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Anschlag auf Konvoi der Bundeswehr

Mindestens zwei afghanische Zivilisten starben *

Bei einem Anschlag auf einen Bundeswehrkonvoi nahe der nordafghanischen Stadt Kundus sind am Sonntag (19. Juni) mindestens zwei Menschen getötet worden. Nach Angaben der Bundeswehr erlitten zwei deutsche Soldaten leichte Verletzungen.


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Laut Darstellung des afghanischen Innenministeriums sprengte sich ein Selbstmordattentäter in Kundus mit seinem Auto, während ein Konvoi mit ausländischen Soldaten vorbeifuhr. Dabei seien drei Zivilisten getötet und mehrere weitere verletzt worden. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam bestätigte, dass es sich um einen deutschen Konvoi handelte. Seinen Informationen zufolge seien zwei afghanische Zivilisten umgekommen. Einen Bericht der Zeitung »Die Welt«, wonach der Anschlag dem deutschen Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki, galt, bezeichnete der Sprecher als »spekulativ«.

Sabrautzki war laut dem Einsatzführungskommando mit dem Konvoi auf dem Weg zu einem Sicherheitstreffen mit örtlichen Würdenträgern, als dieser rund drei Kilometer nordwestlich von Kundus von dem Selbstmordattentäter angegriffen wurde. Zwei gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Dingo 2 wurden demnach beschädigt.

Unterdessen traf Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel in Begleitung von EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs in Afghanistan ein. Niebel wollte unter anderem mit Präsident Hamid Karsai, Finanzminister Omar Sachilwal und Vertretern der Zivilgesellschaft sprechen.

Unterdessen hat US-Verteidigungsminister Robert Gates nun doch Kontakte des US-Außenministeriums zu den Taliban in Afghanistan bestätigt. »Bei einer Reihe von Ländern gab es den Willen zu Gesprächen mit den Taliban, die USA eingeschlossen«, sagte Gates am Sonntag dem US-Sender CNN. Die Kontakte befänden sich allerdings noch im Anfangsstadium. Entscheidend sei es zunächst herauszufinden, »wer die Taliban tatsächlich vertritt«. Der afghanische Präsident Karsai hatte am Sonnabend erstmals bestätigt, dass neben seiner Regierung auch die USA Gespräche mit den islamistischen Aufständischen führen. Wie Gates sagten auch westliche Diplomaten in Kabul, dass es bei den Kontakten vor allem darum gehe, einen Kommunikationskanal herzustellen.

* Aus: Neues Deutschland, 20. Juni 2011


Gesprächsbedarf

Von Olaf Standke **

Noch ziert man sich in Washington offiziell. Das Außenministerium lehnte am Wochenende jeden Kommentar zu den Berichten ab, man führe Friedensgespräche mit den afghanischen Taliban. Dabei gibt es schon seit geraumer Zeit Hinweise auf Sondierungen zwischen den Kriegsparteien. Verschwiemelt war von einem »breiten Spektrum an Kontakten im ganzen Land und auf zahlreichen Ebenen« die Rede. Für den Klartext hatte Afghanistans Präsident Hamid Karsai gesorgt, der erstmals bestätigte, dass nicht nur seine Kabuler Regierung, sondern auch USA-Vertreter mit den islamistischen Aufständischen am Tisch sitzen. Dazu passt, dass die UNO nach einem Beschluss des Weltsicherheitsrates künftig eine schärfere Trennung zwischen den Taliban und Al Qaida vornehmen und für beide Gruppen getrennte Sanktionslisten führen will. Eine klare Botschaft der Versöhnungsbemühungen an alle Taliban, die bereit seien, der Zusammenarbeit mit dem Terrornetzwerk und der Gewalt abzuschwören, heißt es. Fast zehn Jahre nach Kriegsbeginn glauben auch die Generäle nicht mehr an einen Sieg auf dem Schlachtfeld, obwohl der Einsatz allein die USA jährlich 120 Milliarden Dollar kostet. Doch die Kämpfe gehen unerbittlich weiter. So griff kurz nach Karsais Rede ein Selbstmordkommando eine Polizeistation mitten in Kabul an. Von wirklich tragfähigen Friedensverhandlungen ist man auch deshalb noch weit entfernt, weil keine Waffenruhe vereinbart wird.

** Aus: Neues Deutschland, 20. Juni 2011


Verlustreiches Wochenende für Besatzer

Afghanistan: Acht tote NATO-Soldaten an einem Tag. Bundeswehr-Kommandeur entgeht Anschlag ***

Bei einem Anschlag auf einen Bundeswehr-Konvoi nahe der nordafghanischen Stadt Kundus sind am Sonntag (19. Juni) drei Zivilisten getötet worden, zwei deutsche Soldaten wurden nach Angaben der Bundeswehr verletzt. Laut afghanischem Innenministerium hatte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Auto in die Luft gesprengt, während der Konvoi vorbeifuhr. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam teilte mit, der deutsche Kommandeur des Feldlagers Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki, sei in der Kolonne auf dem Weg zu einem Sicherheitstreffen mit örtlichen Würdenträgern gewesen. Ob der Anschlag diesem gegolten habe, bezeichnete ein Bundeswehrsprecher als »spekulativ«. Die Taliban bekannten sich unterdessen zu dem Angriff.

Ebenfalls am Sonntag traf Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) zu einem Besuch in Afghanistan ein. Während seines Aufenthalts wollte er unter anderem mit Präsident Hamid Karsai und Finanzminister Omar Sachilwal sprechen. Der Leipziger Volkszeitung sagte Niebel, bis 2014 sollten die Grundlagen für einen Abzug der Bundeswehr-Kampftruppen geschaffen werden.

Am Tag zuvor waren innerhalb von 24 Stunden acht NATO-Soldaten ums Leben gekommen. Vier wurden bei Kämpfen getötet, während weitere vier offiziellen Angaben zufolge bei einem Verkehrsunfall im Süden des Landes starben. Darüber, wie es zu dem Unfall gekommen war, machte NATO-Sprecher Tim James keine Angaben.

Das US-Außenministerium wollte sich unterdessen nicht zu Berichten über Gespräche Washingtons mit den islamistischen Taliban äußern. Eine Sprecherin sagte lediglich, im Zuge des Versöhnungsprozesses in Afghanistan gebe es ein »breites Spektrum an Kontakten im ganzen Land und in der ganzen Region«. Karsai hatte am Sonnabend erstmals bestätigt, daß neben seiner Regierung auch die USA Gespräche mit den Aufständischen führten. Diese hätten begonnen und liefen gut, so Karsai. (AFP/dapd/jW)

*** Aus: junge Welt, 20. Juni 2011


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