Russlands Verteidigungsminister: Europäischer Raketenschild wird notfalls vernichtet
Ein Bericht der Russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti *
Russland kann laut dem amtierenden Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow operativ-taktische Raketen vom Typ Iskander zur Vernichtung von Teilen des amerikanischen Raketenabwehrsystems einsetzen.
Bei der jüngsten internationalen Raketenschild-Konferenz in Moskau „haben wir erneut darauf verwiesen, dass das europäische Raketenabwehrsystem bei uns bestimmte Besorgnisse hervorruft“, sagte Serdjukow am Freitag auf die Journalistenfrage, wie Russland auf die geplante Aufstellung des europäischen Raketenschildes reagieren werde. „Dementsprechend werden wir das Raketenabwehrsystem vernichten.“
Danach gefragt, ob neue Mittel zur Überwindung des amerikanischen Raketenabwehrsystems erforderlich sein würden, sagte der amtierende Minister, die bereits bestehenden Waffen seien in der Lage, diese Aufgabe zu meisten. „Die Iskander-Raketen etwa können dafür eingesetzt werden, um die Mittel zu neutralisieren, die unsere Raketen behindern könnten“, hieß es.
Auf die jüngste internationale Raketenschild-Konferenz in Moskau zurückkommend sagte Serdjukow, die russische Seite erwarte nun von den Amerikanern konkrete Vorschläge. „Wir werden abwarten, was sie uns vorschlagen… „Wenn sie uns juristisch verbindliche Garantien (der Nichtanwendung des Systems gegen die russischen Raketen) vorlegen, werden wir bereit sein, das mit anderen Augen zu sehen. Bisher haben sie uns alles nur verbal versprochen.“
„Auf der Konferenz wurde geäußert, dass sie bereit seien, irgendwelche Vorschläge vorzubereiten“, fügte Serdjukow hinzu.
Die USA hatten bereits unter Präsident George W. Bush angekündigt, eine Radaranlage in Tschechien und zehn Abfangraketen in Polen zu stationieren, nach eigener Darstellung, um Europa vor iranischen Raketen zu verteidigen. Diese Pläne stießen bei Russland auf heftigen Widerstand.
US-Präsident Barack Obama legte nach seinem Amtsantritt 2008 die ABM-Pläne vorübergehend auf Eis. Nach dem neuen Konzept soll der Aufbau des Systems 2015 beginnen und fünf Jahre dauern. Bis dahin sollen amerikanische Kriegsschiffe mit Aegis-Lenkwaffen und Radaren in Nord- und Südeuropa patrouillieren. Das Luftabwehrsystem in Europa soll die beiden bestehenden US-Raketenschirme auf Alaska und in Kalifornien verstärken. De facto bedeutet das den Aufbau eines globalen Raketenabwehrsystems, das den jetzigen Kräfteausgleich in der Welt zerstört. Russland besitzt nur einen strategischen Raketenschirm, der die Hauptstadt Moskau schützt.
Die Nato beschloss im November 2010 bei ihrem Gipfel in Lissabon, die Raketenabwehrsysteme der europäischen Nato-Mitglieder sowie der USA zu vereinen. Obwohl sich Russland und die Nato auf eine Kooperation einigten, verliefen die Verhandlungen im Sande, nicht zuletzt, weil die USA die Forderung Russlands abgelehnt haben, rechtsverbindlich zu garantieren, dass der entstehende Raketenschirm nicht Russlands Atomraketen zum Ziel hat.
Russlands Staatschef Dmitri Medwedew gab im November 2011 eine Reihe von militärischen Gegenmaßnahmen bekannt, um den entstehenden Raketenschild im Kriegsfall neutralisieren zu können. Das Paket reicht von der Aufstellung neuer Angriffswaffen über die Modernisierung der Atomraketen bis zu einem möglichen Ausstieg aus den Abrüstungsverträgen.
* Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 11. Mai 2012; http://de.rian.ru
Generalstabschef: Wie Russland die europäische Raketenabwehr überwinden wird **
Russland arbeitet Gegenmaßnahmen zur Neutralisierung der potentiellen Gefahr aus, die von der Schaffung eines europäischen Raketenabwehrsystems ohne Beteiligung Moskaus ausgehen kann. Das teilte der Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Armeegeneral Nikolai Makarow, am Donnerstag (3. Mai) auf einer Konferenz zu Problemen der Raketenabwehr in Moskau mit.
Russland und die Nato hatten sich auf ihrem Gipfel im November 2010 in Lissabon geeinigt, beim Projekt zur Schaffung eines europäischen Raketenabwehrsystems zusammenzuarbeiten. Aber die Verhandlungen gerieten - nicht zuletzt aufgrund der Weigerung der USA, juristische Garantien für die Nichtausrichtung des beabsichtigten Raketenabwehrsystems gegen das russische strategische Potential zu geben - in eine Sackgasse.
Mithilfe der Gegenmaßnahmen, so Makarow, sollen ein größerer Schutz der Raketenstartanlagen an ihren Stationierungsorten, erschwerte Ortung der mobilen Kernraketenstartanlagen sowie die erhöhte Bereitschaft der Raketenwaffen zum Einsatz erzielt werden.
Außerdem, hob er hervor, ist es notwendig, als vordringliche Maßnahme die Fähigkeit der russischen ballistischen Raketen zu sichern, jegliche Raketenabwehrsysteme zu überwinden, die benötigte Zeit zum Feststellen der Starts von angreifenden Raketen zu verkürzen und effektive Mittel des Kampfes gegen mobile Raketenabwehrmittel zu nutzen.
Makarow zufolge wird die Aufnahme des Radars Woronesch-DM im Gebiet Kaliningrad (russische Exklave an der Ostsee) in den Kampfbestand die Möglichkeiten für das Feststellen der Starts von ballistischen Raketen erhöhen.
„Im Ergebnis wird es mehr Zeit für Entscheidungen über adäquate Maßnahmen zur Reaktion auf einen möglichen Einsatz der strategischen Kernwaffenkräfte geben. Es werden zusätzliche Möglichkeiten entstehen, die Starts der Abfangraketen bei ihrer Stationierung in Polen und den nordwestlichen Meeren zu kontrollieren“, führte der Generalstabschef aus.
Die militärpolitische Führung Russlands hat die westlichen Partner in den Verhandlungen mehr als einmal gewarnt: Sollte es nicht gelingen, eine Einigung zu erzielen, so wird eine Reihe von diplomatischen und militärtechnischen Gegenmaßnahmen folgen, darunter auch die Stationierung von operativ-taktischen Raketensystemen Iskander im Gebiet Kaliningrad.
Die internationale Konferenz „Der Faktor der Raketenabwehr bei der Bildung eines neuen Sicherheitsraums“ wird vom russischen Verteidigungsministerium organisiert. Daran nehmen über 200 Vertreter von Verteidigungsministerien und Experten aus 50 Staaten, darunter aus den 28 Nato-Mitgliedsländern, teil. An der Arbeit der Konferenz beteiligen sich auch Vertreter Chinas, Südkoreas, Japans, der GUS-Länder und der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit.
** Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 3. Mai 2012; http://de.rian.ru
Russland baut 100-Tonnen-Rakete gegen US-Raketenschild ***
Russland baut eine neue 100 Tonnen schwere Interkontinentalrakete, die in der Lage sein soll, den künftigen US-Raketenschild zu durchbrechen. Dies teilte der Befehlshaber der Strategischen Raketentruppen, Sergej Karakajew, am Freitag (16. Dez.) mit.
Die Entscheidung über den Bau einer neuen bunkergestützten Flüssigtreibstoffrakete sei bereits gefallen, sagte der General. Sie solle die weltweit stärkste Interkontinentalrakete R-36M2 Wojewoda (Nato-Code SS-18 „Satan“) ersetzen.
Wenn die USA auch im Weltraum Abfangraketen stationierten würden, würde das Potential der jetzigen Festtreibstoffraketen nicht ausreichen, um dieses Abwehrsystem zu durchbrechen, sagte der General. Dazu wäre nur eine 100 Tonnen schwere Flüssigtreibstoffrakete in der Lage, weil sie ein besseres Nutzlast-Startmasse-Verhältnis habe.
Bereits die frühere US-Administration unter Präsident George W. Bush wollte eine Radaranlage in Tschechien und zehn Abfangraketen in Polen stationieren, um Europa angeblich vor iranischen Raketen zu verteidigen. Diese Pläne stießen auf den Widerstand Moskaus: Russland drohte als Gegenschritt in der Ostseeexklave Kaliningrad Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander aufzustellen.
US-Präsident Barack Obama legte nach seinem Amtsantritt im Januar 2008 die ABM-Pläne vorübergehend auf Eis. Nach dem neuen Plan soll der Aufbau des Systems 2015 beginnen und fünf Jahre dauern. Bis dahin sollen amerikanische Kriegsschiffe mit Abfangraketen und Radaren in Nord- und Südeuropa patrouillieren.
Im November 2010 einigten sich Russland und die Nato auf eine Kooperation bei der Raketenabwehr in Europa. Die Verhandlungen verliefen jedoch im Sand, weil die USA die Forderung Russlands abgelehnt haben, rechtsverbindlich zu garantieren, dass der entstehende Raketenschirm nicht Russlands Atomraketen zum Ziel hat.
Im November dieses Jahres gab Russlands Staatschef Dmitri Medwedew eine Reihe von militärischen Maßnahmen bekannt, um den entstehenden US-Raketenschild in Europa zu neutralisieren. Das Paket reicht von der Aufstellung neuer Angriffswaffen über die Modernisierung der Atomraketen bis zu einem möglichen Ausstieg aus den Abrüstungsverträgen.
*** Aus: Russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, 16. Dezember 2011; http://de.rian.ru
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