Kirchenthumbach bei Grafenwöhr: US-Army beschießt bayerische Schule
Nur durch Zufall kam niemand zu Schaden
Mitten in Deutschland: Zwei fehl geleitete Panzergranaten sind in einer Grundschule in der Oberpfalz eingeschlagen. Diese Meldung verbreitete sich nur sehr zögerlich am 9. Mai in den hiesigen Medien. Vielleicht deshalb, weil der Gedanke daran, was alles hätte passieren können, zu schrecklich war.
Der gefährliche Zwischenfall ereignete sich auf dem bayerischen US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr: Zwei fehl geleitete Geschosse trafen am Dienstagnachmittag, den 8. Mai 2001, eine Schule im nahe gelegenen Kirchenthumbach. Dabei wurde Gott sei Dank nur das Dach beschädigt. Es hätte schlimmer kommen können: Zum Zeitpunkt des Unglücks spielten mehrere Kinder auf dem Pausenhof, wie die Polizei in Weiden am Mittwoch mitteilte. Im Gebäude hielte sich zwei Erwachsene auf. Alle blieben glücklicherweise unverletzt.
Nach Angaben eines Polizeisprechers handelte es sich im 25 Millimeter große Aluminumgeschosse. Zunächst sei unklar gewesen, ob die Munition von der Bundeswehr oder der US-Armee stammte, sagte der Sprecher. Mittlerweile stehe aber fest, dass die Projektile von einem Bradley-Panzer der US-Streitkräfte abgefeuert worden seien. Die «Bushmaster»-Kanone des Bradley kann 200 dieser Geschosse pro Minute abgeben, glücklicherweise trafen nur zwei die Schule.
Nach vorläufigen Ermittlungen geht die Polizei von Fahrlässigkeit aus. Entweder habe der Schütze falsch gezielt oder er habe falsche Angaben über das Ziel bekommen. Ein böswilliger Angriff sei auszuschließen. Welche Truppeneinheit verantwortlich war, stand zunächst noch nicht fest. Ein Sprecher der US-Armee bedauerte den Vorfall. Die Streitkräfte würden alles tun, um das Unglück aufzuklären. Die Schießübungen in Grafenwöhr wurden einstweilen eingestellt.
Frühere Unfälle
Nach Auskunft des Bürgermeisters von Kirchenthumbach, Johann Kleber (CSU) handelt es sich um den dritten Unfall mit Munition auf dem Gemeindegebiet in den vergangenen Jahrzehnten. "Solche Fehlschüsse dürfen nicht passieren", sagte er. Der Übungsplatz liegt etwa fünf Kilometer von der Schule entfernt. Zwischen dem Militärgelände und der Gemeinde verläuft zudem eine Bundesstraße. Der Sachschaden an dem Schulgebäude wurde auf rund 100 Mark beziffert.
Erst vor wenigen Monaten war bekannt geworden, dass es in der Vergangenheit auf
dem Übungsgelände Grafenwöhr auch Zwischenfälle mit der umstrittenen
Uran-Munition gegeben hatte. 1987 war dort die so genannte DU-Munition einmal
irrtümlich verschossen worden.
Quellen: Netzeitung, Süddeutsche Zeitung-online, 9. Mai 2001
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