verantwortlich. »Wenn sie weiter mit Terrorelementen kooperiert, die Israel schaden wollen, wird sie einen hohen Preis bezahlen«, drohte Jaalon.

Ebenfalls am Dienstag erklärte der neu ernannte US-Beauftragte für Syrien, Daniel Rubinstein, daß Washington die diplomatischen Vertretungen Syriens in den USA geschlossen habe. Botschafter, Konsule und syrisches Personal würden ausgewiesen. Betroffen sind die syrische Botschaft sowie zwei Konsulate in Troy (Michigan) und Houston (Texas). Rubinstein erklärte, es sei »unakzeptabel, daß Individuen, die von dem Regime ernannt wurden, diplomatisch und konsularisch in den USA tätig sind«. Verschiedene Medien berichteten, Syrien habe zuvor erklärt, keine Visa mehr für US-Bürger in seiner Botschaft ausstellen zu wollen. Eine offizielle Erklärung des syrischen Außenministeriums lag bis Redaktionsschluß nicht vor.

* Aus: junge Welt, Donnerstag, 20. März 2014


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