Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

Juni 2006

Donnerstag, 1. Juni, bis Sonntag, 4. Juni
  • US-Soldaten haben im Irak eine Schwangere erschossen. Auf dem Weg zur Entbindung hatte das Fahrzeug mit der Frau versehentlich Kurs auf einen US-Stützpunkt genommen. Ein Fahrer habe die hochschwangere Frau in der 125 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Samarra zusammen mit zwei weiblichen Angehörigen zum Krankenhaus bringen sollen, berichtete die Polizei am 1. Juni. Er sei jedoch im Dunkeln falsch abgebogen und habe Kurs auf einen amerikanischen Militärstützpunkt genommen. Auf dem Weg dorthin sei das Fahrzeug unter Beschuss genommen worden. Die Schwangere und ihre Schwester starben. Der Fahrer wurde verletzt. Die US-Armee bezeichnete den Vorfall als "bedauerlich". Als das Fahrzeug trotz entsprechender Warnungen nicht angehalten habe, hätten die Soldaten das Feuer eröffnet, um es zum Stehen zu bringen.
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes in Bagdad wurden am 1. Juni mindestens zwei Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Der Sprengsatz detonierte nach Polizeiangaben auf einem Platz im Zentrum der Stadt, auf dem zahlreiche Tagelöhner auf die Zuteilung von Arbeit warteten.
  • Der britische Sender BBC hat am 1. Juni ein Video ausgestrahlt, das nach irakischen Polizeiangaben auf ein weiteres mögliches Massaker durch US-Soldaten hindeutet. Die BBC erhielt das Video nach eigenen Angaben von einer sunnitischen Moslemgruppe, die gegen die US-Streitkräfte sind. Es handelt sich demnach um Bilder vom 15. März aus dem Ort Ishaki rund 100 Kilometer nördlich von Bagdad, auf denen elf getötete Zivilisten zu sehen sind, unter ihnen fünf Kinder und vier Frauen. Die Aufnahmen widersprächen der US-Version der Ereignisse. Ein Sprecher der US-Streitkräfte im Irak sagte laut BBC, der Fall werde untersucht.
    [Sollte sich der Vorfall am 15. März bestätigen, so heißt das, dass die Berichterstattung über das Morden im Irak lückenhaft ist. Dies muss auch bei unserer Chronik bedacht werden. Den hier gemeldeten Vorfall hatten wir nicht notiert.]
  • Der Ruf der USA hat nach Einschätzung der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright durch das Vorgehen der US-Armee im Irak stark gelitten. Die USA hätten sich im Irak "politisch und militärisch überdehnt", sagte Albright der "Süddeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 1. Juni). Das US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba, der Folterskandal im Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad und die Berichte über ein mögliches Massaker an Irakern in Haditha hätten das Ansehen der USA "schwer beschädigt".
  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich bislang vergeblich um Zutritt zu geheimen Gefängnissen der USA bemüht, in denen Terrorverdächtige festgehalten werden. In dieser Sache habe es keine Fortschritte gegeben, beklagte IKRK-Präsident Jakob Kellenberger am 1. Juni bei der Vorstellung des Jahresberichts am Sitz der Organisation in Genf. "Es ist eine meiner Prioritäten, Zugang zu den Insassen in geheimen Gefängnissen zu erhalten", erklärte Kellenberger. Die USA gestatten dem IKRK als einziger unabhängiger Organisation Besuche bei Terrorverdächtigen, die im Irak, in Afghanistan und dem umstrittenen Lager Guantanamo auf Kuba festgehalten werden. Zu jenen Gefangenen, die an geheimen Orten festgehalten werden, haben IKRK-Mitarbeiter jedoch trotz monatelanger Bemühungen noch keinen Zugang erhalten. Man sei keinen Schritt vorangekommen, sagte der IKRK-Präsident.
  • Wegen des mutmaßlichen Massakers an irakischen Zivilisten durch US-Soldaten in Haditha hat der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki strenge Regeln für die multinationalen Truppen in seinem Land gefordert. Nach einer Kabinettssitzung am 1. Juni verurteilte Maliki den Vorfall vom November als "verabscheuungswürdiges Verbrechen". In einer Erklärung heißt es, solches Verhalten sei "nicht hinnehmbar und nicht zu rechtfertigen". Maliki kündigte die Einsetzung einer Kommission an, die sich mit den politischen Konsequenzen aus diesem "Verbrechen der multinationalen Truppen" auseinandersetzen soll. Es müssten klare Vorschriften für die ausländischen Truppen im Irak geschaffen werden, forderte Maliki.
  • "Entsetzt" zeigte sich Jung angesichts der Meldungen über ein mutmaßliches Massaker einiger US-Soldaten im irakischen Haditha. Er schloss in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung (Ausgabe vom 2. Juni) aber aus, dass sich daraus, wegen der vermuteten Gleichsetzung aller ausländischen Soldaten in islamischen Staaten, eine besondere Gefährdung für die Bundeswehr ergeben könnte. "Natürlich bin ich entsetzt angesichts dieser Berichte. Das gilt auch für die amerikanische Regierung. Das muss lückenlos aufgeklärt werden." Eine "besondere Gefährdung für unsere Soldaten in Afghanistan" könne er darin aber nicht erkennen. "Wir sind jetzt im Norden von Afghanistan tätig. Die amerikanischen und britischen Truppen sind in anderen Regionen des Irak* aktiv. Schon durch diese regionale Trennung sehe ich keine besondere Gefährdung", betonte Jung.
    * [Ein Fehler der Redaktion: Es muss natürlich heißen: "... in anderen Regionen Afghanistans"]
  • Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright hat die Irak-Politik der aktuellen US-Regierung scharf kritisiert. In der PHOENIX-Sendung "Im Dialog" (Ausstrahlung, 2. Juni) sagte sie: "Der Krieg im Irak ist wirklich in die falsche ichtung gelaufen. Ich denke nicht, dass das ein Krieg ist, den wir führen mussten." Sie mache sich "große Sorgen über die Rolle Amerikas und über den Ruf des Landes", sagte Albright. "Wir sehen aus, als würden wir ein Land besetzen, und wir haben ja auch das Problem mit Abu Ghraib." Viele Amerikaner machten sich "große Sorgen über Abu Ghraib und die Tatsache, dass niemand ganz Hochrangiges bestraft wurde". Hinzukomme nun "dieses furchtbare Massaker in Haditha und wir wissen noch gar nicht genau, was da vor sich gegangen ist", so die ehemalige US-Außenministerin.
    Albright warnte vor einem Militärschlag im Iran: "Ich hoffe, dass wir keinen Krieg mit dem Iran anfangen. Ich mache mir große Sorgen darüber, dass der Krieg im Irak bereits den Einfluss des Iran sehr gestärkt hat." Sie glaube jedoch, dass Präsident Bush im Augenblick versuche, diplomatische Lösungen für den Iran-Konflikt zu finden. "Die militärische Option ist natürlich nicht vollständig vom Tisch, aber man muss auch verstehen, dass eine militärische Antwort im Iran sehr langfristige und katastrophale Konsequenzen hätte", sagte Albright.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat nach eigenen Worten volles Vertrauen in die Untersuchungen der US-Armee zu dem mutmaßlichen Massaker an irakischen Zivilisten durch US-Soldaten in Haditha. "Wir werden bald die Antwort kennen", sagte Rumsfeld am 2. Juni in Singapur. Derzeit laufen zwei Untersuchungen der Armee zu dem Vorfall im Irak im vergangenen November: ein strafrechtliche Untersuchung und eine interne zu der Frage, ob die wahren Gründe für den Tod der 24 Iraker von der Armee möglicherweise vertuscht werden sollten. Nach einem Zeitungsbericht sollen die Berichte bis zum Wochenende vorliegen.
  • Der El-Kaida-Chef im Irak, Abu Mussab el Sarkawi, hat die sunnitischen Iraker zum Kampf gegen die schiitischen Landsleute aufgerufen. In einer am 2. Juni über das Internet verbreiteten Audio-Botschaft rief er die Sunniten im Irak auf, die Schiiten zu bekämpfen und die Aufrufe zur nationalen Einheit zu missachten. Zudem griff er den höchsten schiitischen Würdenträger des Irak, Ayatollah Ali Sistani, scharf an. Er sei der "Imam der Ketzerei", dessen Fatwas den Sunniten schadeten und den "Besetzern des Iraks nutzen". Eine Fatwa ist ein religiöses Gutachten, das feststellt, ob eine Handlung mit dem islamischen Recht, der Scharia, vereinbar ist.
  • Am Rand der internationalen Konferenz zur Außenpolitik der Bertelsmann Stiftung traf n-tv-Chefredakteur Markus Föderl am 2. Juni in Berlin den ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger zum Interview. Zur Initiative der fünf Veto-Mächte und Deutschlands in der Iran-Frage sagte Kissinger "Ich hoffe, dass es eine realistische Chance ist. Das Angebot ist realistisch, unsere Verbündeten teilen es und es betrifft eine Angelegenheit, die von lebenswichtiger Bedeutung für alle ist, nicht nur für die USA."
    Zur Lage im Irak und den jüngsten Massaker-Vorwürfen sagte Kissinger: "Ein bedauerliches Ereignis, für das es keine Entschuldigung gibt, falls sich die Dinge, so wie sie dargestellt wurden, als wahr erweisen. Es ist eine sehr schwierige Lage. Die Herausforderung liegt darin, dass, wenn die USA sofort abzögen, dies für alle Beteiligten eine Katastrophe darstellen würde. Es reicht nicht, nur das Vergangene zu kritisieren und den Alltag zu bedauern. Wichtig ist es, eine Art gemeinsamen politischen Rahmen zu finden, innerhalb dessen man das Entstehen taliban-ähnlicher Verhältnisse im Irak verhindern kann."
    Zum Status der USA als Supermacht: "Die USA werden wahrscheinlich für unbestimmte Zeit eine atomare Supermacht bleiben. Viele andere Faktoren sind in den letzten Jahren entstanden, die eine breitere Grundlage für die Definition nationaler Macht bilden. In diesem Sinne werden große Veränderungen international unvermeidlich sein. Nicht weil die USA ihren Status als Supermacht verlieren, sondern weil andere Länder aufsteigen, und andere Probleme in den Vordergrund treten. Aber die USA werden immer noch ein unentbehrlicher Faktor bleiben, ohne den man sich Lösungen schwerlich vorstellen kann."
  • Nach den Vorwürfen wegen eines möglichen Massakers an Zivilisten im Irak sieht das US-Verteidigungsministerium die Soldaten durch eine Untersuchung entlastet. Die Behauptungen zur Exekution einer Familie und zur anschließenden Vertuschung der Tat seien "absolut falsch", sagte Pentagon-Sprecher William Caldwell dem britischen Sender BBC am 3. Juni. Die Untersuchung habe ergeben, dass der Einsatz "in Übereinstimmung mit den Regeln" der Kampftruppen im Irak gestanden habe. Die BBC hatte zuvor ein Video veröffentlicht, das nach irakischen Polizeiangaben auf Anzeige ein Massaker von US-Soldaten an irakischen Zivilisten hindeutet. Darin sind elf Tote mit Schusswunden zu sehen, unter ihnen Frauen und Kinder.
  • Bei einem Angriff auf eine Polizeistation im irakischen Baakuba sind am 3. Juni sieben Menschen ums Leben gekommen. Vier weitere Polizisten wurden verletzt, als die Angreifer den Posten im Südwesten der Stadt mit Maschinengewehren, Granaten und Raketenwerfern attackierten, wie die örtliche Polizei mitteilte. Das rund 60 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Baakuba ist ein Zentrum des sunnitischen Widerstands im Irak.
  • Die Rekrutierungsschwierigkeiten der britischen Armee sind offenbar auf den Einfluss besorgter Mütter auf ihre Sprößlinge zurückzuführen. "Es gibt den Mama-Faktor", sagte der General a.D. Andrew Ritchie der Zeitung "Daily Telegraph" (3. Juni). Für Mütter sei der Irak vollkommen unpopulär. Sie seien besorgt, dass ihr Nachwuchs echten Risiken und Gefahren ausgesetzt werde. Dies habe Auswirkungen auf die Rekrutierung, denn Mütter hätten großen Einfluss auf die Entscheidung ihrer Kinder. Die britische Regierung geht davon aus, dass sie den Bedarf für den Zeitraum 2005/2006 zu 85 Prozent abdecken kann. Im vergangenen Jahr blieben 2000 Stellen unbesetzt.
  • Bei einem Selbstmordanschlag sind in Basra am 3. Juni mindestens 28 Menschen getötet und 62 verletzt worden. Nach Angaben der Polizei fuhr der Attentäter am Nachmittag mit einem mit Sprengstoff präparierten Auto in einen belebten Markt und zündete die Bombe.
  • Beim bislang schwersten Überfall auf Diplomaten in Bagdad haben Terroristen einen russischen Botschaftsvertreter erschossen und vier weitere entführt. Die irakische Polizei wie auch die russische Regierung bestätigten am 3. Juni den Angriff. Russland, das zum Irak stets enge Beziehungen unterhalten hatte, reagierte geschockt. Das Außenministerium in Moskau teilte mit, es unternehme im Kontakt mit irakischen Stellen und dem Kommando der Koalitionstruppen alle Anstrengungen zur Freilassung der Entführten.
  • Die für den 4. Juni vorgesehene Sitzung des irakischen Parlaments zur Nominierung des Verteidigungs- und des Innenministers ist bis auf weiteres verschoben worden. Wie der Vizepräsident des Parlaments, Chaled el Attija mitteilte, konnte keine Einigung darüber erzielt werden, wer die Ressorts künftig leiten soll. Zuvor hatte ein Abgeordneter der Liste des neuen Regierungschefs Nuri el Maliki mitgeteilt, der Ministerpräsident habe sich für zwei Militärs als Kandidaten für die Posten des Verteidigungs- und Innenministers entschieden.
  • Bei einem Überfall in dem Ort Kara Tappa nordöstlich der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 4. Juni 21 Zivilisten getötet worden. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, hielten bewaffnete Männer mehrere Kleinbusse an und erschossen deren Insassen. Der Vorfall ereignete sich demnach an einer von den Angreifern errichteten Straßensperre nahe dem Dorf Ayn Layla, hundert Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Auch in Basra kam es am 4. Juni erneut zu Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen. Nachdem irakische Polizisten in der überwiegend von Schiiten bewohnten Stadt eine sunnitische Moschee umstellten, wurden bei einem Gefecht neun Menschen getötet. Nach Polizeiangaben hatten sich bewaffnete Kämpfer in der Moschee verschanzt. Sechs Personen seien verhaftet worden. In der Nähe der Moschee seien zwei mit Sprengstoff präparierte Autos gefunden worden.
  • Einen Tag nach ihrer Verschleppung sind die vier in Bagdad entführten Mitarbeiter der russischen Botschaft angeblich wieder frei gekommen, hieß es am 4. Juni.
Montag, 5. Juni, bis Sonntag, 11. Juni
  • Die Familie der im Herbst 2004 im Irak entführten und ermordeten Leiterin der Hilfsorganisation CARE, Margaret Hassan, hat der britischen Regierung Mitschuld am Tod der 59-Jährigen gegeben. Die Regierung habe sich geweigert, mit den Entführern zu reden, heißt es laut AFP vom 5. Juni in einer Erklärung des Bruders und der drei Schwestern der Toten. "Wir glauben, dass die Weigerung der Regierung, mit den Entführern in Dialog zu treten, unsere Schwester das Leben gekostet hat." Es sei an der Zeit, dass die Menschen in Großbritannien und Irland die Wahrheit über das erführen, was der "britischen Bürgerin" Margaret Hassan widerfahren sei. hieß es in der Erklärung weiter. Im Laufe des Tages sollen in Bagdad drei Verdächtige in dem Mordfall verurteilt werden. Während der Gefangenschaft Hassans hätten die Entführer vier Mal mit dem Handy der CARE-Chefin bei deren irakischem Ehemann in Bagdad angerufen und ein Gespräch mit einem Vertreter der britischen Botschaft verlangt, schreiben Deidre, Geraldine, Kathryn und Michael Fitzsimons. Aber die Botschaft habe lediglich ausrichten lassen, dass man nicht mit Entführern rede. Das Außenministerium in London räumte ein, dass jemand Hassans Mann angerufen und behauptet habe, die CARE-Chefin festzuhalten. Die Echtheit des Anrufs könne aber nicht bestätigt werden. Ein Ministeriumssprecher äußerte Verständnis für die Kritik der Familie. Das Außenamt habe regelmäßigen Kontakt mit ihr.
  • Als Polizisten gekleidete Männer haben am 5. Juni in Bagdad mindestens 50 Menschen verschleppt. Die Angreifer stürmten nach Angaben des irakischen Innenministeriums Bushaltestellen in der Innenstadt und entführten Busfahrer, Passagiere sowie Arbeiter und Angestellte in der Gegend.
  • US-Truppen haben im Irak einen gesuchten Militärführer der Terrororganisation Al Kaida getötet. Amerikanische Militärkreise teilten am 5. Juni mit, Hussein Ali Muzabir sei bei einer Razzia in der Stadt Balad etwa 80 Kilometer nördlich von Bagdad erschossen worden. Einer seiner engsten Mitarbeiter sei gefangen genommen worden. Muzabir wurde als militärischer Führer im Bereich der Stadt Samarra bezeichnet. Er sei zu Zeiten des Regimes von Saddam Hussein Geheimdienstmitglied gewesen.
  • Bei einem Attentat im Süden des Irak ist am Abend des 5. Juni ein italienischer Soldat getötet worden. Vier weitere Soldaten wurden bei dem Sprengstoffanschlag auf eine Militärpatrouille verletzt, einer davon schwer, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Der Angriff habe sich 100 Kilometer nördlich der Stadt Nassirija ereignet. Seit Beginn der Mission im Juni 2003 sind damit 31 italienische Soldaten im Irak ums Leben gekommen. Italien will seine rund 2.700 Soldaten im Irak bis zum Jahresende abziehen.
  • Nahe der irakischen Stadt Baakuba sind am 6. Juni die abgetrennten Köpfe von neun Menschen in einer Obstkiste entdeckt worden. Die in eine schwarze Plastiktüte eingewickelten Köpfe seien am Rand der Hauptstraße acht Kilometer nördlich von Baakuba gefunden worden, teilte die örtliche Polizei mit.
  • Die Islamische Partei des irakischen Vize-Präsidenten Tarik el Haschemi hat die US-Armee im Irak "zahlreicher Verbrechen" an Zivilisten beschuldigt. US-Soldaten hätten im Mai im ganzen Land mehrfach die Menschenrechte verletzt, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der sunnitischen Partei, Omar Dscheburi, am 6. Juni in Bagdad. Er forderte unabhängige Untersuchungen der Vorfälle im westirakischen Haditha und in Ischaki nördlich von Bagdad. Die Schuldigen müssten als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden; die Familien der Getöteten Entschädigungen erhalten.
  • Als Teil seines neuen Sicherheitskonzepts hat der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki eine nationale Versöhnungsstrategie nach südafrikanischem Vorbild angekündigt. Als eine der ersten Maßnahmen würden 2.500 irakische Gefangene aus den Gefängnissen entlassen, sagte er am 6. Juni in Bagdad. Zudem solle wie in Südafrika eine Wahrheits- und Versöhnungskommission zur Wiedereingliederung ehemaliger Mitglieder der Baath-Partei in die Gesellschaft eingerichtet werden. Das Verteidigungsministerium kündigte die Entwaffnung der Zivilbevölkerung in Bagdad und Umgebung an. "Viele Baathisten wollen ihre Vergangenheit hinter sich lassen, und wir benötigen die Mechanismen, um ihnen dabei zu helfen", sagte Maliki. In Südafrika habe die Wahrheitskommission "Kriminelle vor Gericht gestellt und andere Leute in die Gesellschaft wiedereingegliedert, nachdem diese versprochen hatten, die verbotene Partei nicht wiederaufzubauen". Um den Terrorismus im Irak zu bekämpfen, sei mehr als ein einzelner Ansatz vonnöten. Neben der Anwendung von Gewalt gehörten dazu auch die nationale Versöhnung und die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Die Freilassung von 2500 irakischen Gefangenen, "an deren Händen kein Blut klebt", sei eine der ersten Maßnahmen auf dem Weg zur nationalen Versöhnungen, betonte Maliki. Die ersten 500 Häftlinge sollten bereits am 7. Juni frei kommen.
  • Gegen die US-Truppen im Irak ist ein neuer Vorwurf der Ermordung von Zivilpersonen erhoben worden. Nach Ermittlungen der amerikanischen Militärbehörden sollen Soldaten in Hamdanija unweit von Mossul am 26. April einen Mann gezielt getötet und ihn dann so hergerichtet haben, als habe es sich um einen Aufständischen gehandelt. Nach den mutmaßlichen Massakern in Haditha und Ischaki wäre dies ein weiterer Fall, der Beobachtern zufolge zu einem enormen Ansehensverlust der Besatzungstruppen im Irak beitragen dürfte. Ein ranghoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums erläuterte am 6. Juni in Washington die Theorie der Ermittler zum Vorfall in Hamdanija. Demnach drang eine kleine Gruppe von Marineinfanteristen auf der Suche nach einem mutmaßlichen Aufständischen in die nordirakische Stadt ein. Weil sie den Verdächtigen nicht gefunden hätten, hätten die Soldaten schließlich einen unbewaffneten Zivilisten aus seinem Haus gezerrt und erschossen. Dann hätten sie ein Sturmgewehr vom Typ AK-47 sowie eine Schaufel neben die Leiche gelegt.
  • Am späten Abend des 6. Juni explodierte eine Autobombe am Rande eines schiitischen Trauergottesdienstes im Südwesten Bagdads. Mindestens vier Menschen kamen ums Leben, etwa 20 wurden verletzt.
  • US-Truppen offenbar für den Irak haben in der Vergangenheit den Flughafen Leipzig zu Zwischenlandungen genutzt. Ein Flughafensprecher sagte am 6. Juni auf Anfrage, seit Ende Mai seien drei so genannte technische Zwischenlandungen registriert worden. Die Charterflüge der Gesellschaft World Airways seien seines Wissens vom Emirat Kuwait aus- oder dorthin gegangen. Die Zwischenlandungen hätten dem Betanken, Aufnehmen von Verpflegung und Wechseln der Besatzung gedient. Bei den Transitflügen sei niemand von oder an Bord gegangen. Die Passagiere in den Chartermaschinen seien Urlauber gewesen. Über deren Zahl wisse er nichts, sagte der Sprecher. Zuvor war in Berichten von 400 US-Soldaten die Rede gewesen. (Siehe hierzu unseren Bericht: Über Leipzig an die Front.)
  • Neue Anschläge im Irak haben am 7. Juni schon vor Tagesanbruch mehrere Menschen das Leben gekostet. In Bagdad wurden bei der Explosion eines Sprengsatzes am Straßenrand im Morgengrauen zwei Polizisten in den Tod gerissen. Der Anschlag ereignete sich nahe einer Passstelle im Osten der Hauptstadt. Nicht weit davon entfernt gingen noch in der Dunkelheit drei Raketen nieder. Dabei wurde ein Mann getötet, der wegen der derzeitigen Hitzewelle auf dem Dach seines Hauses schlief. Seine beiden Brüder wurden verletzt.
  • Die US-Armee hat am 7. Juni rund 590 Gefangene aus Militärgefängnissen im Irak entlassen. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, ein Teil der Häftlinge sei in Bagdad freigelassen worden. Andere Häftlinge hätten ein Gefängnis nahe der Grenze zur Türkei verlassen dürfen. Regierungschef Nuri al-Maliki hatte am Vortag als "Geste der Versöhnung" die Freilassung von 2.500 Häftlingen angekündigt.
  • Italien wird seine 2.700 Soldaten bis Ende des Jahres aus dem Irak abziehen, wie der italienische Außenminister Massimo D'Alema am 7. Juni in Bagdad bekannt gab. Sein irakischer Kollege Hoschjar Sebari erklärte, man sei zur Übernahme der Kontrolle in Nassirija im Südwesten des Landes bereit. "Der Abzug wird nicht plötzlich stattfinden", sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Ende des Monats werde bereits mit der Übergabe der Verantwortlichkeiten begonnen. Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi löst mit dem Rückzug ein Wahlversprechen ein.
  • Bewaffnete Männer haben in der südirakischen Stadt Basra aus fahrenden Autos heraus 14 Passanten erschossen. Wie am 7. Juni aus Sicherheitskreisen verlautete, wurden bei der wilden Schießerei in der Nacht weitere acht Zivilisten verletzt.
  • Der El Kaida-Chef im Irak, Abu Mussab el Sarkawi, ist tot: Der Jordanier wurde nach US-Angaben bei einem Luftangriff auf ein Versteck rund acht Kilometer nördlich der irakischen Stadt Baakuba getötet. Sarkawi sei "ausgeschaltet", sagte der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki am 8. Juni unter dem Beifall von Journalisten in Bagdad. US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair begrüßten die Todesnachricht als Sieg im Kampf gegen den Terrorismus, rechneten aber nicht mit einem Ende der Gewalt. Nach Angaben des Kommandeurs der multinationalen Truppen im Irak, US-General George W. Casey, wurde der Jordanier am Abend des 7. Juni bei einem gezielten Luftangriff nahe Baakuba, rund 60 Kilometer nördlich von Bagdad, gemeinsam mit sieben Anhängern getötet. Die multinationalen Truppen hätten Sarkawi anhand von Fingerabdrücken, Fotoabgleichen und Narben identifiziert.
    Sarkawi zählte zu den meistgesuchten Terroristen der Welt; auf seine Ergreifung stand ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar. Der 39-jährige sunnitische Jordanier galt als Drahtzieher zahlreicher Bombenanschläge, Entführungen und bewaffneter Überfälle im Irak. Die US-Geisel Nicholas Berg soll er im April 2004 eigenhändig enthauptet haben. In seiner Heimat wurde Sarkawi bereits dreimal in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Das US-Militär rechnet damit, dass der Ägypter Abu el Masri Nachfolger Sarkawis wird. (AFP)
  • Nach dem Tod des El-Kaida-Führers Abu Mussab el Sarkawi warnt der Terrorismus-Experte Ulrich Schneckener vor möglichen Anschlägen außerhalb des Irak. "Ich rechne damit, dass dieses Netzwerk nun versuchen wird zu beweisen, dass es auch ohne el Sarkawi besteht, und Handlungsfähigkeit demonstrieren will", sagte der Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik der "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 9. Juni). Dies könne auch bedeuten, dass es zu Anschlägen außerhalb des Irak komme.
  • Nach der Tötung des El-Kaida-Führers Abu Mussab el Sarkawi haben die irakischen Behörden für die Zeit der Freitagsgebete am 9. Juni im Großraum Bagdad ein Fahrverbot verhängt. Angesichts der erhöhten Anschlagsgefahr solle die Bevölkerung in ihren Häusern gehalten werden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur Begründung. Bis zum späten Nachmittag gilt zwischen Bagdad und dem nördlich gelegenen Baakuba ein Fahrverbot.
  • Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki hat einen Drei-Punkte-Plan zur Stabilisierung seines Landes vorgestellt. Seine Regierung werde sich dabei auf den Wiederaufbau der Infrastruktur, die Aussöhnung der Volksgruppen und die Sicherheit im Irak konzentrieren, schrieb Maliki in einem Gastbeitrag für die britische Tageszeitung "The Times" vom 9. Juni. Die Besetzung der letzten beiden Posten im Kabinett am Donnerstag seien der "Startschuss". Der Tod des El-Kaida-Führers Abu Mussab el Sarkawi werde dem Prozess "zusätzlichen Schwung" verleihen.
  • Der arabische Fernsehsender Al Dschasira hat am 9. Juni eine neue Videobotschaft des mutmaßlichen Stellvertreters von Osama bin Laden, Ajman al Sawahri, ausgestrahlt. Der Vizechef des Terrornetzwerks Al Kaida lobt darin den am 7. Juni bei einem US-Luftangriff getöteten Terroristenführer Abu Mussab al Sarkawi, ohne jedoch auf dessen Tod einzugehen. Ein Al-Dschasira-Sprecher erklärte, das Video sei offenbar vor dem Angriff auf Al Sarkawi gedreht worden.
  • Das US-Repräsentantenhaus hat am 9. Juni 21,3 Milliarden Dollar (16,8 Milliarden Euro) an Auslandshilfe gebilligt, dabei aber von Präsident George W. Bush beantragte Hilfen für Irak und Afghanistan gekürzt. Der Abgeordnete Jim Kolbe, Vorsitzender des zuständigen Ausschusses, erklärte, er habe 2,4 Milliarden Dollar streichen müssen, da das Geld dringend in den USA selbst gebraucht werde. Die Abgeordneten hatten in dieser Woche schon vier Milliarden Dollar für ein Sofortprogramm der Auslandshilfe zugestimmt, bei dem allein 1,6 Milliarden Dollar für Projekte zur Stabilisierung der Behörden im Irak vorgesehen sind.
  • Sunnitische Rebellengruppen im Irak haben im Internet ihr Bedauern über den Tod des Terroristenführers Abu Musab al Sarkawi geäußert und eine Fortsetzung des Kampfes gegen die Besatzungstruppen angekündigt. Die Gruppe Ansar al Sunna veröffentlichte am 10. Juni ein Video, in dem ihre Mitglieder drei Iraker verhören und später enthaupten. Den Opfern wird vorgeworfen, einer schiitischen Todesschwadron angehört zu haben. Zum Ende des Videos wurden die Iraker davor gewarnt, sich den Sicherheitskräften anzuschließen.
  • Aufständische haben am frühen 11. Juni einen Gemüsemarkt in der südirakischen Stadt Amara unter Beschuss genommen. Britische Soldaten erwiderten das Feuer. Dabei wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet. Ein siebenjähriger Junge erlitt Verletzungen.
    Nahe einer Moschee im Norden von Bagdad detonierte am Straßenrand eine Bombe, als gerade ein irakisches Polizeiauto vorbeifuhr. Ein Beamter wurde getötet, ein weiterer verletzt. Bei einem anderen Zwischenfall in der Hauptstadt wurde ein Autofahrer aus einem vorbeifahrenden Wagen heraus erschossen.
    Im Westen von Bagdad wurde nach Polizeiangaben vom 11. Juni der Leichnam eines Sicherheitsbeamten des Gesundheitsministeriums aufgefunden. Der Mann sei gefoltert und dann allem Anschein nach mit einem Kopfschuss getötet worden, hieß es.
  • Bei einer Schießerei zwischen irakischen Aufständischen und britischen Soldaten in der schiitischen Stadt Amara im Süden des Iraks sind am 11. Juni fünf Menschen getötet worden. Nach Polizeiangaben gab es außerdem 15 Verletzte. In Amara ging ein britisches Armeefahrzeug in Flammen auf. Bei den irakischen Kämpfern handelte es sich laut Polizei um Milizionäre der Mehdi-Armee des schiitischen Predigers Moktada Sadr. Ein britischer Armeesprecher bestätigte die Schießerei, machte aber zunächst keine genauen Angaben zu den Opfern. Nach seinen Angaben wurde ein britischer Soldat verletzt.
  • Die Polizei von Kirkuk gab am 11. Juni die Festnahme von sieben mutmaßlichen El-Kaida-Mitgliedern bekannt. Sie würden verdächtigt, nach der Tötung ihres Chefs Abu Mussab el Sarkawi bei einem US-Luftangriff am vergangenen Mittwoch aus dem Gebiet um Baakuba in den Norden geflohen zu sein, hieß es.
  • Ungeachtet der anhaltenden Gewalt in seinem Land erwartet der irakische Sicherheitsberater Mowaffak el Rubaie einen raschen Abzug der ausländischen Truppen. Bis Ende des Jahres werde deren Zahl "wahrscheinlich auf unter 100.000" fallen, sagte Rubaie am 11. JUni dem US-Fernsehsender CNN. Bis Ende 2007 werde dann "der Großteil der multinationalen Kräfte nach Hause gegangen sein", sagte der Berater. Derzeit sind etwa 150.000 ausländische Soldaten im Irak stationiert. Mit 130.000 Soldaten stellen die USA den größten Teil der Truppe.
Montag, 12. Juni, bis Sonntag, 18. Juni
  • Die US-geführten Truppen haben in der Nähe der irakischen Stadt Baakuba nach eigenen Angaben sieben Terrorverdächtige getötet. Die Soldaten hätten bei ihrem Luftangriff am 12. Juni "sieben Terroristen getötet, drei verletzt und zwei weitere Terroristen festgenommen", teilte die US-Armee mit. Zudem seien zwei Kinder ums Leben gekommen. Ein weiteres Kind sei verletzt worden und werde behandelt.
  • In einem südlichen Vorort von Bagdad starben am 12. Juni sechs Mitarbeiter einer staatlichen Ölfirma, als ein Sprengsatz unter ihrem Fahrzeug explodierte.
  • In der südirakischen Stadt Amara wurde eine Trauerzeit von drei Tagen angeordnet, zu Ehren von zehn Irakern, die von der britischen Armee bei einer Razzia getötet worden waren. Ein Mitarbeiter des Provinzgouverneurs sagte, die Provinzregierung verurteile die von der britischen Armee begangenen "Menschenrechtsverletzungen". Die Soldaten hatten nach irakischen Angaben nach einem Angriff auf ihren Militärstützpunkt bei Amara mehrere Viertel durchkämmt und dabei die zehn Menschen erschossen.
  • Fünf Tage nach dem Tod des Extremistenchefs Abu Mussab el Sarkawi hat der irakische El-Kaida-Ableger einen Nachfolger benannt. Es handele sich um Scheich Abu Hamsa el Muhadscher, hieß es in einer der Gruppe zugeschriebenen Mitteilung, die am 12. Juni ins Internet gestellt wurde.
  • In Bagdad explodierten zwei in geparkten Autos versteckte Sprengsätze. Dabei wurden im Westen der Hauptstadt sowie im Viertel Sadr City insgesamt mindestens neun Menschen getötet und 51 verletzt, wie die Polizei am 12. Juni mitteilte. Sechs weitere Menschen kosteten zwei Anschläge in Balat das Leben, wie Krankenhausmitarbeiter mitteilten. 25 weitere Menschen wurden dabei in der überwiegend von Schiiten bewohnten Stadt 80 Kilometer nördlich von Bagdad verletzt.
  • US-Präsident George W. Bush hat Forderungen nach einem raschen Truppenabzug aus dem Irak eine Absage erteilt. Die Entscheidung hänge von den Bedingungen vor Ort ab, sagte Bush am 12. Juni in Camp David nach zehnstündigen Klausurberatungen mit Mitgliedern seines Kabinetts über das weitere Vorgehen im Irak. Vor einem Abzug müsse sichergestellt sein, dass die irakischen Sicherheitskräfte in der Lage sein werden, selbst für Sicherheit und Stabilität in ihrem Land zu sorgen. Bush widersprach damit auch Äußerungen des Kommandanten der US-Truppen im Irak, General George Casey, wonach der Abzug der US-Soldaten noch in diesem Jahr beginnen könnte.
  • Bei drei Selbstmordanschlägen im Norden des Irak sind am 13. Juni mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 33 Menschen wurden verletzt, als drei Selbstmordattentäter sich kurz hintereinander an verschiedenen Orten in die Luft sprengten, wie die Polizei in der Ölstadt Kirkuk mitteilte. Allein auf einem belebten Markt kamen demnach 13 Menschen durch eine Autobombe ums Leben, unter ihnen zwei Polizisten. Eine halbe Stunde später habe ein Selbstmordattentäter sein Fahrzeug in den Fahrzeugkonvoi des örtlichen Polizeichefs gesteuert. Dem Polizeichef sei nichts passiert, aber zwei weitere Polizisten seien gestorben. Kurz darauf habe ein dritter Attentäter einen weiteren Polizeikonvoi angegriffen; die Autobombe habe einen Polizisten getötet.
  • US-Präsident George W. Bush ist am 13. Juni überraschend zu einem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad eingetroffen. Er traf in der US-Botschaft mit dem irakischen Regierungschef Nuri el Maliki zusammen. Bush sagte in einer Ansprache, die Zukunft des Landes liege "in den Händen" der irakischen Führung. Die USA wollten jedoch im Land bleiben und helfen. Bush hielt vor US-Truppen eine Rede und gab beim Treffen mit Maliki eine Erklärung ab. Beides haben wir hier dokumentiert: "Ich dachte, ich schau mal vorbei und sage 'hallo'"
  • Umfragen
    Die Reputation der Vereinigten Staaten in der Welt hat sich offenbar im laufenden Jahr weiter verschlechtert. Dies geht aus einer am 13. Juni in Washington veröffentlichten Umfrage des Pew-Instituts hervor. Demnach haben beispielsweise in Deutschland nur noch 37 Prozent eine positive Meinung von den USA, im Vorjahr waren es noch 41 Prozent. In Frankreich sank der Wert von 43 auf 39 Prozent, in Russland von 52 auf 43 Prozent. Der stärkste Imageverlust für die USA wurde in Spanien verzeichnet, wo der Wert um ganze 18 Punkte auf 23 Prozent zurückging. Dem Institut zufolge wird der Ruf der Vereinigten Staaten noch immer vor allem durch den Irak-Krieg belastet.
  • Nach monatelangem Tauziehen hat das US-Repräsentantenhaus auf Wunsch von Präsident George W. Bush 66 Milliarden Dollar (52,5 Milliarden Euro) an neuen Mitteln für die Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan genehmigt. Der entsprechende Nachtrag zum Haushalt 2006 wurde am 13. Juni in Washington mit 351 gegen 67 Stimmen verabschiedet. Insgesamt hat der Entwurf ein Volumen von 94,5 Milliarden Dollar. Vorgesehen sind darin unter anderem auch neue Gelder für den Wiederaufbau nach den Hurrikanen des vergangenen Jahres und für den Schutz gegen die Vogelgrippe. Vertreter der oppositionellen Demokraten kritisierten, dass die hohen Kosten für den Militäreinsatz in einzelne Raten aufgeteilt würden und die Gesamtsumme so der Öffentlichkeit verborgen bleibe. "In 18 getrennten Schritten werden wir jetzt 450 Milliarden Dollar für dieses Abenteuer ausgegeben haben", sagte David Obey, der führende Demokrat im Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses. "Das ist eine riesige Ausgabe für einen fehlgeleiteten Krieg."
  • US-Präsident George W. Bush glaubt nicht daran, dass die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Irak bis zum Ende seiner Amtszeit Anfang 2009 beendet sein werden. "Wenn man als Kriterium ansetzt, dass es keine Gewalt mehr gibt, dann ist dieses Kriterium unmöglich zu erfüllen", sagte Bush auf dem Rückflug von Bagdad an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One.
    Der US-Präsident gab außerdem bekannt, dass er bei dem Treffen mit der irakischen Regierung am Dienstag in Bagdad persönlich die Ahndung von Fehlverhalten der amerikanischen Truppen zugesichert habe. Eine irakische Ministerin habe bei dem Treffen Bedenken wegen Menschenrechtsverletzungen vorgebracht, berichtete Bush. "Ich habe ihr zugesichert, dass der US-Botschafter bei allen Beschwerden mehr als bereit zum Zuhören ist und dass es eine Untersuchung geben wird." Die skandalösen Übergriffe auf Gefangene in Abu Ghraib bezeichnete Bush erneut als "trauriges Kapitel".
  • Um die anhaltende Gewalt in Bagdad in den Griff zu bekommen, hat die irakische Regierung am 14. Juni mehrere zehntausend Sicherheitskräfte in der Hauptstadt stationiert. Im Einsatz seien 20.000 Soldaten und rund 50.000 Sicherheitskräfte des Innenministeriums, verlautete aus Militärkreisen. Der Großeinsatz in Bagdad am 14. Juni löste mehrere Verkehrsstaus aus. Allerdings waren deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs als sonst. Aus Sicherheitskreisen war am 13. Juni verlautet, geplant seien die Sicherung von Straßen nach Bagdad und aus der Stadt heraus, die Errichtung weiterer Kontrollposten und Razzien gegen mutmaßliche Verstecke von Aufständischen. Wenn nötig, sollten auch Luftangriffe angeordnet werden. "Die Terroristen können einer solchen Macht nicht widerstehen", sagte ein Militärsprecher. Al-Maliki hat darüber hinaus Pläne für eine verlängerte Ausgangssperre und ein Waffenverbot angekündigt.
  • Tote und Verletzte
    Nach Angaben des irakischen Verteidigungsministeriums wurden allein in der vergangenen Woche bei 761 Angriffen 263 Zivilpersonen getötet und mehr als 300 verletzt. Zugleich seien 78 Terrorverdächtige getötet und und 584 weitere festgenommen worden. Seit Jahresbeginn kamen mindestens nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP 3.829 irakische Zivilpersonen ums Leben, mindestens 754 Sicherheitskräfte starben. Außerdem wurden mindestens 335 Angehörige der Koalitionstruppen getötet, 312 von ihnen US-Soldaten. (AP, 14. Juni)
  • Drei Wochen nach seinem Amtsantritt hat Ministerpräsident Romano Prodi am 14. Juni mit dem Abzug der italienischen Truppen aus dem Irak begonnen. Bis Ende Juni solle die Zahl der Soldaten von einst 3.200 auf 1.600 reduziert werden, berichtete das staatliche Fernsehen. Bis zum Herbst sollen alle italienischen Soldaten den Irak verlassen haben. Damit schrumpft die von den USA angeführte "Koalition der Willigen" im Irak weiter. Auch die Spanier, Niederländer und Ukrainer haben das Land bereits verlassen, sowie mehrere kleinere Kontingente. Derzeit sind noch rund 150.000 ausländische Soldaten im Irak.
  • Ein Scheitern der USA im Irak würde laut US- Präsident George W. Bush die Terroristen und "Islam- Faschisten" weltweit stärken. "Die Entschlossenheit der gemäßigten Nationen in ihrer Verteidigung gegen diese Islam-Faschisten" dürfe nicht geschwächt werden, sagte Bush wenige Stunden nach seiner Rückkehr aus dem Irak am 14. Juni. Der Irakkrieg sei "zentraler Teil" des weltweiten Kampfes gegen den Terrorismus. Einen baldigen Abzug der US-Truppen oder einen Zeitplan dafür werde es nicht geben.
  • US-Präsident George W. Bush hat Südafrika aufgefordert, seine Erfahrungen bei der Aufarbeitung des Apartheidsregimes dem Irak bei dessen Vergangenheitsbewätigung zur Verfügung zu stellen. Während einer Pressekonferenz im Weißen Haus sagte Bush am 14. Juni, die USA würden die Bemühungen des neuen irakischen Regierungschefs Nuri el Maliki unterstützen, die Iraker mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen und das Trauma der Zeit unter Saddam Hussein zu Gunsten einer "Zukunft voller Hoffnung" zu überwinden. Die irakische Führung wolle bei den früheren Mitgliedern von Saddam Husseins Baath-Partei zwischen denjenigen unterscheiden, die Verbrechen begingen und denen, die aus Gründen der Existenzsicherung Parteimitglieder geworden seien.
  • Eine extremistische irakische Gruppe hat eigenen Angaben zufolge nördlich von Bagdad einen türkischen "Technikfachmann" und seinen Übersetzer verschleppt. Der katarische Nachrichtensender "El Dschasira" strahlte am 15. Juni Bilder der Geisel aus. Dem Bericht zufolge forderte eine Gruppe namens Brigade von Imam Ali die Abberufung des türkischen Botschafters im Irak sowie das Ende des Transports von Material für US-Militärstützpunkte durch türkische Firmen. Für die Erfüllung ihrer Forderung gaben die Geiselnehmer Ankara eine Woche Zeit.
  • Irakische Soldaten nahmen nach Angaben der US-Streitkräfte in Kerbela, rund 80 Kilometer südlich von Bagdad, einen ranghohen Terroristenführer fest und hoben ein umfangreiches Waffenlager aus. Bei dem Einsatz am 15. Juni sei kein Schuss gefallen. Der Festgenommene wurde den Angaben zufolge wegen der Planung von Anschlägen auf Iraker und die Koalitionsstreitkräfte gesucht. Außerdem habe er Extremisten finanziell unterstützt.
  • Die britischen, australischen und japanischen Truppen im Irak werden einem Bericht zufolge in Kürze die Verantwortung für die Sicherheitslage im Südirak an die irakischen Behörden übergeben. Ein Abzug der Streitkräfte aus der Region soll kurz darauf folgen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am 16. Juni meldete. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki werde dies am Dienstag (20. Juni) bekannt geben, hieß es unter Berufung auf Koalitionskreise. Anschließend werde London umgehend den Rückzug seiner Soldaten aus der südirakischen Provinz Muthanna ankündigen. Japan und Australien sollen mit ähnlichen Erklärungen folgen. Der japanische Abzug könne bereits im Juli abgeschlossen sein, meldete Kyodo.
  • Vor der Buratha-Moschee sprengte sich während des Freitagsgebets am 16. Juni ein Selbstmordattentäter in die Luft und riss mindestens zehn Menschen in den Tod. 20 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt.
    In einem Einkaufsviertel nördlich der irakischen Hauptstadt wurden am selben Tag bei einer Mörserexplosion zwei Menschen getötet und 16 verletzt.
  • In der 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba kamen in der Nacht zum 16. Juni fünf Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren ums Leben, ihre Eltern wurden verletzt. Extremisten hatten nach Angaben der Polizei das benachbarte Haus eines Polizeioffiziers in die Luft gesprengt, was eine der Wände des Hauses der Familie zum Einsturz brachte. Die Trümmer der Wand erschlugen die Kinder.
  • Soldaten der US-Armee haben irakische Gefangene 17 Tage lang nur mit Wasser und Brot ernährt. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des US-Verteidigungsministeriums hervor, der am 16. Juni in Washington veröffentlicht wurde. Demnach wurden einige Gefangene bis zu eine Woche lang in winzigen Zellen eingesperrt. Ihnen seien die Augen mit Klebeband verbunden worden; gleichzeitig hätten Soldaten sie mit lauter Musik am Schlafen gehindert. Mindestens ein Gefangener sei nackt ausgezogen worden. Dem Pentagon zufolge geht es in dem Bericht um Ereignisse aus den Jahren 2003 und 2004. Die genannten Praktiken seien nicht gut, aber auch nicht illegal gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Gegen keinen Soldaten sei vorgegangen worden. Der Bericht wurde von Brigadegeneral Richard Formica erstellt, nachdem Berichte über Gefangenenmisshandlungen durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib 2004 international Empörung ausgelöst hatten. Formica schreibt darin, das Festhalten von Gefangenen in winzigen Zellen "wäre für 24 bis 48 Stunden akzeptabel, nicht aber für fünf bis sieben Tage." Drei Gefangene hatten dem Bericht zufolge erzählt, sie seien für jeweils zwei, fünf und sieben Tage in käfigähnlichen Zellen eingesperrt worden. Formica empfahl keine Disziplinarmaßnahmen gegen die Soldaten. Wegen Misshandlungen oder Demütigungen Gefangener in Abu Ghraib wurden bislang elf Soldaten verurteilt.
  • Bei einer Serie von Bombenanschlägen im Irak sind bis zum Mittag des 17. Juni mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen. Es gab zahlreiche Verletzte. In der Stadt Al Mahmudiya, südlich von Bagdad sprengte sich am Morgen ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto in die Luft. Dabei starben mindestens sieben Menschen,15 wurden verletzt. Mindestens sechs Menschen wurden getötet und 28 verletzt, als im Zentrum der Hauptstadt Bagdad auf einem belebten Markt ein Sprengkörper explodierte. (dpa)
  • Trotz eines massiven Sicherheitsaufgebots starben am Abend des 17. Juni erneut mindestens zwölf Menschen bei der Explosion einer Autobombe in Bagdad, 38 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei waren unter den Todesopfern mehrere Kinder und ein Polizist. Damit wurden am 17. Juni allein in der irakischen Hauptstadt und seiner Umgebung 41 Menschen getötet; landesweit stieg die Zahl der Gewaltopfer auf 50. (AFP)
  • Die irakische Polizei hat am 18. Juni in Bagdad die Leichen von zehn Zivilisten gefunden, die alle Folterspuren aufwiesen. Ein Polizeisprecher sagte, die Mordopfer seien in vier verschiedenen Stadtvierteln entdeckt worden. Seit vier Monaten tauchen im Irak täglich die Leichen von Mordopfern auf, die von Sunniten oder Schiiten alleine auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu der jeweils anderen Religionsgruppe getötet wurden.
  • Die US-Truppen haben bei der Suche nach zwei entführten Soldaten im Irak fünf mutmaßliche Aufständische getötet und 26 Verdächtige festgenommen. Das berichtete die Polizei am 18. Juni in Jussifija. Das amerikanische Militärkommando in Bagdad hatte am 17. Juni mitgeteilt, ein US-Soldat sei in der Umgebung von Jussifija im so genannten Todesdreieck südlich von Bagdad getötet worden. Zwei weitere Soldaten, die mit ihm an einer Straßensperre im Einsatz gewesen seien, würden seither vermisst.
Montag, 19. Juni, bis Sonntag, 25. Juni
  • Aus Gefängnissen der irakischen und amerikanischen Behörden im Irak sind weitere 500 Häftlinge entlassen worden. Sie wurden am 19. Juni an einen Bahnhof in Bagdad gebracht und dort von Angehörigen in Empfang genommen, wie der stellvertretende irakische Justizminister Buscho Ibrahim mitteilte. Die Entlassungen erfolgten im Rahmen der Zusage von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, zu Gunsten einer nationalen Versöhnung bis Ende dieses Monats 2.500 Häftlinge auf freien Fuß zu setzen. Ausgenommen sind davon Gefangene, denen Terroranschläge zur Last gelegt werden. Die US-Behörden halten laut Ibrahim noch rund 13.000 Iraker in ihrem Gewahrsam.
  • Der irakische Generalstaatsanwalt hat für den früheren Machthaber Saddam Hussein im Prozess um ein Massaker die Todesstrafe gefordert. Auch Ex-Vizepräsident Taha Jassin Ramadan und Saddams Halbbruder Barsan al- Tikriti sollten hingerichtet werden, sagte Staatsanwalt Dschafar al-Mussawi am 19. Juni.
  • Anhänger des Terrornetzwerks El Kaida im Irak haben sich im Internet zur Entführung von vier russischen Diplomaten bekannt. Das russische Außenministerium bemühe sich, die Echtheit des Bekennerschreibens zu überprüfen, sagte am 19. Juni ein Sprecher in Moskau. Mit demselben Brief hatten die Terroristen auch die Verantwortung für die Entführung von zwei US-Soldaten vom vergangenen Freitag (16. Juni) übernommen. Terroristen hatten Anfang Juni in Bagdad einen Mitarbeiter der russischen Botschaft erschossen und vier weitere verschleppt.
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice hat im Namen ihrer Regierung Besorgnis über die Entführung von zwei US-Soldaten im Irak geäußert. "Dies bereitet uns selbstverständlich große Sorge", sagte Rice am 19. Juni in Washington. Die US-Armee habe zugesichert, alles zu tun, um die Soldaten zu finden. Die beiden Soldaten verschwanden am Freitag nach einem Angriff an einer Verkehrskontrolle nahe der Sunniten-Stadt Jusifijah südlich von Bagdad. Ein Soldat starb bei dem Angriff. Auf einer von Islamisten benutzten Website bekannte sich eine dem Terrornetzwerk El Kaida nahe stehende Sunniten-Gruppe zu der Entführung.
  • Drei US-Soldaten im Irak sind wegen Mordes und versuchten Mordes an Irakern angeklagt worden. Die Anklage erfolge im Zusammenhang mit dem Tod von drei irakischen Gefangenen bei einem Einsatz der US-Armee nahe dem Thar-Thar-Kanal in der Provinz Salaheddin am 9. Mai, teilte die US-Armee in einer schriftlichen Erklärung am 19. Juni mit. Den Soldaten werde vorgeworfen, bei dem Einsatz gegen mehrere Bestimmungen des Militärrechts verstoßen zu haben. Dabei gehe es um Mord, versuchten Mord, Verschwörung und Behinderung der Justiz. Der Anklage waren Ermittlungen einer Untersuchungskommission der Streitkräfte vorangegangen.
  • Japan wird seine Soldaten aus dem Irak zurückziehen. Die Regierung habe beschlossen, die bei Samawa im Südirak stationierten Truppen abzuziehen, hieß es am 20. Juni in einer Erklärung des japanischen Sicherheitsrats. Das Ziel des Einsatzes, den Wiederaufbau im Irak zu unterstützen, sei erreicht. Tokio hat seit Januar 2004 rund 600 Soldaten bei Samawa stationiert, die dort einen humanitären Auftrag haben. Es war seit dem Zweiten Weltkrieg der erste Militäreinsatz Japans in einem Kriegsgebiet. Iraks Ministerpräsident Nuri el Maliki hatte bereits am Montag den Rückzug der internationalen Truppen aus der Provinz El Muthanna angekündigt, in der auch die japanischen Soldaten stationiert sind.
  • Bei US-Angriffen im Irak sind nach irakischen Angaben in der Nacht zum 20.Juni 13 irakische Zivilisten getötet worden. Bei den Opfern handelte es sich nach Angaben der Polizei und von Menschenrechtlern um Arbeiter in Geflügelfarmen nahe der Unruhestadt Baakuba. Zum Zeitpunkt des US-Einsatzes hätten die Arbeiter in den Feldern des Dorfes Buschahin nordöstlich von Bagdad geschlafen, um das Geflügel zu bewachen, sagte ein Polizeivertreter. 13 Menschen seien getötet und vier weitere verletzt worden. Zudem seien zehn Menschen festgenommen worden. Aus dem Krankenhaus von Baakuba wurde bestätigt, dass 13 Leichen eingeliefert wurden.
  • In einem Altersheim der Stadt Basra riss ein Selbstmordattentäter am 20. Juni zwei Frauen mit in den Tod. Vier Menschen wurden verletzt.
  • Die beiden entführten US-Soldaten sind tot aufgefunden worden. Die Leichen der seit dem 16. Juni vermissten Soldaten seien in der Gegend von Jusifijah südlich von Bagdad entdeckt worden, teilte der irakische General Abdel Asis Mohammed am 20. Juni in Bagdad mit. Sie wiesen Folterspuren auf und seien offenbar auf "barbarische Weise" getötet worden. Am 19. Juni hatte sich eine dem Terrornetzwerk El Kaida nahe stehende Sunniten-Gruppe zu der Entführung bekannt.
  • Bei Anschlägen im Irak sind am 20. Juni mindestens acht Menschen getötet und rund 50 weitere verletzt worden. Durch die Explosion einer Autobombe im Nordosten Bagdads starben drei Menschen, 18 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. Zwei Iraker wurden getötet, als ein Sprengsatz auf einem Flohmarkt im Zentrum Bagdads explodierte. 28 Menschen seien dabei verletzt worden, teilte die Polizei mit. In Basra im Süden des Landes tötete ein Selbstmordattentäter eine Frau, als er sich in einer Warteschlange von älteren Leuten in die Luft sprengte, die ihre monatliche Rentenzahlung abholen wollten.
  • Zwei Wochen nach dem Tod von El-Kaida-Führer Abu Mussab el Sarkawi hat die US-Armee nach eigenen Angaben ein weiteres Schlüsselmitglied der Terrorgruppe im Irak getötet. Sarkawis enger Gefolgsmann Mansur Suleiman el Maschhadani sei am 16. Juni in Jusufijah von US-Soldaten getötet worden, sagte US-Generalmajor William Caldwell am 20. Juni in Bagdad. "Wir wissen, dass Scheich Mansur ein zentraler Führer in der irakischen El Kaida war", sagte Caldwell. Der Iraker habe innerhalb der Region einen "exzellenten Ruf" wegen seiner religiösen und militärischen Kompetenzen genossen.
  • Bei einer Serie von Angriffen im Irak sind am 21. Juni mindestens sieben Menschen getötet worden. Zwei Menschen kamen ums Leben, als eine Autobombe im Stadtteil Sadr City im Nordosten Bagdads explodierte, verlautete aus Sicherheitskreisen. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, als das Auto vor einem Restaurant in die Luft ging. In Baakuba nördlich der irakischen Hauptstadt wurden bei verschiedenen Angriffen ein Metzger und ein Gemüsehändler sowie zwei weitere Zivilisten getötet, wie es aus Polizeikreisen hieß. Auch in Kubba nördlich von Baakuba töteten Unbekannte einen Menschen. Auf einem Feld wurde die Leiche eines zunächst nicht identifizierten Menschen entdeckt.
  • Ein weiterer Anwalt von Saddam Hussein ist am 21. Juni in Bagdad entführt und erschossen worden. Es handelt sich um den dritten derartigen Fall seit Beginn des Prozesses gegen den Exmachthaber vor rund acht Monaten. Hauptverteidiger Chalil al Dulaimi erklärte, sein Kollege Chamis al Obeidi sei am Morgen des 21. Juni von Männern in Polizeiuniformen aus seinem Haus verschleppt und später ermordet worden. Al Obeidi vertrat im Prozess Saddam Hussein und dessen Halbbruder Barsan Ibrahim. Chefankläger Dschaafar al Mussawi bestätigte den gewaltsamen Tod des Anwalts, nannte aber keine Einzelheiten.
  • In einem weiteren Fall von gewaltsamen Übergriffen der US-Armee im Irak soll nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums gegen acht US-Soldaten Mordanklage erhoben werden. Das US Marine Corps kündigte für den Nachmittag des 21. Juni eine Pressekonferenz zu dem Fall an. Es gehe um einen Vorfall vom 26. April dieses Jahres. Die Soldaten sollen in Hamdania einen irakischen Zivilisten getötet haben. Nach Angaben eines Armeevertreters sitzen die Verdächigen derzeit in Untersuchungshaft. Es handle sich um sieben Marineinfanteristen und einen Angehörigen der Navy.
  • Die australische Armee hat eingeräumt, dass bei einem Schusswechsel in Bagdad australische Soldaten tödliche Schüsse auf einen irakischen Leibwächter abgefeuert haben. Ein Armeesprecher in Sydney sagte am 22. Juni, die Streitkräfte bedauerten den Vorfall "zutiefst". Australische Soldaten hatten am 21. Juni beim Verlassen des Handelsministeriums im Stadtviertel Harthija im Westen Bagdads auf Leibwächter von Handelsminister Abdel Falah el Sudani geschossen und einen Leibwächter in Zivil tödlich verletzt. Der Armeesprecher in Sydney sagte eine Untersuchung des Vorfalls zu.
  • Im Irak sind seit dem Einmarsch der US-Truppen vor drei Jahren rund 500 Chemiewaffen gefunden worden. Dies geht aus einem Geheimdienstbericht hervor, der laut AFP vom 22. Juni von republikanischen US-Senatoren veröffentlicht wurde. Während der Senator Rick Santorum von einem "unglaublich bedeutenden" Ausmaß der Chemiewaffen-Funde sprach, wollte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums dem Bericht keine große Bedeutung beimessen und die Debatte über die Begründung für den Irak-Krieg nicht neu anfachen.
    Die inzwischen gefundenen Chemiewaffen wurden nach dem Bericht der US-Geheimdienste vor 1991 produziert. Zu den gefundenen Chemikalien zählen Senf- und Saringas, das unter dem früheren Präsidenten Saddam Hussein nach früheren Erkenntnissen etwa gegen Kurden im irakischen Norden eingesetzt wurde. Trotz aller Bemühungen zur Vernichtung solcher Bestände gebe es offenbar noch immer alte Bestände, heißt es in dem Bericht weiter. Wo immer die US-Armee auf solche Waffen treffen, würden sie unschädlich gemacht. Der Pentagon-Vertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, die alten Chemiewaffen seien in einem "so schlechten Zustand, dass sie nicht für das benutzt werden könnten, wozu sie entwickelt wurden".
  • Der italienische Außenminister Massimo D'Alema sieht nach eigenen Worten keine Hinweise darauf, dass der Iran kurz vor der Entwicklung einer Atombombe steht. Er wolle nicht, dass Italien in das gleiche Dilemma wie vor dem Irak-Krieg gerate, wo sich dann herausgestellt habe, "dass da nichts war", sagte D'Alema am 22. Juni im italienischen Fernsehen mit Bezug auf die amerikanische Begründung für den Krieg, wonach der Irak Massenvernichtungswaffen entwickelt haben soll. Dies stellte sich später als falsch heraus. D'Alema war am Abend des 21. Juni mit dem iranischen Außenminister Manutschehr Mottaki zusammengetroffen. Im Konflikt über das iranische Atomprogramm sei eine diplomatische Lösung gefordert, sagte der italienische Außenminister.
  • Bei den jüngsten Kämpfen im Irak sind auch wieder fünf US-Soldaten getötet worden, wie am 22. Juni in Bagdad mitgeteilt wurde. Vier von ihnen starben bei der Explosion von am Straßenrand versteckten Bomben. Ein Soldat wurde bei einem Angriff der Aufständischen getötet, wie die US-Streitkräfte erklärten. Damit wurden seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 mindestens 2.512 Angehörige der US-Streitkräfte getötet, darunter sieben Zivilbeschäftigte.
  • Einen Tag nach der Entführung von etwa hundert Angestellten des irakischen Wirtschaftsministeriums haben die Geiselnehmer alle Frauen freigelassen. In der Region Tadschi nördlich von Bagdad habe die Polizei allerdings die Leichen zweier Geiseln gefunden, sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums, der anonym bleiben wollte, am 22. Juni. Wieviele Menschen sich noch in der Gewalt der Entführer befanden, konnte er nicht sagen. Offenbar seien jedoch nur Schiiten verschleppt worden.
  • Einen Tag nach der Entführung von rund 85 Arbeitern aus einer Metallfabrik nördlich von Bagdad hat die irakische Polizei einen Bauernhof gestürmt und mindestens 17 Verschleppte befreit. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurden bei der Erstürmung des Bauernhofes mehrere Geiselnehmer festgenommen. Die Razzien in der Gegend von Mischada würden fortgesetzt, um auch die restlichen Entführten ausfindig zu machen.
  • Auch auf der zweiten Station seiner Europa-Reise ist US-Präsident George W. Bush mit Kritik an seinen Methoden im Anti-Terror-Kampf konfrontiert worden. Bei einem Treffen in Budapest am 22. Juni mahnte der ungarische Präsident László Sólyom seinen Gast: "Der Kampf gegen den Terrorismus kann nur dann erfolgreich sein, wenn jeder Schritt und jede Maßnahme im Einklang mit internationalem Recht steht."
  • Der US-Senat hat mit breiter Mehrheit einen Vorstoß aus den Reihen der oppositionellen Demokraten abgewiesen, die Truppen im Irak bis zum 1. Juli 2007 komplett abzuziehen. Der entsprechende Antrag wurde am 22. Juni in Washington mit der Mehrheit von 86 gegen 13 Stimmen abgeschmettert. Der Vorstoß stammte von dem früheren Präsidentschaftskandidaten John Kerry, war aber selbst unter den Demokraten umstritten. Auch viele oppositionelle Senatoren hielten den Antrag für zu weitgehend.
  • Der Kommandeur der multinationalen Truppen im Irak, US-General George W. Casey, hat dem Iran vorgeworfen, mit Hilfe von "Verbündeten" im Irak "Terroroperationen" zu verüben. Die Iraner setzten ihre Verbündeten ein, um "im Irak sowohl gegen uns als auch gegen die Iraker Terroroperationen auszuführen", sagte Casey bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 22. Juni in Washington.
  • Die US-Armee ist erstmals mit der offenen Befehlsverweigerung eines Offiziers gegen die Mobilisierung für den Irak-Krieg konfrontiert. Wie die Angehörigen von Leutnant Ehren Watada am 22. Juni mitteilten, verhängten die Vorgesetzten in Fort Lewis im Bundesstaat Washington gegen den 28-Jährigen ein Kontaktverbot. Watada könne nur noch über seinen Anwalt mit der Außenwelt in Verbindung treten.
  • Die US-Truppen haben in Jussifija im Süden der irakischen Hauptstadt Bagdad neun mutmaßliche "Terroristen" gefangen genommen, meldete dpa am 23. Juni. In der gleichen Ortschaft hatten Tausende von Soldaten am vergangenen Wochenende vergeblich nach zwei entführten amerikanischen Soldaten gesucht. Ihre verstümmelte Leichen waren am 19. Juni gefunden worden. Bei einer Razzia südwestlich der Stadt Bakuba seien am 19. Juni zudem ein wichtiger Anführer der El-Kaida- Terroristen im Nordirak und drei weitere Verdächtige geschnappt worden.
  • Am 22. Juni hat der britische Verteidigungsminister Des Browne während eines Besuchs in Basra gesagt, dass die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt zu greifen schienen. Die irakische Regierung hatte am 31. Mai wegen der Zunahme der Gewalttaten einen einmonatigen Ausnahmezustand über Basra verhängt. Im Südirak sind etwa 7.200 britische Soldaten stationniert, ein Teil von ihnen in Basra.
  • In Bagdad verhängten die Behörden am 23. Juni überraschend eine Ausgangssperre, die von 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) bis Samstag 06.00 Uhr Ortszeit (04.00 Uhr MESZ) gelten soll. Gründe dafür wurden nicht genannt. Seit gut einer Woche gilt in Bagdad bereits eine nächtliche Ausgangssperre
  • Bei der Explosion einer Bombe vor einer sunnitischen Moschee in der Ortschaft Hibhib nördlich von Bagdad sind am 23. Juni zwölf Menschen ums Leben gekommen. 20 Menschen wurden nach Polizeiangaben nach dem Freitagsgebet verletzt.
    Bei einem Selbstmordanschlag in der südirakischen Stadt Basra starben am 23. Juni laut Polizei zehn Menschen, 18 erlitten Verletzungen. Ein mit Sprengstoff präparierters Fahrzeug explodierte in der Nähe einer Tankstelle im Zentrum der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadt.
  • Die irakische Regierung und die US-geführten Truppen im Irak haben weitere 500 Häftlinge freigelassen. Nach Angaben des US-Strafvollzugs vom 23. Juni handelte sich dabei um Gefangene aus der Haftanstalt Abu Ghraib im Westen von Bagdad, die an keinen Gewalttaten, Entführungen oder Folterungen beteiligt waren. Der schiitische Geistliche Sadreddin el Kubandschi vom Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak kritisierte die Massenentlassungen. Der frühere sunnitische Vize-Regierungschef und derzeitige Abgeordnete Abed Motlak el Dschuburi sagte, die freigelassenen Häftlinge stammten aus Ramadi, Hauptstadt der mehrheitlich sunnitischen Unruheprovinz El Anbar, sowie aus Bagdad und dessen Ungebung. Er forderte Regierung und Behörden auf, für die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft zu sorgen. Laut US-Armee wurden seit dem 7. Juni etwa 2300 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt. Die "Terroristen im Irak" müssten wie die Gefangenen im US-Lager Guantánamo in Kuba behandelt werden, sagte der Geistliche Kubandschi in seiner Predigt in der den Schiiten heiligen Stadt Nadschaf. Der pro-iranische Oberste Rat ist eine der Hauptstützen der Regierung von Ministerpräsident Nuri el Maliki, der selbst Mitglied der konservativen Schiitenpartei Dawa ist.
  • Bei der Explosion einer Bombe vor einer sunnitischen Moschee in der Ortschaft Hibhib nördlich von Bagdad kamen am 23. Juni zwölf Menschen ums Leben. 20 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. Bei einem Selbstmordanschlag in der südirakischen Stadt Basra starben laut Polizei zehn Menschen, 18 erlitten Verletzungen. Ein mit Sprengstoff präparierters Fahrzeug explodierte in der Nähe einer Tankstelle im Zentrum der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadt.
  • In Bagdad verhängten die Behörden am 23. Juni überraschend eine teilweise Ausgangssperre, die über Tag gelten soll. Gründe dafür wurden nicht genannt. Seit gut einer Woche gilt in Bagdad bereits eine nächtliche Ausgangssperre
  • Eine internationale Medienanalyse hat gezeigt, dass Kriegsberichterstatter dazu tendieren, der Linie ihrer Regierung zu folgen, wie der Guardian berichtet. Media Tenor, das Bonner Institut für Medienanalyse http://www.mediatenor.de, analysierte die TV-Berichterstattung über den Irakkrieg im Zeitraum zwischen März und April 2003 in Deutschland, Großbritannien, USA, Tschechien, Südafrika und Quatar. Dabei fokussierte die Untersuchung auf die thematische Struktur der Nachrichten zu Beginn des Krieges. Die Studie beweist, dass es einen großen Einfluss auf Ton und Themen der Berichterstattung hat, wenn Journalisten in Truppen eingebunden sind. "Diese Journalisten sehen ganz andere Dinge. So genannte ,embedded journalists', die mit der Truppe reisen, solidarisieren sich sehr stark mit ihr. Teilweise beginnen sie auch in der "Wir-Form" über sich und die Truppe zu reden", erklärt Christian Kolmer, einer der Autoren der Studie, gegenüber pressetext. Dass Kriegsberichterstatter dazu tendieren, dem Standpunkt ihrer Regierung treu zu bleiben, sei kein überraschendes Ergebnis. "Es deckt sich mit der Theorieentwicklung der Kommunikationswissenschaft. Dafür gibt es bereits verschiedene Erklärungsmuster", so Kolmer. Auch bei der Hintergrundberichterstattung sind große Unterschiede zwischen den Medien festzustellen. Verglichen mit dem US-Fernsehen brachten der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera und der das deutsche Satellitenfernsehen Deutsche Welle fast doppelt so viel Information über den politischen Hintergrund des Kriegs. In der ersten Woche des Konflikts standen allerdings in allen Ländern Nachrichten über militärische Aktionen an erster Stelle. (pte, 24. Juni)
  • Die vorübergehende Festnahme eines hochrangigen islamischen Geistlichen durch US-Truppen am 24. Juni hat im Irak Empörung ausgelöst. US-Streitkräfte hatten in der Stadt Tikrit den sunnitischen Mufti Scheich Gamal Abdel Karim el-Dabban abgeführt. El- Dabban gilt als Führer der irakischen Sunniten. Wie ein Sprecher des Provinzgouverneurs mitteilte, wurde der Mufti wenige Stunden nach seiner Festnahme wieder freigelassen. Die Amerikaner hätten sich entschuldigt und von einer Verwechslung gesprochen.
  • Im Irak sind am 23. und 24. Juni vier weitere US-Soldaten ums Leben gekommen. Nach Angaben der US-Armee vom Samstag, ereigneten sich am Freitag- und Samstagmorgen in der Region von Bagdad zwei Explosionen, bei denen insgesamt drei Soldaten getötet wurden. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Ohne Einfluss von Kampfhandlungen sei am Freitag in Bagdad zudem ein weiterer US-Soldat ums Leben gekommen. Auch zu diesem Vorfall wurden keine Einzelheiten bekannt. Damit kamen allein in der vergangenen Woche rund ein Dutzend US-Soldaten im Irak ums Leben, seit der Invasion im März 2003 insgesamt 2.516.
  • Die USA wollen offenbar noch vor der Kongresswahl im November mit dem Abzug ihrer Truppen aus dem Irak beginnen. Der Truppenkommandeur im Irak, General George W. Casey, habe in der vergangenen Woche bei einer geheimen Lagebesprechung im Pentagon den Abzug von fünf oder sechs der derzeit 14 Kampfbrigaden bis Ende 2007 angekündigt, berichtet die "New York Times" am 25. Juni. Als erste sollten bereits im kommenden September zwei Brigaden im Rahmen des routinemäßigen Truppenaustauschs abziehen, ohne ersetzt zu werden. Eine Kampfbrigade zählt etwa 3.500 Soldaten. Derzeit sind knapp 130.000 US-Soldaten im Irak stationiert. Der Abzug sei an bestimmte Bedingungen geknüpft, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Regierungsvertreter. So müssten sich die irakischen Sicherheitskräfte weiterentwickeln, die Ablehnung der neuen Regierung unter Sunniten müsse nachlassen und die derzeitige Rebellion dürfe sich nicht auf andere Provinzen ausweiten. Der in Aussicht gestellte Abzug sei vom Umfang her größer als von den meisten Experten erwartet.
  • Die japanischen Truppen haben am 25. Juni mit dem Abzug aus dem Irak begonnen. Ein Sprecher in Tokio erklärte, die ersten Einheiten hätten die Grenze zu Kuwait gegen 07.50 Uhr überschritten. Zuvor hatten 15 Militärlastwagen mit Fahrzeugen, Planierraupen und anderer Ausrüstung die irakische Stadt Samawah in Richtung kuwaitischer Grenze verlassen, wie Bilder der Fernsehnachrichtenagentur AP Television News zeigten. Die japanischen Soldaten waren im Irak am Wiederaufbau der Infrastruktur beteiligt. Sie waren entsprechend der japanischen Verfassung nicht bewaffnet und auch nicht für Kampfeinsätze ausgerüstet. Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi hatte den Rückzug der japanischen Bodentruppen erst am 20. Juni angekündigt. Sie hätten ihre Aufgabe erfüllt, erklärte er. Japan hatte seit Anfang 2004 etwa 600 Soldaten in der südirakischen Provinz Muthana stationiert.
  • Iraks Ministerpräsident Nuri el Maliki hat am 25. Juni im Parlament sein Programm zur nationalen Versöhnung vorgestellt. Es sieht unter anderem eine Amnestie für Häftlinge vor, die keine "Terrorakte" oder Kriegsverbrechen begangen haben. Geplant ist ferner die Möglichkeit zum Dialog mit den Rebellen. Das Programm sei keinesfalls eine "Belohnung für Terroristen", betonte Maliki. Mit den "Terroristen und den Partisanen Saddam Husseins" werde es keinen Waffenstillstand geben. Bei mehreren Anschlägen wurden mindestens acht Menschen getötet und dutzende weitere verletzt. Nach Angaben Malikis soll der Plan vor allem die schnelle Freilassung "Unschuldiger" ermöglichen. Wer von der Amnestie profitieren wolle, müsse allerdings der Gewalt abschwören.
  • Drei Zivilisten kamen bei der Explosion eines Sprengsatzes auf einem belebten Markt in Bagdad ums Leben, wie aus Sicherheitskreisen am 25. Juni verlautete.
    Bei einer Bombenexplosion nahe einem Krankenhaus wurden in der irakischen Hauptstadt zwei Zivilisten getötet.
  • Im Irak sind zwei US-Soldaten wegen Totschlags und Körperverletzung in mehreren Fällen angeklagt worden. Opfer der beiden Soldaten der Nationalgarde von Pennsylvania seien irakische Zivilisten gewesen, teilte die US-Armee am 25. Juni mit. Einer der Angeklagten muss sich wegen Totschlags verantworten, weil er Mitte Februar einen unbewaffneten Iraker vor einem Haus erschossen haben soll. Der andere, ein Unteroffizier, ist wegen Körperverletzung angeklagt; zudem soll er einem Iraker eine ungeladene Waffe an den Kopf gehalten und ihm mit dem Gefängnis gedroht haben. Beiden Soldaten wird ferner vorgeworfen, die Justiz behindert zu haben.
  • Eine El-Kaida-Gruppe im Irak hat die Hinrichtung von vier im Irak entführten russischen Diplomaten bekannt gegeben. "Zur Ermutigung der Gläubigen präsentieren wir die Anwendung von Allahs Herrschaft gegen die russischen Diplomaten", hieß es in einer der Gruppe zugeschriebenen, die am 25. Juni im Internet veröffentlicht wurde. Die von El Kaida geführten Aufständischen hatten am 21. Juni die Entscheidung eines islamistischen Gerichts verkündet, wonach die Diplomaten hingerichtet werden sollten. Die russische Regierung hatte zuvor ein 48-Stunden-Ultimatum zum Abzug seiner Truppen aus Tschetschenien und zur Freilassung aller moslemischen Gefangenen verstreichen lassen.
Montag, 26. Juni, bis Freitag, 30. Juni
  • Die russische Regierung hat die Ermordung von vier im Irak entführten Diplomaten bestätigt. Die Mitarbeiter der russischen Botschaft in Bagdad seien trotz aller Bemühungen um ihre Freilassung getötet worden, teilte das Außenministerium am 26. Juni in Moskau mit. "Wir fordern von der irakischen Führung und dem Kommando der multinationalen Streitkräfte, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, damit keiner der an dem Verbrechen Beteiligten seiner gerechten Strafe entgeht."
  • Das Weiße Haus hat Berichte über einen möglichen Teilrückzug der US-Truppen aus dem Irak bis Ende kommenden Jahres laut AFP bestätigt. Präsidentensprecher Tony Snow sagte am 26. Juni auf entsprechende Nachfragen, dies sei einer der erwogenen Pläne. Die Umsetzung hänge von den Bedingungen vor Ort ab. Das Weiße Haus bestätigte damit einen Bericht, wonach der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General George Casey, die US-Brigaden von derzeit 14 bis Dezember 2007 auf fünf oder sechs verringern wolle. Eine Kampfbrigade zählt etwa 3.500 Soldaten. Derzeit sind knapp 130.000 US-Soldaten im Irak stationiert.
  • US-Präsident George W. Bush hat am 26. Juni Medienberichte über eine Reduzierung der amerikanischen Truppen im Irak noch in diesem Jahr heruntergespielt. Eine solche Entscheidung könne nur die irakische Regierung treffen, die sich dabei auf Empfehlungen der US-Militärführung stützen werde, sagte Bush laut AP vor Journalisten in Washington. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak, General George Casey, habe ihm versichert, dass seine Empfehlung darauf ausgerichtet sein werde, den Sieg zu sichern. "Und Sieg bedeutet eine freie Regierung, die sich selbst verteidigen kann", erklärte Bush weiter. Sein Sprecher Tony Snow sagte, ein Truppenabzug hänge von vielen Faktoren ab, die jetzt noch nicht abzusehen seien. Die Zeitung "The New York Times" hatte zuvor unter Berufung auf Casey berichtet, die USA planten bis Ende 2007 eine Reduzierung ihrer Kampfbrigaden im Irak von derzeit 14 auf 5 oder 6. Den Plan habe Casey bei einem Treffen im Pentagon vorgestellt.
  • Auf den Versöhnungsplan des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki gibt es nach offiziellen Angaben eine erste positive Reaktion: Sieben sunnitische Aufständischen-Gruppen streben eine Waffenruhe unter der Initiative an. Das teilte ein Sprecher der Dawa-Partei Al-Malikis, Hassan al Suneid, am 26. Juni in Bagdad mit. Al Suneid nannte nur die Namen von sechs der sieben Gruppen, die von Beobachtern als weniger bedeutend eingestuft werden: Die Al-Aschrin-Brigaden, die Mohammed-Armee, Abtal al Irak (Helden Iraks), die Gruppe 9. April, die Al-Fatah-Brigaden und die Brigaden des Generalkommandos der Streitkräfte. Die Bereitschaft dieser Gruppen zu einer Waffenruhe unter dem am Sonntag vorgestellten Versöhnungsplan könnte auf eine wachsende Kluft zwischen irakischen Aufständischen aus dem Umfeld des gestürzten Regimes von Saddam Hussein und den brutaleren und ideologischeren Kämpfern des Terrornetzwerks Al Kaida hindeuten, die meist aus dem Ausland kommen sollen.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einem Markt in der überwiegend schiitischen Stadt Hilla wurden am Abend des 26. Juni mindestens sechs Zivilisten getötet. Hilla war bereits mehrfach Schauplatz schwerster Terroranschläge.
    In Bakuba explodierte auf einem belebten Markt ein mit Sprengstoff präpariertes Motorrad. Mindestens 18 Menschen seien getötet worden, berichtet der US-Sender CNN. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder gewesen.
  • Im Irak haben schiitische Extremisten am 27. Juni aus Rache für einen Anschlag mit 26 Toten ein Viertel von Sunniten angegriffen. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten die sunnitische Al-Hamsa-Moschee sowie drei Häuser von Sunniten in dem Dorf Charnabat nördlich von Bagdad in Brand gesteckt. Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Vorabend in dem Dorf bei der Beerdigung eines Schiiten in die Luft gesprengt und 25 Menschen mit in den Tod gerissen. 36 weitere Menschen wurden verletzt.
  • In Kirkuk sprengte sich am 27. Juni ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe neben einer Tankstelle in die Luft und riss drei Menschen mit in den Tod. Zehn weitere Zivilisten wurden laut Polizei verletzt. Nach Angaben von Krankenhausärzten stieg die Zahl der Opfer, die am Vorabend bei einem Anschlag auf einem Markt in Hilla südlich von Bagdad ums Leben gekommen waren, auf zehn. 79 Menschen seien verletzt worden, hieß es.
  • Die US-Armee berichtete am 27. Juni, bei Angriffen von Aufständischen seien in Bagdad und der westlichen Anbar-Provinz seit Montag vier amerikanische Soldaten getötet worden. In Kerbela wurden die Leichen eines Polizisten und zweier Zivilisten entdeckt, darunter eine Frau. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren alle gefoltert worden.
  • Die irakischen Behörden haben am 27. Juni erneut rund 450 Häftlinge aus irakischen und US-Gefängnissen entlassen. Der nationale Sicherheitsberater Muwaffak el Rubaje wies die in Abu Ghraib westlich von Bagdad versammelten Gefangenen darauf hin, dass ihre Freilassung Teil des Versöhnungsplans von Ministerpräsident Nuri el Maliki sei. "Dies ist keine politische Finte, sondern ein ehrlicher Versuch, den Irak auszusöhnen und zu einen", sagte Rubaje. Insgesamt wurden damit in diesem Monat bereits 2500 Häftlinge entlassen. Ein US-Militärsprecher sagte, keiner der Freigelassenen habe sich an schweren Vergehen wie Attentaten, Morden, Folter oder Geiselnahmen beteiligt.
  • Der irakische Expräsident Saddam Hussein muss sich ab 21. August wegen Massenmords an den Kurden im Nordirak vor Gericht verantworten. Das Sondertribunal, das bereits wegen eines Massakers im schiitischen Dorf Dudschail gegen Saddam Hussein verhandelt, kündigte am 27. Juni die Eröffnung eines weiteren Verfahrens an. Der Expräsident und sechs seiner Mitarbeiter sind wegen einer Militärkampagne im Nordirak angeklagt, die in den 80er Jahren rund 100.000 Kurden das Leben kostete. International wurde die Operation «Anfal» vor allem durch einen Giftgasangriff auf die Stadt Halabdscha im Jahr 1988 bekannt. Allein dort gab es 5.000 Tote. Verantwortlich für den Einsatz von Senfgas und anderen Nervengiften zeichnete damals Saddam Husseins Cousin Ali Hassan Madschid, genannt "Chemie-Ali".
  • Seit dem Bombenanschlag auf eines der wichtigsten schiitischen Heiligtümer vor vier Monaten sind im Irak rund 150.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen. Die Vereinten Nationen erklärten am 27. Juni in New York, derzeit seien insgesamt 1,3 Millionen Iraker im eigenen Land auf der Flucht. Das entspreche etwa fünf Prozent der Bevölkerung. In ihrer Stellungnahme äußerte sich die UN-Mission im Irak (UNAMI) besorgt über die wachsende Gewalt seit dem Bombenanschlag auf die Askarija-Moschee in Samarra Ende Februar. Als Vergeltung für den Anschlag griffen Schiiten sunnitische Moscheen und Geistliche an. Die UNAMI erklärte, im gesamten Land seien Angehörige aller Volksgruppen auf der Flucht. So hätten in den vergangenen zwei Wochen rund 3.200 Familien die Stadt Ramadi wegen einer Militäroperation unter US-Führung verlassen.
  • Ein US-Marineinfanterist und einstiger Rekrutierer, der in dem preisgekrönten Dokumentarfilm "Fahrenheit 9/11" zu sehen war, ist im Irak getötet worden. Stabsunteroffizier Raymond Plouhar erlag seinen Verletzungen, die er bei einer Bombenexplosion in der Provinz Anbar erlitten hatte, wie das amerikanische Verteidigungsministerium am 27. Juni erklärte. Sein Vater sagte, Plouhar habe 2004 freiwillig bei den Filmaufnahmen mitgemacht. Allerdings habe er nicht gewusst, dass Regisseur Michael Moore mit seiner Dokumentation den Krieg kritisiert habe. Der 30-Jährige habe immer nur seinem Land dienen wollen.
  • Die irakischen Behörden haben nach Regierungsangaben ein mutmaßliches Al-Kaida-Mitglied aus Tunesien festgenommen, das wegen des Anschlags auf eine schiitische Moschee vom Februar in Samarra gesucht wurde. Der Tunesier sei bei einem Gefecht mit Sicherheitskräften nördlich von Bagdad vor einigen Tagen schwer verletzt worden, erklärte der nationale Sicherheitsberater Muwafak al Rubaie am 28. Juni weiter. 15 weitere ausländische Kämpfer seien getötet worden. Der irakische Drahtzieher des Anschlags sei allerdings noch immer flüchtig.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben des Kremls Spezialtruppen den Befehl gegeben, im Irak die Entführer und Mörder von vier russischen Diplomaten "ausfindig zu machen und zu zerstören". Wie das Presseamt des Kremls am 28. Juni mitteilte, ermächtigte Putin die nicht näher bezeichneten Spezialtruppen dazu, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen". Putins Einsatzbefehl kam nach der offiziellen Bestätigung des Moskauer Außenministeriums vom 26. Juni, dass vier im Irak entführte russische Botschaftsmitarbeiter getötet worden seien.
  • Mehrere aufständische Gruppen im Irak haben positiv auf den Versöhnungsplan des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki reagiert. Seit Vorstellung der Initiative am 25. Juni seien in seinem Büro zahlreiche Anfragen eingegangen, sagte Al-Maliki am 28. Juni im irakischen Fernsehen. Jetzt wolle man sich bemühen, mit den Aufständischen direkt zu sprechen und sie in den politischen Prozess einzubeziehen. Der Versöhnungsplan sieht eine Waffenruhe, einen Zeitplan für die Übernahme aller Sicherheitsaufgaben durch irakische Truppen und eine Generalamnestie für Täter vor, die nicht an Terroraktivitäten beteiligt waren. Al-Maliki bekräftigte, die Straffreiheit gelte nicht für Kämpfer, die Iraker oder Soldaten der Besatzungstruppen getötet hätten.
  • Die anhaltende Welle der Gewalt im Irak hat am Morgen des 29. Juni allein in Bagdad wieder sieben Menschen in den Tod gerissen. Bei den Opfern handelte es sich um den Chef des Sicherheitsdienstes für die Universität der Hauptstadt sowie um zwei Kaufleute, einen Bäcker, einen Elektriker, einen Mitarbeiter der Müllabfuhr und eine weitere Zivilperson. Sie wurden entweder aus fahrenden Autos heraus oder auf offener Straße erschossen oder bei der Detonation von Sprengsätzen getötet. In einem Fall galt die Bombe einer Polizeipatrouille, die jedoch nicht getroffen wurde.
  • Nach Italien plant auch Rumänien den Abzug seiner Truppen aus dem Irak. Regierungschef Calin Tariceanu begründete den überraschenden Vorstoß am 29. Juni mit den "menschlichen und finanziellen Kosten" des Einsatzes. Der Oberste Verteidigungsrat, der die sicherheitspolitische Strategie festlegt, solle deshalb den Rückzug anordnen. Rumänien werde weiter seine Verpflichtungen im Rahmen von Missionen der NATO, EU oder UNO erfüllen, versicherte der Regierungschef. An anderen Einsätzen werde sich sein Land aber nicht mehr beteiligen. Er werde Präsident Traian Basescu über die Entscheidung informieren.
  • Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben nichts davon gewusst, dass Rumänien seine Soldaten aus dem Irak abziehen will. Die jüngste Mitteilung der rumänischen Regierung sei "ehrlich gesagt eine Überraschung", sagte der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli am 29. Juni in Washington. "Wir waren nicht darüber informiert." Die Mitteilung decke sich nicht mit dem, was die USA bislang von Rumänien gehört hätten, sagte der Sprecher. "Ich glaube, wir müssen das klären."
  • Im Irak sind seit Jahresbeginn 8.000 Menschen getötet worden. Die seit Februar sprunghaft angestiegene Zahl der Morde an Zivilisten führt mittlerweile zu katastrophalen Zuständen in den Leichenschauhäusern, berichtet dpa am 29. Juni. Im Zentrum für Gerichtsmedizin in Bagdad sei die Kapazität zwar aufgestockt worden. Der Platz reiche trotzdem nicht aus, so das Gesundheitsministerium.
    Iraks Regierungschef Nuri al-Maliki erklärte laut dpa, er sei zu persönlichen Treffen mit Aufständischen bereit, die dem bewaffneten Kampf abschwören wollten.
  • Bei einem Autobombenanschlag auf eine Trauergemeinde sind am Abend des 29. Juni in der nordirakischen Stadt Kirkuk nach offiziellen Angaben mindestens vier Menschen getötet und 27 verletzt worden. Die Polizei hatte zunächst von 17 Toten und 50 Verletzten gesprochen. Ein Selbstmordattentäter fuhr der Polizei zufolge mit seinem Auto in ein Zelt, in dem die Trauerfeier für einen schiitischen Soldaten stattfand, und zündete den Sprengsatz.
  • Terrorführer Osama bin Laden hat sich am 30. Juni mit einer Würdigung des im Irak getöteten Extremisten Abu Mussab al Sarkawi zu Wort gemeldet. In einer im Internet veröffentlichten Video-Botschaft lobte der Sprecher, bei dem es sich um Bin Laden handeln sollte, Al Sarkawi als "Löwen des Heiligen Krieges". Das 19-minütige Video auf einer islamistischen Web-Site zeigte ein älteres Standbild Bin Ladens sowie bewegte Bilder von Al Sarkawi. Der Anführer der Al Kaida im Irak war am 7. Juni bei einem US-Luftangriff nordöstlich von Bagdad getötet worden.
  • Der oberste Verteidigungsrat Rumäniens hat den von Regierungschef Calin Tariceanu am Tag zuvor verkündeten Abzug der Truppen aus dem Irak abgelehnt. Das teilte Präsident Traian Basescu am 30. Juni mit. Ein Land könne nicht von heute auf morgen die Grundlinien seiner Außenpolitik ändern, rügte er Tariceanu. Rumänien müsse unter Beweis stellen, dass es seine Verpflichtungen gegenüber seinen Verbündeten einhalte. Er habe Außenminister Rasvan Ungureanu und die Diplomaten angewiesen, die "Schäden der unangemessenen Äußerung zu begrenzen".
  • In der irakischen Vielvölkerstadt Kirkuk eskaliert die Gewalt. Nachdem ein Selbstmordattentäter in der Nacht zum 30. Juni fünf Menschen in den Tod gerissen hatte, starben weitere fünf Menschen bei Attentaten. 25 Iraker wurden verletzt. Die Polizei in Kirkuk fand zudem die Leichen von vier Mordopfern.
  • Wie die US-Armee Inzwischen hat Russland ein Kopfgeld von acht Millionen Euro auf die Mörder von vier russischen Diplomaten im Irak ausgesetzt. (dpa, 30. Juni)
  • Die Vereinigten Staaten setzen eine Belohnung von bis zu fünf Millionen Dollar (knapp vier Millionen Euro) für die Ergreifung des El-Kaida-Führers Abu Ajub el Masri im Irak aus. Masri stamme aus Ägypten und gehöre zur Führungsspitze der Terrororganisation El Kaida, erklärte der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli am 30. Juni in Washington. Er habe direkte Verbindungen zum Terroristenführer Abu Mussab el Sarkawi gehabt, der Anfang Juni bei einem US-Angriff im Irak ums Leben kam. Masri sei in Afghanistan und Pakistan ausgebildet worden und ein Fachmann für Sprengstoffe, erklärte der Sprecher.


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