Eine leere Hülle für den Klimaschutz
Nichtregierungsorganisationen schlagen Alarm angesichts unklarer Finanzzusagen der G20 vor UN-Gipfel
Von Armin Osmanovic, Johannesburg *
Kurz vor Beginn der 17. UN-Klimakonferenz,
die Ende November in
Durban beginnt, will Gastgeber Südafrika
seine guten Absichten zeigen.
Mit Südafrikas neuer Klimapolitik
sind viele Vertreter von Nichtregierungsorganisationen
(NRO) zufrieden.
Das kürzlich veröffentlichte
Weißbuch der Regierung
setzt bei den Kohlendioxidemissionen
klare Reduktionsziele für jeden
Wirtschaftsbereich. Auch eine
C02-Steuer soll schnellstmöglich
eingeführt werden, um das nationale
Ziel – 34 Prozent weniger klimaschädliche
Emissionen bis
2020 – zu erreichen.
Dennoch müsse Südafrika, so
NRO-Vertreter, weit mehr tun. Vor
allem der Bau neuer Kohlekraftwerke
ist den Vertretern der Zivilgesellschaft
ein Dorn im Auge.
Südafrika investiert derzeit mit
Hilfe von Weltbankkrediten in Höhe
von 3,75 Milliarden US-Dollar
in den Bau zweier Kraftwerke. Darüber
hinaus verfolgt das Land
auch den massiven Ausbau der
Atomkraft.
Widerstand gegen die klimapolitischen
Ziele der Regierung
kommt vor allem von energieintensiven
Industrieunternehmen.
Diese befürchten den Verlust von
Arbeitsplätzen durch steigende
Energiekosten in Folge einer Kohlendioxidsteuer.
Die Klimakonferenz, die vom
28. November bis zum 8. Dezember
in Durban stattfindet, soll mehr
Gäste als die Fußballweltmeisterschaft
in die Stadt bringen. Rund
320 Millionen Rand (32 Millionen
Euro) sind für die Großveranstaltung
veranschlagt, wovon der
Gastgeber rund zwei Drittel trägt.
Ein Nachfolgeabkommen zum
Kyoto-Protokoll, das international
verbindliche Regeln für eine dauerhafte
Reduktion der klimaschädlichen
Gase setzt und 2012
ausläuft, wird von den meisten
Experten als Ergebnis von Durban
nicht mehr erwartet. Südafrikas
Chefunterhändler Alf Wills erhofft
sich jedoch einen Schritt hin zu einem
solchen neuen Abkommen,
das auf einer der nächsten Klimakonferenzen
der Vereinten Nationen
beschlossen werden könnte.
NRO befürchten, dass auch der
Gipfel in Durban ohne nennenswertes
Ergebnis bleiben wird. Sie
schlagen angesichts fehlender finanzieller
Zusagen der großen
Geber für den internationalen Klimafonds
Alarm, aus dem Klimaschutzmaßnahmen
in den armen
Ländern der Welt finanziert werden
sollen. In Kopenhagen hatten
sich die Führer der G20-Staaten
auf eine Gesamtsumme von 100
Milliarden US-Dollar pro Jahr bis
2020 verständigt. Greenpeace-Direktor
Kumi Naidoo vermisst indes
klare finanzielle Zusagen der einzelnen
G20-Staaten, die sich Anfang
November im französischen
Cannes getroffen hatten. Für Naidoo
ist der Fonds deshalb eine
»leere Hülle«. Einnahmen könnten
aus einer weltweiten Finanztransaktionssteuer
dort hineinfließen,
doch gegen diese wenden
sich immer noch mehrere Länder
wie die USA. In Cannes verständigten
sich die G20 darauf, neue
innovative Finanzmittel zu prüfen.
Neben der Finanztransaktionssteuer,
die etwa 60 Milliarden USDollar
pro Jahr bringen könnte,
zählt dazu auch eine Abgabe auf
den internationalen Schiffs- und
Luftverkehr. Hierdurch werden 40
Milliarden Dollar erwartet.
Enttäuscht zeigt sich Oxfam-
Direktor Jeremy Hobbs auch wegen
der Weigerung der G20, die
Subventionen für die Förderung
fossiler Energien schrittweise zu
beenden. Mit etwa 10 Milliarden
Dollar jährlich werden diese Energieträger
staatlicherseits unterstützt.
Gegenüber der südafrikanischen
Wochenzeitung »Mail &
Guardian« machte Hobbs klar, wie
wichtig die Konferenz in Durban
sein wird. Fortschritte in der Bekämpfung
des Klimawandels seien
dringender denn je, vor allem für
die besonders betroffenen armen
Menschen in Afrika.
* Aus: neues deutschland, 18. November 2011
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