"Unsere Soldaten der Bundeswehr können sich auf die Militärgeistlichen beider Kirchen verlassen"
Gemeinsame Erklärung des ev. und des kath. Militärbischofs: Zum Einsatz deutscher Soldaten in der Terrorismusbekämpfung
Im Folgenden dokumentieren wir eine Presseerklärung der beiden christlichen Militärbischöfe vom 16. November 2001 zum am selben Tag vom Bundestag beschlossenen Bundeswehreinsatz in Afghanistan.
Deutsche Soldaten werden Verbände der USA und anderer
verbündeter Länder bei der militärischen Bekämpfung des
internationalen Terrorismus unterstützen. Regierung und Parlament
haben - nach der Entscheidung angemessenen Debatten -
entsprechende Beschlüsse gefasst. Das ist keine leichte Situation
für unser Land. Für die Soldaten kann es ein gefährlicher Einsatz
werden.
Jeder militärische Einsatz wirft schwierige ethische Fragen auf. Nach
den Beschlüssen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen stehen
die militärischen Maßnahmen auf einer sicheren völkerrechtlichen
Grundlage. Das ist für unsere Soldaten eine entscheidende Hilfe.
Die derzeitigen militärischen Aktionen richten sich nicht gegen das
Volk von Afghanistan, sondern gegen ein Unrechtsregime, das
Terroristen ausbildet und unterstützt, dazu die Bevölkerung
drangsaliert. Wichtige Machtzentren der Taliban sind bereits
gefallen. Jetzt kann die humanitäre Hilfe beginnen. Worten
müssen Taten folgen.
Die politischen und militärischen Führungen der eingesetzten
Streitkräfte brauchen weiterhin Augenmaß und Besonnenheit. Sie
müssen Sorge tragen dafür, dass die Zivilbevölkerung, so weit es
irgend geht, verschont wird. Die Anwendung militärischer Gewalt
muss auf ein unvermeidbares Maß begrenzt bleiben. Sie ist
ohnehin allein nicht in der Lage, die Menschen von der Geißel des
Terrorismus zu befreien. Politische Lösungen müssen im
Mittelpunkt stehen.
Alle – Politik, Militär, Medien, Öffentlichkeit – werden darauf achten,
dass die militärischen Maßnahmen ausschließlich der
Wiederherstellung eines gerechten Friedens dienen. Es darf von
keiner beteiligten Seite um Vergeltung und Machtgewinn gehen,
sondern um den Ausbau einer friedlichen internationalen Ordnung,
den Schutz der Menschenrechte und einen von wechselseitigem
Respekt getragenen Dialog der Kulturen und Religionen.
Unsere Soldaten der Bundeswehr können sich darauf verlassen,
dass Militärgeistliche beider Kirchen sie auch bei künftig notwendig
werdenden Einsätzen begleiten werden. Auch der
Familienangehörigen dieser Soldatinnen und Soldaten wird sich die
Militärseelsorge in besonderer Weise annehmen.
Wir laden die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ein, sich
zu Gottesdiensten und Andachten zu versammeln, den Herrn der
Welt im Gebet anzurufen, für Versöhnung, Gerechtigkeit und
Frieden einzutreten.
Der Apostel Paulus sagt uns: "Lass dich nicht vom Bösen
überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem."
Bonn/Berlin, den 16. November 2001
Bischof Dr. Hartmut Löwe, Evangelischer Militärbischof
Bischof Dr. Walter Mixa, Katholischer Militärbischof, Bischof von Eichstätt
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