Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters,
Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt
Ab Februar 2004
1. bis 8. Februar
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Der "Vater der pakistanischen Atombombe", Abdul Qadeer Khan, hat nach Informationen aus Regierungskreisen gestanden, geheime Informationen an Iran, Libyen und Nordkorea weitergereicht zu haben. Khan sowie vier weitere Verantwortliche hätten zugegeben, ihr Wissen Gruppen zur Verfügung gestellt zu haben, die mit diesen Länder zusammenarbeiteten, sagte ein der Regierung nahe stehender Beamter am 2. Feb. in Islamabad. Die Informationen seien zwischen 1986 und 1993 weitergegeben worden. Der 66-jährige Nuklearwissenschaftler ist der Architekt des pakistanischen Atomprogramms und wird in seinem Land als eine Art Nationalheld verehrt. Die Geständnisse seien in einem elfseitigen Bericht zusammengefasst, der nun an Präsident Pervez Musharraf weitergeleitet werde, sagte der Beamte weiter. Es ist das erste Mal seit Beginn der Ermittlungen, dass Nordkorea als Empfänger von Atom-Know-how aus Pakistan genannt wurde.
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Tausende von indischen Fischern haben am 3. Feb. ihre Boote im Hafen gelassen und mit einem eintägigen Streik gegen Lizenzen für ausländische Konkurrenten protestiert. "Wir wollen, dass die Regierung ihre Politik zugunsten des Fischfangs von Ausländern aufgibt", sagte der Vorsitzende der Fischereivereinigung von Kerala, A. P. Jayaseelan. Diese Politik gefährde den Lebensunterhalt von Millionen Fischern. Wegen der moderneren Ausrüstung von rund 300 ausländischen Fischfangschiffen innerhalb der indischen 200-Meilen-Zone im Arabischen Meer, im Golf von Bengalen und im Indischen Ozean seien seltenere Fischarten vom Aussterben bedroht. Die indische Regierung hat im November vergangenen Jahres 30 ausländischen Unternehmen eine Lizenz für Gemeinschaftsunternehmen mit indischen Firmen erteilt, die ihnen den Fischfang in indischen Gewässern ermöglicht.
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Der frühere Chefentwickler des pakistanischen Atomwaffenprogramms, Abdul Qadeer Khan, hat sich für die illegale Weitergabe von Atomtechnologie entschuldigt und um Gnade gebeten. Bei einer Sondersitzung unter Vorsitz von Präsident Pervez Musharraf am 4. Feb. überwies die Nukleare Kontrollbehörde eine Entscheidung über das Gnadengesuch an das Kabinett. Nach Angaben des Staatssenders soll es morgen zusammentreten. Khan gilt als Nationalheld und "Vater der pakistanischen Atombombe".
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Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat den Atomforscher Abdul Qadeer Khan wegen der Weitergabe geheimer Atom-Informationen an Iran, Libyen und Nordkorea begnadigt. Das gab Musharraf am 5. Feb. in Islamabad bekannt. Khan hatte am Vorabend in einer Fernsehansprache die Verantwortung für die Weitergabe der Informationen übernommen und "die Nation" um Verzeihung gebeten. Die Regierung hatte Musharraf daraufhin empfohlen, Khan zu begnadigen. Der 66-jährige Atomforscher wird in Pakistan als Nationalheld verehrt.
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Bei einem Bombenanschlag im indischen Teil von Kaschmir sind am 5. Feb. mindestens vier Soldaten ums Leben gekommen und vier verletzt worden. Ein Lastwagen mit den Soldaten fuhr nach Militärangaben bei Mattan, 65 Kilometer südlich von Srinagar, auf den Sprengsatz auf, der daraufhin explodierte. Die Behörden vermuten, dass es sich bei den Tätern um islamische Rebellen handelt.
Bei Militäroperationen der indischen Armee sind zehn mutmaßliche Extremisten getötet worden.
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Staatschef Pervez Musharraf will gegen Islamisten vorgehen, die im Namen des Freiheitskampfes für Kaschmir Terroranschläge in Pakistan verüben. Aus Anlass des jährlichen Tages der Solidarität mit Kaschmir sagte Musharraf am 5. Feb., pakistanisches Territorium dürfe nicht für grenzüberschreitende Angriffe in der geteilten Himalaya-Region missbraucht werden. Bei einem Bombenanschlag im indischen Teil Kaschmirs wurden vier Soldaten getötet. Terroristen verübten im Namen des heiligen Krieges in Kaschmir und Afghanistan Anschläge in Pakistan, sagte Musharraf im Parlament des pakistanischen Teils Kaschmirs. Dies könne nicht toleriert werden. Er drohte mit einem strengen Vorgehen gegen die Terroristen. Einige radikale Gruppen in Kaschmir werden verdächtigt, auch in Pakistan Anschläge zu verüben. So wurde ihnen auch ein Selbstmordanschlag auf Musharraf zugeschrieben, den der Staatschef im Dezember unverletzt überlebte. Musharraf kritisierte seine politischen Gegner, die ihm vorwarfen, er setze sich nicht ausreichend für die Interessen Kaschmirs ein. Die 10.000 Todesopfer des Freiheitskampfes seien nicht umsonst gestorben, erklärte der Staatschef. Seine Regierung werde das Volk in Kaschmir diplomatisch, politischen und moralische unterstützen.
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Polizisten im indischen Teil Kaschmirs haben einen ranghohen Separatistenführer getötet. Wie ein Polizeisprecher am 6. Feb. mitteilte, wurde Rafiq Ledri am 5. Feb. nach einer Razzia in seinem Versteck in Srinagar erschossen. Er leitete den Angaben zufolge vermutlich den bewaffneten Arm der Ul-Umar-Mudschaheddin. Auf die Nachricht von Ledris Tod demonstrierten mehrere hundert Menschen vor seinem Haus für ein Ende der indischen Herrschaft in der Himalaya-Region.
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In Bandipora nördlich von Srinagar töteten am 6. Feb. indische Soldaten drei mutmaßliche Extremisten, wie ein Militärsprecher mitteilte.
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Der indische Präsident A.P.J. Abdul Kalam hat am 6. Feb. das Parlament aufgelöst und damit den Weg für vorgezogene Wahlen freigemacht. Die Regierung hatte um eine Auflösung der gesetzgebenden Kammer Lok Sabha gebeten, weil sie bei vorgezogenen Wahlen vom wirtschaftlichen Aufschwung und der Entspannung der Beziehungen zum Erzfeind Pakistan zu profitieren hofft. Die Legislaturperiode geht eigentlich erst im September zu Ende. Es wurde erwartet, dass auch die zweite Parlamentskammer aufgelöst und ein Wahltermin im April bekannt gegeben wird. Die Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee ist seit Oktober 1999 im Amt. Sie wird von der nationalistischen Hindu-Partei Bharatiya Janata angeführt.
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Nach den Enthüllungen über den pakistanischen Atomschmuggel hat Indien die Atommächte zu einem "verantwortungsvollen Verhalten" aufgerufen. Die Begnadigung des pakistanischen Atomforschers Abdul Qadeer Khan wegen der Weitergabe geheimer Atom-Informationen löse das Problem der Weiterverbreitung von Nuklearmaterial nicht, sagte der indische Außenminister Yashwant Sinha am 6. Feb. bei einer gemeinsdamen Pressekonferenz mit seinem britischen Kollegen Jack Straw in Neu Delhi. Fragen der atomaren Rüstung müssten innerhalb der Internationalen Atomenergiebehördediskutiert werden.
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Mutmaßliche separatistische Rebellen haben am 7. Feb. im indischen Teil Kaschmirs eine Granate auf einen belebten Markt geschleudert. Dabei wurden nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Der Anschlag ereignete sich in Shopian, einer Stadt 60 Kilometer südlich von Srinagar. Die Täter flüchteten. Ziel des Anschlags war offenbar eine Militärpatrouille, die meisten Opfern waren laut Polizei aber Zivilpersonen.
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In der Stadt Anantnag, 80 Kilometer südlich von Srinagar, erschossen am 7. Feb. mutmaßliche Aufständische einen früheren Rebellen. Mehrere bewaffnete Männer stürmten in das Haus von Zahoor Achmed Baba, der mit den Streitkräften zusammenarbeitete. Sie gaben nach Polizeiangaben mehrere Schüsse aus nächster Nähe ab. Baba sei sofort tot gewesen, hieß es.
9. bis 15. Februar
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Pakistan hat eine angebliche Lieferung von Atommaterial an Nordkorea vor zwei Jahren dementiert. "Das ist völliger Unsinn", sagte Außenamtssprecher Masood Khan am 9. Feb. in Islamabad auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Das in Verdacht geratene pakistanische Transportflugzeug habe im Juli 2002 "nur schultergestützte SA-16-Raketen" in Nordkorea abgeholt, jedoch "keine Kerntechnik an Bord" gehabt. "Das ist wohlbekannt", und deshalb sollten "Spekulationen" über einen angeblichen Export aufhören, sagte der Sprecher.
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Nach der Enthüllung der illegalen Atomgeschäfte Pakistans hat der pakistanische Außenminister Khurshid Mahmud Kasuri Berichte bestätigt, wonach auch drei Deutsche als Mittelsmänner darin verwickelt waren. Pakistan habe die Namen der Deutschen und eine Reihe von Beweisen gegen sie, sagte Kasuri der "Süddeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 9. Feb.). Nach seinen Angaben handelte es sich dabei um "Aktivitäten in den achtziger und neunziger Jahren". Der pakistanische Atomforscher Abdul Qadeer Khan hatte vor gut einer Woche gestanden, geheime Informationen an Iran, Libyen und Nordkorea weitergereicht zu haben.
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Nach der Enthüllung illegaler Atomgeschäfte hat der pakistanische Außenminister Khurshid Mahmud Kasuri die Verwicklung von drei Deutschen als Mittelsmänner bestätigt. Pakistan habe die Namen der Deutschen und eine Reihe von Beweisen gegen sie. Nach einem Treffen mit Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) in Berlin verteidigte Kasuri den Umgang der pakistanischen Behörden mit den illegalen Atomgeschäften des Forschers und Nationalhelden Abdul Qadeer Khan. Laut Kasuri handelte es sich bei den illegalen Vorgängen um "Aktivitäten in den achtziger und neunziger Jahren". Die Angaben zu den Deutschen müssten nun von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) an die Regierung in Berlin weitergegeben werden, sagte Kasuri der "Süddeutschen Zeitung" (9. Feb.). Dies sei nicht Aufgabe Pakistans. Er betonte zugleich, seit dem Jahr 2000 habe keine atomare Technologie mehr pakistanische Anlagen verlassen. Fischer sagte am 9. Feb. zu den drei verdächtigten Deutschen, bei ihnen handele es sich um "Altfälle".
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Indien hat am 10. Feb. eine Boden- Luft-Rakete vom Typ "Trishul" ("Dreizack") erfolgreich getestet. Die Rakete sei von einer mobilen Startrampe auf dem Testgelände Chandipur im östlichen Bundesstaat Orissa auf ein sich bewegendes Flugobjekt abgefeuert worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bei der Rakete mit einer Reichweite von neun Kilometern handelt es sich um die indische Version der US-Luftabwehrrakete Patriot. Mit dem insgesamt neunten Test seit vergangenem Juni sollte nach Angaben von Regierungsmitarbeitern vor allem die Genauigkeit des Geschosses verbessert werden.
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Nordkorea hat einen angeblichen Atomtransfer aus Pakistan bestritten. Entsprechende Angaben seien schlicht eine "Lüge", erklärte das Außenministerium in Pjöngjang laut der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA am 10. Feb. Dabei handele es sich um "schäbige und gegenstandslose Propaganda" der USA, die die "Geschichte" über den Transfer von Nukleartechnologie durch einen pakistanischen Wissenschaftler aufbauschen wollten. Damit wolle Washington seine Behauptungen über ein nordkoreanisches Programm zur Urananreicherung beweisen, hieß es in der Erklärung weiter. Zuvor hatte auch Pakistan Berichte dementiert, wonach vor zwei Jahren Atommaterial an Nordkorea geliefert wurde. "Das ist völliger Unsinn", sagte Außenamtssprecher Masood Khan auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Der pakistanische Atomforscher Abdul Qadeer Khan hatte vergangene Woche gestanden, in den 80er und 90er Jahren geheime Informationen an Iran, Libyen und Nordkorea weitergereicht zu haben.
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Der Bundesnachrichtendienst soll nach einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" vom 11. Februar 2004 schon seit längerem vom weltweiten Netz des pakistanischen Atomschmuggels gewusst haben. Die Zeitung zitierte den ehemaligen BND-Mitarbeiter in Islamabad, Jan Kleffel, auch die Machenschaften deutscher Unternehmer seien dem BND bereits seit Jahren bekannt. Der Dienst habe dieses Wissen aus der "strategischen Telefonüberwachung" gewonnen. Man sei aber nicht eingeschritten, weil der Westen Pakistan in den achtziger Jahren als Verbündeten gebraucht habe, um Waffen gegen die Sowjets nach Afghanistan zu transportieren. BND-Sprecherin Michaela Heber lehnte jede Stellungnahme zu dem Bericht ab.
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Die Annäherung zwischen Indien und Pakistan hat nun auch Auswirkungen auf den Volkssport Cricket. Erstmals seit 14 Jahren soll wieder eine indische Nationalmannschaft im Nachbarland Pakistan auf Tour gehen. Die Reise der Mannschaft wurde von Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee gebilligt, wie das indische Fernsehen am 14. Feb. berichtete. Dies sei Teil des Normalisierungsprozesses in der Diplomatie und anderen Bereichen, erklärte das Außenministerium. Wann die Mannschaft reisen wird, stand noch nicht fest.
16. bis 22. Februar
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Im Zuge der Affäre um seine Nuklearschmuggelgeschäfte hat der pakistanische "Vater der Atombombe" angeblich einen Herzanfall erlitten. Abdul Qadeer Khan sei Anfang der vergangenen Woche in seinem Haus "heimlich" von einem Herzspezialisten betreut worden, berichtete die englischsprachige Tageszeitung "Dawn" am 16. Feb. unter Berufung auf Mitarbeiter der Khan Research Laboratories (KRL). Der Atomforscher habe zeitweise in Lebensgefahr geschwebt. Die Regierung dementierte den Bericht umgehend. Die Meldung entbehre jeder Grundlage, Khan sei bei guter Gesundheit, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
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Indien und Pakistan haben am 16. Feb. nach rund zweieinhalbjähriger Unterbrechung ihre Gespräche wieder aufgenommen. Vertreter der Außenministerien beider Länder begannen am Vormittag, die Themen des Dialogs zu sondieren, wie ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums in Islamabad mitteilte. Zum Abschluss der dreitägigen Beratungen wollen am 18. Feb. die Außenminister der beiden Nachbarstaaten zusammenkommen.
Indiens Außenminister Yashwant Sinha hat sich zuversichtlich über den Ausgang der indisch-pakistanischen Verhandlungen geäußert. "Ich bin recht optimistisch angesichts der heute beginnenden Gespräche", sagte Sinha am 16. Feb. nach einem Treffen in Neu Delhi mit einer ranghohen EU-Delegation, der auch Außenkommissar Chris Patten angehörte. Es handle sich zunächst um eine Vorbereitungsrunde, in der die Themen und der Zeitrahmen diskutiert würden. "Ich bin überzeugt, dass in diesen Bereichen viel gearbeitet wurde und dass es nicht schwer sein wird, zu einem Abschluss zu kommen", sagte Sinha.
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Im Rahmen der bilateralen Gespräche mit Indien hat Pakistan Verhandlungen über ein Abkommen zur Beendigung des atomaren und konventionellen Wettrüstens vorgeschlagen. Wie ein Vertreter des pakistanischen Außenministeriums am 17. Feb. in Islamabad sagte, hofft seine Regierung, dass ein "Regime der strategischen Zurückhaltung" auf die Tagesordnung gesetzt werde. Dabei solle die Schwelle für eine atomare Bedrohung diskutiert werden. "Es sollte kein offenes Ende im Rennen um strategische oder konventionelle Waffen geben", sagte der Ministeriumsvertreter. Der bereits am 16. Feb. unterbreitete Vorschlag Pakistans ziele darauf, das Risiko eines Atomkriegs und eines Wettrennens bei der Raketenrüstung zu mindern.
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Im indischen Teil Kaschmirs ist zum dritten Mal in zwei Tagen ein Kommunalpolitiker von mutmaßlichen Separatisten erschossen worden. Wie die Polizei am 17. Feb. mitteilte, überfielen Bewaffnete am Abend des 16. Feb. im Dorf Aripanthan das Haus des Bezirksvorsitzenden der demokratischen Volkspartei (PDP), die den indischen Unionsstaat Jammu-Kaschmir regiert. Aripanthan liegt in der Nähe der Stadt Srinagar, wo bereits am Vormittag desselben Tages ein Kommunalpolitiker der PDP erschossen worden war. Auch am 15. Feb. wurde ein Mitarbeiter der Partei getötet.
Unterdessen warfen Demonstranten regierungsnahen Milizen vor, den Schwager eines Separatistenführers getötet zu haben. 500 Bewohner des Dorfes Narbal blockierten am 17. Feb. aus Empörung über den Tod von Abdul Raschid die Hauptverkehrsstraße zwischen dem indischen und dem pakistanischen Teil Kaschmirs. Raschid ist der Schwager des Bezirkskommandeurs der Hezb-ul Mujahedeen, einer der muslimischen Separatistengruppen, die für eine Unabhängigkeit Jammu-Kaschmirs von Indien beziehungsweise für den Anschluss an Pakistan kämpfen.
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Moslemische Rebellen in Kaschmir haben mit einem Aufstand gedroht, sollten Indien und Pakistan sie nicht an ihrem Friedensdialog beteiligen. "Wenn die Menschen in Kaschmir nicht als Konfliktpartei an den Verhandlungen beteiligt werden, wird die JKLF die Intifada und den Widerstand in beiden Teilen Kaschmirs starten", erklärte der Chef der Befreiungsfront von Jammu und Kaschmir (JKLF), Yasin Malik, am 17. Feb. in Srinagar. Kaschmir sei "kein Grenzkonflikt zwischen Indien und Pakistan".
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Indien und Pakistan haben sich am 17. Feb. auf einen groben Zeitplan für Friedensverhandlungen verständigt. Der Plan solle am 18. Feb. formell verabschiedet werden, teilte das pakistanische Außenministerium nach einer zweiten Gesprächsrunde mit der indischen Delegation in Islamabad mit. Konkret soll ab März über die Wiederherstellung grenzüberschreitender Busverbindungen gesprochen werden, wie aus Diplomatenkreisen verlautete. Vor den indischen Parlamentswahlen im April sind sichtbare Fortschritte allerdings kaum zu erwarten. Insgesamt soll bei den geplanten Friedensverhandlungen über acht strittige Themenbereiche beraten werden. Dazu gehört auch die von beiden Ländern beanspruchte Region Kaschmir, die Anlass für zwei Kriege zwischen den Atommächten war.
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In der Affäre um Nuklearschmuggelgeschäfte hat Pakistan jede Art von Kontrollen durch internationale Atominspekteure abgelehnt. Es gebe auch keinen Grund, das Atomraketenprogramm des Landes auf Eis zu legen, sagte der pakistanische Präsident Pervez Musharraf der Zeitung "Financial Times" (Ausgabe vom 18. Feb.). "Wir verbergen nichts (...), was einer Kontrolle bedarf", zitierte das Blatt Musharraf. Bei den Schmuggelgeschäften des pakistanischen Wissenschaftlers Abdul Qadeer Khan seien nach dem bisherigen Ermittlungsstand nur Zeichnungen von Zentrifugen zur Anreicherung von waffenfähigem Uran nach Iran gelangt. Nachdrücklich widersprach Musharraf Berichten, dass nach Nordkorea Nukleartechnologie geliefert worden sei.
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Mit einem Fahrplan für den Friedensprozess haben Vertreter Indiens und Pakistans die erste Verhandlungsrunde der verfeindeten Atommächte seit zweieinhalb Jahren beendet. In einer gemeinsamen Erklärung in Islamabad hieß es am 18. Feb., die Außenminister beider Länder würden im August zusammentreffen. Bereits im Mai oder Juni - nach den Parlamentswahlen in Indien - würden die Außenamts- Staatssekretäre inhaltliche Verhandlungen auch über das zentrale Streitthema Kaschmir führen.
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Die Europäische Union hat die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Indien und Pakistan begrüßt. Die EU hoffe, dass beide Länder alle notwendigen Schritte unternehmen würden, um "diesen Prozess nachhaltig und unumkehrbar" zu machen, sagte der irische Außenminister und amtierende EU-Ratspräsident Brian Cowen am 18. Feb. in Islamabad. Dort war er mit einer 16- köpfigen EU-Delegation zusammengekommen, zu der unter anderen EU-Außenkommissar Chris Patten gehörte.
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Bei einer schweren Bombenexplosion in der nordindischen Stadt Amritsar sind am 19. Feb. mindestens 15 Menschen verletzt worden. Der Sprengsatz detonierte nach Polizeiangaben gegen 15.30 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MEZ) in der Nähe des Gerichts und des Büros vom Polizeichef. "Es war eine gewaltige Bombe", sagte Polizeichef Kultar Singh der Nachrichtenagentur AFP. Der Sprengsatz sei unter einem Müllhaufen versteckt gewesen. Die Explosion in der heiligen Stadt der Sikh zerstörte in einem Umkreis von 200 Metern Fensterscheiben und riss die Blechdächer und Wände mehrerer Häuser ein, wie Augenzeugen berichteten. Auch Autos wurden beschädigt. Die Polizei sperrte den Unglücksort ab und rief die höchste Sicherheitsstufe aus. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.
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UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Indien und Pakistan begrüßt. Annan bezeichnete in einer Erklärung am 19. Feb. die "beständigen Fortschritte" des Dialogs als "sehr mutig". Die Gespräche müssten fortgesetzt werden, um eine "neue Ära der Zusammenarbeit und friedlichen Koexistenz" zu begründen.
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Beim Absturz eines indischen Kampfflugzeuges auf ein Dorf sind am 20. Feb. mindestens drei Menschen ums Leben gekommen und elf weitere verletzt worden. Die Maschine russischer Bauart vom Typ MiG-21 stürzte nach Polizeiangaben auf mehrere Häuser in einem Dorf im westindischen Bundesstaat Gujarat, 300 Kilometer von der Stadt Ahmedabad entfernt. Der Pilot habe sich retten können.
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Die indische Polizei hat drei Terrorverdächtige festgenommen, die für Ende Februar einen Selbstmordanschlag auf den internationalen Flughafen von Neu-Delhi geplant haben sollen. Wie die Sicherheitskräfte am 21. Feb. mitteilten, wurden die drei Pakistaner bereits vor einigen Tagen festgenommen. Sie hätten im Verhör die Planung eines Anschlags eingeräumt.
23. bis 29. Februar
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Bei einer schweren Explosion im indischen Raumfahrtzentrum sind mindestens acht Menschen getötet und vier verletzt worden. Raketentreibstoff habe beim Transport aus zunächst ungeklärten Gründen Feuer gefangen, meldete die Nachrichtenagentur UNI am 23. Feb. unter Berufung auf Mitarbeiter des Zentrums. Die Wucht der Explosion habe die Produktionsanlage für den Treibstoff vollständig zerstört. Indien plant in den nächsten Jahren eine unbemannte Mond-Mission.
Die indische Raumfahrtagentur ISRO hat den Bericht dementiert, wonach bei dem Brand im Raumfahrtzentrum Sriharikota im Bundesstaat Andhra Pradesh sechs Menschen getötet wurden. Drei Menschen seien mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ISRO-Präsident Madhavan Nair am 23. Feb. vor Journalisten in Bangalore. ISRO-Sprecher S.K. Das sagte, drei Menschen seien noch immer in der Anlage gefangen. Arbeiter würden versuchen, in das Gebäude zu gelangen. Sie hätten die Umgebung abgesperrt und versuchten, die Trümmer beiseite zu räumen. Es sei ihnen jedoch noch nicht gelungen, ins Gebäude einzudringen.
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Die pakistanische Armee hat am 24. Feb. im nordwestlichen Grenzgebiet zu Afghanistan eine Offensive gegen mutmaßliche Taliban- und El-Kaida-Kämpfer gestartet. "Unsere Streitkräfte haben gerade mit der Operation begonnen", sagte Informationsminister Scheich Raschid. Die Militäraktion richte sich gegen "mutmaßliche ausländische Terroristen", die sich in der von Stammesclans beherrschten Region um Sarkai in der Provinz Süd-Wasiristan versteckt hielten, hieß es aus pakistanischen Sicherheitskreisen. Bis zum Abend haben die pakistanische Truppen mindestens 20 Menschen festgenommen.
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Mehrere Millionen Mitarbeiter staatlicher Firmen haben am 24. Feb. aus Protest gegen ein Streikverbot des indischen Obersten Gerichts die Arbeit niedergelegt. Angaben eines Funktionärs der indischen Vereinigung der Bankangestellten zufolge beteiligten sich rund 25 Millionen Arbeitnehmer am Streik. Der Streik der Angestellten staatlicher Banken führte zu einer Reduzierung im Rentenhandel um zwei Drittel. In Kalkutta war der öffentliche Verkehr nahezu lahmgelegt.
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Beim Absturz eines indischen Kampfflugzeugs ist am 26. Feb. an der Grenze zu Pakistan der Pilot ums Leben gekommen. Grund für den Absturz der Maschine des Typs "Jaguar" sei offenbar technisches Versagen gewesen, sagte ein Sprecher der Luftwaffe der Nachrichtenagentur AP. Das Unglück habe sich während eines Niedrigflugmanövers in der Nähe von Pokaran im Unionsstaat Rajasthan ereignet. Es war der zweite tödliche Absturz eine Maschine der indischen Luftwaffe innerhalb von sechs Tagen. Am 20. Feb. waren in der Nähe des Dorfes Lakha Paval vier Dorfbewohner getötet worden, als eine MiG-21 abstürzte.
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Der US- Geheimdienst CIA hat Nordkorea und Pakistan im Verdacht, 1998 gemeinsam eine Atomwaffe getestet zu haben. Ein Aufklärungsflugzeug des US-Militärs habe nach einem unterirdischen Atomtest im pakistanischen Belutschistan im Mai 1998 in der Luft Spuren von Plutonium gefunden, berichtete die US-Tageszeitung "New York Times" am 27. Feb. unter Berufung auf mehrere Geheimdienstagenten. Da Islamabad jedoch stets erklärt habe, hochangereichertes Uran für seine Atomwaffen zu verwenden, erkläre sich die CIA diesen Widerspruch mit Plutonium-Lieferungen aus Nordkorea. Die CIA vermute, dass Nordkorea Pakistan Plutonium für einen gemeinsamen Test geliefert habe, berichtete die Zeitung weiter. Diese Theorie sei durch die Atomschmuggelaffäre des pakistanischen Wissenschaftlers Abdul Qadeer Khan in den vergangenen Wochen wieder in den Vordergrund gerückt. Khan hatte zugegeben, Nukleartechnologie an Nordkorea, Libyen und Iran weitergegeben zu haben. Sollte sich die Zusammenarbeit zwischen Islamabad und Pjöngjang bestätigen, könne dies bedeuten, dass Nordkorea tatsächlich zum Bau einer Atomwaffe in der Lage sei, hieß es in der Zeitung. Die CIA habe in dieser Woche einen Eilbericht darüber zusammengestellt, welche Vorteile Pjöngjang aus einem Atomhandel mit Khan gezogen haben könnte.
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Die pakistanische Regierung rechnet mit der Festnahme des Al-Qaida-Anführers Osama Bin Laden in absehbarer Zeit. Dies sei "letztlich ein Zahlenspiel", sagte der pakistanische Innenminister Syed Faisal Saleh Hayat der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Ausgabe vom 28. Feb.). Je mehr Soldaten eingesetzt würden, desto leichter könne "der Job erledigt werden." Verhöre von Al-Qaida-Mitgliedern legten die Annahme nahe, dass sich der Topterrorist im Grenzgürtel zu Afghanistan oder in Pakistan aufhalte.
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Pakistanische Truppen haben an einer Straßensperre im Grenzgebiet zu Pakistan auf einen Minibus geschossen und mindestens elf Menschen getötet. Der Vorfall ereignete sich am 28. Feb. in Zeri Noor, einem Dorf in der Nähe von Wana, wie Mitarbeiter der Behörden dort erklärten. In der Region suchten die pakistanischen Soldaten in den vergangenen Tagen nach flüchtigen Mitgliedern der El Kaida und der Taliban. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AP, in dem Bus hätten hauptsächlich afghanische Flüchtlinge gesessen. Sie seien auf dem Weg zur Grenze gewesen. Ein Taxi neben dem Bus sei ebenfalls getroffen und der Fahrer getötet worden. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet, als der Bus an der Straßensperre nicht angehalten habe.
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Der staatliche Rundfunk in Iran hat am 28. Feb. Meldungen verbreitet, wonach der weltweit gesuchte Extremistenführer Osama bin Laden angeblich in Pakistan gefasst worden sein soll. Das staatliche Radio berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, die nicht näher genannt wurde, die Ergreifung des El-Kaida-Chefs liege bereits einige Zeit zurück.
Pakistan hat den Bericht über die angebliche Festnahme von Osama bin Laden am 28. Feb. umgehend dementiert. "Dieser Bericht ist nicht richtig", sagte der Militärsprecher Schaukat Sultan in Islamabad. Der pakistanische Außenminister Chuschid Mehmud Kasuri sagte, er könne die Berichte "internationaler Medien" nicht bestätigen.
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Am zweiten Tag in Folge ist es in Westindien zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen gekommen. Dabei wurden insgesamt drei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt, wie die Polizei am 28. Feb. mitteilte. Zwei Morde am 27. Feb. in der Stadt Vadodra im Unionsstaat Gujarat waren offenbar Vergeltungsaktionen. Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Moharram hatten radikale Hindus am 26. Feb. eine Gruppe von 500 schiitischen Muslimen attackiert. Ein Muslim wurde getötet und elf weitere verletzt, als die Polizei in die Menge feuerte, um die Gruppen zu trennen. Am 27. Feb. drängten dann Muslime einen 35 Jahre alten Hindu in eine Sackgasse und erstachen ihn, wie Polizeisprecher K. Kumaraswamy sagte. Ein weiterer 23 Jahre alter Hindu sei von einer Gruppe aus 400 Muslimen von seinem Motorroller gestoßen und mit Schwertern getötet worden. Die Vorfälle lösten Straßenschlachten aus, die die Polizei abermals mit Gewalt beendete. 28 Menschen wurden nach Polizeiangaben vorübergehend fest genommen.
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Ein Selbstmordattentäter hat sich am 28. Feb. in einer schiitischen Moschee in der Stadt Rawalpindi in der Nähe von Islamabad in die Luft gesprengt, wie die Behörden mitteilten. Der Sprengsatz sei offenbar zu früh explodiert und der Attentäter noch weit von den betenden Gläubigen entfernt gewesen, sagte Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed. Zwei Personen seien verletzt worden. Für die Schiiten hat der Trauermonat Muharram begonnen, in dem sie des Todes Husseins gedenken, des Enkels des Propheten Mohammed.
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Das israelische Sicherheitskabinett hat am 29. Feb. grünes Licht für den Verkauf eines hochmodernen Radar-Frühwarnsystems an Indien gebilligt. Wie das israelische Militärradio berichtete, billigte das Kabinett die Lieferung luftgestützter Radarsysteme des Typs "Falcon" (Falke) in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar. Laut den Vereinbarungen kauft Israel in Usbekistan Iljuschin-Transportmaschinen, die in Russland modernisiert und dann in Israel mit dem Radarsystem ausgerüstet werden. Nach Angaben Neu Delhis ist Israel inzwischen zum zweitwichtigsten Rüstungslieferanten nach Russland aufgestiegen.
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In Indien beginnt am 20. April die Wahl eines neuen Parlaments, von der sich die Hindu-Nationalisten ein Mandat zur Fortsetzung ihrer Regierung erhoffen. Die Wahlkommission in Neu-Delhi teilte am 29. Feb. die Termine für die sich über drei Wochen hinziehende Abstimmung mit. Die Auszählung beginnt am 13. Mai, drei Tage nach Abschluss der Wahl. Mit dem zeitlich gestaffelten Verlauf sollen die Voraussetzungen für größtmögliche Sicherheitsvorkehrungen geschaffen werden. Wahlberechtigt sind nahezu 650 Millionen der mehr als eine Milliarde Einwohner. Indien gilt damit als größte Demokratie der Welt.
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