Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Wird der Klimagipfel ein Erfolg?

Ein Kommentar von Franz Alt *

2010 wird das heißeste Jahr seit 1870. Das Eis in der Arktis und in Grönland schmilzt wesentlich schneller als es der Weltklimarat IPPC noch 2007 vorhergesagt hatte. Bis zum Ende unseres Jahrhunderts dürfte der Meeresspiegel um einen Meter gestiegen sein. Das ist eine existentielle Bedrohung von hunderten Millionen Menschen, die an der Küste oder auf kleinen Inseln leben. Malaria und Dengue-Fieber breiten sich aus, Fluten und Erdrutsche mehren sich. In Europa wird wahrscheinlich kein Gletscherüberleben. Klimaschutz dürfte eigentlich kein Experiment mehr bleiben, sondern als die große Menschheitsaufgabe des 21. Jahrhunderts verstanden werden.

Was muss eigentlich noch passieren bis die Welt und ihre Regierungen endlich aufwachen? Wie sieht die Chance aus, dass auf dem kommenden Weltklimagipfel, der jetzt im mexikanischen Cancun beginnt, endlich ein wirksames Klimaschutzabkommen zustande kommt?

Es ist wie immer auf diesen Konferenzen. Schon im Vorfeld wurde klar, dass Präsident Obama für eine wirkliche Klimapolitik in den USA keine Mehrheit erhält. Und solange die USA nicht mitmachen, sperren sich die Chinesen, zumal sie beim Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen noch weit hinter den USA zurückliegen.

Indiens Umweltminister Ramesh orientiert sich an China und wartet ebenfalls bis sich die USA endlich bewegen. Und auch die EU ist noch immer nicht bereit, verbindlich und ohne Bedingungen eine CO2-Reduktion von 30% bis 2020 gemessen an 1990 zuzusagen.

Wie soll in dieser Situation ein effektiver globaler Klimaschutz zustande kommen? Alle wissen, was sie tun – aber keiner tut, was er weiß. Jeder wartet bis der andere anfängt.

Und Deutschland?

Sind wir nicht vorbildliche Klimaschützer mit 28% weniger CO2 seit 1990? Deutschland, Dänemark und England könnten in der Tat die einzigen Staaten sein, die dank des Erneuerbaren Energien-Gesetzes und gesteigerter Energieeffizienz konkreten Klimaschutz vorweisen können. Das Ziel der Bundesregierung ist ja 40% weniger CO2 bis 2020.

Dieses Ziel könnte tatsächlich vorbildlich sein, wenn es die Bundesregierung nicht durch ihren törichten Beschluss über längere Laufzeiten der AKW selbst verwässert hätte. Durch AKW-Laufzeiten bis 2040 wird nämlich den Erneuerbaren Energien der Zugang zum Stromnetz unnötig erschwert.

Denn schon wollen viele Bundestagsabgeordnete der Koalition den Einspeise-Vorrang der Erneuerbaren Energien abschaffen, weil sie erkennen, dass wir in Deutschland nicht zu wenig, sondern zu viel Strom produzieren. 2009 hatten wir einen Stromüberschuss von 20%.

Es zeigt sich immer mehr, dass die Atomkraft keine „Brückentechnologie“ ist, sondern eine völlig unsinnige Bremse für den Ausbau der Erneuerbaren und damit auch eine Bremse beim Klimaschutz. Die Bundesrepublik war einmal Vorbild für Viele beim Klimaschutz, doch das ist nun vorbei.

Fest steht: Ohne Vorbilder wird sich die Welt in Cancun nicht bewegen. So ist zu erwarten, dass es auf einer Klimakonferenz wieder einmal nur einen effektiven Beschluss geben wird: Den Termin für die nächste Konferenz. Dieser ewige Konferenz-Zirkus belastet das Klima mehr als dass er ihm hilft.

* Quelle: Website "Sonnenseite"; www.sonnenseite.com


Zurück zur "Klima"-Seite

Zurück zur Homepage