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NATO-Generalsekretär Robertson

Ein Kurzporträt

Die Neue Zürcher Zeitung veröffentlichte am 12. Juli 2000 nicht nur ein Interview mit Generalsekretär Robertson, sondern auch ein Kurzporträt seiner Person. Robertson muss wohl als knochenharter Militär eingeschätzt werden. Aber wen wundert das? Immerhin wurde er für würdig befunden, das mächstigste Militärbündnis der Welt zu führen.

Ein überzeugter Atlantiker

Die Ernennung von George Robertson zum Nachfolger von Javier Solana als Nato-Generalsekretär im August 1999 - nur wenige Wochen nach Beendigung der Luftkriegsoperation «Allied Force» gegen Jugoslawien - lag nach dem Verzicht des deutschen Verteidigungsministers Scharping auf der Hand. Von London auf den Schild gehoben, hatte sich Robertson als britischer Verteidigungsminister während des Kosovo-Konfliktes unter allen 19 Bündnispartnern wohl am konsequentesten für eine Politik der Härte gegenüber Belgrad eingesetzt, was ihm den Ruf eines «Falken» eintrug. Im eigenen Land vermochte er die heikle Aufgabe mit Erfolg zu meistern, zwischen budgetpolitischen Vorgaben und militärischen Ansprüchen ein neues strategisches Verteidigungskonzept auszuarbeiten, das sowohl von der Generalität als auch von der konservativen Opposition mit Lob bedacht wurde und analogen Reformbestrebungen in anderen Nato-Mitgliedsländern Auftrieb gab. Schliesslich gilt das ehemalige Führungsmitglied diverser bilateraler Gremien - etwa der britisch- amerikanischen Parlamentariergruppe oder der britisch- deutschen Königswinter-Konferenz - als überzeugter Atlantiker, der trotz der britischen Vorreiterrolle im Streben der EU nach grösserer sicherheitspolitischer Kompetenz fest davon überzeugt ist, dass die Nato und die USA für Europas Sicherheit unabdingbar sind.

Robertson wurde 1946 in Port Ellen auf der Insel Islay in Schottland geboren. Aus einer Polizistenfamilie stammend, soll er seine erste ernsthafte Begegnung mit dem Militär nach eigenen Angaben bei einer Frontalkollision mit einem Fahrzeug der Royal Navy gehabt haben, bei der er nur mit Glück mit dem Leben davonkam. Robertson erwarb sich 1968 an der Universität Dundee einen Master in Wirtschaftswissenschaften und arbeitete anschliessend unter anderem für die Gewerkschaft der schottischen Whisky-Industrie. 1978 gelang ihm bei einer Nachwahl der Einzug als Labour-Unterhausabgeordneter ins Westminster-Parlament. Als Vorsitzender der Schottischen Labourpartei erwarb sich Robertson auf den Oppositionsbänken zwischen 1982 und 1993 einen Ruf als Experte für europapolitische Fragen. 1993 wurde er Staatssekretär für Schottland im Labour-Schattenkabinett. 1997 ernannte ihn Premierminister Blair zum Verteidigungsminister. Im August 1999 wurde ihm als Lord Robertson of Port Ellen die «life peerage» verliehen. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Und als «richtiger» Schotte spielt er Golf.

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