9/11 revisited – offene Fragen bleiben
Von Sabine Schiffer *
Inzwischen sind fünf Jahre vergangen seit den schrecklichen Attentaten vom 11.
September 2001. Das Datum selbst ist zum Schlagwort geworden, das – sowbald
man es ausspricht – ganze Assoziationsketten von Interpretationen aktualisiert. Alles
Bedeutungen, die die Ereignisse zum Zeitpunkt des Geschehens damals noch nicht
hatten. Schauen wir also noch einmal zurück auf einige Ereignisse und die Entwicklung
seither. Angesichts einer Fülle von Material zum Thema ist das keine leichte
Übung und die verschiedenen Interpretationen und Traditionen in der Betrachtung
sind kaum noch von den wenigen Fakten, die tatsächlich gesichert vorliegen, getrennt
wahrzunehmen.
Die grenzenlosen Datensammlungen etwa im Internet sind dabei ziemlich wertlos.
Bilder können digital bearbeitet werden, Texte ergänzt und verändert, so dass die
Autorenschaft nicht unbedingt gesichert ist, auch wenn ein bestimmter Name darunter
steht. So bleibt das Verdienst einer US-amerikanischen Initiative gegen die
Instrumentalisierung des 11. Septembers auf jeden Fall, dass man auf einige Unstimmigkeiten
in der Darstellung der Ereignisse aufmerksam machte. Aber inzwischen
ist auf www.unansweredquestions.org eine unübersichtliche Fülle von
Daten gesammelt, die kaum noch bewertbar sind – übrigens nicht nur eine
Schwäche von Internetquellen und nicht nur in Bezug auf diese Thematik.
Verschwörungstheorien schossen ins Kraut und sie hatten alle den Mangel, dass sie
Ungereimtheiten nach dem Plan aufzählten, den sie sich selber durch eine These
über mögliche Hintergründe bereits kreiert hatten. So wurden tatsächliche Widersprüche
vermischt mit einer Reihe akribischer Rechenexempel und Gedankensprünge,
die letztendlich das gesamte Unterfangen des kritischen Nachfragens
diskreditierten.
Gerhard Wisnewski scheint unter der Riege dieser Autoren in Deutschland noch
einer der seriöseren zu sein. Aber auch er stellt nach der Ermittlung einiger nicht von
der Hand zu weisender Fragezeichen eigene Theorien auf und versucht, die
Darstellungen darauf hin zuzuspitzen. Einen Schritt weiter geht gar Andreas von
Bühlow, der von einer bestimmten Theorie ausging, die er anhand selektierter
Ungereimtheiten zu beweisen suchte. Lyndon LaRouche setzt dem Ganzen die
Krone auf, indem er seine lange schon etablierten Theorien eines Militärputschs mit
den offenen Fragen des 11. Septembers zu kombinieren suchte.
Auf alle diese Dinge wie auf weitere mag ich an dieser Stelle und grundsätzlich nicht
zurückgreifen, sondern mich auf die Eindrücke beschränken, die mir damals sofort
aufstießen und Fragen aufwarfen, die seither immer noch unbeantwortet sind. Auf
Grund einer Radiomeldung schaltete ich gegen 16 Uhr den Fernseher ein und sah
die Katastrophe auf dem Bildschirm. Nach einer langen Phase der Überwältigung
und Bestürzung schaltete ich mein Videogerät ein – eine gewohnheitsmäßige
Handlung, beruflich eingeübt. Gegen 19.30 Uhr legte ich ein 240Min vhs-Videoband
ein, das die Berichterstattung des ZDF bis ca. 23.30 Uhr aufzeichnete – also den
Zeitraum nachmittags an der Ostküste der USA. Neben einigen Merkwürdigkeiten,
die mir immediat am 11.9. auffielen, ergab die Auswertung dieses Bandes
mindestens eine eklatante Überraschung. Aber zunächst einmal die anderen
Widersprüche, die sich auch im Laufe der Jahre und nach den offiziellen
Verlautbarungen nicht auflösen ließen.
Die Behauptung, das Testament Mohamed Attas sei nur darum erhalten geblieben,
weil es einen Verladefehler gab und sein Gepäck aus Versehen in einer anderen
Maschine gelandet war, entbehrt jedweder Logik. Warum soll jemand sein Testament,
das hier die Qualität eines „Bekennerschreibens“ erhält, in einer Tasche
mitführen, die im gleichen Flugzeug vernichtet werden soll wie die eigene Person?
Die Schnelligkeit der Recherche mag diskutabel sein – ebenso wie die Frage nach
der sehr offensichtlichen Logik, die im Hinterlassen einer Fluganleitung und eines
Korans in einem abgestellten Auto steckt. Angesichts der Auswertezeit der
Videobänder bezüglich der Kofferbombenattentäter in Deutschland vor einem Monat,
die über zwei Wochen in Anspruch nahm, mag man über die bebilderten Ergebnisse
der US-Geheimdienste, die binnen Stunden nach den Anschlägen vorlagen, nur
staunen. Belassen wir diese Fragen einfach so offen und unbeantwortet, wie sie sind
und beginnen nicht mit dem Suchen nach Erklärungen. Denn Erklärungen sind uns
diejenigen schuldig, die bereit sind, über solche und andere Ungereimtheiten
hinwegzusehen und auch Dinge als falsche Behauptungen stehen lassen, die
erwiesenermaßen nicht so waren.
Beim Abspielen des besagten Videobandes etwa ergibt sich ganz deutlich folgende
Feststellung: Es ist offensichtlich kein Flugzeug ins Pentagon geflogen. Das unbearbeitete
vhs-Videoband, das immer noch genauso existiert und nicht digitalisiert
wurde, zeigt zwischen den vielen Bildern aus New York auch immer wieder einmal
das brennende Pentagon. Zu Beginn sehen wir Löschzüge vor einer brennenden
Pentagonwand, einige Einblendungen später ist diese Wand eingestürzt in einem
spitzen Winkel und gibt ein Dreieck mit der Spitze nach unten frei. Es brennt immer
noch, die Feuerwehr löscht immer noch, kein Flugzeug weit und breit. Wann also soll
es dort hineingestürzt sein? Als die Wand noch stand? Nach dem Einsturz der ersten
Wand wurde die Sicht auf eine weitere frei. Insgesamt machen mehrere parallele
Gebäudereihen den pentagonförmigen Bau aus, die um eine Freifläche in der Mitte
angeordnet sind. Wo also soll das Flugzeug hin sein, wenn diese Mitte durch den
letzten noch stehenden Gebäudezug versperrt ist? „Pulverisiert“, wie in Shanksville
und sonst nirgendwo auf der Welt?
Man kann weitere offene Fragen sammeln, die noch nach Beantwortung von verantwortlicher Stelle verlangen. Warum wurden die Eisenträger des WTC sofort zur
Weiterverarbeitung freigegeben, anstatt sie – wie bei forensischen Untersuchungen
üblich – als Beweismaterial so lange aufzuheben, bis die Recherchen abgeschlossen
sind? Fünf Jahre danach wissen wir immer noch wenig, eigentlich fast nichts.
Wenn man diese Fragen stellt, konstruiert man noch keine Verschwörungstheorien,
die so populär wie üblich geworden sind: antiamerikanische, antijüdische wie antiislamische
gleichermaßen. Sowie es diese tatsächlich gibt, gibt es ebenso deren
Missbrauch, nämlich den unbegründeten Vorwurf einer solchen Theorie anzuhängen
– dies ist zumeist ein Schachzug zur Abwiegelung statt Beantwortung der brisanten
Fragen. Eine moderne Technik eines Zensurversuchs. An dieser Stelle kann es keine
Theorie geben, wie genau was gewesen sein könnte, wer was wollte oder initiiert
oder auch nur akzeptiert hat oder nicht. Aber, es ist natürlich vorstellbar, dass es
solche Kräfte gab und gibt. Ob die Frage „Cui bono?“, „Wem nützt es?“ hier die
richtigen Antworten suggeriert, bleibt ebenso offen. Es gibt Vorbilder in der
Geschichte, wo angstauslösende Ereignisse dazu benutzt wurden, lange zuvor
formulierte Gesetzesentwürfe zur Aushebelung von Bürger- und Menschenrechten
umzusetzen. Statt vorschneller Schlüsse und weiterer Verschwörungstheorien muss
man sich als verantwortlicher Bürger erst einmal ein In-Fragestellen bisheriger
Interpretationen erlauben und von offiziellen Stellen Klärung einfordern – denn mehr
als Interpretationen sind es bisher einfach nicht. Die politischen Folgen für alle
Menschen sind hingegen real.
* Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung, Erlangen
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