Anzahl der Kriegsdienstverweigerer steigt auf neue Rekordhöhe
Presseerklärung der DFG-VK
DEUTSCHE FRIEDENSGESELLSCHAFT - VEREINIGTE KRIEGSDIENSTGEGNERINNEN (DFG-VK)
-PRESSEINFORMATION Nr. 20/02-
Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer könnte in diesem Jahr erstmals die
Rekordzahl von 200.000 erreichen: Dies ergibt sich aus den Zahlen des ersten
Halbjahres.
Von Januar bis Juni 2002 wurde mit 93.309 Anträgen auf
Kriegsdienstverweigerung eine neue Höchstmarke erreicht. Im ersten Halbjahr
des Vorjahres waren es noch 88.587, mithin rund 5000 weniger.
„Dabei war schon das Jahr 2001 ein Rekordjahr hinsichtlich der
Kriegsdienstverweigerung“, erklärt Erwin Eisenhardt, Bundessprecher der
DFG-VK.
Die zunehmend ablehnende Haltung junger Männer gegenüber der Bundeswehr wird
auch dadurch deutlich, dass im gleichen Zeitraum die Zahl der Musterungen
rückläufig war: Sie sank von 199.393 im ersten Halbjahr 2001 auf 190.640 in
den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Erfahrungsgemäß stellen die
Musterungsjahrgänge den Hauptanteil der Kriegsdienstverweigerer.
„Weniger Musterungen, aber gleichzeitig mehr Verweigerungen – deutlicher
lässt sich nicht ausdrücken, wie wenig die jungen Männer mittlerweile von
der Bundeswehr halten“, fasst Erwin Eisenhardt die Zahlen zusammen.
Die DFG-VK bewertet es als positives Signal, dass immer weniger Männer dazu
bereit sind, in der Bundeswehr zu dienen. "Damit wird auch eine Ablehnung
der aktuellen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesregierung
ausgedrückt. Viele Kriegsdienstverweigerer schreiben in ihren Begründungen,
dass sie die Interventionspolitik der Bundesregierung nicht mit ihrem
Gewissen vereinbaren können. Sie erwarten, dass Konflikten und dem Terror
mit zivilen Mitteln begegnet wird“, so Eisenhardt.
Das Problem der Wehrungerechtigkeit bleibt jedoch aktuell: Angesichts der
abnehmenden Zahl von Wehrdienstplätzen in der Bundeswehr kann schon heute
ein knappes Drittel der Wehrpflichtigen nicht zum Wehrdienst einberufen
werden – aus Mangel an vorhandenen freien Stellen. Dieses Missverhältnis
wird sich in den kommenden Jahren auf rund 50 Prozent steigern. Demgegenüber
beträgt die Einberufungsquote bei anerkannten Kriegsdienstverweigerern fast
100 Prozent.
Dies stellt einen eklatanten Verstoß gegen das Gebot der Wehrgerechtigkeit
dar. Die Verbände der Kriegsdienstverweigerer, darunter auch die DFG-VK,
raten jungen Wehrpflichtigen daher, mit dem Stellen eines KDV-Antrages zu
warten, bis sie tatsächlich einberufen werden. Häufig wird dies der
Bundeswehr gar nicht möglich sein. Und wenn doch, kann immer noch ein
Verweigerungsantrag im Eilverfahren gestellt werden.
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