Weltweiter Einsatz für den Klimaschutz
Enttäuschung über UN-Konferenz / Zehntausende beteiligten sich an globalem Klima-Aktionstag
Am Samstag (9. Okt.) endete im chinesischen Tianjin die Vorbereitungskonferenz zum UN-Klimagipfel. Tagungsteilnehmer und Umweltschützer zeigten sich
enttäuscht. Ein glober Klima-Aktionstag machte am Sonntag auf die
Gefahren des Klimawandels aufmerksam.
Sechs Tage lang versuchten 3000 Teilnehmer aus 177 Ländern sich
zumindest auf einzelne Punkte für ein Paket zum Klimaschutz zu einigen.
Zum Abschluss der Vorbereitungskonferenz traten erneut die Differenzen
zwischen den USA und China, den beiden größten Klimasündern, offen zu
Tage. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, Fortschritte zu
verhindern. US-Unterhändler Jonathan Pershing warnte, dass China mit
seiner Weigerung, den Ausstoß an klimaschädlichem CO2 zu verringern, ein
Vorankommen auf dem Weg zu einem Nachfolge-Abkommen für das 2012
auslaufende Kyoto-Protokoll gefährde. Auch Entwicklungsländer müssten
ihre Treibhausgasemissionen senken, sagte er. China wiederum machte die
USA und andere Industrienationen für den Stillstand verantwortlich. Sie
müssten mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel unternehmen,
erklärte Pekings Vertreter Su Wei. »Es ist nicht fair, andere zu
kritisieren, wenn man selbst nicht genug unternimmt.«
UN-Klimachefin Christiana Figueres zeigte sich dennoch optimistisch. Das
Treffen in Tianjin habe die internationale Gemeinschaft »näher zu
strukturierten Entscheidungen« gebracht, sagte Figueres. Sie sei
zuversichtlich, dass sich die Industrienationen auf dem Weltklimagipfel
im mexikanischen Cancún auf einen Plan zur finanziellen Unterstützung
von ärmeren Ländern beim Klimaschutz einigen würden.
Umweltschützer bemängelten hingegen den Stillstand der Verhandlungen.
»Die Regierungen sollten im Blick haben, was sie für den Klimaschutz tun
können, und nicht was der Prozess ihnen bringen kann«, kritisierte der
politische Direktor von Greenpeace, Wendel Trio. Bei einem globalen
Klima-Aktionstag forderten am Sonntag (10. Okt.) zehntausende Menschen in der
ganzen Welt mit tausenden Aktionen einen stärkeren Einsatz für den
Klimaschutz. An dem Aktionstag, der von Umweltschutzgruppen wie 350.org
veranstaltet wurde, beteiligten sich 188 Länder. In Peking sammelten
hunderte Freiwillige Müll. In der philippinischen Hauptstadt Manila
beteiligen sich tausende Menschen an einem Lauf, um auf die
Verschmutzung des Flusses Pasig aufmerksam zu machen. Auf kleineren
Pazifikinseln wurden Bäume gepflanzt und Fahrradtouren organisiert. In
Barcelona war ein Musikfestival geplant, dessen Strom mit Fahrrädern
erzeugt werden sollte.
»Die Menschen sind bereit, die Klimakrise anzupacken – und sie erwarten,
dass auch ihre Regierungen endlich ernsthaft handeln«, erklärte die
Europa-Koordinatorin von 350.org, Diana Vogtel. Das Netzwerk ist nach
der für den Menschen sicheren Obergrenze von CO2 in der Atmosphäre
benannt. Derzeit liegt der Wert bei etwa 390 ppm (Teilchen pro Million).
Die Zahl 350 spielte darum bei vielen Aktionen eine zentrale Rolle. In
Portugal rief die Umweltschutzorganisation Quercus zu einer Fahrradtour
auf, bei der sich die Teilnehmer am Ufer des Flusses Tejo in Form einer
350 aufstellen sollten. Auf einer früheren illegalen Deponie im Süden
des Landes sollten 350 Bäume gepflanzt werden. Auch in Deutschland gab
es rund hundert Klimaschutzaktionen.
* Aus: Neues Deutschland, 11. Oktober 2010
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