Klimakonferenz endet unverbindlich
Hauptsächlich Verfahrensfragen beraten *
Vier Monate nach dem enttäuschenden Klimagipfel von Kopenhagen keimt wenig
neue Hoffnung auf ein baldiges neues Weltklimaabkommen. Die Positionen
haben sich seither nicht
verändert und die Erfolgsaussichten neuer Verhandlungen bleiben
ungewiss. Auf der ersten UN-Konferenz
seit Kopenhagen ging es in Bonn vor allem darum, Vertrauen aufzubauen
und die
Marschrichtung festzulegen. Beides gelang nur begrenzt. Ein anderes
wichtiges Ziel hat die
dreitägige Konferenz gänzlich verfehlt: Eine Stimmung des Aufbruchs zu
schaffen.
Stattdessen stand einmal mehr das übliche lähmende Gezerre um
Verfahrensfragen im
Vordergrund. Der Schock von Kopenhagen ist noch nicht überwunden. Wie es
weitergehen soll, ist
kaum geklärt. Ob vereinbarte zusätzliche UN-Konferenzen zu besseren
Lösungen führen, bleibt
fraglich.
Bereits jetzt signalisierten viele Delegierte: Auch beim nächsten
Weltklimagipfel im
November/Dezember 2010 in Cancún (Mexiko) wird es kein neues Abkommen
geben. Deshalb
richten sich die Augen schon auf den Gipfel Ende 2011 in Südafrika. Der
Chef des UNKlimasekretariats,
Yvo de Boer, dämpfte die Erwartungen selbst. Für ihn geht es zunächst einmal
darum, in Cancún eine »funktionierende Architektur« hinzubekommen, über
ein verbindliches
Abkommen könne man sich danach Gedanken machen.
Uneinigkeit besteht vor allem darin, was weitere Verhandlungsgrundlage
sein soll. Die USA sagten
in Bonn, auf der von ihnen maßgeblich initiierten Kopenhagener Erklärung
könne aufgebaut werden.
US-Delegationsleiter Jonathan Pershing sagte, die USA seien nicht gegen
ein rechtlich verbindliches
Abkommen, wenn es »zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern
ausgewogen« sei,
betonte Pershing. Die USA hatten am Kyotoprotokoll vor allem kritisiert,
dass Schwellenländer mit
hohen Treibhausgasemissionen nicht einbezogen waren.
Die Bonner Konferenz machte einmal mehr deutlich, wie schwierig es ist,
die Staatengemeinschaft
unter UN-Dach auf einen Nenner zu bringen. Argwöhnisch wird aber vor
allem von den ärmeren
Ländern jede Initiative verfolgt, internationale Klimapolitik außerhalb
der UNO machen zu wollen.
In Kopenhagen hatte man sich auf das vage Ziel verständigt, die
Erderwärmung auf zwei Grad
Celsius zu begrenzen. Die Festschreibung des genauen Erreichens dieses
Ziels dürfte noch länger
einer der Kernstreitpunkte bleiben. Ein Fortschritt und konkretes
Folgeergebnis von Kopenhagen ist
es, dass inzwischen 74 Länder freiwillig nationale Klimaschutzziele
vorgelegt haben.
* Aus: Neues Deutschland, 13. April 2010
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