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Beispielhaft

Lorenz Knorr – der Friedensaktivist

Von Horst Schneider *

Kurz vor seinem 85. Geburtstag, den Lorenz Knorr am 18. Juli beging, machte er seinen Freunden, Lesern und Mitkämpfern ein besonderes Geschenk. Er legte Texte aus sechzig Jahren seines Wirkens als Antifaschist und Friedensaktivist vor. Und dieses begann Ende der dreißiger Jahre in Eger/Cheb.

Die abgedruckten Arbeiten widerspiegeln nicht nur die Etappen des aktiven und leidenschaftlichen Wirkens Lorenz Knorrs als Jungsozialist, führendes Mitglied der Deutschen Friedens-Union und Funktionärs der VVN/ BdA. Sie ermöglichen insbesondere jungen Lesern einen Einblick in die Kämpfe, Chancen und Konflikte bei der Gestaltung linker antimilitaristischer Politik. Lorenz Knorr hat als Publizist vor allem den Kampf für den Frieden, gegen Rüstung und Militarismus befördert. Hier sei an Arbeiten erinnert wie »Geschichte der Friedensbewegung in der Bundesrepublik«, »Rechtextremismus in der Bundeswehr« und »Geistige Erneuerung in der SPD«. In diesem neuen Buch von ihm sind zwei Themen durchgehender roter Faden: Antimilitarismus und Antifaschismus.

Zweifellos ist eine seiner Aktionen noch heute beispielhaft und beispielgebend für Mut und Courage. Im Juni 1961 beschuldigte Lorenz Knorr auf einer öffentlichen Veranstaltung in Solingen die damals führenden Generale der Bundeswehr der Teilnahme an den Kriegsverbrechen der Wehrmacht. Er folgerte unter Berufung auf das Nürnberger Urteil, dass den Teilnehmern und Urhebern am Massenmord der Faschisten die deutsche Jugend nicht anvertraut werden darf.

Verteidigungsminister Franz Josef Strauß wertete solche Aussagen als Beleidigung der Bundeswehr und stellte Strafantrag. Es kam 1962 zu einem der spektakulärsten Prozesse der Bundesrepublik: Die geballte Staatsmacht gegen einen »Verleumder«.

An die Seite Knorrs stellten sich Nobelpreisträger Bertrand Russell, Linus Pauling, Martin Niemöller und Hunderte Prominente aus Ost und West. Der Angeklagte erhielt 3000 Solidaritätserklärungen. Berge von Dokumenten wurden aus vielen europäischen Staaten vorgelegt, die die Richtigkeit seiner Aussagen bewiesen. Nicht wenige Dokumente stammten aus DDR-Archiven. Im Ergebnis des Prozesses blieb den Generalen nur der vorzeitige Ruhestand.

Natürlich besteht sein Antimilitarismus nicht nur in spektakulären Aktionen. Lorenz Knorr geht es vor allem darum, die Hintergründe und Ursachen von Rüstung und Krieg aufzudecken. Das gilt insbesondere für die Texte aus den Jahren nach 1990. Für ihn sind auch die Kriege nach der deutschen »Vereinigung« nichts anderes als das »Instrument der herrschenden Klasse zur Gewährleistung ihrer Privilegien und Macht«.

Für Lorenz Knorr waren und sind Antimilitarismus und Antifaschismus zwei Seiten einer Medaille. Er ficht leidenschaftlich gegen den Geschichtsrevisionismus, der auch darauf abzielt, den Antifaschismus »abzuwickeln«: »Auch unter den neuen Bedingungen ist Antifaschismus mit seinem klaren ANTI und seinem kreativen PRO gefordert, als unverzichtbare Gegenkraft beim Bau eines neuen Europa.«

Das Buch bringt durch historische Argumente und Begründungen sowie spannende autobiografische Einschübe jedem Leser reichlich Gewinn.

Lorenz Knorr: Aufklärung, Frieden, Antifaschismus. Ausgewählte Reden und Schriften. PapyRossa Verlag, Köln 2006. 379 S., br., 19,90 EUR

* Aus: Neues Deutschland, 14. September 2006


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