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Deutsch-israelische Militärkooperation: Rheinmetall entwickelt neue Generation hochkomplexer Drohnen

Auch französischer Rüstungskonzern beteiligt sich an israelischem Drohnenprogramm

Kassel, AGF, eigener Bericht - In letzter Zeit häufen sich Berichte über verstärkte Rüstungsbeschaffungen im Nahen Osten. Über das deutsche Panzergeschäft mit Saudi-Arabien haben wir in den Sommermonaten 2011 ausführlich berichtet. Heute ist die Rede von Rüstungskooperationen zwischen Frankreich und Israel sowie zwischen Deutschland und Israel. Im letzteren Fall ist die Firma Rheinmetall beteiligt, die am Standort Kassel u.a. alle möglichen Typen von Schützenpanzern produziert (für den Bedarf der Bundeswehr und für den Export) und in Kooperation mit der ebenfalls in Kassel (und München) ansässigen Fa. Krauss-Maffei Wegmann an der Herstellung des Leopard 2 mitwirkt. Die nachfolgenden Informationen entnahmen wir hauptsächlich Meldungen der Nachrichtenagentur upi.

upi.com berichtete am 12. September 2011 von einer Ausweitung der israelischen Flotte an unbemannten Flugobjekten (Drohnen). Die israelische Luftwaffe hat großes Interesse an solchen unmanned aerial vehicles (UAV), von denen einige auch mit Raketen bestückt werden können, um gegen die ständig steigenden Gefahren für den jüdischen Staat, wie sie sich zuletzt wieder im ägyptischen Sinai zeigten, „gewappnet“ zu sein. Geplant ist neuerdings die Anschaffung der Hermes 900, einer Weiterentwicklung der Hermes 450, welche bereits seit Jahren im Kampf gegen Palästinenser in der Westbank und dem Gaza-Streifen eingesetzt wurde.

Laut einem hochrangigen israelischen Militärsprecher befindet sich eine spezielle militärische „Drohneneinheit“ an der bisher ruhigen, aber durchlässigen Grenze im Nordsinai, nachdem dort infolge des Sturzes des Mubarak-Regimes nach israelischer Auffassung al-Quaida-Kräfte eingesickert seien; sie hätten unzufriedene Angehörige der Beduinenstämme angeheuert und sollen weitere Angriffe gegen Israel vorbereiten. Darüber hinaus bereitet sich Israel auf bewaffnete Konflikte mit dem Iran, Syrien, der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gaza-Streifen vor; Unruhen werden vor allem im Zusammenhang mit der geplanten Anerkennung eines palästinensischen Staates durch die UNO erwartet.

Da all dies nach Überzeugung der hochgerüsteten israelischen Armee militärische Drohnen zur Überwachung, Erkundung und zum Kampfeisatz erfordert, scheint ein Joint-venture-Vertrag mit Rheinmetall zur Entwicklung eines neuen komplexen Waffensystems für diese Drohnen ins Bild zu passen. Darüber hatte bereits die Jerusalem Post berichtet. Hierbei würde es sich um eine Kombination zweier bereits vorhandener Systeme handeln, womit ein Kampfgebiet aus der Luft überwacht, stationäre wie bewegliche militärische Ziel - wie z.B. Radaranlagen oder Raketenabschussvorrichtungen – erkannt und durch Zerstörung ausgeschaltet werden könnten, was bisher nur durch riskante Einsätze bemannter Kampfflugzeuge möglich war. Die Entwicklung derartiger Waffensysteme läuft in Israel unter hoher Geheimhaltung. Sie werden als entscheidender Faktor in einer Auseinandersetzung mit der Hisbollah gesehen, die über zehntausende von Raketen und Abschussrampen im Libanon verfügt.

Auch Frankreich mit von der Partie

upi.com berichtete bereits am 25. Juli 2011 über den Abschluss eines Kooperationsvertrags zwischen der Israel Aerospace Industries Ltd und der französischen Gesellschaft Dassault Aviation SA zur Produktion einer militärischen Drohne, F-Heron TP, mit einem geschätzten Vertragswert von $ 431 - $575 Millionen. Dabei soll die Herstellung der Komponenten in Israel stattfinden, deren Zusammensetzung in Frankreich erfolgen.

Eine Besonderheit dieses Vertrags ist, dass zum ersten Mal diese weiterentwickelte Version der Drohne, die in Israel schon seit 2010 Einsatz findet, auch außerhalb Israels zum Verkauf angeboten wird. Die Entscheidung des französischen Verteidigungsministeriums für dieses Modell erfolgte nach einem über ein Jahr dauernden Auswahlverfahren, wobei mehrere potente Mitbewerber aus Europa und den USA mit ihren bereits existierenden Modellen nicht den Zuschlag erhielten. Die israelische Militärindustrie zeigt sich zuversichtlich, dass die französische Luftwaffe mehrere Dutzend dieser Maschinen erwerben wird, im Verbund mit den elektronischen Kontrollsystemen mit einem Vertragswertpotenzial von nahezu $600 Millionen bei einem Auslieferungsbeginn zwischen 2015 und 2017.

Darüber hinaus sind noch zahlreiche andere Staaten an der F-Heron TP interessiert, so z.B. auch Süd-Korea, das Anfang dieses Jahres in Folge der Spannungen mit Nord-Korea einige diesbezügliche israelische Waffensysteme, u.a. auch die FT Heron TP, assistiert vom israelischen Verteidigungsministerium, evaluierte. Nach israelischen Quellen könnte die Kooperation mit Süd-Korea nach dem gleichen Muster wie mit Frankreich ausgestaltet werden.


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