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pax christi: "Völkerrecht statt Bomben"

Ein Krieg gegen den Irak vergrößert das Leid der Bevölkerung und gefährdet den Weltfrieden.

Anfang November tagte die Delegiertenversammlung von pax christi, der Friedensbewegung der katholischen Kirche, in Mainz. Dabei fasste sie einen einstimmigen Beschluss, in dem sie sich strikt gegen einen drohenden Irak-Krieg wendet. Wir dokumentieren die Resolution im Wortlaut.


pax christi schließt sich den weltweiten Protesten und insbesondere den vielen christlichen Stimmen in den USA sowie in Großbritannien gegen einen drohenden Krieg an und bekräftigt sein früher bereits geäußertes Nein zu einem Krieg gegen den Irak. Wir fordern alle friedenswilligen Menschen zum Widerstand gegen den bevorstehenden Krieg auf. Opfer eines Krieges ist zuerst und vor allem die Zivilbevölkerung. Die Menschen im Irak leiden bis heute an den Folgen des Krieges von 1991, der politischen Unterdrückung durch das Bath-Regime und an den Folgen eines unverhältnismäßigen UN-Embargos. Ein erneuter Krieg fügt so der Not leidenden Bevölkerung neues Unheil zu. Er vergrößert die Gefahr eines regionalen Krieges, in dessen Folge Atombomben und Massenvernichtungsmittel zum Einsatz gelangen können. Auch die technologisch hochwertigen Raketen der US-amerikanischen Armee werden nicht verhindern können, dass im Falle eines Angriffs der Irak seine Waffen zum Gegenschlag auf Israel einsetzen wird. Diese Ausweitung des Nahost-Konfliktes bedeutet gleichfalls die unmittelbare Gefahr einer Vertreibung der Palästinenser. Sie wird zu einem kriegerischen Flächenbrand in der Region beitragen mit nicht vorhersehbaren Folgen für den Weltfrieden.

Nach wochenlangem diplomatischen Ringen auf Ebene der Vereinten Nationen ist nun absehbar, dass der Sicherheitsrat in der Irak-Frage eine Resolution verabschieden wird, die zu einer nicht-militärischen Lösung des Konflikts aufruft. Trotz der deutlichen Stärkung diplomatischer Aktivitäten ist aber die Gefahr eines Krieges am Golf nicht gebannt. Die UN-Resolution verweigert den USA zwar eine Ermächtigung zum Krieg gegen den Irak, sie kann aber nicht ausschließen, dass die Regierung in Washington im Alleingang einen militärischen Schlag gegen den Irak führt.

pax christi ist sich der Gefahr bewusst, die von Massenvernichtungswaffen und Fernlenkraketen in den Händen diktatorischer Regime ausgeht. Diese Gefahr wird aber nicht durch Militärschläge gebannt, sondern kann nur durch eine international verantwortete Rüstungskontrolle und eine weltweite Ächtung aller ABC-Waffen wirksam bekämpft werden. Aktuell sind unter Führung der Vereinten Nationen Waffeninspektoren in den Irak zu entsenden. Deren Ergebnisse bieten die Möglichkeit, unter Wahrung des Völkerrechts zu einer wirksamen Begrenzung des Waffenarsenals des irakischen Regimes zu kommen.

Das hartnäckige Festhalten der US-amerikanischen Regierung an einem militärischen Schlag deutet deshalb daraufhin, dass es der Bush-Administration vor allem auch um die Behauptung geo-strategischer Interessen in der Region mit den weltweit größten Ölreserven geht. Die Hinweise verdichten sich, dass ebenfalls auch militärische Maßnahmen gegen den Iran geplant sind. Allen derartigen einseitigen machtpolitischen Strategien ist durch die internationale Staatengemeinschaft eine deutliche Absage zu erteilen. Frieden kann es in der Region nur geben, wenn die Interessen der Erdölförderländer mit denen der Industrienationen einvernehmlich gelöst werden können. Hierzu zählt auch der Aufbau regenerativer Energien in den hochtechnisierten Ländern.

pax christi begrüßt daher die Haltung der Bundesregierung gegen einen Krieg am Golf und sieht darin keine Beschädigung des deutsch amerikanischen Verhältnisses. Im Gegenteil: Das Erstarken der US-amerikanischen Friedensbewegung und ihre wachsende internationale Resonanz verdeutlichen, dass ein politischer Meinungsumschwung in den USA eingetreten ist und dass es gelingen kann, die Kräfte des Friedens auch innerhalb der transatlantischen Gemeinschaft so zu stärken, dass der bevorstehende Krieg und weiteres Unheil verhindert werden können.

Im Sinne einer politischen Lösung der Irak-Frage fordert pax christi die Bundesregierung deshalb auf, an der vor der Bundestagswahl eingenommenen Haltung gegen einen Krieg festzuhalten, die ABC-Spürpanzer der Bundeswehr aus Kuwait abzuziehen und allen Überlegungen zur logistischen und finanziellen Unterstützung eines US-amerikanischen Waffenganges gegen den Irak eine Absage zu erteilen.

(Einstimmiger Beschluss der pax christi-Delegiertenversammlung, Mainz, 3.11.2002)

Bad Vilbel, den 4.11.2002
Sekretariat der deutschen Sektion von pax christi, Postfach 1345, 61103 Bad Vilbel; Tel. 06101 - 2073,
E-mail: sekretariat@paxchristi.de


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