Zitate der Woche (34 bis 40)
Januar bis Mai 2002
Zitat Nr. 40: 31. Mai 2002
Erster und letzter Krieg
Von Karl Valentin (1946)
Seit es Menschen gibt, gibt es Kriege, sagte irgendeinmal einst wer, dann müssen also Adam und Eva im Paradies mitsammen
Krieg geführt haben, denn das waren die ersten Menschen. Wahrscheinlich hat es außer der blöden "Apfelbeißerei" bei diesen
beiden sowieso nicht ganz gestimmt. Und die zwei haben es doch so schön gehabt im Paradies, das reinste Paradies, dieses
Paradies. Warum haben die beiden nicht im Frieden gelebt? Weil sie nicht zufrieden waren – – der Adam hat gsagt: "Das Paradies
gehört mir – –", und die Eva hat gsagt: "Mir ghörts!" Jeder von den zweien wollte regieren. Schon war der Friede gestört. – Also:
– Krieg! – Ob einer gegen einen, oder Millionen gegen Millionen – Krieg ist Krieg. Also, Adam und Eva, die Erfinder des Krieges. – –
– Warum haben die beiden nicht den ewigen Frieden erfunden? Vielleicht war den beiden der Friede zu langweilig – also: Krieg!
Das war natürlich nur ein winziger Krieg gegen die später kommenden.
Die zwei haben sich damals wahrscheinlich nur mit Kokosnüssen beworfen, denn Ferngeschütze gab es damals noch nicht, hätten
auch keinen Sinn gehabt, weil beide immer zu nah aneinander gestanden sind, denn man weiß heute noch nicht einmal, wieviel
Tagwerk das Paradies groß war. Nun haben aber, bekanntlich, Adam und Eva zwei Kinder bekommen, den Max und den Moritz –
Verzeihung! – Ich wollte sagen, den Kain und den Abel. Dass sich diese beiden gegenseitig nicht riechen konnten, geht schon
daraus hervor, dass der Kain den Abel erschlagen hat – und warum hat er ihn erschlagen – sehr einfach – er hätte ihn vielleicht
erschossen, wenn es damals schon ein Gewehr gegeben hätte, es hat aber keines gegeben, und hätte es eines gegeben, hätte
er nicht schießen können, weil es noch keine Munition gab, denn das Pulver wurde erst viele tausend Jahre später durch
Berchtold Schwarz erfunden. – Solange hätte natürlich der Herr Kain mit seinem ungeladenen Gewehr niemals warten können, weil
der Abel inzwischen an Altersschwäche sowieso gestorben wäre.
Warum hat eigentlich der Kain den Abel erschlagen? – Sein Vater, also der Adam, hat zu seinen zwei Söhnen gesagt: "So, Abel,
du übernimmst jetzt im Paradies die Landwirtschaft, die Ökonomie, tust fleißig ackern, säen und mähen, und du, Kain, übernimmst
das kaufmännische Fach, lernst nebenbei Stenographie und Schreibmaschine und vertreibst dann die Landesfrüchte, damit Geld
ins Haus kommt!"
Der Kain war aber von Haus aus etwas müde – erblich belastet vom Vater –, kein Freund der Arbeit und hasste seinen Bruder Abel
deshalb, weil dieser die Arbeit liebte. Abel war brav und Kain war böse. – Schon sind beide Brüder auf Kriegsfuß gestanden, es
folgte eine kleine Schlacht im Nahkampf. Beide hatten noch keine militärische Ausbildung genossen, und mit einem gewöhnlichen
Prügel aus prima Eichenholz hat Kain seinen Bruder Abel getötet. – Kain hatte gesiegt. – Um dem Kriegsgericht nicht in die Hände
zu fallen, verließ Kain meuchlings das Paradies, zog in die weite Welt hinaus und mit der Herrlichkeit war´s – aus, denn er
heiratete dann.
Er bekam Kinder, die Kinder heirateten später auch, bekamen auch Kinder – – diese Auchkinder bekamen auch wieder Kinder und
so ging die Kinderei weiter bis zum heutigen Tage. Die männlichen Kinder, und zwar alle, die das zwanzigste Lebensjahr erreicht
hatten, mussten bis 1938 zum Militär und wurden Kämpfer des letzten Weltkrieges bis 1946. – – – Der erste Krieg war also vor
7 000 Jahren und der letzte 1946 (hoffentlich!!). Kain war also der erste Kriegsverbrecher auf Erden, und hätte es damals schon
ein Nürnberg gegeben, müsste er heute genauso zur Verantwortung herangezogen werden wie seine Nachfolger des letzten
Krieges.
Karl Valentin, mit bürgerlichem Namen Valentin Ludwig Fey, lebte von 1882 bis 1948 und war einer der bedeutendsten Komiker und Kabarettisten des 20. Jahrhunderts. Es ist berits das dritte Mal, dass wir beim "Zitat der Woche" auf ihn zurückgreifen - es muss an ihm liegen.
Zitat Nr. 39: 7. April 2002
Nur noch Trottel?
Ein Beitrag zur wieder entflammten Diskussion über die Berufsarmee
"Dass die Aufstellung einer Berufsarmee nicht einfach ist, zeigte sich
in Spanien. Nachdem Bewerber ausblieben, senkte man das
Anforderungsniveau auf einen Intelligenzquotienten von 70. Nun warnen
Psychologen, dass man Personen 'an der Grenze zur Debilität' keine
Waffen in die Hand drücken sollte.
Dass auch ein Berufsheer nicht a priori Intelligenz konzentriert,
bewiesen unlängst britische Marineinfanteristen. Bei einer Übung
stürmten sie nicht wie befohlen die Küste von Gibraltar. Sie besetzten
den spanischen Ort La Linea de la Concepcion. Eine Polizeistreife half
beim Deuten der Landkarte, die Briten fanden so wieder heim."
Gefunden in: Neues Deutschland, 4. April 2002
Zitat Nr. 38: 22. März 2002
Märchen aus Afghanistan
Eine neue Märchenkategorie entsteht: die amerikanisch-afghanische Kriegslegende. Die jüngste Geschichte heißt "Anakonda", wird von
US-Befehlshabern erzählt und berichtet vom erfolgreichen Abschluss der größten Bodenkämpfe im Afghanistankrieg. Da ist die Rede
von 800 feindlichen Kriegern, die in den Bergen und Höhlen bei Gardes durch Mut, Klugheit und Geschick amerikanischer Kämpfer und
ihrer Verbündeten getötet wurden. Wunderwaffen - Lasergewehre und thermobarische Bomben - hätten den Feind hinweggefegt, hieß
es. Das moderne Märchen erzählt nicht, dass Soldaten, die das Gelände durchkämmten, nur 50 Leichen fanden, dass die Masse der
El-Kaida-Kämpfer entkommen ist oder dass zehn Prozent der eingesetzten US-Soldaten verletzt wurden. Das hört man von Journalisten,
die Soldaten und afghanische Kommandeure befragten.
Hatte man schon bisher das Gefühl, die amerikanische Nachrichtengebung aus Afghanistan stünde im Widerspruch zur Realität, so weiß
man jetzt gewiss: Die Erfahrungen der El-Kaida-Jäger gleichen sich jenen an, die die sowjetische Armee bei ihrem vergeblichen Versuch
machte, Afghanistan zu kontrollieren. Es verbietet sich also, für die Lagebeurteilung US-Frontberichte zu Grunde zu legen. Klarer wird
einem die, wenn man zum Beispiel, Zahl und Charakter frisch herangeführter Truppen wie der britischen Marines betrachtet. Das sind
hart austrainierte Kämpfer für Gebirge und Schnee. Ihr Einsatz bedeutet Ausweitung des Bodenkrieges. Und er beweist,weder in Tora
Bora noch bei Gardes kämpfte man gegen die "letzte große El-Kaida-Konzentration". Das hatten die Märchenonkels erzählt.
Maritta Tkalec
Aus: Berliner Zeitung, 20. März 2002
Zitat Nr. 37: 28. Februar 2002
Susan Sontag
Die Wochenzeitung DIE ZEIT, 09/2002 (21. Februar 2002) brachte ein Interview mit Susan Sontag*, aus dem wir im Folgenden einen kleinen Ausschnitt zitieren (Das Interview führte
Sacha Verna):
Susan Sontag: ... Seit dem 11. September sind in diesem Land nach und nach
die fundamentalsten Bürgerrechte für nichtig erklärt worden. Wir haben einen
Justizminister, für den der traditionelle verfassungsrechtliche Schutz von Bürgern
und Nichtbürgern der Vereinigten Staaten nicht zählt. Hier dürfen nun Ausländer,
meist ohne das Wissen der Öffentlichkeit, ins Gefängnis gesteckt werden unter dem
Vorwand, sie stellten eine Gefahr für die Innere Sicherheit darf. Dann gibt es da
diesen jungen Kalifornier, John Walker Lind, der mit den Taliban konspiriert haben
soll und von amerikanischen Soldaten brutal misshandelt wurde. Ashcroft erklärte,
dieser Mann habe sich mit Kräften verbündet, die nicht an unsere Werte glaubten,
und verdiene deshalb keine menschenwürdige Behandlung. Das ist die radikalste
faschistische Verleugnung des amerikanischen Rechtssystems, die man sich
vorstellen kann. Unser Justizminister hat das Grundprinzip der amerikanischen
Verfassung nicht begriffen, die jedem Individuum Schutz garantiert, egal, ob es sich
dabei um einen Nazi, einen Rassisten oder einen Serienkiller handelt.
ZEIT: Sie sprechen vom USA Patriotic Act, der der Regierung weitreichende
Kompetenzen im Kampf gegen den Terrorismus erlaubt.
Sontag: Ich spreche vom Zusammenbruch eines Rechtssystems. Die
Bush-Administration steckt voller Reaktionäre, die in nie dagewesener Weise in die
Verfassung eingreifen, weil wir uns angeblich im Krieg befinden gegen einen
unsichtbaren allgegenwärtigen Feind. Schauen Sie sich um: Haben Sie den Eindruck,
wir befänden uns im Krieg? Ich weiß, was Krieg bedeutet, ich habe Sarajevo im
Belagerungszustand erlebt, und ich sage Ihnen: Das hier hat mit Repression und
nichts mit Krieg zu tun.
ZEIT: Es ist Kriegsrhetorik ...
Sontag: Rhetorik, genau, schlimmste Propaganda. Unsere Politiker versuchen die
paranoide Vorstellung zu verbreiten, dass die Freiheit der Sicherheit geopfert
werden müsse. Ich hasse den Dschihad, den amerikanischen ebenso wie den
muslimischen. Ich glaube nicht, dass die Welt in Gut und Böse geteilt werden kann,
in Teufel und Gott, in Zivilisation und Barbarei.
ZEIT: Schreiben Sie als Schriftstellerin gegen solche Vereinfachungen an?
Sontag: Ich habe nicht das Bedürfnis, meine Ansichten über die Defizite in der
Gesellschaft via Literatur kundzutun. Ich befrachte meine Romane nicht mit
moralischen Botschaften, weil ich davon überzeugt bin, dass eine moralische
Botschaft allein der Literatur noch keinen Wert verleiht. Schließlich lesen wir die
Divina Comedia heute nicht wegen Dantes Kritik am Papsttum. Mich interessiert die
Literatur weniger als Medium der Aufklärung denn als Medium der Weisheit. Große
Literatur, wie ich sie mir vorstelle, lehrt uns, die Conditio humana besser zu
verstehen. Ich möchte meine Zeit dazu verwenden, solche Literatur zu schreiben,
und nicht ständig aktuelle Ereignisse kommentieren müssen.
* Susan Sontag wurde 1933 in New York geboren, wuchs in Kalifornien auf und lebt nun
nach zahlreichen Aufenthalten in Europa. Mit ihren Romanen und kulturkritischen
Essays wurde sie rasch einer internationalen Öffentlichkeit bekannt. Als sie im
vergangenen Jahr den Jerusalem-Preis erhielt, verband sie ihre Dankesrede mit einer
heftigen Kritik an der israelischen Besatzungspolitik in den Palästinenser-Gebieten.
Für ihren jüngsten, am 26. Februar im Hanser Verlag auf Deutsch erschienenen
Roman "In Amerika" wurde Susan Sontag mit dem National Book Award ausgezeichnet. Susan Sontag machte auch Furore mit einem Artikel zum 11. September (vgl. unser Zitat Nr. 27 vom 24. September 2001)
Zitat Nr. 36: 14. Februar 2002
Harold Pinter
Im November 2001 wurde Harold Pinter, einer der bedeutendsten Dramatiker der Gegenwart, vom PEN-Zentrum Deutschland mit der mit 20.000 DM dotierten "Hermann-Kesten-Medaille" ausgezeichnet. Seine Dankesrede, von der bisher nur ein Tonbandmitschnitt existiert, wurde jetzt in "Ossiezky" Nr.4/02 veröffentlicht.
Die USA, das gefährliche Tier
Die Sprache der Politik und der Politiker ist immer korrupter und bedeutungsloser geworden. Im Grunde ist es ein Witz, wie sie sprechen, aber der Witz ist nicht komisch, vor allem die Folgen sind es nicht. 1999 sagte Margaret Thatcher zu General Pinochet, der unter Hausarrest in London stand: "General, ich möchte ihnen dafür danken, dass Sie die Demokratie nach Chile gebracht haben." Bekanntlich hatte Pinochet mit Hilfe der USA Folter und Mord nach Chile gebracht. Die Türkei ist nach China das Land, in dem die meisten Autoren inhaftiert sind. In den dortigen Gefängnissen wird systematisch gefoltert, die Haftbedingungen sind entsetzlich. Ein grosser Teil der Gefangenen sind Kurden. Dennoch unterstützen die westlichen NATO-Partner die Türkei - z.B. mit Waffenlieferungen; für unsere Länder ist das ein gutes Geschäft. Nach der Situation der Kurden fragt niemand. [...] Präsident Bush spricht in der Tradition vieler US-Präsidenten von freiheitsliebenden Völkern. Aber in den Gefängnissen der USA sitzen 2 Millionen freiheitsliebende Menschen, zum grossen Teil Schwarze, und viele Schikanen, denen sie ausgesetzt sind, müssen nach den Kriterien von "amnesty international" Folter genannt werden. Das ist ein riesiger GULAG, von dem niemand spricht. Auch viele schwarze Schriftsteller sind dort gefangen. Gelegentlich dringt ein Schrei nach draussen, aber er wird kaum gehört. Gegenwärtig werden in den USA Militärgerichtshöfe eingerichtet. Dort soll gegen angebliche Terroristen geheim verhandelt werden, und gegen die Urteile soll es keine Berufungsinstanz geben. Daran ist nichts demokratisch; das sind eher diktatorische Zustände. Die USA und Grossbritannien haben den Irak bombardiert und mir Sanktionen belegt, durch die - nach UN-Dokumenten - annähernd 1 Million Kinder gestorben sind. Das geschieht angeblich zur Verteidigung der Zivilisation, zur Verteidigung des moralischen Rechts der Guten [und die Guten sind wir]. Ich nenne das Mord, ja Völkermord. Nach den katastrophalen Ereignissen des 11. September fragten die USA nicht nach den Gründen; sie unterliessen es, zu untersuchen und zu analysieren, um zu verstehen. Die einzige Reaktion, an der sich auch mein Premierminister Tony Blair beteiligte, waren Bomben auf ein einfaches, armes Land. Und das geschah wiederum angeblich zur Verteidigung der Zivilisation. Die USA sagen setzt, es gebe 40 bis 50 weitere Länder, die bekämpft werden müssten. Nehmen wir uns in acht. Die USA sind ein extrem gefährliches mächtiges Tier. Es kommt darauf an, welche Rolle Europa spielt. Gegenwärtig erinnert mich das Verhältnis Europas zu den USA an Shakespeares "Julius Cäsar", wo Cassius den Koloss beschreibt, der breitbeinig über der Welt steht: Wir, die kleinen Leute, verstecken uns hinter ihm, schauen nur schüchtern herum und graben uns das eigene ehrlose Grab [Akt 1, 3]. Die europäische Verantwortung liegt aber darin, mutig, klar, intelligent, kritisch Einfluss zu nehmen. Bedenken wir: Viel Zeit ist nicht mehr!
Zitat Nr. 35: 7. Februar 2002
Bertolt Brecht
Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns heute schon vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zuwenig gesagt wurde! Laßt uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Munde sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.
Bertolt Brecht, 1952
Zitat Nr. 34: 12. Januar 2002
Desmond Tutu
In einem Interview für das Wochenendmagazin der Frankfurter Rundschau (12. Januar 2002) äußerte sich der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu u.a. über die Außenpolitik der Vereinigten Staaten und wie sie in der Welt wahrgenommen wird. Das Interview führte Johannes Dieterich. Wir bringen einen kleinen Auszug:
Frage: Sie haben selbst einige Jahre in den Staaten gelebt. Warum, glauben Sie, werden
die Amerikaner in manchen Teilen der Welt dermaßen gehasst?
Ich glaube nicht, dass Amerika oder die Amerikaner gehasst werden. Es gibt
allerdings große Widerstände gegen die amerikanische Außenpolitik. Schauen Sie
sich den Bürgerkrieg in Angola an. Dieser Krieg, der inzwischen fast schon so
lange anhält wie der Dreißigjährige Krieg in Europa, wurde dadurch ausgelöst, dass
die Amerikaner den Rebellenführer Jonas Savimbi gegen die sozialistische
Regierung in Stellung brachten. Savimbi ist die Schöpfung der Amerikaner. Und sie
kümmerten sich nicht darum, was für ein Mensch er war. Genauso wenig
kümmerten sie sich darum, was für ein Mensch Mobutu war oder der philippinische
Diktator Marcos. Die Amerikaner haben sehr viele Frankensteine geschaffen. Bin
Laden ist nur der Jüngste unter ihnen. Er wurde von den Amerikanern in ihrem
Krieg gegen die Russen aufgebaut.
Trotzdem akzeptieren viele die USA als den guten Welt-Sheriff.
Viele Menschen bewundern die Vereinigten Staaten für ihre Freiheit. Aber es ist
und bleibt ein Land, das sich oft nicht darum scherte, was es den Menschen in
anderen Ländern antat.
Missbrauchen die USA ihre Supermacht?
Ja, denken Sie doch nur an die Anti-Rassismuskonferenz in Durban. Die vorzeitige
Abreise der Amerikaner musste vielen als Arroganz der Supermacht erscheinen.
Die US-Regierung wollte sich offensichtlich nicht mit den gegen sie gerichteten
Vorwürfen auseinandersetzen. Dabei hätten sich die Amerikaner der Debatte um
ihre Vergangenheit als Nation der Sklavenhalter und ihre derzeitige Politik im
Nahen Osten stellen müssen. Die enormen Vorbehalte gegen die Politik
Washingtons wurden in Durban nur noch größer.
Und diese Arroganz gefährdet nun den Weltfrieden?
Zumindest trägt sie zu dem Ärger bei, der manche Menschen dermaßen
aufpeitscht, dass sie irgendwann sagen: "Es macht mir nichts mehr aus, ob ich
sterbe. Ich werde wenigstens meinen Standpunkt aller Welt klar gemacht haben."
Es gibt allerdings viele Menschen in Amerika, die jetzt eine Gelegenheit zur
Selbstkritik sehen.
Erzbischof Desmond Tutu ist der Oberhirte der anglikanischen Kirche in Südafrika. Als Vorsitzender der südafrikanischen Wahrheitskommission hat er sich große Verdienste um die Aufarbeitung des Apartheid-Regimes und um die Stabilisierung der innenpolitischen Situation in der Post-Apartheid-Gesellschaft erworben. Dafür ist er - wie vor ihm bereits sein Freund Nelson Mandela - mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Im Patmos-Verlag erschien sein Buch "Keine Zukunft ohne Versöhnung".
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