Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Kein Vertrag in Cancún

Klimagipfel in Mexiko wird ohne verbindliches Abkommen bleiben

Auf dem Weltklimagipfel in zwei Monaten in Cancún (Mexiko) wird kein rechtlich bindendes Abkommen für den globalen Kampf gegen die Erderwärmung angestrebt. Dies erklärte UN-Klimachefin Figueres auf dem UN-Vorbereitungstreffen in der nordostchinesischen Stadt Tianjin.

Tianjin (dpa/ND). Die Chefbeauftragte der UNO für den Klimaschutz, Christiana Figueres, hat am Montag vor Journalisten allzu großen Erwartungen in das Cancún-Treffen eine Absage erteilt. Angesichts der Differenzen werde es lediglich darum gehen, »Eckpunkte« zu identifizieren, um eine Grundlage für einen Weltklimavertrag in der Zukunft zu schaffen.

Nach dem Beginn der sechstägigen Konferenz in Tianjin stellte die Klimachefin unter den Delegationen dennoch »ein Gefühl der Dringlichkeit« fest, Gemeinsamkeiten zu finden. Als »goldenen Schlüssel« für die Verhandlungen betrachtet Figueres die in Kopenhagen versprochene finanzielle Hilfe für die Entwicklungsländer, die daran die Ernsthaftigkeit der reichen Industrienationen messen.

Die Entwicklungsländer fordern mehr Transparenz über die Verwendung der zugesagten 30 Milliarden Dollar für die Anschubphase bis 2012. Auch dürfe das Geld nicht zulasten bestehender Programme gehen. Zu der letzten Verhandlungsrunde vor dem Weltklimagipfel sind bislang nach UN-Angaben mehr als 3000 Teilnehmer aus 177 Ländern nach Tianjin gereist. Es ist das erste Mal, dass eine UN-Klimakonferenz in China stattfindet. Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist vor den USA der größte Treibhausgasproduzent und Energieverbraucher.

Internationale Umweltschutzgruppen mahnten »mutige Schritte« für den Klimaschutz an. Es gebe eine »große Kluft« zwischen dem Mangel an politischer Führung und dem Willen der zunehmend besorgten Menschen in der Welt, endlich zu handeln, erklärte eine »TckTckTck« genannte internationale Koalition von regierungsunabhängigen Gruppen, Gewerkschaften und anderen Organisationen. Angesichts der bislang unzureichenden Zusagen forderte die Umweltorganisation Greenpeace weitergehende Beschränkungen der Treibhausgase durch die reichen Industrienationen.

«Solange sie nicht den Mut haben, drastische Grenzen für Umweltverschmutzung in ihren eigenen Ländern durchzusetzen und in saubere Energien zu investieren, werden sie nicht in der Lage sein, eine Vereinbarung zu unterschreiben», hieß es in einer Erklärung zum Auftakt. Die Regierungen müssten sich in Tianjin zur Fortsetzung der Begrenzungen durch das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verpflichten und entscheiden, welche Rechtsform ein Nachfolgeabkommen haben soll. Die »Schlupflöcher« in den Zusagen müssten geschlossen werden.

Die Industrieländer müssten zugeben, dass die bisherigen Versprechen den Klimawandel nicht stoppen könnten, forderte Greenpeace. Es müsse ferner Einigung auf konkrete Mechanismen für die Finanzierung des Klimaschutzes und die Hilfen für die Entwicklungsländer geben. Angesichts des Stillstandes der US-Klimapolitik durch den Widerstand im Kongress forderte Greenpeace ein Zeichen seitens der USA, dass sich der zweitgrößte Klimaemittent weiter den Verhandlungen verpflichtet fühle.

* Aus: Neues Deutschland, 5. Oktober 2010


Zurück zur "Klima"-Seite

Zurück zur Homepage