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Kein Friede mit Ghani

Taliban kündigen Kampf gegen neue Regierung an *

Nach der Ernennung eines neuen Präsidenten in Afghanistan hat US-Außenminister Kerry die Hoffnung auf baldige Unterzeichnung eines Sicherheitsabkommens mit Kabul geäußert.

Die Taliban wollen ihren Kampf auch gegen die neue afghanische Regierung des designierten Präsidenten Aschraf Ghani fortsetzen. »Unser Dschihad wird fortgesetzt, um unser Land vollständig von der Besatzung zu befreien und den Boden für eine echte islamische Regierung zu bereiten«, teilten die Taliban am Montag mit. Die Wahl und das Abkommen zwischen Ghani und dem Zweitplatzierten bei der Wahl, Abdullah Abdullah, zur Machtverteilung in der künftigen Regierung seien von den Amerikanern eingefädelt.

US-Außenminister John Kerry gratulierte am Sonntag sowohl Ghani als auch Abdullah zu ihrer Übereinkunft, eine Einheitsregierung zu bilden. Dieser Schritt bedeute auch eine große Gelegenheit für die Unterzeichnung des Sicherheitsabkommens »in einer Woche oder so«, sagte Kerry am Sonntag vor einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius in New York.

Die USA dringen seit langem auf die Unterzeichnung des Abkommens, das im Kern den Verbleib von etwa 10 000 amerikanischen Soldaten in Afghanistan nach 2014 – dem Ablauf der Frist für den US-Truppenabzug – vorsieht. Dieses Kontingent soll zur Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte eingesetzt werden, aber auch im »Antiterrorkampf« helfen. Der scheidende Präsident Hamid Karsai hatte sich geweigert, das Abkommen zu unterzeichnen und dies seinem Nachfolger überlassen.

Der UN-Sicherheitsrat begrüßte das Abkommen zur Bildung einer Einheitsregierung. Das Gremium erklärte, der Sicherheitsrat werde Afghanistan auf seinem Weg zu Frieden, Aussöhnung und Demokratie weiterhin unterstützen.

Die Wahlkommission hatte am Sonntag in Kabul den früheren Weltbank-Experten Ghani zum künftigen Präsidenten erklärt. Sein Kontrahent, Ex-Außenminister Abdullah, wird eine Art Ministerpräsident in einer gemeinsamen Einheitsregierung, die Ghani aber weiter führen wird. Formell endet damit die Wahlkrise, die Afghanistan destabilisiert hat.

Das Mandat der NATO-geführten Truppen läuft offiziell zum Jahresende aus. Der geplante Folgeeinsatz zur »Ausbildung und Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte« hängt bis zur Amtseinführung eines neuen Präsidenten in der Schwebe. Zuletzt hatten Angriffe der Taliban wieder deutlich zugenommen. Sowohl Ghani als auch Abdullah hatten zugesagt, im Falle eines Wahlsieges die Abkommen mit den USA und der NATO zu unterzeichnen. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen forderte dazu auf, die Abkommen »baldmöglichst« zu unterzeichnen.

Der Chef der Wahlkommission, Jusuf Nuristani, machte am Sonntag keine Angaben zum Wahlergebnis. Er vermied ebenfalls, einen Wahlsieger zu erklären. Nuristani folgte damit Forderungen Abdullahs, der die Wahl offiziell verloren hat. Die EU-Wahlbeobachtermission »bedauerte«, dass kein präzises Wahlergebnis veröffentlicht wurde. IEC-Chef Nuristani räumte am Sonntag Betrug bei der Stichwahl ein. Auch bei der Neuauszählung sei es nicht gelungen, alle gefälschten Stimmen auszusortieren, sagte er.

* Aus: neues deutschland, Dienstag 23. September 2014

Afghanistan: UN welcomes conclusion of presidential elections, deal to form unity government **

21 September 2014 – United Nations Secretary-General and his most senior envoy in Afghanistan welcomed the agreement signed today by presidential candidates, Abdullah Abdullah and Ashraf Ghani Ahmadzai, to establish a government of national unity, ending months of political uncertainty in the country.

In separate statements, the UN Chief and Ján Kubiš, his Special Representative for Afghanistan also welcomed the conclusion of the county's months-long presidential polling process and congratulated Mr. Ghani as the President-elect of Afghanistan.

“I urge the President-elect, the Chief Executive Officer, Dr. Abdullah Abdullah, and all political actors in Afghanistan to quickly form the government of national unity,” said Mr. Ban.

Recalling that the UN-supervised audit has demonstrated that millions of Afghan men and women cast valid votes in the 14 June run-off, the Secretary-General emphasized that international support for the audit was provided to enhance the credibility of the electoral process at the request of the candidates. The audit was unprecedented in its scale, depth and scrutiny, as well as conforming to international best practice and Afghan law.

“I reiterate the support for Afghanistan expressed by the international community during the Security Council debate on 18 September,” he said, adding that the UN remains committed to working closely with the country's new government.

Separately, Mr. Kubiš, who is also head of the UN Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) said “today's announcement of the presidential election outcome takes the country an essential step nearer to its first ever democratic transition of authority.”

“We look forward to the inauguration of the new President and appointment of the Chief Executive Officer to help lead the country to more stable and prosperous times.”

In an earlier statement, Mr. Kubiš said “the uncertainty of the past months has taken a heavy toll on Afghanistan's security, economy and governance. For the sake of the country it is time to quickly implement the agreement on a government of national unity.”

Just a few days ago, during his final briefing to the Security Council as UNAMA chief, Mr. Kubiš said via videoconference that amid a UN-supervised audit of the 4 June run-off poll, the months-long political deadlock between the two candidates posed “real risks for the future.”

“There is quite simply no better way forward other than a government of national unity led by an elected President, as certified by the Independent Election Commission,” he said. Mr. Kubiš stressed that “I continue to emphasize that in a government of national unity there will be no losers – only partners.”

** UN News Centre, 21 September 2014; http://www.un.org


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