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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

15. bis 31. März 2004

15. bis 21. März
  • Der designierte spanische Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero hat einen Truppenabzug aus Irak angekündigt. Die spanischen Soldaten würden aus Irak zurückkehren, falls sich die dortige Lage nicht bis zum 30. Juni ändere, sagte der Sozialist am 15. März in Madrid. Für den 30. Juni ist die Machtübergabe von den USA auf die irakischen Behörden geplant. Zapateros Sozialistische Partei (PSOE) hatte am 14. März überraschend die Parlamentswahl gewonnen; die bisher mit absoluter Mehrheit regierende konservative Volkspartei (PP) sackte auf 37,7 Prozent der Stimmen ab.
  • Der oberste Vertreter der arabischen Minderheit in der nordirakischen Vielvölkerstadt Kirkuk ist getötet worden. Er wurde am Morgen des 15. März auf seinem Weg zur Arbeit im Auto erschossen. Auch ein Leibwächter starb, ein zweiter wurde schwer verletzt. In der Öl- Stadt Kirkuk hatte es seit dem Zerfall des Regimes vor einem Jahr mehrfach gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen kurdischen, arabischen und turkmenischen Gruppen gegeben.
  • Im Westirak wurden am 15. März erneut mehrere US-Soldaten verletzt. In Ramadi explodierte am Morgen eine Mine, als ein Konvoi das Stadtzentrum passierte. Bei einem Panzerfaustangriff auf einen zweiten Konvoi wurden nach Augenzeugenberichten zwei US-Soldaten getroffen. Die Soldaten erwiderten das Feuer und verletzten zwei Angreifer. Einige Augenzeugen sprachen von Todesopfern auf Seiten der Armee. Dies bestätigte das US-Zentralkommando aber nicht.
  • Dutzende von Offizieren der ehemaligen irakischen Armee aus der Provinz Diwanija demonstrierten am 15. März in Bagdad vor dem Gebäude des provisorischen irakischen Regierungsrats. "Der Irak gehört den Irakern und nicht denjenigen, die Stühle (im Rat) besetzen oder ihren Verwandten und Parteien", stand auf einem der Transparente.
  • Ungeachtet der Anschläge von Madrid will die Bundesregierung ihre Bemühungen um den Wiederaufbau in Afghanistan und Irak fortsetzen. Es gebe keine Überlegungen, das Engagement in Afghanistan zu überdenken, sagte Regierungssprecher Béla Anda am 15. März. Auch die geplante Ausbildung irakischer Polizisten werde wie vorgesehen stattfinden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
  • Bei einem Angriff in der nordirakischen Stadt Mossul sind vier US-Zivilisten getötet worden. Bei den Toten handele es sich um Mitarbeiter einer humanitären Hilfsorganisation, sagte ein US-Armeesprecher am 15. März. Ein weiterer US-Zivilist sei bei dem Angriff verletzt worden. Alle fünf seien im Auftrag einer Nichtregierungsorganisation in Mossul gewesen, um humanitäre Hilfe zu leisten, als sie am Nachmittag beschossen wurden. (Zuvor hatte es aus US-Militärkreisen in Bagdad geheißen, drei Iraker seien getötet und zwei US-Zivilisten verletzt worden.)
  • Die US-Regierung erwägt eine neue UN-Resolution zu Irak, um die designierte spanische Regierung von einem Abzug ihrer Soldaten aus dem besetzten arabischen Land abzuhalten. Im Zusammenhang mit der für Ende Juni geplanten Machtübergabe an eine irakische Übergangsregierung sei "eine neue Resolution möglich", sagte US-Außenamtssprecher Adam Ereli am 15. März in Washington. Er gehe nicht davon aus, dass der von den spanischen Sozialisten angekündigte Truppenabzug bereits beschlossene Sache sei: "Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln." Die neue spanische Regierung müsse sich erst formieren und ihre Politik ausformulieren, sagte Ereli.
  • Ein Deutscher und ein Niederländer sind am 16. März bei einem Anschlag südlich von Bagdad getötet worden. Die Staatsangehörigkeit der beiden Wasserbau-Ingenieure wurde von den Außenministerien in Berlin und Amsterdam bestätigt. Ihr Arbeitgeber war eine Bremer Firma, wie die Innenbehörde der Hansestadt erklärte. Außer den beiden Westeuropäern kamen nach offiziellen Angaben in dem Hinterhalt auch zwei Iraker um, ein Fahrer und ein Polizist. Zwei weitere Polizisten wurden verwundet. Der Überfall auf die beiden Autos der Ingenieure und ihrer Begleiter ereignete sich am Rande der Stadt Mussajab, etwa 70 Kilometer südlich von Bagdad. Sie wurden von einem vorbeifahrenden Auto aus unter Beschuss genommen. Ursprüngliche Erklärungen der US-Streitkräfte und irakischer Quellen, unter den Toten seien zwei Deutsche, bestätigten sich damit nicht. Der Deutsche und der Niederländer hätten an dem See El Rassasa südlich von Kerbela an einem Wasserprojekt gearbeitet, hieß es. Beide hätten Waffen getragen, weil sie in dem Gebiet schon einmal angegriffen worden seien.
  • Nach dem Angriff auf zwei deutsche Ingenieure (so die urspürngliche Nachricht) hat sich Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul gegen eine Entsendung ziviler Helfer nach Irak ausgesprochen. Wieczorek-Zeul sehe die Haltung der Bundesregierung bestätigt, derzeit keinerlei zivile Wiederaufbauarbeit im Irak zu organisieren, meldete die "Leipziger Volkerzeitung" vorab aus ihrer Ausgabe vom 17. März. Die Ministerin sagte dem Blatt: "Wegen der großen Gefahr angesichts der hohen Unsicherheit ist es nicht zu verantworten, zivile Wiederaufbauhelferinnen und Wiederaufbauhelfer im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums in den Irak zu entsenden." Sie brachte auch ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern und deren Angehörigen und Freunden zum Ausdruck. "Ich verurteile diese Tat auf das schärfste", sagte sie.
  • Mit kontrollierten Explosionen hat die US-Armee am Abend des 16. März in Bagdad alte Waffenbestände beseitigt. Die Detonationen seien nicht angekündigt gewesen, sagte Major John Frisbie. Hinweise auf Angriffe gebe es nicht. Nach drei lauten Explosionen stand ein Rauchschleier über dem früheren Präsidentenpalast von Ex-Machthaber Saddam Hussein, in dem der irakische Übergangsregierungsrat residiert. Die US-Armee beseitigte in der Vergangenenheit häufiger alte Waffenbestände durch kontrollierten Explosionen.
  • Bei der Explosion einer Rakete nach dem Ende des Abendgebets vor einer schiitischen Moschee ist mitten in Bagdad ein Mensch getötet worden. Fünf weitere seien durch die Detonation im Innenstadtviertel Karch am Abend des 16. März verletzt worden, teilte der Sprecher eines Krankenhauses mit. Am Ort der Explosion bestätigte ein Offizier der US-Armee den Tod eines Menschen. Es habe mehrere Verletzte gegeben. Wer die Rakete abgefeuert hatte, war zunächst nicht bekannt.
    Später hieß es bei AFP: Bei Raketenangriffen in Bagdad sind in der Nacht zum 17. März drei irakische Kinder und ein Erwachsener getötet worden. Insgesamt drei Raketen seien auf die Stadt gefeuert worden, sagte ein US-Offizier der Nachchrichtenagentur AFP. Fünf weitere Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden. Der Tod des Erwachsenen im Stadtteil Karch war zuvor bereits von der US-Armee bekannt gegeben worden.
  • Der UN-Sicherheitsrat plant nach Worten von Generalsekretär Kofi Annan eine neue Resolution, die die künftige Rolle der UNO in Irak festlegen sowie der möglichen Entsendung einer multinationalen Truppe den Weg bereiten soll. Voraussetzung sei, dass die künftige irakische Regierung dies wünsche, sagte Annan am 16. März in New York. Annans Irak-Gesandter Lakhdar Brahimi sagte: "Wir brauchen eine klare Anfrage der beteiligten Parteien in Irak, also des Regierungsrats und der Koalition, und wir benötigen außerdem die klare Unterstützung des Sicherheitsrats." Die UNO werde allerdings nicht von sich aus "um eine Rolle in Irak bitten".
  • Knapp ein Jahr nach dem Sturz Saddam Husseins ist eine Mehrheit der Iraker für einen "starken Führer" statt für eine demokratische Regierungsform. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Fernsehsender ARD, ABC, BBC und NHK. Für "einen einzelnen starken irakischen Führer" sprechen sich demnach 47 Prozent der Iraker aus, nur 28 Prozent für eine "irakische Demokratie" und 10 Prozent für eine religiöse Führung des Landes. Bei der letzten Umfrage im Herbst 2003 lag die Demokratie noch deutlich vor dem starken Führer. Auf Sicht von fünf Jahren gewinnt die Demokratie allerdings wieder an Zustimmung. Das angesehene Institut Oxford Research International befragte im Auftrag der ARD und ihrer Partnersender ABC, BBC und NHK (Japan) im Februar 2.737 repräsentativ ausgewählte Iraker über 15 Jahre. Im Rückblick auf den Krieg sind die Iraker gespalten: 42 Prozent der Befragten verbinden mit dem Angriff der USA und ihrer Verbündeten die "Befreiung des Iraks", 41 Prozent bewerten den Krieg als "Demütigung". Auf der Liste der drängendsten Probleme stehen Sicherheit, Arbeitsplätze und sauberes Wasser ganz oben. Auffallend ist, dass die Befragten eine verbesserte Sicherheit nicht von ausländischen Truppen erwarten. Auch insgesamt beurteilen sie die Institutionen der Besatzungs- und Übergangseinrichtungen "extrem negativ".
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat eine Verzögerung der für den 30. Juni geplanten Machtübergabe an die Iraker nicht ausgeschlossen. "Ich weiß nicht, was morgen passieren kann", sagte der Pentagon-Chef in einem Interview des britischen Senders BBC am 16. März. Der 30. Juni bleibe jedoch der von den USA anvisierte Zeitpunkt für die Übergabe der Macht an eine irakische Regierung. "Alle, einschließlich des irakischen Regierungsrates, haben diesen Zeitpunkt festgelegt", sagte Rumsfeld. "Ob ich glaube, dass er eingehalten wird? Ja, ich glaube, das ist möglich". Auf seine vorsichtige Formulierung angesprochen, sagte er: "Kann man jetzt schon sicher sein, was passieren wird? Wer weiß. Ich weiß nicht, was morgen passieren kann."
  • Umfrage: Ein Jahr nach dem amerikanisch-geführten Krieg gegen den Irak ist in Europa nach den Ergebnissen einer weltweiten Umfrage das Misstrauen gegen die USA gewachsen. Die am 17. März in Paris von der Zeitung "International Herald Tribune" veröffentlichte Umfrage des unabhängigen US-Instituts Pew Research Center war Ende März und Anfang Februar durchgeführt worden. Das Institut hatte insgesamt mehr als 7.500 Menschen in neun Ländern befragt und dabei auch registriert, dass Wut und Empörung in muslimischen Staaten angesichts der Irak- Politik Washingtons weiter besonders groß sind.
    Nicht nur in Frankreich und Deutschland, die gegen den Krieg waren, sondern auch in Großbritannien sehen die Befragten die USA jetzt in einem ungünstigeren Licht als vor einem Jahr. Nur noch 58 Prozent der Briten, 12 weniger als bei einer Befragung im Mai 2003, haben allgemein eine positive Meinung von den USA. In Deutschland fiel diese Einschätzung von 45 auf 38 Prozent, in Frankreich von 43 zu 37 Prozent. Großbritannien war mit den USA in den Krieg gezogen.
    Das Misstrauen gegen die USA wegen des Irakkrieges ist in den drei Ländern noch größer. 82 Prozent der Deutschen, 78 Prozent der Franzosen sowie 58 der Briten gaben an, Washington nicht zu trauen.
    Wut und Abneigung sind nach der Umfrage in den Ländern Jordanien. Pakistan und Marokko so stark, dass die jeweilige Mehrheit meint, Anschläge im Irak auf Amerikaner oder andere Gruppen aus dem Westen seien gerechtfertigt. In allen neun Ländern gaben die Befragten mit großer Mehrheit an, die Amerikaner und die Briten hätten gelogen oder seien von ihren Geheimdiensten falsch informiert worden, als es um die Frage der angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak ging. Die durch den Irakkrieg geschlagenen Wunden "verheilen nicht", sagte der Direktor des in Washington ansässigen Instituts, Andrew Kohut.
  • Der von den Besatzungsmächten eingesetzte irakische Verwaltungsrat hat die Vereinten Nationen am 17. März gebeten, bei der Bildung einer Übergangsregierung zu helfen. Wie ein Sprecher des Verwaltungsrates mitteilte, sollen die UN dazu wieder ein Team nach Irak entsenden. Nach den bisherigen Planungen wollen die USA zum 30. Juni die Macht an die Übergangsregierung abgeben. Dem Sprecher zufolge bat der Verwaltungsrat auch um technische Unterstützung zur Vorbereitung allgemeiner Wahlen, die bis Ende Januar 2005 stattfinden sollen. Das Ersuchen ist in einem Schreiben des Präsidenten des Verwaltungsrates, Mohammed Bahr el Ullum, an US-Generalsekretär Kofi Annan enthalten, wie Sprecher Hamid el Kafaai der Nachrichtenagentur AP sagte.
  • Bei einer Großrazzia in der irakischen Hauptstadt Bagdad haben die amerikanischen Truppen am 17. März zahlreiche Waffen beschlagnahmt. Am ersten Einsatz im Rahmen der Operation "Eisernes Versprechen" waren etwa 250 amerikanische und 250 irakische Soldaten beteiligt. Bei Unfällen und Sprengstoffanschlägen im Irak kamen am Mittwoch mehrere Soldaten und Zivilisten ums Leben. Amerikanische und irakische Soldaten umstellten einen Markt im Bagdader Stadtteil El Baja und durchsuchten die Stände und Geschäfte. Hubschrauber kreisten in der Luft. In einer Autowerkstatt fanden die Truppen Granatwerfer und die dazugehörigen Granaten. Drei Verdächtige wurden festgenommen. Es werde vermutet, dass einige Verkäufer Rebellen mit Waffen versorgten, sagte der US-Oberstleutnant Chuck Williams.
  • Am 17. März wurde ein US-Soldat bei einer Bombendetonation in Bagdad verletzt. Auch zwei irakische Kinder hätten Verletzungen erlitten, als der von unbekannten Tätern offenbar selbst gebaute Sprengkörper am Nachmittag im Stadtzentrum von Bagdad hochging, teilte die US-Armee mit.
  • Eine schwere Explosion hat am Abend des 17. März zwei Gebäude in der Innenstadt von Bagdad teilweise zum Einsturz gebracht und mehrere Menschen getötet. Aus den Trümmern schlugen Flammen, mehrere leblose Menschen wurden aus den Trümmern herausgetragen. Die Explosion ereignete sich in unmittelbarer Nähe eines Hotels und eines Krankenhauses. Blutende und verwirrte Menschen taumelten auf die Straße. Dutzende Rettungsfahrzeuge rasten an den Unglücksort, der umgehend von US-Soldaten und irakischen Polizisten abgeriegelt wurde. Ein Krankenhausvertreter sprach zunächst von mindestens zwei Toten und mehreren Verletzten. US-Major John Frisbie sprach am Ort der Explosion von "offenbar mehreren Toten". Der Sprengsatz sei weit stärker als eine Rakete oder Granate gewesen. Er wollte Augenzeugenberichte nicht bestätigen, wonach die Explosion auf eine Autobombe zurückging.
  • Die Zahl der bei dem Autobombenanschlag vom 17. März getöteten Menschen hat sich auf mindestens 29 erhöht. Eine weitere Leiche wurde aus einem eingestürzten Gebäude getragen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP am späten Abend berichtete. Unter den Toten befand sich auch ein 22-jähriger britischer Staatsbürger. US- Major David Gercken sagte AFP, Bulldozer und Krane würden zum Unglücksort gebracht, um damit nach möglichen weiteren Verschütteten unter den Trümmern zu suchen.
    Nach Angaben der US-Armee handelte es sich bei dem Anschlag um ein Selbstmordattentat. Als die Autobombe explodierte, habe sich ein Mensch in dem Fahrzeug befunden, sagte Major John Frisbie am 18. März. Zugleich korrigierte er die Zahl der Opfer nach unten: Bei dem Attentat seien 17 Menschen getötet und 35 verletzt worden.
  • Zwei US-Soldaten in Irak sind bei einem Angriff mit Mörsergeschossen auf ihren Stützpunkt unweit von Bagdad getötet worden. Sechs weitere Soldaten wurden verwundet, wie die US-Streitkräfte am 18. März mitteilten. Demnach erfolgte der Angriff am 17. März auf das Hauptquartier des 13. Armeekorps für Logistik in der Stadt Balad. Ein US-Soldat sei sofort tot gewesen, der zweite sei später in einem Feldlazarett gestorben. Zwei der Verwundeten befänden sich noch im Krankenhaus.
  • Einen Tag nach dem verheerenden Autobombenanschlag auf ein Hotel in Bagdad dreht sich die Spirale der Gewalt im Irak weiter. Bei einem Gefecht zwischen US-Soldaten und Aufständischen in Falludscha wurden nach Angaben der Polizei am 18. März zwei Amerikaner und zwei Iraker getötet.
  • Bei der Explosion einer Autobombe vor einem Hotel im südirakischen Basra sind am 18. März mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Mindestens ein Mensch wurde verletzt, wie die irakische Polizei mitteilte (AFP). Laut AP sind dagegen 5 Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Kind. Auch habe es Verletzte gegeben.
  • Ein britischer Parlamentsausschuss hat der Regierung vorgeworfen, ihn bei der Überprüfung der Begründung für den Irak-Krieg behindert zu haben. In einem am 18. März vorgestellten Bericht forderte der Ausschuss für Außenpolitik das Parlament auf zu erwägen, wie die Regierung künftig zu einer besseren Zusammenarbeit gezwungen werden könne. Das Parlamentsgremium hatte im vergangenen Jahr untersucht, ob die angenommene Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen in Irak möglicherweise absichtsvoll übertrieben worden war. In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass Premierminister Tony Blair und andere ranghohe Regierungsvertreter eine Aussage vor dem Ausschuss verweigerten. Außerdem habe die Regierung Dokumente über angeblich in Irak vorhandene Massenvernichtungswaffen zurückgehalten. Die Befugnisse des Ausschusses, Dokumente einzusehen und Personen vorzuladen, hätten gegenüber der Regierung nicht durchgesetzt werden können, hieß es in dem Bericht. Das Parlament müsse nun über geeignete Rechtsmittel nachdenken, falls ein Minister sich weigere vor dem Ausschuss zu erscheinen.
  • Unbekannte haben am Abend des 18. März ein Hotel in Bagdad mit zwei Raketen beschossen. Dabei wurde niemand verletzt, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Die zwei Raketen zielten auf das Dach des Gebäudes. Anschließend war Maschinengewehrfeuer zu hören. In dem Hotel wohnen westliche Ausländer, die für die Besatzer und private Sicherheitsdienste arbeiten.
  • Zwei Tage vor dem ersten Jahrestag des Kriegsbeginns in Irak hat US-Präsident George W. Bush erneut betont, dass die Militäraktion der Sicherheit der Vereinigten Staaten genützt habe. Die Welt sei seit dem Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein "besser dran, und das amerikanische Volk ist sicherer", sagte Bush am 18. März in einer Rede vor US-Truppen in Fort Campbell im US-Bundesstaat Kentucky. Die Meinungsverschiedenheiten über den Irak-Krieg "gehören der Vergangenheit an", sagte Bush weiter. Alle könnten nunmehr darin übereinstimmen, dass der Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein eine "Quelle der Gewalt, Aggression und Instabilität im Nahen Osten beseitigt" habe.
  • Die US-Armee hat nach Angaben des arabischen Senders El Arabija einen Kameramann der Fernsehstation in Bagdad erschossen. Der Kameramann Ali Abdul Asis sei "durch amerikanisches Feuer" getötet und der Korrespondent Ali el Chatib verletzt worden, hieß es am Abend des 18. März in einer Einblendung des in Dubai ansässigen Senders. (siehe auch unter 29. März)
  • Der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski hat erstmals öffentlich Kritik an den USA und Großbritannien bezüglich der angeblichen Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen vor dem Irak-Krieg geäußert. Ohne die beiden Staaten beim Namen zu nennen sagte Kwasniewski am 18. März einer Gruppe europäischer Journalisten, er fühle sich nicht wohl angesichts der Tatsache, "dass wir bei den Informationen über Massenvernichtungswaffen getäuscht wurden". Er denke aber, dass heute Irak ohne den gestürzten Präsidenten Saddam Hussein ein besseres Land sei.
  • Das Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 19. März von drei aufeinander folgenden Explosionen erschüttert worden. Ein US-Armeesprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Bereich des alliierten Hauptquartiers sei offenbar mit Raketen beschossen worden. Ob die Geschosse auf dem Gelände einschlugen, war zunächst unklar. Am 20. März jährt sich zum ersten Mal die US-geführte Invasion zur Entmachtung des irakischen Staatschefs Saddam Hussein. Die US-geführten Truppen sind daher in erhöhter Alarmbereitschaft.
  • Bei einem Angriff auf US-Soldaten im Westen Iraks ist am 20. März ein Marineinfanterist getötet worden. Der Soldat habe an "Sicherungs- und Stabilisierungsoperationen" in der Provinz El Anbar teilgenommen, als das Kontingent angegriffen worden sei, teilte die US-Armee in einer Stellungnahme mit.
  • Zum Jahrestag der Invasion in Irak haben weltweit hunderttausende Menschen gegen den Krieg und die US-geführte Besatzung des Landes demonstriert. Die wohl größte Kundgebung fand in Rom statt, wo nach Angaben der Organisatoren fast eine halbe Million Menschen gegen die Kriegsbeteiligung Italiens auf die Straßen gingen. In Madrid und Barcelona gingen mehrere hunderttausend Menschen auf die Straßen. In New York versammelten sich rund 50.000 Menschen. Die Demonstrationen in zahlreichen deutschen Städten fielen meist kleiner aus als erwartet. (Siehe hierzu: Medienberichte über die Friedensbewegung.)
  • Bei einem Raketenangriff sind in der Nähe der irakischen Stadt Falludschah zwei US-Soldaten getötet worden. Wie ein Sprecher der US-geführten Besatzungstruppen am 21. März miteilte, erfolgte der Angriff am Abend des 20. März.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wollte einem früheren Berater zufolge Irak bereits unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 angreifen. Als klar gewesen sei, dass das Terrornetzwerk El Kaida für die Anschläge verantwortlich war, habe Rumsfeld sofort Irak bombardieren wollen, sagte der damalige Terrorismusberater der Regierung in Washington, Richard Clarke, dem Fernsehsender CBS in einem Interview, das am 21. März ausgestrahlt werden sollte. "Rumsfeld sagte: 'Wir müssen Irak bombardieren'. Aber wir alle sagten 'Nein, nein. El Kaida ist in Afghanistan'." Daraufhin habe Rumsfeld erwidert, es gebe keine "guten Ziele" in Afghanistan, jedoch eine Menge in Irak, sagte Clarke. Der Geheimdienst CIA und die Bundespolizei FBI hätten jedoch beteuert, dass es ihren jahrelangen Untersuchungen zufolge keine Verbindung zwischen El Kaida und Irak gebe.
  • Bei einem von vier Raketenangriffen in Bagdad ist am 21. März ein Iraker getötet worden. Drei weitere wurden verletzt. Im Stadtteil El Kadisijja schlug eine Rakete am Straßenrand ein und verletzte zwei Männer, eine Frau und ihr Kind. Einer von ihnen erlag nach einem Bericht des arabischen Senders El Dschasira später seinen Verletzungen. Nach Angaben von Reportern schlug eine zweite Rakete hinter dem Gebäude des Außenministeriums im Stadtzentrum ein. Zwei weitere Raketen gingen in der so genannten "Grünen Zone" (dem Sitz der US-Zivilverwaltung)nieder.
  • EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat den US-geführten Krieg in Irak als kontraproduktiv für den Kampf gegen den Terrorismus bezeichnet. Es sei "klar", dass der Krieg die Lage bei der Terrorismusbekämpfung nicht verbessert habe, sagte Prodi in einem am 21. März ausgestrahlten Interview mit dem US-Fernsehsender Fox News. Dennoch müssten Europa und die USA ihre Differenzen über den Irak-Krieg hinter sich bringen. Prodi mahnte, Terrorismus und der Irak-Krieg dürften nicht durcheinander gebracht werden, ansonsten drohe ein "Desaster".
22. bis 28. März
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes sind im Westen Bagdads ein US-Soldat und ein irakischer Übersetzer getötet worden. Wie die US-Armee am 22. März mitteilte, ereignete sich der Anschlag auf eine Patrouille der 1. Panzerdivision bereits am Abend des 21. März. Die Bombe war demnach am Straßenrand versteckt, bei ihrer Detonation wurden zudem drei Soldaten verletzt.
  • Der sei einem Jahr in Irak vermisste französische Kameramann und sein libanesischer Übersetzer sind einem Pressebericht zufolge von der US-Armee getötet worden. Fred Nérac und Hussein Osman seien durch von Panzern oder Hubschraubern aus abgegebene Schüsse gestorben, berichtete die britische Zeitung "Daily Mirror" am 22. März unter Berufung auf neue Zeugenaussagen. Der private Fernsehsender ITN, für den die beiden Männer arbeiteten, machte neue Zeugen ausfindig. Die fünf irakischen Soldaten und mehrere Zivilisten kommen in einem Beitrag zu Wort, den der Sender am Abend, dem Jahrestag des Verschwindens, ausstrahlte.
  • Durch die Explosion einer mutmaßlichen Autobombe vor einem US-Militärstützpunkt nördlich von Bagdad ist am 22. März ein Mitglied der irakischen Zivilverteidigung (ICDC) getötet worden. Ein ICDC-Mitarbeiter sagte, es habe zudem einen Verletzten gegeben. Die Explosion ereignete sich vor der Armeebasis in Balad, 75 Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt.
  • NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sprach sich gegen einen Abzug von Besatzungstruppen aus Irak aus. Es sei kein guter Zeitpunkt für einen Truppenrückzug, sagte De Hoop Scheffer am 22. März in Budapest. Er halte es nicht für ausgeschlossen, dass nach der für Ende Juni geplanten Machtübergabe an eine souveräne irakische Führung die NATO auf Basis einer neuen UN-Resolution um einen Beitrag zu einer Stabilisierungstruppe gebeten werde. Eine mögliche Aufgabe der NATO in Irak könnte sein, im Rahmen einer Kommandostruktur Verantwortung zu übernehmen, sagte De Hoop Scheffer weiter.
  • Der von den USA eingesetzte irakische Regierungsrat hat die Tötung des Gründers und geistlichen Führers der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, Scheich Ahmed Jassin, verurteilt. Das schiitische Mitglied des Regierungsrats, Muaffak el Rubai, erklärte am 22. März, die Tötung werde "nur der Rechtfertigung von Terrorakten weltweit dienen und nicht zum Frieden beitragen". "Wir verlieren einen bedeutenden Widerstansdsvertreter und einen großen religiösen Führer Palästinas, der arabischen und der moslemischen Welt".
    Das geistliche Oberhaupt der Schiiten in Irak, Großayatollah Ali el Husseini el Sistani, hat den tödlichen israelischen Angriff auf Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin ebenfalls verurteilt und zu einem Schulterschluss der arabischen Welt aufgerufen. "Die zionistische Besatzungsmacht hat ein hässliches Verbrechen am palästinensischen Volk begangen", erklärte Sistani in einer schriftlichen Stellungnahme, die sein Büro in Nadschaf am Montag herausgab. "Wir fordern die Söhne der arabischen und islamischen Nationen auf zusammenzuhalten, sich zu vereinigen und hart an der Befreiung des besetzten Landes und der Wiederherstellung des Rechts zu arbeiten", hieß es in Sistanis Erklärung weiter. Jassin bezeichnete der Großayatollah als Helden des palästinensischen Volkes und als Märtyrer.
  • Zwei finnische Geschäftsleute sind am 22. März in Bagdad erschossen worden, wie das Außenministerium in Helsinki mitteilte. Die beiden hätten einer Delegation angehört, die sich um neue Wirtschaftskontakte zu Irak bemühte. Sie seien am Morgen vor dem Energieministerium in Bagdad tödlich getroffen worden. Über die Angreifer sei noch nichts bekannt.
  • Meldung 1 (AP):
    Bei zwei Explosionen in der südirakischen Stadt Basra sind am 22. März 13 britische Soldaten verletzt worden. Dies erklärte der britische Verteidigungsminister Adam Ingram am Montag vor dem Parlament in London. In Basra sind viele der in Irak eingesetzten britischen Soldaten stationiert. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
    Meldung 2 (dpa):
    Bei Zusammenstößen mit irakischen Demonstranten sind in der südirakischen Stadt Basra 13 britische Soldaten verletzt worden. Laut Verteidigungsministerium in London trugen neun der Männer Verletzungen durch eine Granatenexplosion davon. Die etwa 500 Iraker sollen dagegen protestiert haben, dass sie bei den örtlichen Zollbehörden keine Arbeit bekamen. Die britischen Soldaten hätten Tränengas eingesetzt. Ihre Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich.
  • Das Oberhaupt der irakischen Schiiten, Großayatollah Ali el Sistani, will die UN-Mission in Irak boykottieren, sollten die Vereinten Nationen die Anfang März verabschiedete Übergangsverfassung anerkennen. Er wolle weder an Treffen noch an Beratungen mit Vertretern der UNO teilnehmen, solange diese nicht erklärt habe, dass "die Verfassung für die (irakische) Nationalversammlung nicht bindend" sei, hieß es in einem am 22. März veröffentlichten Brief Sistanis an den UN-Sonderbeauftragten für Irak, Lakhdar Brahimi. Darüber hinaus dürfe die Verfassung auch in keiner Resolution des UN-Sicherheitsrates erwähnt werden.
  • In der nordirakischen Stadt Kirkuk haben Bewaffnete am 23. März zwei Polizisten getötet und zwei weitere verletzt. Wie ein Polizeisprecher erklärte, wurden die Beamten in der Nähe der Polizeiwache aus einem Auto heraus niedergeschossen. Bei den Getöteten handelt es sich um Zwillingsbrüder.
  • Eine irakische Übergangsregierung muss sich nach Ansicht Russlands auf offizielle internationale Rückendeckung verlassen können. Die Legitimation der Machtübergabe und der Regierung könne entweder mit einer Resolution des UN-Sicherheitsrats oder auf einer eigens dafür einberufenen internationalen Konferenz erteilt werden, erklärte Vizeaußenminister Juri Fedotow am 23. März laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax.
  • Aus dem Abu-Ghraib-Gefängnis in Bagdad entließen die US-Truppen mehr als 270 Gefangene, die bei Razzien festgenommen worden waren. Bereits am Wochenende seien weitere knapp 170 Häftlinge auf freien Fuß gekommen, berichtete am 23. März ein Militärsprecher, der die Zahl der bei Sicherheitsaktionen Festgenommenen in Abu Ghraib auf 5.500 bis 6.000 schätzte.
  • Der designierte spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero will einem Pressebericht zufolge die Militärpräsenz seines Landes in Afghanistan ausweiten. Wie die Madrider Zeitung "El Pais" am 23. März berichtete, will der Sozialdemokrat damit seine Entschlossenheit im Anti-Terror-Kampf unter Beweis stellen, nachdem er den Abzug der 1300 spanischen Soldaten aus Irak in Aussicht gestellt hatte. Derzeit sind 125 spanische Soldaten als Teil der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in dem Land am Hindukusch stationiert. Im Gegensatz zum Irak-Einsatz wird die unter NATO-Kommando stehende ISAF-Mission von der UNO unterstützt. Um wie viele Soldaten Zapatero die spanischen Truppen in Afghanistan aufstocken will, berichtete "El Pais" nicht.
  • Südlich von Bagdad sind am 23. März neun angehende Polizisten bei einem Anschlag auf ihr Fahrzeug ums Leben gekommen. Wie die irakische Polizei mitteilte, eröffneten Bewaffnete auf einer Straße zwischen Mussajeb und Hillah das Feuer auf den Kleinbus. Ein US-Militärsprecher bestätigte den Tod der neun Polizeianwärter. Nach irakischen Angaben wurde ein weiterer verwundet, der US-Vertreter sprach von zwei Verletzten.
  • In der Nacht zum 24. März wurden nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira zwei US-Soldaten verletzt. Augenzeugen erklärten, von den insgesamt sechs verwundeten Angreifern seien zwei später im Krankenhaus gestorben.
  • Das Sheraton-Hotel in Bagdad ist am frühen Morgen des 24. März von einer Rakete getroffen worden. In dem Hotel sind gewöhnlich ausländische Journalisten und Geschäftsleute untergebracht. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Das Geschoss soll in einem der oberen Stockwerke eingeschlagen sein. Die Empfangshalle des Hauses war mit Glassplittern übersät. Das Sheraton-Hotel und das benachbarte Hotel Palestine werden von US-Soldaten bewacht und sind von Betonschutzmauern umgeben.
  • Unbekannte haben am 24. März im Westirak nach Angaben von Augenzeugen zwei US-Soldaten getötet und zwei weitere Amerikaner verletzt. Zuerst sei auf der Autobahn bei Falludscha ein Sprengsatz unter einem Fahrzeug in einem Konvoi explodiert. Anschließend hätten sich die Soldaten und die Angreifer ein Feuergefecht geliefert. Bei einer anschließenden Razzia hätten Soldaten zwei Iraker in ihrem Auto erschossen. Von der US-Armee wurde der Angriff zunächst nicht bestätigt.
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 24. März eine dreiköpfige Familie getötet worden. Die Eltern und ihre acht Jahre alte Tochter seien ums Leben gekommen, als ein am Straßenrand abgelegter Sprengsatz beim Vorbeifahren ihres Kleinbusses detonierte, sagte der Chef einer Leichenhalle der Nachrichtenagentur AFP. In dem Bus hätten noch weitere Menschen gesessen. Die Körper der Getöteten seien durch die Wucht der Explosion völlig zerfetzt worden.
  • Spätestens bis zum 15. Oktober nächsten Jahres sollen die Iraker über die endgültige Verfassung ihres Landes entscheiden. Das kündigte US-Zivilverwalter Paul Bremer am 24. März in Bagdad an. Gleichzeitig verteidigte er die kürzlich vom Regierungsrat verabschiedete Übergangsverfassung. Bremer rief die Iraker auf, die Idee eines föderativen Staates als Chance und nicht als Gefahr zu sehen, die zu einer Zersplitterung des Landes führen könnte.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Irak zur Unterstützung der dort erwarteten UN-Mitarbeiter aufgefordert. "Der Sicherheitsrat ruft alle Parteien auf, uneingeschränkt mit den UN-Mannschaften zusammenzuarbeiten", erklärte der Präsident des UN-Gremiums am 24. März in New York. Zugleich begrüße der Weltsicherheitsrat die Sicherheitsmaßnahmen "und weitere Unterstützung" durch die US-geführten Besatzungstruppen und den irakischen Regierungsrat. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte vergangene Woche der erneuten Entsendung von Mitarbeitern nach Irak zugestimmt, nachdem die Alliierten und der Regierungsrat ihn darum ersucht hatten. Der Sicherheitsrat unterstütze Annans Entscheidung "mit Nachdruck", hieß es in der Erklärung. Annans Irak-Beaufragter Lakhdar Brahimi und seine Mitarbeiter sollen in den kommenden Wochen dabei helfen, Wahlen in Irak vorzubereiten.
  • Am Abend des 24. März überfielen Rebellen eine Militärpatrouille bei Tadschi, etwa 20 Kilometer nördlich von Bagdad. Dabei kamen ein US-Soldat und drei Rebellen ums Leben.
  • Bei der Explosion einer Bombe in der Nähe von Bakuba, nördlich von Bagdad, kam am 25. März nach Militärangaben ein US-Soldat ums Leben, zwei wurden verletzt.
  • In Falludscha sind nach einer dpa-Meldung vom 25. März drei US-Soldaten getötet worden. Sie starben, als ihr Wagen beschossen wurde. Augenzeugen berichten, eine raketengetriebene Panzerfaust habe das Fahrzeug vollständig zerstört. Ein vierter amerikanischer Soldat soll bei dem Angriff verwundet worden sein. Amerikanisches Militär hat das Gelände unmittelbar nach dem Anschlag abgeriegelt.
  • US-Soldaten haben in Irak ein ranghohes Mitglied des Geheimdienstes von Saddam Hussein festgenommen. Etwa 40 Soldaten hätten in der Nacht zum 26. März das Haus von Kamel Lasem Hamid umstellt, das Schloss der Eingangstür gesprengt und Hamid festgenommen, sagte dessen Bruder Adnan Lasem der Nachrichtenagentur AFP. Die US-Armee habe das Haus im Stadtteil El Sajadija im Südwesten Bagdads durchsucht, Dokumente sichergestellt und Hamid abgeführt. Nach Angaben des Bruders wurde der ranghohe Geheimdienstvertreter bereits viermal von den US-geführten Besatzungstruppen vorgeladen, danach aber jedes Mal wieder laufen gelassen.
  • Zum Jahrestag des Irak-Krieges ist in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion offene Kritik an der positiven Haltung der Union zum Angriff auf Bagdad laut geworden. In einem am 26. März in Berlin veröffentlichten Schreiben an Fraktionschefin Angela Merkel wenden sich die Abgeordneten Willy Wimmer (CDU) und Peter Gauweiler (CSU) insbesondere gegen eine vom außenpolitischen Unionssprecher Friedbert Pflüger vorgelegte schriftliche Zwischenbilanz zum Irak-Krieg, in der die Parteinahme für den Angriff noch einmal gerechtfertigt wird. In dem Sieben-Punkte-Papier fordern Wimmer und Gauweiler eine umfassende Diskussion darüber in der Fraktion. Sie stellen einen "unguten Zusammenhang" fest zwischen dem Krieg gegen Irak und den NATO-Angriffen auf die ehemalige Republik Jugoslawien. Beide Aktionen seien ohne Mandat der Vereinten Nationen erfolgt und von der deutschen Völkerrechtslehre als völkerrechtswidrig bewertet worden. Die in beiden Fällen genannten Kriegsgründe "Massenvernichtungswaffen" und "humanitäre Intervention" hätten darüber hinwegzutäuschen versucht, dass die Aktionen vom Völkerrecht nicht gedeckt gewesen seien. Ein waches Gespür der Bevölkerung und eine kritische, lagerübergreifende Öffentlichkeit hätten beide Fälle durchschaut.
  • Bei Explosionen in der Hauptstadt Bagdad seien am Abend des 26. März elf Menschen verletzt worden, berichtete CNN. Die Geschosse seien möglicherweise gegen einen Stützpunkt der US-Armee auf dem ehemaligen al-Muthana Flughafen gerichtet gewesen, hieß es nach Angaben von Augenzeugen. Die Verletzten wurde in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht. Eine offizielle Bestätigung der US-Verwaltung liegt noch nicht vor.
  • Bei einem Feuergefecht in der irakischen Widerstandshochburg Falludscha ist am 26. März ein für den US-Fernsehsender ABC arbeitender irakischer Kameramann von US-Soldaten erschossen worden. Burhan Mohammed el Luhaybi sei an den Folgen eines Kopfschusses gestorben, sagte ein Arzt im Krankenhaus von Falludscha der Nachrichtenagentur AFP. US-Marineinfanteristen hätten das Feuer auf eine Gruppe von Journalisten eröffnet, nachdem sie von maskierten Widerstandskämpfern mit Granatwerfern und Sturmgewehren angegriffen wurden. ABC News bestätigte auf seiner Internetseite, dass der Mitarbeiter beim Filmen der Kämpfe tödlich getroffen wurde. Bei dem Gefecht wurden des Weiteren ein US-Soldat und vier Iraker getötet.
  • Bei einer Militäroperation in Tikrit am 26. März wurden nach US-Militärangaben sieben militante Iraker getötet. Es gab 21 Festnahmen.
  • US-Soldaten haben in der irakischen Stadt Tikrit ein dreijähriges Kind erschossen. Sieben Familienmitglieder, unter ihnen vier Frauen und zwei Mädchen, seien am 26. März verletzt worden, als US-Soldaten das Feuer auf ein Auto mit Zivilisten eröffnet hätten, sagte der irakische Polizeimajor Mohammad Chalaf am 27. März der Nachrichtenagentur AFP in der Heimatstadt des entmachteten irakischen Staatschefs Saddam Hussein. Eine Sprecherin der US-Armee konnte den Vorfall zunächst nicht bestätigen. Sie sagte lediglich, drei Zivilisten seien verletzt worden, als Soldaten das Feuer auf ein Auto eröffneten, das an einem Kontrollpunkt nicht angehalten habe.
  • Ein oder zwei Anschläge?
    Bei der Explosion einer Bombe sind in Bagdad mehrere westliche Ausländer verletzt worden. Der Sprengsatz sei am Morgen des 27. März am Rande einer belebten Straße im Stadtzentrum explodiert, als ein mit mehreren Ausländern besetztes Zivilfahrzeug vorbeifuhr, sagte ein irakischer Polizeioffizier am Tatort der Nachrichtenagentur AFP. Er habe "drei oder vier schwer verletzte Ausländer aus dem Westen" gesehen, ihr Auto sei "vollständig zerstört" worden. Ein Sprecher der US-Armee bestätigte lediglich, dass es einen Bombenanschlag auf ein Auto gegeben habe. (AFP, 27. März, 8.37 Uhr)
    Bei der Explosion einer Bombe sind in Bagdad am Samstagmorgen sieben irakische Mitarbeiter einer Sicherheitsfimra verletzt worden. Die Leibwächter waren auf dem Weg zum Hauptquartier der Besatzungsmächte, als am Straßenrand ein Sprengsatz detonierte, wie Krankenhausmitarbeiter mitteilten. Anschließend sei mehrfach auf sie geschossen worden, sagte einer der Verletzten im Krankenhaus. Das Fahrzeug wurde nach Polizeiangaben vollständig zerstört. (AFP, 27. März, 11.27 Uhr)
    Später wurde bestätigt, dass es sich bei den Verletzten um irakische Sicherheitsmitarbeiter gehandelt habe.
  • Bei einem Raketenangriff auf das Gouverneursamt von Ninive im irakischen Mossul sind am 27. März mindestens vier irakische Zivilisten getötet und 19 Menschen verletzt worden. Angreifer feuerten nach Polizeiangaben zwei Katjuscha-Raketen auf den Gouverneurssitz. Bei den Todesopfern handelt es sich nach Krankenhausangaben um ein 13-jähriges Mädchen, zwei Frauen und einen Mann.
  • In der Stadt Kirkuk wurde am 27. März ein hochrangiger irakischer Polizeioffizier in seinem Haus erschossen.
    In Samawa wurde ein Lastwagen mit japanischen Soldaten angegriffen. Dabei starb ein weiterer Iraker.
  • US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte haben am 28. März eine Großfahndung nach Rebellen in der sunnitischen Widerstandshochburg Samarra begonnen. Zwei Stadtviertel seien abgeriegelt worden, nachdem bei der Explosion einer Bombe am Straßenrand drei Soldaten verletzt worden waren, wie ein AFP-Korrespondent aus der Stadt nördlich von Bagdad berichtete. Dutzende US-Soldaten und Mitglieder des irakischen Zivilverteidigungskorps beteiligten sich mit gepanzerten Fahrzeugen und Helikoptern an der Razzia.
  • Bei einem Überfall im Norden Iraks sind zwei britische Zivilangestellte getötet worden. Maskierte Unbekannte schossen am 28. März auf die beiden Männer, die in einem Auto in Mossul unterwegs waren, wie die irakische Polizei mitteilte. Die Briten hätten sich im Auftrag einer britischen Firma um den Wiederaufbau der Stromversorgung gekümmert. Der Überfall ereignete sich 150 Meter von einem Elektrizitätswerk entfernt. Die Täter flohen unerkannt. Später wurde gemeldet: Die beiden Wachleute seien Experten des US-Unternehemens Generel Electric gewesen. Es handelte sich um einen Briten und einen Kanadier. Die in einem zweiten Wagen fahrenden General-Electric-Mitarbeiter konnten flüchten.
  • Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe hat der Chef der US-Zivilverwaltung in Irak, Paul Bremer, das erste irakische Ministerium in die Selbstständigkeit entlassen. "Sie nehmen nun den Führungsplatz auf dem Weg in die Souveränität ein", sagte Bremer am 28. März an die Adresse von Gesundheitsminister Chodajjir Abbas, der sein Ressort künftig unabhängig von der US-Verwaltung führt.
  • In der nordirakischen Stadt Mossul haben Unbekannte am Wochenende mehrere Anschläge verübt. Eines der Ziele war am 28. März der Fahrzeugkonvoi der Ministerin für öffentliche Arbeiten. Nisrin Berwari blieb nach Angaben der US-Armee unverletzt, ihr Fahrer und ein Leibwächter wurden getötet. Zwei Menschen wurden verletzt. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei beiden Getöteten um Leibwächter. Berwari habe in einem anderen Wagen gesessen, der von den Schüssen nicht getroffen worden sei. Sie gehört der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) an. Berwari ist eine von fünf kurdischen Ministern im irakischen Verwaltungsrat. Es gibt 20 weitere Minister. Im September fiel die Politikerin Akila el Haschimi in Bagdad einem Mordanschlag zum Opfer. Am Sonntag wurden in Mossul außerdem
  • Nach Angaben von Augenzeugen wurde ebenfalls am 28. März ein US-Militärfahrzeug im Westen von Mossul von einer Rakete getroffen. Nähere Angaben lagen zunächst nicht vor.
  • Der Geheimdienstausschuss des israelischen Parlaments hat den israelischen Geheimdiensten vorgeworfen, bei der Darstellung der von Irak ausgehenden Gefahr vor und während der US-Offensive gegen das Land übertrieben zu haben. In einem am 28. März in Jerusalem veröffentlichten Bericht kritisiert das Gremium, dass die Gefahr durch irakische Massenvernichtungswaffen als zu groß dargestellt und die Bedrohung durch libysche Atomwaffen dagegen nicht ernst genommen worden sei.
  • Wenige Stunden nach dem versuchten Mord an einer irakischen Ministerin haben US-Soldaten in der nördlichen Stadt Mossul vier mutmaßliche Aufständische erschossen. Die Männer seien bei einem Gefecht mit der Militärpolizei am Abend des 28. März getötet worden, teilten die Streitkräfte am Montag mit; ihre Verwicklung in den Anschlag auf die kurdische Ministerin Nisreen Berwari werde geprüft. Der Wagen der Verdächtigen sei gestoppt worden, weil er einem bei früheren Anschlägen benutztem Auto ähnelte, hieß es in der Erklärung. Im Fahrzeuginneren fanden die Soldaten Sturmgewehre sowie einen Raketenwerfer und andere Waffen.
29. - 31. März
  • Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein wird im Prozess gegen ihn von einem Dutzend internationaler Anwälte verteidigt werden. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Reims am 29. März mit. Die Gruppe wird mit dem Arabischen Anwaltsverein kooperieren. Die Hauptverantwortung liege bei dem jordanischen Rechtsanwalt Mohamed Raschdan, heißt es. Um Saddam kümmert sich auch der französische Staranwalt Jacques Vergčs. Vor welches Gericht Saddam gestellt wird, steht noch nicht fest.
  • Der UN-Sicherheitsrat denkt nach den Worten von UN-Generalsekretär Kofi Annan nicht an eine Entsendung von Friedenstruppen nach Irak. Vielmehr werde auf eine multinationale Truppe unter einem einheitlichen Oberkommando hingearbeitet, zitierte die italienische Zeitung "Corriere della Sera" Annan am 29. März. Die Truppe solle mit einer souveränen irakischen Regierung zusammenarbeiten und dazu beitragen, die Sicherheit im Land zu gewährleisten, wurde Annan weiter zitiert.
  • In Basra kam es am 29. März zu Zusammenstößen zwischen britischen Soldaten und dutzenden Irakern. Die Soldaten versuchten, Besatzungsgegner aus einem Regierungsgebäude zu vertreiben. Dabei warfen Iraker Steine auf die Soldaten und deren Fahrzeuge. Ein für die Nachrichtenagentur AP arbeitender Fotograf wurde von einer Gummikugel am Bein verletzt.
  • Mitglieder des irakischen Verwaltungsrats trafen am 29. März mit einem am Freitag eingetroffenen Wahlteam der UN zusammen. Das Team soll die technischen Aspekte des Prozesses zur Auswahl der irakischen Übergangsregierung vorbereiten. Das sunnitische Ratsmitglied Mohsen Abdel Hamid sagte, bei dem Gespräch sei es unter anderem um Sicherheitsaspekte gegangen. Am 30. Juni soll eine irakische Übergangsregierung die US-Zivilverwaltung ablösen, die militärische Besetzung Iraks aber weiter andauern.
  • Das Soforthilfeprogramm der Bundesregierung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung in Irak ist erfolgreich beendet worden: Die Spezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) hätten einen wichtigen Beitrag zum zivilen Wiederaufbau im Irak geleistet, erklärte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) am 29. März in Berlin. Die insgesamt acht Experten hatten gemeinsam mit den irakischen Behörden in fünfmonatiger Arbeit die Trink- und Abwasserversorgung in Bagdad wiederhergestellt.
  • Die US-Armee hat die Verantwortung für den Tod von zwei irakischen Journalisten übernommen, die für den arabischen Fernsehsender El Arabija gearbeitet hatten. Der 32-jährige Reporter Ali el Chatib und der 35-jährige Kameramann Ali Abdelasis seien "versehentlich" erschossen worden, sagte ein ranghoher US-Armeevertreter am 29. März in Bagdad. In einer Erklärung drückte die US-geführte Koalition ihr Bedauern aus. Die beiden Männer hatten am 18. März über einen Angriff auf ein Hotel in der irakischen Hauptstadt berichten wollen, als sie in die Schusslinie der US-Armee gerieten.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen US-Konvoi in Irak ist am 29. März ein Soldat getötet worden, wie die US-Armee mitteilte. Der Sprengsatz explodierte an einer Straße rund 18 Kilometer nordwestlich von Falludscha. Nähere Einzelheiten wurde nicht mitgeteilt.
  • Nach einem zweiten Bericht über Sicherheitsmängel am UN-Hauptquartier in Bagdad vor dem Bombenanschlag hat die UN-Vize-Generalsekretärin Louise Frechette ihren Rücktritt angeboten. Generalsekretär Kofi Annan habe seine Stellvertreterin aber gebeten, im Amt zu bleiben. Die Schuld für die aufgedeckten Fehler laste auf vielen Schultern. Dagegen muss der oberste Sicherheitskoordinator des weltweiten UN-Systems, Tun Myat aus Myanmar (Birma), seinen Hut nehmen, sagte Annans Sprecher am 29. März. Bei dem Anschlag im vergangenen August starben 22 UN-Mitarbeiter.
  • Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen hunderten Irakern und Sicherheitskräften aus Spanien und Irak sind am 30. März fünf Menschen verletzt worden. Eine spanische Soldatin, zwei irakische Polizisten und zwei der Demonstranten seien verletzt worden, als eine Kundgebung mehrerer hundert Arbeitsloser in Nadschaf im Zentrum des Landes eskaliert sei, sagte ein Vertreter der Polizei der Nachrichtenagentur AFP. Die Demonstranten hätten das Gouverneursgebäude und mehrere Polizeifahrzeuge mit Steinen beworfen. Nach Angaben eines weiteren Sprechers wurden 30 Demonstranten festgenommen, die mit Kalaschnikow-Gewehren bewaffnet waren.
  • Vor dem Haus des Polizeichefs von Hilla südlich von Bagdad hat sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Der Angreifer kam dabei ums Leben, sieben weitere Menschen wurden verletzt, wie die Behörden am 30. März mitteilten. Polizeisprecher Ali Dschawad sagte, Wachposten vor dem Haus von Brigadegeneral Keis Hamsa hätten auf das Auto des Attentäters geschossen, diesen jedoch nicht stoppen können. Hamsa und seine Familie blieben unversehrt. Verletzt wurden vier Wachposten und drei Passanten.
  • Die neuen NATO-Mitglieder Slowakei und Bulgarien beharren auf dem Irak-Einsatz. "Es gibt keinen Grund, unsere Soldaten abzuziehen", sagte der slowakische Präsident Rudolf Schuster der Financial Times Deutschland (FTD) und anderen deutschen Medienvertretern in seiner Heimatstadt Kosice. Auch der slowakische Außenminister Eduard Kukan sagte, "die Truppen abzuziehen, wäre die falsche Entscheidung". Kukan gilt als Favorit bei den Präsidentenwahlen des Landes am kommenden Samstag. Ihn habe die Ankündigung der künftigen spanischen Regierung zu einem Rückzug aus Irak "überrascht". "Die Regierungen müssen gegen das Böse aufstehen", sagte Kukan im Hinblick auf die Bekämpfung des Terrorismus in Irak. Zuvor hatte auch der bulgarische Vizepremier Nikolai Vasilev der FTD gesagt, sein Land stehe zum Engagement in der Region. "Irak-Einsatz und Nato-Beitritt sind zentrale Elemente unserer Außenpolitik", sagte Vasilev. ("Neue Nato-Mitglieder schwören USA die Treue", FTD, 30.03.2004)
    (Zur NATO-Erweiterung um sieben Staaten siehe: Rede des US-Präsidenten zur Erweiterung der NATO
  • Bei einem Bombenanschlag in der Stadt Malahma (20 Kilometer nordwestlich von Falludscha) sind fünf Soldaten der US-geführten Koalition getötet worden. Der Sprengsatz sei an einer Straße in der Provinz El Anbar explodiert, als das Fahrzeug mit den Soldaten vorbeifuhr, sagte ein Sprecher der Koalitionstruppen am 31. März.
  • Bei einem Angriff auf zwei Geländewagen in der irakischen Stadt Falludscha sind am 31. März vier Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich vermutlich um Ausländer, sagte ein Sprecher der irakischen Polizei. Bewaffnete Männer hätten die Fahrzeuge im Zentrum der westlich von Bagdad gelegenen Stadt gestoppt und das Feuer auf sie eröffnet. Danach hätten die Angreifer die Wagen in Brand gesteckt und seien unerkannt geflohen. Bei den Getöteten handelt es sich um "zivile Wiederaufbau-Helfer", teilte US- Armeesprecher Mark Kimmitt mit; alle vier seien US-Bürger und arbeiteten im Auftrag der Koalitionstruppen. Nach einem Bericht des deutschen Privatsenders Vox handelte es sich bei den vier Amerikanern um Angestellte der Sicherheitsfirma Blackwater USA.
    Dutzende von wütenden Irakern zogen anschließend zwei verbrannte Leichen aus einem der Wagen und zerhackten die Körper mit Schaufeln. Wenig später hängten Unbekannte die Überreste der Leichen kopfüber an eine Brücke, wo sie weiter mit Steinen beworfen wurden.
  • Nordöstlich von Bagdad wurde am 31. März ein Selbstmordanschlag auf einen Regierungskonvoi verübt. Der Angreifer brachte den Sprengstoff in seinem Auto zur Explosion, als er sich den Fahrzeugen in Bakuba näherte, wie Polizeisprecher Ali Hussein mitteilte. Der Attentäter kam ums Leben, weitere sechs Menschen wurden verletzt. Der Anschlag galt offenbar dem Gouverneur der Provinz Diala, Abdullah el Dschubori. Zum Zeitpunkt des Anschlags habe er jedoch nicht in seinem Wagen gesessen, sagte der Polizeisprecher. Bei den Verletzten handelte es sich um drei Leibwächter des Gouverneurs und drei Unbeteiligte. Es war bereits der zweite Selbstmordanschlag in Irak innerhalb von zwei Tagen. Am 30. März hatte sich ein Attentäter vor dem Haus des Polizeichefs von Hillah in die Luft gesprengt.
  • 10.000 Anhänger des radikalen schiitischen Predigers Muktada el Sadr haben am 31. März vor dem Hauptquartier der US-Zivilverwaltung in Bagdad gegen das Verbot einer Zeitung demonstriert. Die US-Verwaltung hatte die Wochenschrift "El Hausa" am Sonntag für zwei Monate geschlossen, weil sie zur Gewalt gegen die Besatzungstruppen aufrufe. "Befreit El Hausa aus der Gefangenschaft" hieß es auf den Schildern der Demonstranten. In der Menge marschierten auch zahlreiche schwarz gekleidete Mitglieder der El Mahdi Armee, einer Miliz von Mullah Sadr. "Nein zu Bush, Nein zu Bremer, Ja zu Muktada" riefen die Demonstranten. "El Hausa"-Chefredakteur Ali el Jasseri warf den US-Verwaltern Willkür vor. Die Beiträge in dem Blatt seien nicht schärfer als die vieler anderer arabischer Zeitungen und Sender.
  • Der UN-Sicherheitsrat will mit einer unabhängigen Untersuchungskommission zur Klärung von Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Programm Öl für Lebensmittel in Irak zusammenarbeiten. In einem Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan begrüßte der Sicherheitsrat am 31. März dessen Entscheidung zur Einrichtung eines solchen Gremiums. Zugleich rief der Rat die UN-Mitgliedstaaten auf, die Ermittlungen ebenfalls zu unterstützen.
    Der deutsche UN-Botschafter Gunter Pleuger sagte, jede Regierung oder Firma, die die Zusammenarbeit verweigere, ziehe den Verdacht auf sich, sie habe etwas zu verbergen. Die Kommission soll Vorwürfe untersuchen, UN-Bedienstete könnten aus dem mittlerweile ausgelaufenen Hilfsprogramm für Irak Millionenbeträge abgezweigt haben. Der irakische Regierungsrat hatte Ende Januar von Anschuldigungen berichtet, Expräsident Saddam Hussein habe politisch einflussreiche Ausländer bestochen, damit sie seine Regierung unterstützten. Dafür soll er Einnahmen aus dem Öl-für-Lebensmittel-Programm verwendet haben, die eigentlich der Versorgung der Bevölkerung zu Gute kommen sollten.
    Die irakische Zeitung "El Mada" veröffentlichte kürzlich eine Liste mit rund 270 Personen aus fast 50 Ländern, die Schmiergeldzahlungen angenommen haben sollen. Darunter waren ehemalige Mitglieder ausländischer Regierungen, politische Aktivisten und Journalisten sowie der Leiter des Programms, Benon Sevan. Er hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
  • Der irakische Verwaltungsrat hat ein Gesetz zur Einrichtung eines Geheimdienstes angenommen. Die Behörde soll Informationen sammeln und analysieren, aber niemanden festnehmen dürfen. Die Informationen sollten an die Justizbehörden, die Polizei und das Innenministerium weitergegeben werden, erklärte ein ranghohes Mitglied des im Verwaltungsrat vertretenden Obersten Rats für die Islamische Revolution in Irak (SCIRI) am 31. März. Das Gesetz sehe eine hohe Transparenz vor und stelle den Geheimdienst unter zivile Aufsicht, sagte Adel Abdel Mahdi weiter.
  • Der französische Präsident Jacques Chirac ist nach den Worten von US-Senator Joseph Biden zu einem Einsatz der NATO in Irak bereit. Chirac habe ihm in einem zweistündigen Gespräch als Voraussetzung für einen solchen Einsatz ein Mandat des UN-Sicherheitsrats genannt, sagte der Politiker der Demokraten am 31. März in Washington. Frankreichs Staatschef habe zudem die Teilnahme französischer Soldaten an dem NATO-Einsatz in Aussicht gestellt.


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