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Wenn der ecuadorianische Botschafter an den Herausgeber der FAZ schreibt ...

... dann hat er einen triftigen Grund: Er muss "Unwahrheiten korrigieren". Hintergrund ist der Fall Julian Assange


Der Fall liegt ein paar Monate zurück, wirft aber ein Licht auf die zuweilen schlampige Recherche und politisch einseitige Argumentation von Journalisten, die sich in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" äußern dürfen. Am 29. August 2012 veröffentlichte die FAZ auf ihrer Medienseite einen Artikel, der überschrieben war mit "Der 'gute Diktator' und sein Helfer", von Marcela Vélez-Plickert, die mehrere Jahre in Ecuador gearbeitet hat und für diverse spanische, lateinamerikanische und deutschsprachige Zeitungen (z.B. auch die österreichische "Presse") arbeitet. Ihr Artikel nimmt den Aufenthalt des Wikileaks-Gründers Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London zum Anlass, mit der Regierung von Ecuador - die Assange Asyl angeboten hatte - abzurechnen. Dies geschieht in einer derart plumpen und uninformierten Art und Weise, dass sich sogar die Botschaft in Berlin an den Herausgeber der FAZ wandte, um wenigstens die schlimmsten Vorwürfe gegen den Präsidenten von Ecuador zu widerlegen. Hierzu gehören vor allem Vorwürfe wie, in Ecuador gebe es keine Pressefreiheit, es würden unliebsame Rundfunkstationen willkürlich geschlossen, tätliche Angriffe auf Journalisten gehörten "zum Alltag", Herausgeber von Zeitungen würden hinter Gefängnismauern verschwinden und in den finanziellen Ruin getrieben u.v.a.m.

Die Stoßrichtung des FAZ-Artikels ist klar: Er richtet sich vordergründig gegen Julian Assange: "Wie verbohrt ist Julian Assange eigentlich?", heißt es einleitend, dass er sich mit einem Typen wie dem ecuadorianischen Präsidenten einlässt und meint, sich von ihm beschützen lassen zu können! Wo doch sein "Beschützer" ein Diktator ist, der reihenweise Journalisten "bedroht und kujoniert". Und das ist denn auch die eigentliche Stoßrichtung: Es geht um Correa, es geht um den politischen Kurs des lateinamerikanischen Staates, der zusammen mit Venezuela, Bolivien sich dem neoliberalen Diktat der internationalen Finanzmärkte zu entziehen versucht.
Pst

Die Antwort des ecuadorianischen Botschafters besteht aus einem drei Seiten langen Brief an den Herausgeber der FAZ. Der Brief liegt uns nur in einer schreibgeschützten pdf-Datei vor, die hier herunterzuladen und zu lesen ist:

Brief des Botschafters der Republik Ecuador an Klaus-Dieter Frankenberger




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