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"Politische Bildung gehört in die Hand der dafür ausgebildeten pädagogischen Fachkräfte"

Offener Brief von Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,Landeselterninitiative für Bildung, Pax Christi und Friedens-Netz-Saar an Bildungsminister Kessler

Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) des Saarlands zur Kooperationsvereinbarung des saarländischen Bildungsministeriums mit der Bundeswehr vom März 2009. Im Kasten unten folgt ein Artikel der Bundeswehr-Website zur Kooperationsvereinbarung.

Die Kooperationsvereinbarung beschäftigte auch den Landtag. Die Fraktion der LINKEN richtete eine Anfrage an die Landesregierung. Deren Antwort (die auch die Fragen enthält) haben wir hier dokumentiert: A N T W O R T zu der Anfrage der Abgeordneten Heike Kugler (DIE LINKE.).



Pressemeldung
GEW Saarland

Offener Brief Bundeswehr und Schule

Offener Brief von Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,Landeselterninitiative für Bildung, Pax Christi und Friedens-Netz-Saar an Bildungsminister Kessler

Saarbrücken, 23.04.2010

Sehr geehrter Herr Minister,

wir, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesbezirk Saarland, und die Landeselterninitiative für Bildung e.V. sowie Pax Christi, Bistumsstelle Trier, und das Friedens-Netz Saar wenden uns gemeinsam mit diesem offenen Brief an Sie, der auch den Medien zugeht. Anlass sind die Kooperationsvereinbarung des Bildungsministeriums mit der Bundeswehr vom März 2009 und die Sorgen hiermit, die wir haben.

Bereits ohne das Kooperationsabkommen hatten die Jugendoffiziere der Bundeswehr weitreichende Möglichkeiten, an Schulen über sicherheitspolitische Themen zu informieren. Wir verkennen nicht ihren speziellen Beitrag zu Demokratieerziehung und politischer Bildung, den sie bisher geleistet haben. Ziel der Vereinbarung vom März 2009 ist aber eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Jugendoffizieren im Rahmen der politischen Bildung und die Einbindung in die Aus- und Fortbildung von Referendarinnen und Referendaren sowie von Lehrerinnen und Lehrern. Damit gewinnt die Bundeswehr zunehmend Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts und der Lehreraus- und -fortbildung.

Politische Bildung auch in Fragen der Sicherheitspolitik gehört in die Hand der dafür ausgebildeten pädagogischen Fachkräfte. Jugendoffiziere sollen daran nur beteiligt werden, wenn die notwendige politische Ausgewogenheit tatsächlich gewährleistet wird. In gleicher Gewichtung müssen dabei die unterschiedlichen friedenspolitischen Konzepte, die Kontroversen über die verfassungsmäßige Funktion der Bundeswehr (von der Landesverteidigung zur Interventionsarmee), die Möglichkeit des Zivildienstes sowie die verschiedenen Konzepte der internationalen Friedenspolitik und kirchlichen Friedensarbeit dargestellt werden. Auch müssen Probleme wie die Folgen deutscher Rüstungsexporte oder die gesellschaftlich immer weniger akzeptierte Wehrpflicht thematisiert werden.

Wir bitten Sie daher, den privilegierten Zugang von Bundeswehrvertretern zu den Schulen im Bereich Politik zu ergänzen und für eine Kooperation auf die Kirchen, Zivil- und Entwicklungsdienste sowie Einrichtungen der Friedensforschung zuzugehen, ihren Zugang zur Demokratieerziehung als gleichberechtigt zu dokumentieren und zu unterstützen. Wir bitten Sie auch, die Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr so zu überarbeiten, dass Jugendoffiziere keine eigenständige Verantwortung für bestimmte Unterrichtsthemen und Bereiche der Lehrerbildung haben.

Ermutigt sehen wir uns zu dem Vorstoß auch durch die kürzlich erklärte Bereitschaft des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums, die nach Intervention von Kirchen, GEW und Bündnis 90/Die Grünen geäußert wurde.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Balnis, Vorsitzender Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Bernhard Strube, Sprecher Landeselterninitiative für Bildung e.V.
Waltraud Andruet, Pax Christi
Dr. Nikolaus Götz, FRIEDENS-NETZ-SAAR


Dokumentiert: Artikel der Bundeswehr

Kultusministerium und Bundeswehr schließen Kooperationsvereinbarung

Saarbrücken, 25.03.2009.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerin für Bildung, Familie, Frauen und Kultur, und Generalmajor Gerhard Stelz, Befehlshaber im Wehrbereich II, haben am 25. März 2009 im Saarbrücker Ludwigsgymnasium eine Kooperationsvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Bundeswehr im Saarland geschlossen.

Mit dieser Vereinbarung soll die Kooperation zwischen Schulen und Jugendoffizieren bekräftigt werden. Ziel ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen der politischen Bildung. Vor der Hintergrund einer multipolaren und globalisierten Welt soll diese Vereinbarung einen Beitrag leisten, sicherheitspolitische Aufklärung und Information zu ermöglichen, um damit den Blick auf Chancen und Risiken unserer Sicherheit und die Grundfeste unserer Freiheit zu schärfen. Die hierzu erforderlichen Instrumente der Politik sollen erörtert und gemeinsam im Dialog diskutiert werden. Dabei werden globale Konfliktvermeidung und Krisenbewältigung genauso Thema sein wie nationale Interessen, um Schülerinnen und Schüler die Position der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Sicherheitspolitik zu vermitteln.

Die saarländische Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und der Befehlshaber im Wehrbereich II, Gerhard Stelz, sind in Begleitung drei weiterer Personen zu Gast in einer Saarbrücker Schulklasse. Prominente Gäste in der Klasse 10F1. (Quelle: Pressestelle Wehrbereichkommando II/Dieter Stoltenberg)Größere Abbildung anzeigen In die Ausbildung der Lehrer einbinden

Jugendoffiziere besuchen dabei wie bisher die Schulen im Saarland. Sie werden auch in die Aus- und Fortbildung von Referendarinnen und Referendaren sowie von Lehrerinnen und Lehrern eingebunden. Ihnen und den Schulbediensteten bietet die Bundeswehr darüber hinaus Besuche ihrer Einrichtungen und Seminare zur Sicherheitspolitik an. Angebote zur politischen Bildung werden regelmäßig auf dem „Bildungsserver Saar“ veröffentlicht.

Vorbildliche Zusammenarbeit stärken

Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte: "„Eine lebendige Gesellschaft ist auf die Fähigkeit und die Bereitschaft ihrer Mitglieder angewiesen, sich mit politischen Themen auseinander zu setzen, den politischen Prozess zu verfolgen, sich an ihm zu beteiligen und Mitverantwortung zu übernehmen.“" Die Ministerin weiter: "„Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass wir die bisher schon vorbildliche Zusammenarbeit mit den Jugendoffizieren durch diese Kooperationsvereinbarung stärken.“" Generalmajor Gerhard Stelz fügte hinzu: "„Das Thema Sicherheit geht uns alle an. Jeder braucht und will Sicherheit und sollte sich daher mit dem Thema befassen.“" Die Bundeswehr biete über die Jugendoffiziere Fachwissen an, damit in den Schulen ein kritischer Dialog geführt werde.

Quelle: Website des Wehrbereichtskommandos II; www.streitkraefteunterstuetzungskommando.bundeswehr.de




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