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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

Oktober 2003

1. bis 5. Oktober
  • Irakische Polizisten haben am 1. Oktober das Feuer auf Demonstranten in Bagdad eröffnet. Zuvor hätten rund 1.000 arbeitslose Iraker eine Polizeiwache gestürmt, zwei Autos in Brand gesteckt und Steine auf die Sicherheitskräfte geschleudert, teilte die Polizei mit. Mindestens ein Demonstrant sowie mehrere Polizisten seien verletzt worden. Die Polizei in Bagdad erklärte, die Demonstranten hätten das Feuer eröffnet, die Sicherheitskräfte hätten lediglich Warnschüsse abgegeben. Auf Fernsehbildern war mindestens ein Polizist zu sehen, der mit seiner Pistole direkt in die Menge schoss. Bereits im Juli sei ihnen Arbeit versprochen worden, sagten die Demonstranten.
  • Auch in der nordirakischen Stadt Mossul feuerte die Polizei am 1. Oktober Warnschüsse in die Luft, um eine Demonstration arbeitsloser Iraker aufzulösen. Die Männer wollten das Arbeitsamt im Rathaus stürmen. Ob es Verletzte gab, war zunächst nicht bekannt.
  • In der nordirakischen Stadt Tikrit wurde am 1. Oktober abermals ein Bombenanschlag auf einen US-Konvoi verübt. Nach US-Angaben wurden dabei drei Soldaten verletzt. Später hieß es, eine US-Soldaten sei getötet worden.
  • Bei einer Razzia in Nordirak am 1. Oktober nahmen US-Soldaten 34 Iraker fest und stellten zwei Dutzend Panzerfäuste sicher.
  • Bei Angriffen in Bagdad und Samarra etwa hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt wurden am Abend des 1. Oktober zwei US-Soldaten getötet.
  • Bei der Geberkonferenz für Irak Ende Oktober in Madrid will die Europäische Kommission für den Wiederaufbau des Landes 200 Millionen Euro für die Zeit bis Ende 2004 zusagen. Einen entsprechenden Vorschlag an die Adresse von EU- Parlament und EU-Regierungen legte die Kommission am 1. Oktober in Brüssel vor. Die Unterstützung solle zusätzlich zu den aus der EU-Kasse bereits zugesagten hundert Millionen Euro für humanitäre Hilfen sowie den bilateralen Zuschüssen der Mitgliedstaaten kommen.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat am 2. Oktober über den neuen US-Entwurf für eine Irak-Resolution beraten. Mit ihrem neuen Entwurf wollen die USA den Bedenken der Kriegsgegner im obersten UN-Gremium Rechnung Tragen und die internationale Gemeinschaft beim Wiederaufbau Iraks stärker in die Pflicht nehmen. Während die USA auf eine rasche Abstimmung dringen, äußerten Ratsmitglieder wie Frankreich, Deutschland oder Pakistan sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan Vorbehalte.
    Frankreich hat Vorbehalte gegen den amerikanischen Entwurf für eine neue Irak-Resolution angemeldet. Der Text entspreche nicht den Erwartungen hinsichtlich einer zentralen Rolle der Vereinten Nationen und einer schnellen Machtübergabe an die Iraker, erklärte der französische UN-Botschafter Jean-Marc de La Sabliere nach Angaben eines französischen Diplomaten. Anders als von Frankreich gefordert, präsentierten die USA in ihrem Entwurf keinen Zeitplan für die Einsetzung einer souveränen irakischen Regierung. Der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow sagte, seine Regierung prüfe den Entwurf noch, aber Moskaus Position sei klar: Den Vereinten Nationen müsse die Führungsrolle im politischen Prozess eingeräumt werden.
  • Bei einem Doppel-Selbstmordanschlag sind am Abend des 2. Oktober in der nordirakischen Stadt Kirkuk die beiden Attentäter ums Leben gekommen. Die beiden jugendlichen Attentäter hätten sich vor einer von US-Soldaten besuchten Reinigung in die Luft gesprengt, sagte ein irakischer Vertreter der Zivilverteidigung der Nachrichtenagentur AFP. Opfer unter US-Soldaten habe es keine gegeben.
  • Trotz drei Monate langer aufwändiger Suche haben die USA weiter keine Beweise für irakische Massenvernichtungwaffen in der Hand. Die Tatsache, dass bislang nichts gefunden worden sei, heiße aber nicht, dass es keine Waffen gebe, betonte der Chef des US-Inspektorenteams, David Kay, bei der Vorstellung seines ersten Zwischenberichts am 3. Oktober in Washington. Die Arbeit seines Teams, der Iraq Survey Group (ISG), werde weitere sechs bis neun Monate beanspruchen, sagte Kay. Trotz ausbleibender Waffenfunde gebe es "beträchtliche Beweise" dafür, dass Irak den Bau von chemischen und biologischen Waffen geplant habe. Zudem habe die frühere irakische Regierung an einem "sehr breit gefächerten" Programm gearbeitet, das die Reichweite der irakischen Raketen auf mehr als tausend Kilometer gebracht hätte. Lesen Sie bitte auch die internationalen Pressestimmen, die sich mit dem Untersuchungsbericht befassen.
  • Nach ersten Beratungen am 2. Oktober (Ortszeit) will der UN-Sicherheitsrat seine Verhandlungen über den Irak-Resolutionsentwurf der USA am 6. Oktober fortsetzen. In dem Text gehen die USA zwar stärker auf die Bedenken von Ratsmitgliedern ein, die eine zentrale Rolle der UNO sowie einen Zeitplan für die Übergabe der Souveränität an die Iraker fordern; konkrete Fristen für eine Machtübergabe in Irak - wie von Frankreich gefordert - werden jedoch nicht genannt. Auch bleibt die Rolle der UNO beim Wiederaufbau vage.
    UN-Generalsekretär Kofi Annan lehnt das von Washington vorgeschlagene Mandat der Vereinten Nationen im Irak nach Worten eines hochrangigen Mitarbeiters als "undurchführbar" ab. Demnach vertritt Annan die Meinung, dass nur einer das Kommando im Irak führen könne: Der US-Zivilverwalter Paul Bremer oder er selbst als UN-Generalsekretär.
  • Ein US-Soldat ist in der Nacht zum 4. Oktober im Süden Bagdads bei einem Anschlag getötet worden. Ein weiterer US-Soldat sei verletzt worden, als unbekannte Täter mit Panzerfäusten und Schnellfeuerwaffen auf eine US-Patrouille schossen. Das bestätigte eine Sprecherin des US-Militärs in Bagdad.
  • Die neue vom US-Militär geführte irakische Armee nimmt Gestalt an. Mehr als 700 irakische Soldaten nahmen am 4. Oktober im nordirakischen Ausbildungslager Kirkusch an einer Zeremonie zum Abschluss ihrer Grundausbildung teil. Nach Angaben des für die Ausbildung zuständigen Generals Paul Eaton sollen sie nach einem zweiwöchigen Urlaub als Erstes Bataillon der irakischen Armee in die unter US-Kommando stehenden Streitkräfte integriert werden. Den Angaben zufolge hat das US-Militär seit dem 21. Juli mehr als 3.000 Mann für die neue irakische Armee rekrutiert. Diese werde am Ende aus insgesamt 40.000 Soldaten bestehen, die lediglich Verteidigungsaufgaben wahrnehmen sollten. Laut Eaton dienten drei Viertel der neuen Soldaten früher in der Armee von Saddam Hussein.
  • Bei einer Auseinandersetzung über ausstehende Löhne töteten US-Soldaten nach Krankenhausangaben einen Iraker und verletzten 24 weitere. Laut Augenzeugen forderte eine Gruppe irakischer Ex-Soldaten am 4. Oktober in Bagdad ausstehende Löhne ein. Nach US-Militärangaben feuerten die Soldaten in die Menge, nachdem Schüsse auf die US-Militärs abgegeben wurden. Iraker hätten außerdem "tausende von Steinen" geworfen, sagte ein Sprecher. Zwei US-Soldaten seien verletzt worden.
    Bei einer Demonstration in der südirakischen Stadt Basra ist am 4. Oktober ein Iraker von den US-geführten Streitkräften erschossen worden. Die Armee habe Ermittlungen über den "sehr ernsten" Vorfall eingeleitet, sagte ein britischer Militärsprecher. Den Angaben zufolge hatten am Morgen hunderte Iraker in Basra demonstriert. Zu den Gründen der Proteste wollte sich der Sprecher zunächst nicht äußern. Einem Augenzeugen zufolge standen Soldaten des entmachteten irakischen Staatschefs Saddam Hussein vor einem Gebäude im Hafen von Basra an, um ihren Sold abzuholen, als es zu dem tödlichen Zwischenfall kam.
    Britische Soldaten sind am 5. Oktober in der südirakischen Stadt Basra nach Augenzeugenberichten mit Gummigeschossen gegen gewalttätige ehemalige Angehörige der irakischen Armee vorgegangen. Nachdem am Vortag ein bewaffneter Iraker von britischen Soldaten erschossen worden war, versammelten sich am Sonntagmorgen mehrere Hundert ehemalige Soldaten. Sie zündeten Autoreifen an und warfen mit Steinen. Irakische Polizisten, die den Briten helfen wollten, wurden von der Menge in die Flucht geschlagen, nachdem ihnen die Munition ausgegangen war, wie Augenzeugen berichteten.
  • Die US-Armee hat in Kirkuk zwei ehemalige irakische Soldaten erschossen. Die 21 und 25 Jahre alten Männer hätten am Abend des 5. Oktober auf ein Taxi gewartet, als die US-Soldaten das Feuer eröffneten, sagte Polizeikommandeur Etman Awad Mohammed am Tag darauf. Acht weitere Iraker seien verletzt ins Krankenhaus gebracht worden. Die früheren Soldaten hätten zuvor vergeblich ausstehende Löhne eingefordert. Die US-Armee kommentierte den Vorfall in der nordirakischen Stadt zunächst nicht.
6. bis 12. Oktober
  • Irak hat drei Firmen mit dem Aufbau von Mobilfunknetzen beauftragt. Den Zuschlag hätten die Unternehmen Asia Cell, der ägyptische Orascom-Konzern und Atheer Tel bekommen, sagte der amtierende Telekommunikationsminister Haidar el Abbadi am 6. Oktober in Bagdad. Sie sollten jeweils die Netze im Norden, in der Mitte und im Süden des Landes aufbauen. Schon Ende des Monats sollten die Dienste starten.
  • In Irak ist ein Stützpunkt bulgarischer Soldaten mit Mörsergaranten beschossen worden. Bei dem Angriff am Morgen des 6. Oktober am Rande der Stadt Kerbela etwa 100 Kilometer südwestlich von Bagdad sei niemand verletzt worden, sagte der polnische Kommandeur Andrzej Wiatrowski. Die multinationale Stabilisierungstruppe in der Region steht unter polnischem Kommando.
  • Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat eine politische Strategie zur Stabilisierung Iraks gefordert. Mehr Sicherheit könne nicht nur durch militärische Aktionen und die Stationierung weiterer Soldaten erzielt werden, sagte Schröder der in der Vereinigten Arabischen Emirate erscheinenden Tageszeitung "Gulf News" (Ausgabe vom 6. Oktober). Notwendig sei, dass die internationale Gemeinschaft den Irakern eine Perspektive zur Demokratisierung ihres Landes biete. Dazu müsse die Rolle der UNO gestärkt und die politische Verantwortung an eine legitimierte irakische Führung übergeben werden.
  • Bei einem Angriff nahe der irakischen Stadt Ramadi ist ein US-Soldat getötet worden. Ein weiterer US-Soldat des dritten Panzerkavallerieregiments sei bei dem Sprengstoffangriff am Abend des 6. Oktober nahe der 110 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt verletzt worden, teilte eine Armeesprecherin in Bagdad am 7. Oktober mit. dpa berichtete am 7. Oktober hingegen: "Bei neuen Gewaltakten im Irak sind drei US-Soldaten getötet worden. Die Soldaten und ein irakischer Dolmetscher starben nach Militärangaben gestern Abend (also am 6. Oktober) bei Bagdad durch ferngezündete Sprengsätze."
  • Die türkische Regierung hat am 6. Oktober die Entsendung von Truppen nach Irak beschlossen. Das Kabinett habe einen entsprechenden Antrag geschlossen unterzeichnet und wolle ihn noch am Abend dem Parlament vorlegen, sagte der türkische Regierungssprecher, Justizminister Cemil Cicek, nach einer Kabinettssitzung in Ankara. Die Abgeordneten würden "wahrscheinlich" am folgenden Tag darüber debattieren, ergänzte er. In dem Antrag sei nicht festgelegt, wie viele Soldaten die Regierung nach Irak schicken wolle und in welcher Region des Nachbarlandes sie stationiert werden sollen. Offene Fragen könnten mit den Vereinigten Staaten verhandelt werden, sobald das Parlament die Entscheidung gebilligt habe, fügte Cicek hinzu.
  • Das türkische Parlament hat am 7. Oktober der Entsendung von Truppen nach Irak mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Abgeordneten billigten einen Antrag der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, wie aus dem Parlament verlautete. Von den 550 Abgeordneten stimmten 358 für den Antrag, 183 dagegen. Die Regierung in Ankara erwägt seit Wochen, rund 10.000 Soldaten unter eigenem Kommando in Irak zu stationieren. Eine Truppe in diesem Umfang wäre die drittgrößte nach den Kontingenten der USA und Großbritanniens. Türkischen Medienberichten zufolge ist ein einjähriger Einsatz ab November dieses Jahres vorgesehen.
  • Das irakische Außenministerium in Bagdad ist am 7. Oktober Ziel eines Mörserangriffs geworden. Das teilte die Polizei in der irakischen Hauptstadt mit. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP hatte zuvor von einer Explosion berichtet.
  • Bei einem Granatenangriff auf das Büro des Obersten Rats der Islamischen Revolution (SCIRI) in der nordirakischen Stadt Kirkuk am 7. Oktober wurde ein Mitarbeiter getötet. Ein 29-Jähriger wurde nach Angaben eines Mitarbeiters des SCIRI-Büros verletzt. Der Mitarbeiter der schiitischen Organisation machte das El- Kaida-Netzwerk von Osama bin Laden und Anhänger des entmachteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein für die Attacke in der rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt verantwortlich.
  • Der Münchener Technologiekonzern Siemens könnte beim Aufbau eines Mobilfunknetzes im Irak doch noch als Zulieferer zum Zuge kommen. Der kuwaitische Mobilfunkanbieter Mobile Telecommunications (MTC) teilte am 7. Oktober mit, Hauptzulieferer für den Aufbau eines Funknetzes im Süd-Irak werde der US-Handyhersteller Motorola. Als Partner kämen Branchenprimus Nokia oder Siemens in Frage. Die Entscheidung falle in den nächsten drei bis vier Tagen.
  • Auf die US-Truppen in Nordirak sind nach Angaben von Augenzeugen erneut mehrere Angriffe verübt worden. Ein gepanzertes US-Armeefahrzeug sei am 7. Oktober zerstört worden, als rund 35 Kilometer westlich von Kirkuk auf der Straße ein Sprengsatz explodiert sei, berichtete ein Lastwagenfahrer. Verletzt worden sei niemand. Nach dem Zwischenfall seien mehrere US-Soldaten an den Ort der Explosion entsandt worden. Kirkuk selbst wurde von mehreren Explosionen erschüttert.
  • In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben am 8. Oktober tausende Menschen gegen die Festnahme zweier schiitischer Geistlicher demonstriert. Rund um die Ali-el-Baja-Moschee im Westen Bagdads wachten zahlreiche US-Soldaten über die Kundgebung, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. An der Demonstration beteiligten sich zahlreiche Mitglieder der Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada el Sadr.
  • Im Nord-Irak können die Menschen erstmals seit zwölf Jahren wieder mit dem Rest des Landes telefonieren. Das gab der zuständige Telekommunikationsminister am 8. Oktober bekannt. Ziel sei es, die psychologischen Barrieren abzubauen, die zwischen den Landesteilen nach der langen Trennung existierten.
  • Der deutsche Botschafter in der Türkei hat den türkischen Parlamentsbeschluss zur Truppenentsendung nach Irak begrüßt. Das Votum der Volksvertretung sei wichtig für die Sicherung der Demokratie in Irak, sagte Botschafter Wolf-Ruthard Born laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu vom 8. Oktober. Born sprach von einer souveränen Entscheidung der Türkei und verwies darauf, dass die Türkei ein direkter Nachbarstaat Iraks ist. Wegen der unklaren Machtverhältnisse in Irak sei die Parlamentsentscheidung für die Türkei wichtig.
  • Die US-Streitkräfte haben 112 Iraker festgenommen, unter ihnen einen ranghohen General mit angeblichen Verbindungen zu Saddam Hussein. Wie das US-Militär am 8. Oktober mitteilte, wurden die Verdächtigen während einer Razzia bereits am 5. Oktober in der Nähe der syrischen Grenze festgenommen. Der General habe vermutlich Verbindungen zum entmachteten Staatschef Saddam Hussein unterhalten sowie zu Geldgebern, die Angriffe auf die Besatzungstruppen unterstützten.
  • Bei zwei erneuten Angriffen auf US-Militärkonvois in Irak sind am 8. Oktober ein US-Soldat und eine irakische Zivilistin verletzt worden: In der Nähe der nordirakischen Stadt Tikrit sei eine Fahrzeugkolonne der Besatzungsarmee mit Panzerfäusten angegriffen worden, die Soldaten hätten daraufhin zurückgefeuert, teilte eine Armeesprecherin in Tikrit mit. Nahe der 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Sunniten-Hochburg Falludscha wurde einem Augenzeugen zufolge ein US-Armeekonvoi angegriffen. Vier Granaten seien direkt hintereinander explodiert, als der Konvoi an Falludscha vorbeifuhr. Eine in einem Auto sitzende Irakerin sei verletzt worden.
  • UN-Diplomaten schließen nicht mehr aus, dass die USA ihren Entwurf für eine neue Irak-Resolution zurückziehen. Washington ist mit seinem Vorschlag auf starken Widerstand im Weltsicherheitsrat gestoßen. Die US-Regierung sei aber nicht zu grundlegenden Änderungen am Text der Entschließung bereit, heißt es am 8. Oktober aus diplomatischen Kreisen in New York. Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte selbst hatte vor Journalisten eingeräumt, dass der Rat "nicht mit radikalen Abstrichen von dem vorliegenden Entwurf" rechnen dürfe.
  • Bei einem Granatenangriff auf einen Kontrollposten in der nordirakischen Stadt Kirkuk ist am Abend des 8. Oktober ein 25-jähriger irakischer Polizist getötet worden. Ein weiterer Polizist sei schwer verletzt worden, als Unbekannte mit einer Panzerfaust auf den Posten geschossen hätten, teilte die Polizei der Nachrichtenagentur AFP in Kirkuk mit.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist nach eigenen Angaben nicht über die Umstrukturierung der Irak-Politik im Weißen Haus unterrichtet gewesen. Eine interne Mitteilung von US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, in der eine neu gegründete Arbeitsgruppe für Irak angekündigt worden war, sei ihm nicht zu Gesicht gekommen, sagte Rumsfeld bei einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Colorado Springs vor europäischen Journalisten am 8. Oktober (Ortszeit): "Das war wahrscheinlich auf einer niedrigeren Ebene." Er habe aber nicht das Gefühl, dass seine Autorität unter diesem Zug der US-Regierung leide, und sei über "diesen ganzen Wirbel" wegen eines einseitigen Memorandums überrascht.
  • In einer schiitischen Vorstadt von Bagdad ist am 9. Oktober vor einer Polizeistation eine Bombe explodiert. Dabei soll es auch Tote und Verletzte gegeben haben, berichtet der arabische TV-Sender El Dschasira unter Berufung auf Augenzeugen. Offenbar sei die Detonation in Sadr-City im Norden der Hauptstadt durch eine Autobombe verursacht worden. Der Anschlag folgte schiitischen Protestkundgebungen, auf denen die Freilassung eines am Montag von den US-Truppen verhafteten radikalen Predigers gefordert wurde. Der irakischen Polizei zufolge sind bei dem Anschlag mindestens sieben Menschen getötet worden. Ein US-Sprecher sprach von neun Toten.
    Wenige Stunden nach dem Selbstmordanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist dort bei einem Schusswechsel mit der US-Armee ein örtlicher Milizionär getötet worden. Zwei weitere Mitglieder der Mehdi-Armee seien verletzt worden, als US-Soldaten am Donnerstagabend mit Panzerfahrzeugen in das Stadtviertel Sadr City gefahren und mit den Kämpfern aneinandergeraten seien, sagten zwei Milizionäre unabhängig voneinander der Nachrichtenagentur AFP. Über den Büros der Mehdi-Armee warnte eine Stimme die schwer bewaffneten Kämpfer per Lautsprecher davor, auf die Hubschrauber der US-Armee zu schießen, die über dem Viertel kreisten, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
  • Ein spanischer Diplomat ist in der irakischen Hauptstadt Bagdad ermordet worden. Das berichtet die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE am 9. Oktober. Der Attaché der spanischen Botschaft in Bagdad, José Antonio Bernal Gómez, sei beim Verlassen seiner Wohnung getötet worden.
  • Bei einem Angriff in der Nähe von Baakuba etwa 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad ist ein US-Soldat getötet worden. Die unbekannten Angreifer hätten Panzerfäuste eingesetzt, teilte die US-Armee am 9. Oktober mit. In Baakuba, das mehrheitlich von Sunniten bewohnt wird, sind Angriffe auf US-Soldaten an der Tagesordnung. Zuletzt wurden am 25. September bei einem möglicherweise fehlgeleiteten Granatenangriff auf einen Marktplatz der Stadt acht irakische Zivilisten getötet und 18 weitere verletzt.
  • Vertreter des irakischen Regierungsrates haben die US-geführten Truppen gedrängt, eine Entsendung türkischer Truppen nach Irak zu untersagen. Das Treffen am 9. Oktober sei "produktiv" gewesen, hieß es in einer in Bagdad vom Regierungsrat veröffentlichten Erklärung. Es gebe Fortschritte im Hinblick auf eine Lösung, die aus Sicht der Koalition und der Iraker "akzeptabel" wäre. Die Diskussion habe im Rahmen des gemeinsamen Sicherheitskomitees der Besatzungstruppen und des Regierungsrates stattgefunden. Ob US-Zivilverwalter Paul Bremer oder der Oberbefehlshaber der US-Armee in Irak, Ricardo Sanchez, an dem Gespräch teilnahmen, wurde nicht mitgeteilt.
  • US-Soldaten haben am 9. Oktober in der Nähe der irakischen Stadt Falludscha einen Iraker erschossen. Zwei Kinder wurden bei dem Vorfall verletzt, wie ein Zeuge und Nachbar des Opfers sagte. Die Soldaten hätten auf das Auto des Mannes geschossen und dabei auch dessen zwei Kinder getroffen. Von Seiten der US-Armee gab es zunächst keine Bestätigung für den Vorfall.
  • Bei einem Überfall in einem Bagdader Wohnviertel sind zwei US-Soldaten getötet und vier weitere verletzt worden. Die Einheit wurde am Abend des 9. Oktober in dem Schiitenviertel Sadr City in einen Hinterhalt gelockt, wie die Streitkräfte der US-geführten Koalition am nächsten Morgen erklärten. Später wurde gemeldet, dass bei dem Gefecht auch zwei irakische Milizen getötet wurden.
  • Der US-Kongress hat die von Präsident George W. Bush beantragten zusätzlichen Gelder für den Wiederaufbau Iraks und Afghanistans bewilligt. Der zuständige Ausschuss im Repräsentantenhaus sprach sich am 9. Oktober mit 47 zu 14 Stimmen dafür aus, insgesamt weitere 86,9 Milliarden Dollar (rund 74 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau in den beiden Ländern auszugeben. Diese Ausgaben seien "eine Investition in die Zukunft unserer Kinder, eine Zukunft ohne terroristische Bedrohung und ohne die tägliche Angst eines verheerenden Anschlags gegen unsere Zivilbevölkerung", sagte der Vorsitzende des Bewilligungsausschusses, der republikanische Abgeordnete Bill Young. Bevor die Gelder tatsächlich fließen können, muss das Repräsentantenhaus nächste Woche noch darüber abstimmen.
  • Bei einem Bombenanschlag in Nordirak sind am 10. Oktober zwei Beschäftigte eines Ölunternehmens getötet worden. Vier Mitarbeiter der Northern Oil Co. wurden schwer verletzt, als die Explosion einen Bus der Gesellschaft zwischen Baidschi und Riad etwa 40 Kilometer westlich von Kirkuk zerriss, wie der Generaldirektor der Gesellschaft der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zwei weitere Explosionen setzten den Angaben zufolge zwei Ölleitungen in der Region in Brand.
  • Die Beseitigung der Kriegsschäden im Irak kostet in den nächsten vier Jahren mindestens 55 Milliarden Dollar. Zu diesem Ergebnis kommen laut Agenturmeldungen vom 11. Oktober die Weltbank und die US-Besatzungsbehörde. Allein im nächsten Jahr seien Finanzhilfen von mehr als 17 Milliarden Dollar nötig. Rund eine Milliarde Dollar ist bereits durch Verträge des "Öl für Lebensmittel"-Programms der UN gedeckt. Der Bericht von Weltbank und US-Besatzungsbehörde soll als Grundlage für die Geberkonferenz Mitte des Monats in Madrid dienen.
  • Die islamischen Staaten haben zum Auftakt ihrer Konferenz in Malaysia am 11. Oktober den Abzug der USA aus Irak gefordert. Auf dem größten Treffen der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) seit den Terroranschlägen im September 2001 sagte Generalsekretär Abdelouahed Belkeziz in Putrajaya, "ausländische Streitkräfte" sollten sich aus dem Land zurückziehen, damit die UNO die Verwaltung Iraks "mit einem klaren und kurzen Zeitplan" übernehmen könne. Das irakische Volk leide unter der Besetzung und Zerstörung seines Landes.
  • Der radikale Schiit Muktada el Sadr hat am 11. Oktober zur Bildung einer Parallel-Regierung im Irak aufgerufen. Das von ihm gebildete "Kabinett" werde einen neuen, vom Terror freien Staat führen, sagte El Sadr.
  • Bei einem Granatenangriff auf eine Polizeiwache nahe der irakischen Stadt Kerbela ist ein irakischer Sicherheitsbeamter getötet worden. Sechs Polizisten wurden verletzt, als Unbekannte die Geschosse auf die Wache rund fünf Kilometer südlich der Schiitenstadt abfeuerten, wie ein Polizeisprecher am 11. Oktober mitteilte. Drei Verdächtige seien festgenommen worden.

Die von den USA geführten Streitkräfte sehen sich nach US-Militärangaben täglich über einem Dutzend Anschlägen ausgesetzt. Ein Militärsprecher sagte am 11. Oktober, gewöhnlich liege die Zahl der Angriffe zwischen zwölf und 20. In den 24 Stunden bis zum Nachmittag des 11. Oktober habe man 28 Übergriffe registriert. Dabei seien elf Soldaten verletzt worden. Seit Einstellung der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai sind bei Anschlägen mindestens 94 Soldaten getötet worden.
(Quelle: Reuters)
  • Bei einer mit Panzer-Unterstützung in der Stadt Tikrit vorgenommenen Razzia wurden am 11. Oktober nach Armeeangaben vier Männer festgenommen. Zwei von ihnen würden verdächtigt, der Geheimpolizei des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein angehört zu haben, erklärte Oberstleutnant Steve Russel, der den Einsatz befehligt hatte. Bei der Erstürmung von drei Häusern seien zudem Waffen und Munition sichergestellt worden.
  • Bei einem versuchten Granatenangriff auf einen Kontrollposten der irakischen Polizei ist am 12. Oktober der Angreifer getötet worden. Der 32-Jährige sei ums Leben gekommen, als die Granate vorzeitig in seiner Hand explodierte, teilte die Polizei in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt mit. Zwei Polizisten wurden verletzt.
  • Bei einer schweren Explosion vor einem Hotel im Zentrum von Bagdad sind am 12. Oktober mindestens sieben Menschen getötet und mehrere Menschen verletzt, wie die irakische Polizei mitteilte. Die Explosion ereignete sich vor dem Hotel Bagdad, in dem laut Polizei Mitglieder des irakischen Regierungsrates untergebracht sind.
  • Im Stadtteil El Mansur der irakischen Hauptstadt haben drei Angreifer am Abend des 12. Oktober auf den Wagen von Öl-Minister Bahr el Ulum und Nabil el Mussawi geschossen, sagte ein Vertreter des Regierungsrates. Die Leibwächter, die den Konvoi der Regierungsmitglieder begleiteten, hätten das Feuer erwidert. Die Angreifer seien aber entkommen. Mussawi ist der Stellvertreter von Ahmed Tschalabi, dem Vorsitzenden des von den USA eingesetzten irakischen Regierungsrates.
13. - 19. Oktober
  • Die USA haben einen neuen Entwurf für eine Irak-Resolution vorgelegt. Das Papier enthalte gegenüber der vorherigen Version "Fortschritte", sagte der französische Außenminister Dominique de Villepin am Rande des EU-Außenministerrats am 13. Oktober in Luxemburg. Bundesaußenminister Fischer hat den neuen US-Entwurf vorsichtig begrüßt. "Ohne jeden Zweifel" stelle der Vorschlag "einen Schritt weiter in die richtige Richtung dar", sagte Fischer in Luxemburg. "Wir arbeiten daran hier voranzukommen, gemeinsam."
  • Wie die EU-Außenminister in einem Beschluss am 13. Oktober erklärten, sollen bis Ende 2004 für Irak 200 Millionen Euro aus der EU-Kasse bereitgestellt werden. Dieses Geld soll zusätzlich zu den 730 Millionen Euro fließen, die die EU und ihre Mitgliedstaaten für humanitäre Hilfen zugesagt haben. Welche Beiträge für den Wiederaufbau aus den nationalen Budgets kommen, blieb gut eine Woche vor der Geberkonferenz in Madrid offen.
  • Auf den Gouverneur der irakischen Provinz Dijala wurde am 13. Oktober ein Attentat verübt. Gouverneur Abdallah Schahhas el Dschaburi überlebte, allerdings wurden zwei ihn eskortierende Polizisten laut Polizei schwer verletzt.
  • Die US-Truppen in Irak nahmen am 13. Oktober 34 Menschen fest, die sie der Beteiligung an anti-amerikanischen Anschlägen verdächtigen.
  • Bei einem Angriff mit einer Panzerabwehrrakete starb in Tikrit ein US-Soldat. Zwei weitere Soldaten wurden leicht verletzt, wie eine Armeesprecherin am 13. Oktober mitteilte.
  • Anhänger des radikalen Schiitenführers Muktada el Sadr haben am 13. Oktober zwei Gebäude in der heiligen Stadt Nadschaf besetzt. Laut Augenzeugenberichten wollen sie dort eine irakische Schattenregierung aufbauen. Das meldet der arabische TV-Sender El Dschasira. Oberhaupt der schiitischen Religionsschule in der südlich von Bagdad gelegenen Stadt ist der Geistliche Ali el Sistani. Er gilt als gemäßigt. El Sadr spricht sich von allen Schiitenführern am deutlichsten gegen die Anwesenheit der US-Truppen im Irak aus.
  • Bei einer Schießerei zwischen Anhängern von zwei Schiitenführern sind in der irakischen Stadt Kerbela 18 Menschen verletzt worden. Die Auseinandersetzung habe in der Nacht zum 14. Oktober begonnen, als Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr versuchten, die Kontrolle über zwei heilige Stätten in der Schiitenstadt zu übernehmen, teilten Ärzte am 14. Oktober mit. Ein AFP-Reporter berichtete, etwa hundert Mitglieder der Mehdi-Miliz von Sadr hätten versucht, die Kontrolle über die Mausoleen der Imame Abbas und Hussein aus dem siebten Jahrhundert zu übernehmen. Anhänger des Scheichs Ali Sistani, eines führenden Mitglieds der Hausa, hätten sie jedoch zurückgedrängt und am Morgen schließlich vertrieben. Die Hausa wacht als höchst religiöse Autorität über die irakischen Schiiten.
  • In der Nähe der türkischen Botschaft in Bagdad hat sich am 14. Oktober nach Polizeiangaben eine Explosion ereignet. Mindestens ein Wachmann sei verletzt worden. US-Soldaten riegelten das Gebiet umgehend ab.
  • US-Soldaten sollen in der irakischen Stadt Samarra einen Iraker erschossen und sieben weitere Zivilisten verletzt haben. Dies berichtet der arabische TV-Sender "El Dschasira" am 14. Oktober. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet, nachdem ihr Konvoi in der Stadt mit Panzerfäusten angegriffen worden sei, berichteten Augenzeugen dem Sender.
  • Auch der jüngste US-Entwurf für eine neue Irak- Resolution ist im Sicherheitsrat auf Widerspruch gestoßen. Frankreich, Russland und Deutschland haben bei den ersten offiziellen Konsultationen am 14. Oktober in der Sache Vorschläge für Änderungen vorgelegt. Sie waren zuvor zwischen den Regierungen der drei Länder abgestimmt worden. Wie aus diplomatischen Kreisen verlautete, zielen die Vorschläge auf eine klare Übertragung der Souveränität an die Iraker ab sowie eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen.
  • Die US-Streitkräfte haben in Irak ein mutmaßliches Führungsmitglied der radikalislamischen Kurdenorganisation Ansar el Islam festgenommen. Wie ein Pentagon-Sprecher am 14. Oktober sagte, wurde der Verdächtige namens Aso Hawleri bereits in der Nacht zum 10. Oktober in der nordirakischen Stadt Mossul gefasst.
  • Im Irak gilt ab dem 15. Oktober der neue irakische Dinar. Damit verschwindet nach dem Sturz Saddam Husseins am 9. April auch das letzte noch verbleibende Symbol seiner einstigen Herrschaft. Im ganzen Land begann der Umtausch der alten Banknoten, auf denen noch das Bildnis Saddams zu sehen war.
  • Der Chef des von den USA eingesetzten provisorischen Regierungsrates im Irak hat Wahlen für das kommende Jahr angekündigt. Am Rande eines Treffens islamischer Staaten in Malaysia sagte Rats-Präsident Ijad Allaui am 15. Oktober auf die Frage von Journalisten nach einem Wahltermin: "Auf jeden Fall 2004". Die Festlegung eines Zeitrahmens für einen Abzug der von den USA angeführten Besatzungstruppen sei allein Aufgabe der Iraker.
  • Die USA und ihre internationalen Partner waren nach Ansicht des der NATO nahe stehenden Internationalen Instituts für Strategische Studiennicht unzureichend auf vorhersehbare Probleme im Nachkriegs-Irak vorbereitet. Die Präsenz der USA in Irak habe zwar potenzielle Unterstützerstaaten von Terroristen abgeschreckt, jedoch bislang zu einem "verstärkten Impuls" und zu mehr Zulauf für "islamische Terroristen" geführt, sagte IISS-Direktor John Chipman am 15. Oktober in London bei der Vorstellung des Rüstungsberichts "Military Balance 2003-2004". "Transnationale Terroristen" seien inzwischen in mehr als hundert Ländern präsent.
  • US-Soldaten in Irak haben nahe der syrischen Grenze mehrere ausländische Kämpfer getötet. Die Männer seien von Syrien aus nach Irak eingedrungen und hätten dort einen US-Hubschrauber beschossen, teilten Vertreter der US-geführten Koalition am 15. Oktober in Bagdad mit. Der Helikopter habe daraufhin notlanden müssen. Mehrere Verdächtige seien festgenommen und bei ihnen Panzerfäuste sowie andere leichte Waffen gefunden worden. Bei dem Vorfall nahe Hussaiba rund 360 Kilometer nordöstlich von Bagdad wurde den Angaben nach der US-Aufklärungshubschrauber vom Typ OH-58 an einer Hydraulikpumpe beschädigt.
  • Die USA haben den Druck auf Syrien erheblich erhöht: Das US-Abgeordnetenhaus stimmte am 15. Oktober für die Verhängung von Sanktionen gegen das arabische Land. 398 Parlamentarier sprachen sich bei vier Gegenstimmen für ein Gesetz aus, mit dem Strafmaßnahmen gegen die Regierung in Damaskus wegen angeblicher Unterstützung des Terrorismus und dem vermuteten Streben nach Massenvernichtungswaffen ermöglicht wird. Das Gesetz muss vor der Unterzeichnung durch US-Präsident George W. Bush noch den Senat passieren.
  • Die Innenstadt von Bagdad ist am 16. Oktober von schweren Explosionen erschüttert worden. Augenzeugen sprachen von vier Detonationen an verschiedenen Orten in der irakischen Hauptstadt. In der Nähe des Sitzes der US-Zivilverwaltung in einem ehemaligen Palast des gestürzten Diktators Saddam Hussein habe es in der Nacht einen Angriff mit Mörsergranaten gegeben. Das berichtet der arabische Fernsehsender "El-Dschasira". Ein weiterer Sprengsatz sei an einer Ölpipeline westlich von Bagdad explodiert, hieß es.
  • Trotz anhaltender Kritik am US-Entwurf für eine Irak-Resolution hat der UN-Sicherheitsrat am 16. Oktober den Text einstimmig angenommen. (Die deutsche Übersetzung der Resolution erhalten Sie hier! Auch Syrien stimmte bei der Sitzung des höchsten UN-Gremiums in New York für den vierten überarbeiteten Entwurf, der auch nach wochenlangem Tauziehen keinen Zeitplan für die Übertragung der Souveränität an das irakische Volk vorsieht. Deutschland, Frankreich und Russland hatten kurz vor der Abstimmung ihren Widerstand aufgegeben, obwohl deren Änderungsvorschläge weit gehend unberücksichtigt blieben. UN-Generalsekretär Kofi Annan begrüßte die große Übereinstimmung im Sicherheitsrat. Obwohl das US-Abgeordnetenhaus sich erst wenige Stunden vor der Abstimmung für die Verhängung von Sanktionen gegen Syrien ausgesprochen hatte, stimmte auch das einzige arabische Land im Sicherheitsrat für die neue Irak-Resolution. In der neuen Resolution wird die internationale Gemeinschaft ausdrücklich zur Verstärkung ihrer Hilfe beim Wiederaufbau in Irak aufgefordert. Die Entschließung bildet vor allem die Grundlage für die Stationierung einer multinationalen Truppe unter US-Kommando zur Stabilisierung des Landes. - Die EU-Kommission hat das einstimmige Votum im UN-Sicherheitsrat für die neue Irak-Resolution begrüßt. Dies sei ein positives Signal für die Irak-Geberkonferenz in der kommenden Woche in Madrid, sagte Kommissionssprecher Reijo Kemppinen in Brüssel.
  • Die US-Armee hat am 16. Oktober das von radikalen Schiiten besetzte Rathaus eines schiitischen Armenviertels von Bagdad geräumt. Nach Angaben eines Militärsprechers drangen die Soldaten am Nachmittag in Begleitung der Stadträte von Sadr City in das Rathaus ein und nahmen zwölf Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr fest, die sich dort seit knapp einer Woche verschanzt hielten. Diese leisteten keinen Widerstand. Sadr hatte in der vergangenen Woche die Gründung einer islamischen Gegenregierung angekündigt aus Protest gegen den von den USA eingesetzten Regierungsrat. Auch der Stadtrat von Sadr City hatte die ausdrückliche Zustimmung der US-Zivilverwaltung. Nach ihrer Aktion sicherte die Armee das Gebäude mit Stacheldraht und Panzern.
  • Die Moral der amerikanischen Truppen im Irak ist nach einer neuen Umfrage schlecht. 49 Prozent der befragten Soldaten beschrieben die Moral ihrer Einheit als schlecht und nur 16 Prozent als gut. Ein Drittel der Befragten erklärte, der Einsatz im Irak mache keinen Sinn. Wie die "Washington Post" am 16. Oktober berichtet, beruhte die Umfrage auf einem Fragebogen, der im Auftrag der amerikanischen Armee-Zeitschrift "Stars and Stripes" verteilt wurde.
  • Ein irakischer Polizist ist am 16. Oktober bei einem Bombenanschlag auf seinen Posten nördlich von Kirkuk verletzt worden. Nach irakischen Polizeiangaben explodierte ein dort deponierter Sprengsatz am Morgen vor dem Gebäude. Verantwortlich seien Anhänger des Ex-Präsidenten Saddam Hussein, betonte der Polizeisprecher. Am Abend zuvor hatte die Polizei in der nordirakischen Stadt nach eigenen Angaben einen Sprengstoffanschlag vereitelt, mit dem eine der großen Brücken Kirkuks zerstört werden sollte. Diese Brücke wird häufig von US-Truppen genutzt.
  • Drei US-Militärpolizisten und zwei irakische Polizeibeamte sind bei einem Granatenangriff in der irakischen Stadt Kerbela getötet worden. Die Polizeipatrouille sei am späten Abend des 16. Oktober von Dächern aus mit Granaten und mit Maschinengewehren beschossen worden, teilte ein US-Militärsprecher am nächsten Morgen mit. Vier US-Polizisten und fünf irakische Kollegen seien verletzt worden.
  • Bei der Explosion einer Bombe in Bagdad ist am 17. Oktober erneut ein US-Soldat getötet worden. Zwei weitere seien verletzt worden, teilte ein Sprecher der von den USA geführten Koalition mit. Mit dem Tod des US-Soldaten in Bagdad stieg die Zahl der seit dem Ende der Kampfhandlungen Anfang Mai durch Angriffe getöteten Soldaten auf 101.
  • Der irakische Regierungsrat will sich um die Einhaltung der vorgegebenen Fristen in der neuen UN-Resolution bemühen. "Wir werden es versuchen", sagte der amtierende Ratsvorsitzende Ijad el Allawi am 17. Oktober im malaysischen Putrajaya auf die Frage, ob das provisorische Gremium die Resolution 1511 der Vereinten Nationen einhalten könne. Ein Erfolg hänge aber von den "Umständen in Irak" ab. Der Regierungsrat bemühe sich "ernsthaft", so rasch wie möglich Wahlen zu organisieren, sagte Allawi weiter. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sein Land die Souveränität zurückerhalten werde, "sobald es eine Verfassung, einen Volksentscheid und eine gewählte Regierung gebe".
  • Japan hat US-Präsident George W. Bush zum Auftakt seiner Asienreise am 17. Oktober Unterstützung beim Wiederaufbau des Iraks zugesagt. Tokio hatte vor zwei Tagen angekündigt, es wolle im kommenden Jahr 1,5 Milliarden Dollar dazu beisteuern. Bei einem gemeinsamen Essen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi besprach Bush in Tokio nach Meldungen japanischer Medien außerdem die Krise um Nordkoreas Atomprogramm. Bush will morgen auf die Philippinen weiterreisen.
  • US-Präsident George W. Bush hat im Kongress eine Niederlage erlitten. Gegen seinen Willen beschloss der Senat am 17. Oktober in Washington, dass die Hälfte der von Bush gewünschten zusätzlichen 20,3 Milliarden Dollar Irak-Hilfe nur als Darlehen gewährt werden.
20. - 26.Oktober
  • Bei einem Angriff in Falludscha ist am 20. Oktober ein US-Soldat getötet worden; fünf weitere Soldaten wurden verletzt.
  • In Tikrit wurden am 20. Oktober vier ranghohe Mitglieder der Bath-Partei festgenommen, wie ein US-Militärsprecher am 20. Oktober bekanntgab. Außerdem sei ein früherer General der Republikanischen Garde inhaftiert worden. Insgesamt seien 19 Iraker festgenommen worden.
  • Die Kriegsallianz hat am 21. Oktober in Kerbela bei einer Razzia 32 Menschen festgenommen. Nach Angaben der polnischen Besatzer galt die Aktion einer schiitischen Gruppe, die in der vergangenen Woche einen irakischen Beamten gefangen genommen hatte.
  • Die Familie eines am 20. Oktober verstorbenen Irakers hat am 21. Oktober schwere Vorwürfe gegen US-Soldaten in Falludscha erhoben. Sie hätten den Mann nach seiner Verhaftung erschossen. Eine Stellungnahme der USA gab es hierzu nicht.
  • Die Bundesregierung wird auf der Irak-Geberkonferenz, die am 23. Oktober in Madrid beginnt, keine zusätzlichen Hilfsgelder zusagen. Dies erklärte Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul am 22. Oktober in Berlin unter Hinweis auf die angespannte Haushaltslage des Bunde sowie die umfangreichen Leistungen Deutschlands in Afghanistan. Nach Angaben der Ministerin stellt Deutschland insgesamt 193 Mio. EUR zur Verfügung.
  • Der anhaltende Widerstand in der Türkei gegen den Parlamentsbeschluss, Truppen in den Irak zu entsenden, zeigt offenbar Wirkung. In der Nacht zum 22. Oktober hatte US-Verteidigungsminister Rumsfeld Zweifel an der Irak-Mission der Türkei geäußert. Am 22. Oktober sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül, der Beschluss werde "womöglich nicht umgesetzt". Widerstand gab es auch von Seiten des Regierenden Rats im Irak. Falls die Türkei keine Truppen in den Irak entsendet, ist unklar, was aus dem von den USA zugesagten 8,5-Mrd.-Dollar-Kredit wird.
  • Am 23. Oktober begann in Madrid die "Geberkonferenz" für den Irak. Beteiligt sind rund 60 Staaten und 19 regierungsunabhängige Organisationen sowie 332 Unternehmen. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte die Vertreter auf "großzügig zu spenden". Der Aufbau des Irak erfordere weltweites Engagement für "viele Jahre". Der irakische Übergangs-Handelsminister Ali Allawi sagte, mit Ausnahme des Ölsektors werde kein Wirtschaftsbereich für ausländische Investoren geschlossen werden. Der Irak werde "vor allem eine marktorientierte Wirtschaft" sein. Die Weltbank und die UNO schätzen die Kosten für den Wiederaufbau allein für Investitionen in den 14 vordringlichsten Bereichen auf 36 Mrd. Dollar bis zum Jahr 2007. Nach Angaben der britischen Hilfsorganisation Christian Aid seien fünf Mrd. Dollar an Öleinnahmen und aus dem Vermögen Saddam Husseins an die US-geführte Verwaltungsbehörde CPA gegangen. Nur für eine Mrd. habe man die Verwendung der Mittel zurückverfolgen können. Der Rest sei in einem "schwarzen Loch" verschwunden, teilte Christian Aid mit.
  • Der Irakkrieg verfolgte US-Präsident Bush bis nach Australien. Bei einer Rede im australischen Parlament, in der er Australiens Engagement im Irakkrieg (Australien war mit 2.000 Soldaten dabei) lobte, protestierten einige Tausend Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude und eine Reihe von Oppositionsabgeordneten im Parlament. Zwei Grünen-Abgeordnete taten sich durch Zwischenrufe hervor (Bush: "Ich liebe die Meinungsfreiheit"), ein Teil der Labour-Abgeordneten blieb demonstrativ sitzen, als sich das Parlament zum Schlussbeifall von seinen Sitzen erhob.
  • Am 24. Oktober endete die "Geberkonferenz" für den Irak in Madrid. Neben den 20,3 Mrd. Dollar, welche die USA schon länger zugesagt hatten (in dem 87-Mrd.-Paket für zivile und - vor allem - militärische Maßnahmen in Irak und Afghanistan) gaben Japan 5 Mrd. (davon muss der Irak 3,5 Mrd. zurückzahlen), der IWF 4,3 Mrd. Kredit, Kuwait sicherte 0,5 Mrd. für die Stromversorgung und weitere 0,5 Mrd. für die Bevölkerung zu; Saudi-Arabien versprach 1 Mrd., die VAE 0,215 Mrd. Die EU gibt 0,2 Mrd. für das Jahr 2004 neben den bereits zugesagten 0,73 Mrd. für humanitäre Hilfe. Großbritannien gibt insgesamt 0,91 Mrd. Dollar. Die Bundesregierung hatte sich auf 0,193 Mrd. Dollar festgelegt.
    Die Hilfsorganisationen Oxfam und Save the Children kritisierten, dass kein einheitlicher Fonds unter UN-Kontrolle gebildet wurde. Die Irak-Hilfe teilt sich auf drei Töpfe auf, die jeweils die Besatzungsmächte, die Weltbank und die UN verwalten.
  • Ein Hubschrauber der US-Truppen in Irak ist am 25. Oktober nahe Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit offenbar unter Granatenbeschuss geraten und abgestürzt. Der Helikopter sei von einer Granate getroffen worden, hieß es aus Militärkreisen. Das US-Kommando in Bagdad ließ hingegen die Ursache offen und berichtete, der Hubschrauber sei nach dem Absturz beschossen worden. Auch zu den Verletzten gab es widersprüchliche Angaben. Die US-Streitkräfte in Bagdad erklärten, fünf Soldaten seien verletzt worden. Später war von mindestens einem Verletzten die Rede.
  • Bei einem Angriff auf einen zivilen Konvoi nahe der irakischen Stadt Falludscha sind am 25. Oktober drei Zivilisten getötet und zwei verletzt worden. Nach Angaben eines amerikanischen Ingenieurs und eines irakischen Wachmannes wurde der Konvoi von US-Truppen beschossen. Die US-Streitkräfte wiesen jede Verantwortung für den Zwischenfall zurück. Der Konvoi bestand aus drei Fahrzeugen des in Grossbritannien ansässigen Unternehmens European Landmines Solutions. Der für die Firma arbeitende amerikanische Ingenieur David Rasmussen, der bei dem Angriff verletzt wurde, sagte, sie seien unter amerikanischen Beschuss geraten. Der den Konvoi begleitende irakische Wachmann Laith Jusef bestätigte diese Angaben.
  • Mit rund zehntausend Teilnehmern hat am Morgen des 25. Oktober (Ortszeit) in Washington eine Großdemonstration gegen den Irak-Krieg und gegen US-Präsident George W. Bush begonnen. Die ersten Redner bezichtigten Bush wegen seiner Rechtfertigung des Krieges mit der Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen der "Lüge". "Die Welt sagt Nein zum Krieg", hieß es auf mehrsprachig verfassten Transparenten. Die Demonstration wurde von den Vereinen UFPJ ("Gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit") und ANSWER (Jetzt handeln, um den Krieg zu stoppen") organisiert. Auch im kalifornischen San Francisco war im Laufe des Tages eine Demonstration geplant.
  • US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz ist am 26. Oktober unverletzt einem Anschlag auf ein Hotel in Bagdad entkommen. Bei dem Raketenangriff auf das Hotel El Raschid, in dem Wolfowitz und seine Begleiter während ihres Irak-Besuchs am Wochenende untergebracht waren, wurden ein US-Soldat getötet und weitere 18 Menschen verletzt. Es gebe aber keine Hinweise, dass der Anschlag dem stellvertretenden Verteidigungsminister gegolten habe, erklärte das Pentagon in Washington.
  • Ein Feldwebel der spanischen Streitkräfte wurde am 26. Oktober versehentlich von einem Kollegen erschossen. Das spanische Verteidigungsministerium erklärte, der Vorfall habe sich auf dem Stützpunkt Diwanija in Südirak ereignet.
  • Der von den USA eingesetzte Vize-Bürgermeister Faris Abdul Rassak el Assam ist, wie erst am 28. Oktober bekannt wurde, am 26. Oktober von mehreren Männern unweit seines Hauses erschossen worden. Die Täter entkamen.
27. - 31. Oktober
  • Bei einer Serie von Selbstmordanschlägen auf das Rote Kreuz und mehrere Polizeistationen in Bagdad sind am 27. Oktober nach neuen Angaben mindestens 34 Menschen getötet und 224 weitere verletzt worden. Bei allen 34 Toten handle es sich um Iraker, teilte der stellvertretende irakische Innenminister und Polizeichef Ahmed Ibrahim mit. 26 der Toten seien Zivilisten, acht seien Polizisten. Nach Angaben von US-Brigadegeneral Mark Hertling waren alle fünf Anschläge das Werk von Selbstmordattentätern aus dem Ausland. In einer ersten Reaktion kündigte ein IKRK-Sprecher in Genf an, seine Organisation werde in den nächsten Tagen die "Arbeitsbedingungen" der Mitarbeiter in Irak überprüfen. Es ist das erste Mal seit Beginn seiner Irak-Mission Anfang der 80er Jahre, dass das IKRK Ziel eines Anschlags wurde. - Am Abend habe es eine weitere Explosion in Bagdad gegeben, berichtet El Dschasira. Der Sender spricht jetzt von insgesamt 42 Todesopfern.
  • US-Soldaten haben nahe der irakischen Stadt Falludscha nach Krankenhausangaben am 27. Oktober vier irakische Zivilisten erschossen. Vier weitere Iraker seien durch Schüsse verletzt worden, als die Soldaten nach einem Angriff auf ihren Konvoi das Feuer auf die Umgebung eröffnet hätten, sagte ein Arzt im Krankenhaus der westlich von Bagdad gelegenen Stadt. Nach Angaben eines Augenzeugen war zuvor beim Vorbeifahren des Armeekonvois eine Mine explodiert. Dabei sei ein Armeefahrzeug beschädigt worden und von der Fahrbahn abgekommen. Die US-Soldaten in den anderen Fahrzeugen hätten daraufhin auf vorbeifahrende Autos und auf Häuser der Umgebung geschossen, sagte ein anderer Augenzeuge. In der Region um Falludscha sind die US-Militärs fast täglich Ziel von Angriffen.
  • In Bagdad haben sich US-Soldaten und bewaffnete Iraker am Abend des 27. Oktober ein heftiges Gefecht geliefert. Zuvor war nach Angaben von Anwohnern im Westen der Stadt eine Explosion in der Umgebung eines US-Stützpunkts zu hören gewesen. Der Angriff ereignete sich wenige Stunden nach einer Serie von Anschlägen, die mehr als 40 Menschen das Leben kostete.
  • Das Auswärtige Amt stellt weitere 1,7 Millionen Euro für die Räumung von Minen in Südirak bereit. Wie das Ministerium am 27. Oktober in Berlin mitteilte, soll das Geld außerdem der Ausbildung von Personal zur Kampfmittelbeseitigung dienen. Die zügige Beseitigung von Minen sei nicht nur aus humanitären Gründen geboten, sondern fördere auch den wirtschaftlichen Aufbau, hieß es zur Begründung. Die für die Minenräumung bereitgestellten Mittel für Irak erhöhen sich damit auf drei Millionen Euro.
  • Die US-Regierung wird sich nach den Worten von US-Präsident George W. Bush von den Anschlägen im Irak nicht von ihrem Kurs abbringen lasen. "Je erfolgreicher wir sind, je mehr Fortschritte wir machen, je freier die Iraker werden, die Stromversorgung und Schulen wieder funktionieren und je mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, desto verzweifelter werden diese Kriminellen", sagte Bush am 27. Oktober in Washington bei einem Besuch des irakischen US-Zivilverwaltungschefs, Paul Bremer, und des irakischen US-Kommandeurs General John Abizaid.
  • Bei einem Autobomben-Anschlag in der zentralirakischen Stadt Falludscha sind laut AFP am 28. Oktober mindestens sechs Menschen getötet worden (andere Agenturen sprachen von 4 Toten). Etwa 150 Meter von der Polizeistation entfernt explodierte am Mittag ein Wagen der staatlichen Baugesellschaft El Fao, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, der sich zum Zeitpunkt der Explosion vor Ort befand. Unter den Todesopfern waren auch Schüler.
  • Nach Angaben des arabischen TV-Senders El Dschasira nahmen US-Soldaten am 28. Oktober in Bakuba nördlich von Bagdad Dutzende Männer fest, die Angriffe auf die Besatzungstruppen geplant haben sollen.
  • Der türkische Außenminister Abdullah Gül hat dem US-Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, "Unkenntnis der Region und der Geschichte" vorgehalten. Daraus resultierten unter anderem die gegenwärtigen Schwierigkeiten der USA im Irak, sagte Gül am 28. Oktober in Ankara. Bremer soll den Irak als einstige "Kolonie des Osmanischen Reiches" bezeichnet haben. Darauf entgegnete Gül: Wenn Bremer die Geschichte kennen würde, wüsste er, dass die Region zur Zeit der Osmanen Frieden gefunden habe, Jerusalem und Palästinenser-Gebiete eingeschlossen.
  • Nach Angaben der US-Armee wurden bei einem Anschlag auf einen US-Konvoi im sunnitischen Dreieck am 28. Oktober zwei US- Soldaten getötet. Bei dem Angriff ist erstmals seit Beginn der Anschläge ein Panzer der US-Armee zerstört worden. Das teilte ein Sprecher der US-Armee am 29. Oktober mit. Bei dem Fahrzeug handelte es sich demnach um einen 68 Tonnen schweren Kampfpanzer vom Typ M-1 Abrams. Bisher sei nicht bekannt, was für ein Sprengstoff verwendet wurde, hieß es in einer Erklärung.

Studie: Rund 13.000 Iraker starben in Irak-Krieg
Washington (AFP) Die Zahl der während der Hauptkampfhandlungen im Irak-Krieg getöteten Iraker ist nach einer US-Studie fast hundert Mal höher als die der getöteten US-Soldaten. Zwischen dem 19. März und dem 30. April wurden rund 13.000 Iraker getötet, unter ihnen 4.300 Zivilisten, wie aus einer in Washington veröffentlichten Studie der unabhängigen Gesellschaft "Projekt für Verteidigungsalternativen" hervorgeht. Während der Invasion zur Entmachtung des irakischen Staatschefs Saddam Hussein starben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums 138 US-Soldaten.
Die Opferzahlen in der Studie basieren auf Kampfberichten der US-Armee, Presseberichten von den Schlachtfeldern und Untersuchungen irakischer Krankenhäuser. Auf irakischer Seite seien während der Hauptkampfhandlungen "zwischen 11.000 und 15.000 Kombattanten und Nicht-Kombattanten" getötet worden, heißt es in der Studie weiter. Rund 30 Prozent der Todesopfer - zwischen 3.200 und 4.300 - seien Zivilisten.
Die Zahl getöteter Iraker, die nicht an den Kämpfen beteiligt waren, ist danach genauso hoch oder höher als beim Golfkrieg 1991, obwohl die US-Armee wegen des technischen Fortschritts eine höhere Zielgenauigkeit hervorgehoben habe. Während des Golfkrieges vor zwölf Jahren kamen der Studie zufolge rund 3.500 irakische Zivilisten und zwischen 20.000 und 26.000 Soldaten ums Leben.
Das US-Verteidigungsministerium lehnt die Veröffentlichung von Opferzahlen der Gegenseite wie schon im Irak-Krieg von 1991 ab. Vergangene Woche hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die US-Armee scharf dafür kritisiert, dass sie keine Angaben über getötete Zivilisten in Irak mache. Der HRW-Direktor für den Nahen Osten, Joe Stork, nannte es "wirklich unglaublich", dass die Armee keine eigene Statistik über diese Opfer führe. Es sei eine "Tragödie", dass US-Soldaten so viele Zivilisten getötet hätten.
Quelle: AFP, 29. Oktober 2003
  • Nach dem Anschlag auf das Rote Kreuz in Bagdad hat die Hilfsorganisation den Abzug eines Teils ihrer Mitarbeiter aus Irak angekündigt. "Wir ziehen uns nicht aus dem Land zurück", betonte ein Sprecher in Genf am 29. Oktober. Für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) waren in Irak bislang 35 ausländische Mitarbeiter sowie 800 Einheimische tätig.
  • Ein ranghoher Pentagon-Mitarbeiter äußerte den Verdacht, möglicherweise seien die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen vor dem Krieg nach Syrien geschafft worden. Vor dem Krieg und sogar noch während der Kämpfe habe es eine Zunahme des Lkw-Verkehrs in das benachbarte Syrien gegeben, sagte der pensionierte General James Clapper am 29. Oktober.
  • Eine Entsendung türkischer Truppen nach Irak ist nach Angaben des türkischen Staatspräsidenten Ahmet Necdet Sezer nicht mehr geplant. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, sagte Sezer bei einem Empfang anlässlich des Nationalfeiertages am 29. Oktober: "Für mich ist diese Frage vom Tisch." Angesichts der andauernden Angriffe auf die Besatzungsmächte in Irak hatten die USA die Türkei um militärische Unterstützung gebeten. Das türkische Parlament hatte die Truppenstationierung im südlichen Nachbarland am 7. Oktober gebilligt. Die irakische Übergangsregierung hatte jedoch vehement gegen diese Pläne protestiert.
  • Der Präsident der Weltbank hat die USA, Deutschland und andere Industriestaaten aufgefordert, Irak mindestens zwei Drittel seiner Schuldenlast zu erlassen. Auf diese Weise erhalte das Land nach Krieg und dem Sturz von Saddam Hussein die Chance auf eine wirtschaftliche Erholung, sagte James Wolfensohn am 29. Oktober vor dem Presseclub in Washington. Die Verbindlichkeiten Iraks bei den 19 Staaten des Pariser Clubs - unter ihnen die führenden Industriestaaten - belaufen sich nach seinen Angaben auf rund 40 Milliarden Dollar. Mindestens 80 Milliarden Dollar schuldet Irak anderen Staaten, vor allem in der arabischen Welt.
  • Nach den massiven Angriffen auf US-Truppen und internationale Hilfsorganisationen in Irak wollen die Vereinigten Staaten offenbar neue Prioritäten setzen. Einige Einheiten in Irak seien bereits von bisherigen Aufgaben abgezogen worden, um den Kampf gegen die Aufstandsbewegung zu verstärken, teilte Pentagon-Sprecher Lawrence Di Rita am 29. Oktober mit. Außerdem wird in Washington darüber diskutiert, ob ein Teil der 1.400 Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter, die bisher erfolglos nach Massenvernichtungswaffen in Irak suchen, sich der Fahndung nach den Verantwortlichen der Anschläge anschließen sollten.
  • Die Angriffe auf die Besatzungstruppen in Irak werden möglicherweise von einem der meistgesuchten Männer des Landes koordiniert. Es gebe Hinweise darauf, dass der Ex- General Essat Ibrahim el Duri die Attacken von ausländischen Kämpfern und Anhängern der entmachteten Regierung koordiniere, sagte ein Pentagonvertreter am 29. Oktober. Essat Ibrahim war die Nummer zwei in der irakischen Hierarchie unter Saddam Hussein.
  • Auf einen Berater des einflussreichsten schiitischen Geistlichen in Irak, Grossajatollah Ali Hussein el Sistani, wurde am 29. Oktober in Kerbela ein Anschlag mit einer Handgranate verübt. Abdel Medhi el Karbali erlitt dabei Kopfverletzungen.
  • Nach den jüngsten Selbstmordanschlägen in Irak haben US- Truppen am 30. Oktober in Tikrit mehrere Häuser durchsucht und Verdächtige verhaftet. Diese hätten offenbar versucht, "ein neues terroristisches Netz" zu errichten, teilte Oberstleutnant Steve Russell mit.
  • Der Exodus internationaler Hilfsorganisationen aus Bagdad hat sich am 30. Oktober fortgesetzt. Die Vereinten Nationen kündigten an, bis auf weiteres alle Mitarbeiter aus der irakischen Hauptstadt abzuziehen. Die UN- Vertreter seien zu Gesprächen über die Zukunft ihres Einsatzes abberufen worden, teilte UN-Sprecherin Marie Okabe am Abend des 29. Oktober in New York mit. Dabei solle auch die Sicherheitslage einer genauen Prüfung unterzogen werden.
  • Anhänger des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein haben auf Flugblättern zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen, der am 1. November beginnen soll. Die Flugblätter tauchten in Bagdad auf und stammen nach einem Bericht des libanesischen Fernsehsenders LBC vom 30. Oktober angeblich von der inzwischen verbotenen einstigen Regierungspartei. Unterzeichnet waren sie mit "Arabische Sozialistische Baath Partei - Regionalkommando".
  • Bei einer Explosion im Zentrum von Bagdad ist am Abend des 30. Oktober mindestens ein Mensch getötet worden. Acht weitere seien verletzt worden, teilte die irakische Polizei mit. Mindestens ein Gebäude stand in Flammen, wie eine AFP-Reporterin aus der irakischen Hauptstadt berichtete. Ein US-Panzer blockierte die Straße, in der das Haus steht. Der Fernsehsender El Dschasira zeigte zwei brennende Wohnhäuser an der Kreuzung zwischen der ältesten Straße von Bagdad, El Raschid, und der Straße El Mutanabi. Nach Angaben der US-Armee handelte es sich um eine Gasexplosion, die durch einen geborstenen Propangas-Tank ausgelöst worden sei.
  • Das amerikanische Repräsentantenhaus hat am 30. Oktober das von der Regierung vorgelegte Milliardenpaket für den Einsatz in Irak gebilligt. Das auch die Ausgaben für Afghanistan einschliessende Budgetgesetz wurde mit 198 gegen 121 Stimmen angenommen. Es hat einen Umfang von 87,5 Milliarden Dollar. Davon sind 65 Milliarden Dollar für die Streitkräfte und 18,6 Milliarden für den Wiederaufbau in Irak bestimmt. Die noch ausstehende Zustimmung des Senats gilt als sicher, da Unterhändler beider Kammern sich auf eine gemeinsame Haltung verständigt haben.
  • US-Unternehmen mit enger Verbindung zur Regierung von US-Präsident George W. Bush haben nach einer jüngsten Untersuchung die lukrativsten Aufträge im Irak und in Afghanistan erhalten. Die über 70 Firmen mit Aufträgen in einem Gesamtvolumen von acht Milliarden Dollar (rund 6,9 Milliarden Euro) hätten zusammen 500.000 Dollar für Bushs Wahlkampf 2000 gespendet, heißt es in der am 30. Oktober in Washington veröffentlichten Studie des "Zentrums für Öffentliche Integrität", einer Organisation zur Überwachung politischer Praktiken.
  • Bei der Explosion einer Mine nördlich von Bagdad sind am 31. Oktober zwei Iraker getötet worden. Die zwei aus der irakischen Hauptstadt stammenden Zivilisten seien mit dem Auto in eine Jagdregion unterwegs gewesen, sagte ein Krankenhaus-Mitarbeiter in Baakuba etwa 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad. Beide Opfer seien knapp 30 Jahre alt gewesen. Die Mine wurde wahrscheinlich von Feinden der internationalen Besatzungstruppen platziert; die Straße führt nahe an einem US-Militärstützpunkt vorbei.
  • Drei irakische Zivilisten und ein Polizist sind am 31. Oktober bei gewalttätigen Auseinandersetzungen auf einem Markt in einem Vorort von Bagdad getötet worden. Wie ein irakischer Polizeisprecher mitteilte, schossen Demonstranten auf irakische Polizisten und töteten einen von ihnen. Daraufhin eröffneten die US-Soldaten das Feuer auf die Demonstranten. Drei Zivilisten starben.
    Am Morgen waren nach Angaben des US-Militärs am gleichen Ort zwei US-Soldaten verletzt worden, als eine Granate auf sie abgefeuert wurde.
  • Eine starke Explosion hat am 31. Oktober das Zentrum der irakischen Stadt Falludscha erschüttert. Über dem Bürgermeisteramt stieg dunkler Rauch auf, wie Augenzeugen berichteten. Die Polizei riegelte die Strassen um das Gebiet ab.
  • Nach Angaben der US-Armee ist am 31. Oktober ein weiterer Soldat durch einen Bombenanschlag getötet worden. Der Anschlag auf den Soldaten der 82. Luftlandedivision sei in Chaldija westlich der Hauptstadt Bagdad verübt worden, sagte eine US-Militärsprecherin.
  • Ranghohe UN-Mitarbeiter trifft nach einem internen Bericht der Vereinten Nationen eine Mitschuld an der hohen Zahl der Opfer bei dem Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad im August. Der Bericht vom 31. Oktober, der der Nachrichtenagentur AP vorlag, kritisierte fehlende Vorsichtsmassnahmen, zudem seien Hinweise auf einen Bombenanschlag mehr als eine Woche vor dem Attentat und sogar am Tag des Anschlags nicht ernst genug genommen worden. Etwa 80 Prozent der Verletzungen und möglicherweise auch einige Todesfälle wurden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch herumfliegende Glassplitter verursacht. Sie hätten vermieden werden können, wenn die Fensterscheiben des UN-Gebäudes, wie Ende Juni beschlossen, mit Sicherheitsglas ausgestattet gewesen wären, hiess es. Die UN lehnten den sofortigen Einbau, dessen Kosten die WHO übernommen hätte, jedoch ab. Zunächst sollten Angebote anderer Unternehmen eingeholt werden, hiess es zur Begründung. - Bei dem Bombenanschlag am 19. August wurden 22 Menschen getötet, darunter der UN-Sondergesandte für Irak, Sergio Vieira de Mello. Mindestens 150 weitere wurden verletzt. (siehe unsere Chronik vom August)


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