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EADS-Steigflug in die roten Zahlen

Konzern legte Quartalsbericht vor – Dollarkurs verhagelte einträgliche Gewinne

Von René Heilig *

Beim europäischen Luft- Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS läuft es operativ super. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Doch der schwache Dollar treibt das Unternehmen in die roten Zahlen.

Rund 12 Millionen Euro Verlust im ersten Quartal des Jahres – kein Grund zur Aufregung, könnte man meinen. Doch eigentlich hatten Analysten einen Nettogewinn von 39 Millionen Euro prognostiziert. Fügt man die 103 Millionen Euro Gewinn im ersten Quartal 2010 in die Rechnung ein, lässt die Differenz schon staunen.

Schuld an roten Zahlen waren der US-Dollar und das britische Pfund. Die Neubewertung der Konzern-Barbestände in den beiden Währungen Ende März sorgte dafür, dass das übrige Finanzergebnis so ins Minus rutschte.

Doch die Angaben zu Gewinnen, Verlusten und Umsätzen sind in den verschiedenen Konzernteilen recht differenziert. Im Bereich von Airbus, zu dem neben der zivilen Seite auch der Military Airbus gehört, stieg der Umsatz um zwölf Prozent auf 7,013 Milliarden Euro. Ob der Zustimmung für die Neuauflage des Airbus A320 rechnet die EADS-Spitze weiter mit einem Auftragsboom und erwägt, die Produktion weiter hochzufahren.

Im Gesamtjahr soll Airbus 520 bis 530 Flugzeuge ausliefern und weitere Bestellungen hereinholen. Bereits vier Monate nach Beginn der Entwicklung des A320neo liegen mehr als 330 Kaufzusagen für dieses Kerosin sparende Modell vor. Ab Herbst 2015 sollen die Maschinen ausgeliefert werden. Alleine die indische Fluggesellschaft IndiGo will 150 abnehmen. Doch das ist Zukunftsmusik. Bereinigt man die Auftragsstatistik des ersten Quartals um die Stornierungen und Umbestellungen kann Airbus lediglich einen zusätzlichen Auftrag verbuchen.

Wie es bei der Flugzeugproduktion weitergeht, hängt nicht nur vom US-Konkurrenten Boeing ab. Es fragt sich, wie EADS seine Verpflichtungen bei dem Militärtransporter A400 M sowie bei den beiden Ziviljets A350 und A380 erfüllen kann.

Erfolge vermelden auch die Sparten Eurocopter (Umsatz 823 Millionen Euro) und der Satellitenhersteller Astrium (Umsatz 1,171 Milliarden Euro). Dagegen litt die Rüstungssparte Cassidian unter den Kürzungen in Verteidigungsbudgets. Cassidians Umsatz lang im ersten Quartal bei 878 Millionen Euro und damit fünf Prozent unter dem des ersten Quartals 2010. Auch die Bundesregierung, so wird bedauernd herausgestellt, werde ihre Pläne für die Verteidigungsreform erst später im Jahr vorstellen. Verzögerten Auftragseingängen stünden anhaltend hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung gegenüber.

Doch Rüstungsexport wirft so einiges ab. Man verweist beispielhaft auf die erste Phase des Emi-rates Command and Control System. Das System dient zur Führung, Kontrolle, Kommunikation, Computervernetzung, Informationsbeschaffung, Überwachung und Aufklärung der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate.

Insgesamt hält die EADS-Spitze für 2011 an ihrer Prognose fest. Der Konzernumsatz soll den Vorjahreswert von 45,8 Milliarden Euro übertreffen.

* Aus: Neues Deutschland, 14. Mai 2011


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