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Tote auf Frankfurter Flughafen

Angriff auf US-Soldaten: Islamistisches Motiv vermutet

Die Bundesanwaltschaft vermutet einen islamistischen Hintergrund bei dem tödlichen Angriff auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen. Der 21-jährige Todesschütze, der am Mittwoch (2. März) zwei Menschen erschossen hat, soll Kontakt zu Islamisten gehabt haben. Er war den Behörden zuvor aber noch nicht bekannt. Der mutmaßliche Täter soll am Donnerstag (3. März) dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Die Bundesanwaltschaft will sich am Freitag (4. März) zu weiteren Details äußern. Am Frankfurter Flughafen hatte am Mittwochnachmittag ein Mann in einem US-Militärbus zwei Soldaten erschossen und zwei weitere schwer verletzt.

Der mutmaßliche Täter, der kurz nach der Tat festgenommen wurde, soll ein 21-Jähriger aus dem Kosovo sein, der in Frankfurt am Main wohnt. Der Täter betrat am Mittwochnachmittag den vor dem Flughafenterminal 2 stehenden Bus und eröffnete das Feuer.

Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung soll der Todesschütze seinen Anschlag auf den US-Militärbus präzise vorbereitet haben. Spekulationen, nach denen Arid U. vor dem Blutbad auf Arabisch "Gott ist groß" (Allahu Akbar) gerufen haben soll, bestätigte die Polizei bisher nicht.

Nach Medieninformationen müsste der Attentäter über die zeitlichen Abläufe sehr gut informiert gewesen sein. Zudem soll der Mann am Flughafen gearbeitet haben. Ein Fraport-Sprecher sagte allerdings auf Anfrage, es gebe dafür keine Anzeichen.

Nach Einschätzung der Polizei hatte der Täter aber wahrscheinlich keine Komplizen. "Wir gehen von einem Einzeltäter aus", sagte Polizeisprecher Jürgen Linker. Der hessische Landtag gedachte am Donnerstag (3. März) der Opfer.

Bei einem der Toten handele es sich um den Busfahrer, bei dem anderen um einen US-Militärangehörigen, sagte der hessische Innenminister Boris Rhein (CDU). Die US-Armee bestätigte, dass die Toten und Verletzten US-Soldaten sind. Die etwa ein Dutzend Männer waren in England stationiert und sollten nach Ramstein gebracht werden. Von dort aus sollten sie in Kürze zu einem Einsatz nach Afghanistan oder in den Irak aufbrechen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) telefonierte wegen des Anschlags mit US-Außenministerin Hillary Clinton. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, drückte Westerwelle seine Bestürzung über die Tat aus und übermittelte Clinton die Anteilnahme der Bundesregierung. Auch habe der Außenminister seiner US-Kollegin zugesichert, dass die Bundesregierung "eine rasche und vollständige Aufklärung des Anschlags" unterstütze. Die amerikanischen Soldaten seien in Deutschland willkommen und die Bundesregierung werde "alles tun, um ihre Sicherheit zu gewährleisten".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch mit Bestürzung reagiert. US-Präsident Barack Obama äußerte sich "betrübt und empört über dieses Attentat". Seine Regierung werde "keine Mühen scheuen", um die Umstände der Gewalttat aufzuklären, kündigte er an.

Die Regierung des Kosovo sprach von einer "schrecklichen" und "monströsen" Gewalttat. Die "feige Tat" habe sich gegen Soldaten eines Landes gerichtet, das eine "Schlüsselrolle bei der Befreiung des Kosovo" gespielt habe. Ein ranghoher Polizist in Pristina sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Täter sei vermutlich ein Kosovo-Albaner aus der nördlichen Region Mitrovica.

* Quellen: Nachrichtenagenturen AFP, dpa, 2./3. März; SZ, FAZ, 3. März 2011

Präsident Obama zu den Schüssen am Frankfurter Flughafen

WASHINGTON - (AD) - Nachfolgend veröffentlichen wir die unwesentlich gekürzte Erklärung von US-Präsident Barack Obama zu den Schüssen auf US-Militärangehörige am Frankfurter Flughafen am 2. März 2011.

Erklärung des Präsidenten **

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und einige Worte zu einem tragischen Ereignis sagen, das sich heute in Frankfurt am Main abgespielt hat.

Dieser Angriff, bei dem zwei Amerikaner ums Leben kamen und zwei weitere verletzt wurden, hat mich zutiefst betroffen gemacht und empört. Im Namen der amerikanischen Bürger danke ich den Verstorbenen für ihre Leistungen. Michelle und ich sind in unseren Gedanken und in unseren Gebeten bei ihren Familien und Freunden und wir beten für eine schnelle Genesung der Verletzten.

Ich möchte deutlich sagen, dass wir keine Mühen scheuen werden um herauszubekommen, wie diese grausame Tat geschehen konnte. Durch die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden werden wir dafür sorgen, dass alle Täter vor Gericht gestellt werden.

Dieser Vorfall erinnert uns an die großen Opfer, die unsere Frauen und Männer in Uniform überall auf der Welt bringen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten, und an die Gefahren, denen sie weltweit ausgesetzt sind.

Im Namen der amerikanischen Bürger spreche ich diesen Familien unser tiefstes Mitgefühl aus.

Originaltext: Remarks by the President on Shooting of American Service Members in Germany


Philip D. Murphy zu den Schüssen am Frankfurter Flughafen am 2. März 2011

Erklärung des Botschafters **

Der grausame Angriff auf amerikanische Militärangehörige heute in Frankfurt hat mich erschüttert und zutiefst betroffen gemacht. In meinen Gedanken und Gebeten bin ich bei den Familien der getöteten und verletzten Soldaten und ihren Kameraden. Angesichts der noch ungeklärten Umstände der Tat bin ich dankbar für die Unterstützung der deutschen Regierung beim Schutz amerikanischer Militärangehöriger und bei der Untersuchung dieser schrecklichen Tat. In schwierigen Zeiten stehen Deutsche und Amerikaner einander bei. Ich danke Bundeskanzlerin Merkel für ihre Stellungnahme und den deutschen Bürgern für ihre Anteilnahme und Unterstützung.

** Quelle für beide Dokumente: Newsletter der US-Botschaft in Berlin, 3. März 2011




Airport-Schütze angeblich Islamist

Bundesanwaltschaft übernahm Ermittlungen in Frankfurt am Main

Von René Heilig ***


Dem neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bleibt nicht viel Zeit, um sich in die neue Materie einzuarbeiten, die sein Amt umgibt. Während am Mittwoch die Nachrichten über seine bevorstehende Ernennung die Runde machten, schoss auf dem Rhein-Main-Airport in Frankfurt ein junger Mann auf US-Soldaten.

Man werde nicht ruhen, bevor das Verbrechen aufgeklärt ist, erklärte US-Präsident Barack Obama vor der Presse. Immerhin, der Tathergang ist bereits aufgeklärt und auch zum Motiv des Attentäters gibt es Erkenntnisse. Arid U., so behaupten Reporter mit guten Beziehungen zur Frankfurter Polizei, wollte Menschen töten, die Krieg gegen Muslime führen. Er hatte eine Pistole und eine beachtliche Menge Munition dabei, als er sich am Mittwochmorgen auf den Weg zur Arbeit am Flughafen Frankfurt am Main machte.

Am Nachmittag wartete der 21-Jährige dann vor dem Terminal 2. Er traf auf Militärpolizisten der US-Luftwaffe, die im britischen Lakenheath stationiert sind. Sie trugen keine Uniformen, wollten weiter zur US-Base Ramstein, um von dort in den Krieg nach Irak und Afghanistan weiterzufliegen. Noch bevor die Soldaten in ihren bereitstehenden Bus steigen konnten, war der Schütze darin und eröffnete das Feuer. Er tötete zwei GI und verletzte zwei weitere schwer.

Dabei soll er »Allahu akbar«(Gott ist groß) gerufen haben. Zum Glück hatte Arid U.'s Waffe Ladehemmung. Das bot einigen Soldaten die Chance zur Flucht. Auch der Schütze versuchte zu fliehen, wurde jedoch von zwei Bundespolizisten gestellt.

Ermittler haben dem Vernehmen nach keinen Zweifel, dass der in Mitrovica – das liegt in Kosovo – Geborene Islamist war. Er sah sich im Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen, das belegen angeblich Internetaktivitäten.

»Abu R.« nannte er sich angeblich im Cyberspace, verbreitete Youtube-Links zu Dschihad-Hymnen und ließ seinem Hass auf Juden und Schiiten freien Lauf. »Selbst wenn jemand zum Dschihad aufrufen würde ...«“, schrieb Arid U.: »Na und? Das ist nun mal Teil dieser schönen Religion. Man darf nun mal Ungläubige bekämpfen, wenn man angegriffen wird.«

Aufgrund der Tatumstände bestehe der Verdacht, dass es sich bei dem Attentat um eine islamistisch motivierte Tat handelt, sagte die Bundesanwaltschaft am Donnerstag und übernahm die Leitung der Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Experten des Bundeskriminalamtes arbeiten vor Ort mit hessischen Polizisten und Agenten des FBI zusammen.

Der neue Bundesinnenminister Friedrich hält eine Anhebung der bundesweiten Sicherheitsstufe nicht für notwendig. Das klingt nach fortgesetzter Besonnenheit.

*** Aus: Neues Deutschland, 4. März 2011


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