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"Es gibt viel zu feiern" / "There’s a great deal to celebrate"

Erklärung von US-Vizepräsident Biden bei der NATO-Pressekonferenz in Brüssel / Remarks by Vice President Biden at NATO Press Conference

Im Folgenden dokumentieren wir die Erklärung von US-Vizepräsident Biden bei der Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer anlässlich der Konsultationen über Afghanistan und Pakistan vom 10. März 2009. Es war der Antrittsbesuch des neuen US-Außenministers bei der NATO.
Die Übersetzung erfolgte durch den Amerika Dienst.

Vizepräsident Biden

Vielen Dank, Herr Generalsekretär. Ich möchte mich bei allen Mitglieder sehr herzlich für die freundliche Begrüßung bedanken. Vielen Dank für die Führungsrolle, die Sie im Bündnis übernehmen.

In weniger als einem Monat kommt die NATO zur Feier ihres 60-jährigen Bestehens zusammen. Es gibt viel zu feiern, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Das Bündnis ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Eckpfeiler unserer Sicherheit. Es hat, um das Offensichtliche zu erwähnen, die Vereinigten Staaten in Europa verankert. Und es war meines Erachtens auch dabei behilflich, ein geeintes und freies Europa zu schaffen. Wie gesagt, es gibt viel zu feiern, aber es bleibt auch viel zu tun.

Unsere Gemeinschaft demokratischer Staaten steht vor außergewöhnlichen Herausforderungen: eine weltweite Wirtschaftskrise, wie wir sie noch nie erlebt haben, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und gefährlichen Krankheiten, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, ethnische Feindseligkeiten und gescheiterte Staaten, rapide Erderwärmung und eine unsichere Versorgung mit Wasser, Energie und Nahrungsmitteln sowie die von radikalem Fundamentalismus ausgehende Gefahr für Freiheit und Sicherheit. Nirgends ist diese Herausforderung akuter als in Afghanistan.

Ich weiß, die Menschen in Europa, ebenso wie die Bürger meines Landes, sind kriegsmüde, und sie sind vor allem dieses Krieges müde. Viele unserer Bürger sowohl hier in Europa als auch in den Vereinigten Staaten stellen infrage, warum wir so weit weg von Zuhause Truppen und Mittel stellen müssen. Aber wir wissen, dass die Anschläge vom 11. September von der Region zwischen Afghanistan und Pakistan ausgingen. Wir wissen, dass Extremisten in dieser Region fast alle großen Terroranschläge auf Europa nach dem 11. September geplant haben, auch den Anschlag in Mumbai. Wir wissen, dass sich die Al Kaida und ihre extremistischen Verbündeten in dieser Region regenerieren und neue Gräueltaten für uns ausdenken.

Als führende, mit der Sicherheit unserer Bürger betraute Politiker kann keiner von uns – keiner – leugnen, dass die neuen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts angegangen werden müssen. Keiner von uns kann sich der Verantwortung entziehen, sie zu bewältigen.

Deshalb hat Präsident Obama eine vollständige strategische Überprüfung unserer Politik in Bezug auf Afghanistan und Pakistan angeordnet. Er bestand darauf, sich mit unseren Verbündeten und Partnern abzustimmen, so dass wir eine wirkliche gemeinsame Vision unseres Vorgehens entwickeln können. Und ich hatte heute im Nordatlantikrat das Privileg, gennau dies zu tun.

Ich habe unseren Bündnispartnern zugehört. Ich habe ihre Anliegen gehört, und sie haben ihre Prioritäten aufgelistet. Ich habe ihnen zugesagt, wie ich es jetzt allen Europäern zusage, dass ihre Ideen in unsere Überprüfung einfließen werden. Diese hoffen wir Präsident Obama vor Ende des Monats als Vorbereitung auf den NATO-Gipfel im April vorzulegen.

Ich teilte meinen Kollegen auch einige der Faktoren mit, die unsere Denkweise momentan beeinflussen, unter anderem die Notwendigkeit, klare und erreichbare Ziele zu setzen: Wir müssen Afghanistan und Pakistan gemeinsam betrachten, denn der Erfolg in einem Land erfordert Fortschritte im anderen; eine umfassende Herangehensweise mit starken zivilen und diplomatischen Bestrebungen ist erforderlich, weil wir wissen, dass es für Afghanistan oder Pakistan keine rein militärische Lösung gibt; die Bedeutung des Aufbaus afghanischer Sicherheitskräfte – denn es ist nicht unser Ziel, in Afghanistan zu bleiben, sondern abziehen zu können und afghanische Sicherheitskräfte zurückzulassen, die für die Sicherheit und den Schutz der Afghanen sorgen können; und die Notwendigkeit, die Sicherheit und Rechtmäßigkeit der Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr zu gewährleisten.

In jedem dieser Bereiche spielen die NATO und ihre Mitgliedsländer eine entscheidende Rolle. Das gilt auch für die Europäische Union. Der Generalsekretär und ich werden uns nach dieser Pressekonferenz mit der Führung zusammensetzen. Ich freue mich darauf, auch von Vertretern aus Ländern zu hören, die nicht Mitglied der NATO sind und die so viel in Afghanistan tun.

Wir hatten also ein gutes Treffen. Es gab unglaublich viel Konsens am Tisch. Jedes Mitgliedsland hat gesprochen, einschließlich zweier Kandidaten. Ich hatte danach eine sehr viel klarere Vorstellung davon, was wir nach Ansicht unserer Freunde in der NATO in unserer Überprüfung berücksichtigen sollten.

Ich möchte noch hinzufügen, dass dies nicht das Ende der Konsultationen ist, sondern im Grunde erst der Anfang. Jedes Mitgliedsland wir seine Anliegen, Empfehlungen und Bemerkungen noch detaillierter vorbringen. Sie werden alle berücksichtigt – denn ich weiß aus meiner umfassenden, 37-jährigen Erfahrung in diesem Gebäude, dass wir in der Tat nur erfolgreich sind, wenn es wirklichen Konsens gibt. In Bezug auf Afghanistan ist wirklicher Konsens erforderlich.

Originaltext: Remarks by Vice President Biden at NATO Press Conference;
http://amerikadienst.usembassy.de/


Herausgeber: US-Botschaft Berlin, Abteilung für öffentliche Angelegenheiten

Remarks by Vice President Biden at NATO Press Conference

Biden consults with NATO alliance on Afghanistan and Pakistan

THE WHITE HOUSE, Office of the Vice President
March 10, 2009

NATO Headquarters, Brussels, Belgium

VICE PRESIDENT BIDEN:

Thank you very much, Secretary General. I want to thank all the members for the warm welcome they’ve afforded me. And thank you for your leadership of the Alliance.

Less than a month from today, NATO is going to meet to celebrate the 60th anniversary of NATO. There’s a great deal to celebrate, but there’s also a great deal left to do. The Alliance has been the cornerstone of our security since the end of World War II. And to state the obvious, it has anchored the United States in Europe. And I believe it’s been helpful in forging a Europe whole and free. There’s much to celebrate, as I said, but there’s also much to do.

Our community of democratic nations faces extraordinary challenges: a worldwide economic crisis, the likes of which we haven’t seen; the spread of mass destruction weapons and dangerous diseases; the growing gap between the rich and the poor; ethnic animosities and failed states; a rapidly warming planet and uncertain supplies of water, energy, and food; and the challenge to freedom and security from radical fundamentalism. And nowhere is that challenge more acute than in Afghanistan.

I know the people of Europe, like the people of my country, are tired of war, and they are tired of this war. But many of our citizens both here in Europe and at home question why we need to send troops and treasure so far from our homes. But we know, we know that it was from the space that joins Afghanistan and Pakistan that the attacks of 9/11 occurred. We know that it was from the very same area that extremists planned virtually every major terrorist attack on Europe since 9/11, and the attack on Mumbai. We know that it was from this same area that al Qaeda and its extremist allies are regenerating and conceiving new atrocities to visit upon us.

As leaders entrusted with the security of our citizens, none of us -- none of us -- none of us can deny that the new threats of the 21st century must be dealt with. None of us can escape the responsibility to meet these threats.

And that’s why President Obama ordered a full-scale strategic review of our policy with regard to Afghanistan and Pakistan. He insisted that we consult with our allies and partners so that we produce a truly common vision of how to proceed. And that’s what I had the privilege to do today at the North Atlantic Council.

I heard from our allies. I heard the concerns and they listed their priorities. And I pledged to them, as I pledge to all Europeans now, that we will build their ideas into our review, which we expect to present to President Obama before the end of this month, in preparation of the NATO summit in April.

I also shared with my colleagues some of the factors that are shaping our thinking right now, including the requirement that we set clear goals and achievable goals: We need to look at Afghanistan and Pakistan together, because success in one requires progress in the other; the imperative of a comprehensive approach with a strong civilian and diplomatic effort is necessary because we know there is no purely military solution to either Afghanistan or Pakistan; the centrality of building up Afghan security forces -- because our goal is not to stay in Afghanistan, it’s to be able to leave, and to leave behind Afghan forces that can provide for the security and safety of the people of Afghanistan; and the need to ensure the security and legitimacy in this year’s presidential elections.

In each of these areas, NATO and it member countries plays a critical role. So does the European Union. The Secretary General and I will meet with that leadership after this press conference. And I look forward to hearing from representatives of non-NATO countries, as well, who are doing so much in Afghanistan.

So we had a very good meeting. There was an incredible amount of consensus around the table. Each member country spoke, including two of the aspirant nations. And I came away with a much clearer sense of what our NATO friends would like us to consider in this review.

I might add this is not the end of the consultation; this is essentially the beginning of it. Each of the member countries is going to submit in more detail their concerns, their recommendations and their observations. They all will be taken into consideration -- because I know from my significant experience in this building -- over 37 years -- that we only succeed when, in fact, there is a real consensus. There’s a need for a real consensus as it relates to Afghanistan.

Source: http://www.america.gov/


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