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Spirale der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche durchbrechen!

terre des hommes zum Weltkindertag 2000

Presseerklärung, Berlin/Osnabrück, 14. September 2000

Immer mehr Kinder weltweit werden Opfer von Gewalt oder greifen selbst zur Waffe, um ihre Überlebenschancen zu wahren. Kinder werden damit zunehmend Opfer und Täter zugleich. Auf diese Spirale der Gewalt wies Petra Boxler, Vorsitzende des entwicklungspolitischen Kinderhilfswerkes terre des hommes, gestern auf einer Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden Weltkindertages am 20. September hin. So seien in den letzten zehn Jahren rund zwei Millionen Kinder in bewaffneten Konflikten ums Leben gekommen und etwa sechs Millionen verletzt worden. Boxler bezeichnete die 90er Jahre als »Jahrzehnt des unerklärten Krieges gegen Kinder und Jugendliche«. Doch nicht nur diese Zahlen, sondern ebenso auch der gewandelte Charakter moderner Konflikte spiegeln nach Auffassung von terre des hommes dramatische Entwicklungen wider. In den vielen innerstaatlichen Konflikten, in denen auch rund 300.000 Kinder als Soldaten oder Guerilleros zwangsrekrutiert sind, verschwimme die Trennungslinie zu normaler Gewaltkriminalität zusehends. Immer mehr Kinder würden gewaltsam und auch durch das Vorbild der Altersgenossen und Erwachsenen dazu gebracht, sich an wahllosen Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung und wirtschaftlicher Ausplünderung ganzer Landstriche zu beteiligen. Die Verfügbarkeit von weltweit etwa 125 Millionen automatischen Kleinwaffen heize diese Art der Konflikte immer weiter an. Boxler bezeichnete es als Aufgabe von Hilfsorganisationen wie terre des hommes, derartige Spiralen der Gewalt zu durchbrechen und »Frieden, Verständigung und Dialog als Grundwerte bei der Erziehung von Kindern« zu fördern, wie dies die Abschlussdeklaration des UN-Kindergipfels vor genau zehn Jahren in New York gefordert hatte. Hierfür reichten jedoch Projekte der Hilfswerke allein nicht aus; gefragt seien auch politische Initiativen wie die Entlastung hochverschuldeter Länder und ein sofortiger Herstellungsstopp von Kleinwaffen.

Ulrich Tietze, Leiter des terre des hommes-Regionalbüros in Maputo/Mosambik, beschrieb die fatalen Auswirkungen des langjährigen Bürgerkrieges in Angola, der das gesamte südliche Afrika destabilisiere. Dies habe dazu geführt, dass die Chance auf eine Schulausbildung und einen Beruf für ein angolanisches Kind internationalen Statistiken zufolge weltweit am allergeringsten sei. So fördere terre des hommes in Namibia ein Schulprojekt für ehemalige angolanische Kindersoldaten und unterstütze in Angola verstärkt Aufklärungsprogramme zur Vermeidung von Minen-Unfällen. Doch auch andere Probleme wie die zunehmende Ausbreitung von AIDS und ein florierender Handel mit Kindern zwischen Mosambik und Südafrika stellten terre des hommes vor neue Herausforderungen. »Wir wollen deshalb unsere Arbeit im südlichen Afrika neu ausrichten und die Auswirkungen von Krieg und Gewalt auf Kinder und Jugendliche durch unsere Projektarbeit mildern, aber zugleich die Ursachen dieser Gewalt bekämpfen«, so Ulrich Tietze. Deshalb werde terre des hommes in den nächsten drei Jahren rund 900.000 Mark zusätzlich in die Projektarbeit investieren, sich aber auch an der Initiative zum Boykott so genannter »Blutdiamanten« beteiligen, durch deren Verkauf der angolanische Bürgerkrieg maßgeblich am Leben gehalten wird.

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