"Für friedensaktive Jahre 2005/2006!" - "Bush-Proteste im ganzen Land"
Im Wortlaut: Zwei Presseerklärungen aus der Friedensbewegung
Im Folgenden dokumentieren wir zwei Presseerklärungen aus der Friedensbewgung.-
Die erste handelt von der "Strategiekonferenz" der Kooperation für den Frieden, die am 22. Januar in Frankfurt getagt hat.
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Die zweite befasst sich mit den Protesten gegen den Bush-Besuch am 22./23. Februar in Europa und Mainz. Die Presseerklärung wurde vom Bundesausschuss Friedensratschlag im Anschluss an eine Aktionskonferenz herausgegeben, die am 23. Januar in Kassel stattfand.
Für friedensaktive Jahre 2005/2006!
PM: Strategiekonferenz der Kooperation für den Frieden beschließt Kampagnen
An die Presse
So., 23.01.2005
Bei einer Strategiekonferenz hat die Kooperation für den Frieden
am Samstag vier Kampagnen-Schwerpunkte für die Zeit bis zur
Bundestagswahl im Herbst 2006 beschlossen.
Die Kampagne „Europa in schlechter Verfassung“ wendet sich gegen die
im Verfassungsvertrag festgeschriebene Militarisierung der EU und
wirbt für eine friedenspolitisch, zivil und sozial orientierte EU-
Politik.
„Brücken bauen statt intervenieren“ warnt vor den drohenden
Militärschlägen gegen den Iran, will Diplomatie statt Militär und
fordert die Absage Deutschlands an jede Beteiligung und
Unterstützung des Irak-Krieges
Eine Kampagne für „Präventive Friedenspolitik und zivile
Konfliktbearbeitung“ will einen Paradigmenwechsel weg vom
militärischen Umgang mit Krisen und Konflikten. „Wenn Du den Frieden
willst bereite den Frieden vor!“, heißt der programmatische
Untertitel.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt soll „Gewaltfreie
Konfliktbearbeitung in Alltag und Gesellschaft“ fördern.
Für alle Bereiche wurden bereits während der eintägigen Tagung in
Arbeitsgruppen der etwa 60 TeilnehmerInnen aus
Friedensorganisationen konkretere Vorhaben für die Zeit bis zu den
Bundestagswahlen erarbeitet. Für die Kooperation für den Frieden ein
„gelungenes Tagungs-Experiment“.
Die Konferenz war zugleich Auftakt für viele Kampagnen und Aktionen
von Friedensgruppen im Jahr 60 nach der Befreiung vom
Nationalsozialismus und den Atombombenabwürfen von Hiroshima und
Nagasaki. Auch für den Besuch von Präsident Bush am 23. Februar in Mainz
werden Protestaktionen vorbereitet.
i.A. Manfred Stenner
P.S.: Mehr zu den angesprochenen Friedensaktionen und
-kampagnen 2005 im Web unter: http://www.koop-frieden.de
Bush-Proteste im ganzen Land
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag-
Bush in Europa unerwünscht
- Großdemo in Mainz, Aktionen im ganzen Land
- EU und Bundesregierung sollen sich der US-Politik aktiv verweigern
- Rumsfeld sagt Deutschland-Besuch ab - und Bush?
Kassel, 24. Januar - Anlässlich des Besuchs des US-Präsidenten George W.
Bush in Deutschland wird es nicht nur in der Mainz, wo Bush Station
macht, Massenproteste geben, sondern auch in vielen anderen Orten der
Bundesrepublik und in anderen europäischen Ländern. "Not Welcome, Mr.
Bus!", ist der Aufruf überschrieben, auf den sich die Friedensbewegung
geeinigt hat.
Zu diesem Ergebnis kam eine Aktionskonferenz, zu welcher der
Bundesausschuss Friedensratschlag am Wochenende nach Kassel eingeladen
hatte. Während bei einem regionalen Treffen in Mainz zur selben Zeit die
große Bush-Demo am 23. Februar vorbereitet wurde, berieten die Vertreter
zahlreicher Friedensinitiativen und Organisationen in Kassel, wie der
Protest gegen die US-Kriegspolitik im ganzen Land verbreitet werden
könne. Die Versammlung beschloss, am 22. Februar, dem Tag, an dem Bush
in Europa ankommt, landesweit zu Aktionen aufzurufen. Diese Aktionen
sollen lautstark ("Wir pfeifen auf Bush") deutlich machen, dass der
US-Präsident hier zu Lande und in Europa unerwünscht sei, so lange er
der Welt mit neuen Kriegen droht. Am Tag darauf wolle man dann die
Großdemo in Mainz unterstützen.
Die Friedensaktivisten waren sich darin einig, dass die jüngsten
militärischen Drohgebärden gegenüber dem Iran Ernst zu nehmen seien. Die
US-Administration habe sowohl in ihrer Militärdoktrin vom
"Präventikrieg" als auch in ihrer Praxis (Afghanistan, Irak) gezeigt,
dass sie weder auf das Völkerrecht, noch auf die Vereinten Nationen oder
auf ihre NATO-Bündnispartner Rücksicht nimmt, wenn sie ihre eigenen
ökonomischen und geostrategischen Interessen verfolgt. Gegen diese rohe
Machtpolitik der USA müssten die Regierungen der Europäischen Union
klipp und klar Nein sagen und sich jedem Hilfeersuchen der USA aktiv
verweigern. Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle Maßnahmen,
welche die USA auf dem Schlachtfeld Irak entlasten, sofort einzustellen
und dem US-Präsidenten die 2001 versicherte "uneingeschränkte
Solidarität" im sog. Kampf gegen den Terrorismus aufzukündigen.
Mit Genugtuung registrierte die Friedensbewegung, dass
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld seinen Besuch bei der
bevorstehenden Münchner Sicherheitskonferenz (12./13. Februar) abgesagt
hat. Diese Absage ist offenbar darauf zurückzuführen, dass beim
Generalbundesanwalt eine Klage gegen Rumsfeld wegen dessen Verantwortung
für den Folterskandal im Irak eingereicht wurde. Rumnsfeld werde, so ist
aus Washington zu vernehmen, Deutschland nicht betreten, solange diese
Klage nicht zurückgewiesen wird. Zu hoffen ist, dass eine entsprechende
Klage auch gegen den obersten Repräsentanten der USA eingereicht würde.
Gründe dafür (völkerrechtswidrige Kriege gegen Afghanistan und Irak,
Verletzung der Genfer Konventionen in vielen Fällen, massive Verletzung
von Menschenrechten z.B. in Guantánamo) gibt es zuhauf. Sollte eine
solche Klage dazu führen, dass auch Bush seinen Besuch in Deutschland
absagt, dann wäre die Friedensbewegung zwar um ein "event" ärmer, die
USA aber um eine Erfahrung reicher: dass sich die Menschen in aller Welt
gegen die fortgesetzte Gewaltpolitik der USA erfolgreich zur Wehr zu
setzen beginnen.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
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