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Militärausgaben weiter auf höchstem Niveau. Der Westen schwächelt - Deutschland rüstet auf

SIPRI legt den neuen Bericht für das Jahr 2013 vor - China, Russland und Saudi-Arabien legen mächtig zu

Am 14. April legte das bekannte Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI (Stockholm Internationale Peace Research Institute) ihren Jahresbericht 2013 über die Weltmilitärausgaben vor. Danach betrugen die Ausgaben für Waffen, Militäreinrichtungen und Personal im Berichtsjahr 2013 insgesamt 1,75 Billionen US-Dollar. Damit bewegen sich die Ausgaben auf dem selben Niveau wie in den beiden Jahren zuvor. Nur wenn man die reale Kaufkraft zu Grunde legt - ergibt sich rechnerisch ein leichter Rückgang von 1,9 Prozent.

Der schwache Rückgang der Rüstungsausgaben geht ausschließlich auf das Konto des Westens. Insbesondere haben die USA - erstmals seit 2001 - ihre Militärausgaben gesenkt. Hier spielen die Beendigung der direkten Kriegsbeteiligung im Irak sowie das Abschmelzen der Besatzungs- und Kampftruppen in Afghanistan eine Rolle. In anderen westlichen Ländern, etwa Italien oder Großbritannien waren die Rückgänge eher momentanen Haushaltsrestriktionen geschuldet denn einer Wende in der herrschenden Militärpolitik. Die Militärausgaben liegen aber in allen NATO-Staaten auf einem sehr hohen Niveau.

Sieht man sich die Entwicklung der Militärausgaben in einzelnen Weltregionen an, so fällt auf, dass gerade in den Krisen- und Bürgerkriegsregionen die Aufrüstung munter weiter geht. Die größten Zuwachsraten (nicht an sozialer Wohlfahrt, sondern an Militärausgaben) haben die Länder Nordafrikas und der afrrikanischen Staaten südlich der Sahara zu verzeichnen. Die Militarisierung schreitet auch in Osteuropa (z.B. besondern in Ukraine und Belarus), in Süd- und Südostasien sowie im Pulverfass Naher/Mittlerer Osten voran.

Zwischen 2004 und 2013 haben nach SIPRI-Angaben 23 Staaten ihre Rüstungs- und Militärausgaben mehr als verdoppelt. Darunter Russland und China - die gegenüber den uneinholbar hochgerüsteten USA Boden gutzumachen versuchen -, aber auch etwa die verfeindeten Staaten Armenien und Aserbeidschan, die nach wie vor einen Territorialkonflikt austragen, die Golfstaaten Irak, Saudi-Arabien, Bahrain und Oman, oder Vietnam und Kambodscha in Südostasien. In Afrika haben die ölreichen Staaten Algerien und Angola ihre wachsende Ölrente genutzt um ihre Militärapparate weiter auszubauen. Algerien gab 2013 mehr als 10 Mrd. Dollar für Rüstung aus, mehr als jeder andere afrikanische Staat. Und Angola konnte Südafrika überflügeln - was die Militärausgaben betrifft.

Ein Blick auf Afghanistan zeigt zweierlei: Dieses Land - nach wie vor eines der ärmsten Länder der Welt - hat seine Militärausgaben in den vergangenen 10 Jahren um sage und schreibe 557 Prozent erhöht. Bis Ende 2014 sollen die afghanischen Sicherheitskräfte (Armee und Polizei) über 350.000 bewaffnete Personen verfügen. Es ist klar, dass dieser Aufwuchs zusammen mit dem entsprechenden militärischen Gerät vom (westlichen) Ausland finanziert wird. Diese Art der Finanzhilfe zum Aufbau der afghanischen Streitkräfte fällt in den Geberstaaten aber nicht unter die Rubrik "Militärausgaben"; würde man das so definieren, fielen die Rückgänge bei den Militärausgaben etwa der USA wesebntlich geringer aus als oben dargestellt.

Die Bilanz von SIPRI bleibt also durchwachsen. Von einer Trendumkehr bei den weltweiten Militärausgaben sind wir noch himmelweit entfernt. Im Gegenteil: Zu befürchten ist, dass die gegenwärtige Krise um die Ukraine einen willkommenen Anlass für Rüstungslobby und Kalte Krieger darstellt, die Rüstungsspirale wieder ankurbeln zu wollen.

Was sagen die SIPRI-Zahlen über Deutschland? Die Bundesrepublik nimmt auf der Ranglisten der weltgrößten Militärmächte den siebten Platz ein (noch vor Japan und Indien). Während die auf Platz 5 und 6 rangierenden Atomwaffenstaaten Frankreich und Großbritannien seit 2004 einen realen Rückgang bei den Militärausgaben zu verzeichnen haben (um 6,4 bzw. 2,5 Prozent), legte Deutschland weiter zu: um 3,8 Prozent. (Sie hierzu das Fact Sheet von SIPRI [externer Link].) Es wird Zeit, dass sich das ändert!

Peter Strutynski


Military spending continues to fall in the West but rises everywhere else, says SIPRI

(Stockholm, 14 April 2014) World military expenditure totalled $1.75 trillion in 2013, a fall of 1.9 per cent in real terms since 2012, according to figures released today by Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI). The comprehensive annual update of the SIPRI Military Expenditure Database is accessible from today at www.sipri.org.

The fall in the global total comes from decreases in Western countries, led by the United States, and despite increases in all other regions. In fact, military spending in the rest of the world excluding the USA increased by 1.8 per cent.

The next three highest spenders—China, Russia and Saudi Arabia—all made substantial increases, with Saudi Arabia leapfrogging the United Kingdom, Japan and France to become the world’s fourth largest military spender. China, Russia and Saudi Arabia are among the 23 countries around the world that have more than doubled their military expenditure since 2004.

The fall in US spending in 2013, by 7.8 per cent, is the result of the end of the war in Iraq, the beginning of the drawdown from Afghanistan, and the effects of automatic budget cuts passed by the US Congress in 2011. Meanwhile, austerity policies continued to determine trends in Western and Central Europe and in other Western countries.

‘The increase in military spending in emerging and developing countries continues unabated,’ said Dr Sam Perlo-Freeman, Director of SIPRI’s Military Expenditure Programme. ‘While in some cases it is the natural result of economic growth or a response to genuine security needs, in other cases it represents a squandering of natural resource revenues, the dominance of autocratic regimes, or emerging regional arms races.’

Saudi Arabia and Iraq dominate increase in the Middle East

Military spending in the Middle East increased by 4.0 per cent in 2013, reaching an estimated $150 billion. Saudi Arabia’s spending increased by 14 per cent, to reach $67 billion, possibly due to tensions with Iran but also the desire to maintain strong and loyal security forces to insure against potential ‘Arab Spring’ type protests.

Maintaining regime survival in the face of internal opposition is also the likely motive for Bahrain’s 26 per cent increase. However, the largest regional increase was by Iraq (27 per cent), as it continued the rebuilding of its armed forces.

‘Military spending data for Iran, Qatar, Syria and the United Arab Emirates are not available for 2013, which means that the estimated regional total is highly uncertain. This reflects the general opacity of military spending in the region, and even where data is available it may not cover all military spending,’ said Dr Perlo-Freeman.

Resources fuelling arms acquisitions in Africa

Military spending in Africa increased by 8.3 per cent in 2013, reaching an estimated $44.9 billion. Over two-thirds of the African countries for which data is available increased military spending in 2013. Algeria became the first country in Africa with military spending over $10 billion, an increase of 8.8 per cent since 2012, and of 176 per cent since 2004. Meanwhile, Angola increased its spending by 36 per cent in 2013, to overtake South Africa as the largest military spender in sub-Saharan Africa, and the second highest on the continent. High oil revenues appear to be a factor driving both Algeria’s and Angola’s military spending increases.

China’s military expenditure continues to rise

Military expenditure in Asia and Oceania rose by 3.6 per cent in 2013, reaching $407 billion. The increase is mostly accounted for by a 7.4 per cent increase by China, whose spending reached an estimated $188 billion. Territorial disputes with China are driving military spending increases in countries such as the Philippines and Viet Nam.

‘Japan’s concerns over China’s growing military power, combined with the Japanese Government’s own nationalist policies, have led to Japan ending its long, gradual decline in military spending. Nevertheless, the largest increase in the region in 2013 was by Afghanistan, by 77 per cent, as it builds up its security forces in preparation from the withdrawal of most foreign troops at the end of 2014,’ said Dr Perlo-Freeman.

Source: SIPRI, Press Release, 14 Apr. 2014; http://www.sipri.org


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