Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Schule und Bundeswehr: Kritische Anmerkungen

zur Kooperationsvereinbarung zwischen dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Wehrbereichskommando II der Bundeswehr vom 29.10.2008

Von Hans Dieter Zepf

Es ist nicht neu, dass Jugendoffiziere in Schulen für die Bundeswehr werben. Bereits seit den 50-er Jahren gibt es die Institution der Jugendoffiziere. Neu ist, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine Vereinbarung zwischen einem Bundesland und der Bundeswehr beschlossen wurde, um eine Intensivierung der Zusammenarbeit zu fördern. Es bleibt abzuwarten, ob andere Bundesländer ebenfalls solche Kooperationsvereinbarungen beschließen.

Schule und Bundeswehr wollen ihre Zusammenarbeit im Rahmen der politischen Bildung intensivieren. Sie wollen gemeinsam einen Beitrag leisten „um Schülerinnen und Schülern Aufklärung und Informationen über sicherheitspolitische Fragestellungen zu ermöglichen“ (II, Absatz 1). Außerdem geht es um „die Möglichkeit der Einbindung der Jugendoffiziere in die Aus- und Fortbildung von Referendarinnen und Referendaren sowie von Lehrkräften“ und um „die Möglichkeit der Teilnahme von Lehrkräften und Bediensteten des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bezirksregierungen bei Aus-, Fort – und Weiterbildungen im Rahmen von Seminaren zur Sicherheitspolitik der Bundeswehr und von Besuchen ihrer Einrichtungen“(II, Absatz 4 und 5). Mit diesen Aussagen wird deutlich, dass es sich um eine neue Qualität der Werbung um Nachwuchs für die Bundeswehr handelt.

Mit der Faszination von Technik und der Möglichkeit der Finanzierung eines Studiums (z.B. Medizin oder Pädagogik) lockt und wirbt die Bundeswehr für Nachwuchs. Die Jugendoffiziere erwähnen zwar die Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung, die im Grundgesetz verankert ist (Artikel 4/3), aber Positionen, die nicht in das Bild der Bundeswehr passen, wie etwa die Abschaffung der atomaren und chemischen Waffen, der Landminen, die Tatsache, dass z.B. der Einsatz von Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan völkerrechts - und grundgesetzwidrig ist oder das Thema „Soziale Verteidigung“ werden ausgespart. Was hier geschieht – und das leidet keinen Zweifel – ist der Versuch der Militarisierung der Schulen. Junge Menschen werden zum Töten ausgebildet. Jungendoffiziere sind nicht wertneutral. Sie müssen die Aufgaben der Bundeswehr so verdeutlichen, dass Schüler/innen von der Notwendigkeit der Bundeswehr überzeugt werden. Das Reden vom Friedensdienst der Bundeswehr, von humanitären Aufgaben bei Auslandseinsätzen sind der Versuch, die Bundeswehr schönzureden. Hier liegt bewusste Manipulation vor; denn junge Menschen werden zum Töten ausgebildet. Ein ehemaliger Bundeswehrsoldat erzählt erschüttert, dass bei Schießübungen immer wieder die Worte wiederholt wurden: „Feind tot gut“.

Das Militär ist nicht demokratisch und hat deshalb an Schulen nichts zu suchen. Die politische Bildung einschließlich der Friedenserziehung gehört allein in die Hand der Lehrer/innen.

Ein Kooperationsvertrag zwischen den Bundesländern und pazifistischen Organisationen wären notwendig, um gegenzusteuern. Das wird es wohl nicht geben, denn, wie die Vergangenheit zeigt, wurden immer wieder mit Erfolg pazifistische Organisationen von der Schule ferngehalten. Es soll nicht verschwiegen werden, dass es auch Schulen gibt, die sich weigern, ihre Toren für Jugendoffiziere zu öffnen. Einen großen Anteil an dieser Verweigerung haben die Schüler/innen-Vertretungen.

Was ist zu tun?
  • Schulen sollten jegliche Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ablehnen. Dazu ist es notwendig, dass Aufklärung geschieht, was die wahren Ziele der Bundeswehr sind.
  • Wenn Jungendoffiziere in die Schulen gehen, müssen zusammen mit ihnen auch Vertreter der pazifistischen Organisationen Zugang zu den Schulen haben.
  • In den Kirchengemeinden muss verdeutlicht werden, dass die Ausbildung zum Soldaten mit der jesuanischen Ethik nicht vereinbar ist.
  • Kirchenleitungen sollten die Kultusminister/innen der einzelnen Bundesländer und die Kultusministerkonferenz auffordern jegliche Zusammenarbeit mit der Bundeswehr zu beenden.
Quelle: Website des Versöhnungsbundes; www.versoehnungsbund.de (Text ohne Datum)


Zurück zur Seite "Schule und Bundeswehr"

Zurück zur Homepage