"Die Zivilisation ist zahlreich an Kulturen, aber letztendlich ist sie ein großes Ganzes, das nicht teilbar ist"
Rede des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Nagib Machfus und andere Beiträge zur Frankfurter Buchmesse
Am 5. Oktober wurde die Buchmesse 2004 in Frankfurt eröffnet. Ehrengast ist diesmal die Arabische Welt: Mit mehr als 200 Autoren aus der Arabischen Welt wird die bislang größte Delegation in der Historie der Gastländer der Frankfurter Buchmesse erwartet.
Dieter Schormann, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, ging in seiner Eröffnungsrede auf den "Ehrengast" ein:
"(...) In diesem Jahr sind wir besonders gespannt auf die Inhalte, die uns die Arabische Welt vorstellt. 17 Publikationen sind im vergangenen Jahr aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt worden, immerhin 70 Lizenzen für deutsche Bücher wurden in den arabischen Sprachraum verkauft. Das ist nicht viel. Damit liegt die Arabische Welt bei den Statistiken für Übersetzungen und Lizenzen im hinteren Viertel. Ganz sicher wird die Frankfurter Buchmesse mit ihrem diesjährigen Schwerpunkt ja dazu beitragen, dass der Kontakt enger wird.
Wir freuen uns jedenfalls auf arabische Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle, wir wollen unsere Gäste kennen lernen und mit ihnen in den kritischen Dialog der Kulturen eintreten. Das Verhältnis zur Arabischen Welt ist von Unkenntnis geprägt. Das wird sich durch die Frankfurter Buchmesse hoffentlich ändern. Denn ganz sicher werden sich uns in den nächsten Tagen unbekannte literarische Welten eröffnen. Und wir haben wieder die Chance, einen Nachbarn über seine Bücher – also: seine Ideen und Botschaften – kennen zu lernen.
Der französische Schriftsteller Marcel Prévost hat gesagt: 'Die Bekanntschaft mit einem einzigen guten Buch kann ein Leben ändern.' Auf der Buchmesse haben wir die Chance viele gute Bücher zu entdecken. Lassen Sie uns dieses Risiko eingehen!"
Im Folgenden dokumentieren wir die Rede des ägyptischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Nagib Machfus sowie im Anschluss daran die Rede von Amre Moussa, Generalsekretär der Liga der Arabischen Länder.
Nagib Machfus*
Literarischer Sprecher des Ehrengastes Arabische Welt
Ich will meine Worte mit einem Dankesgruß an Deutschland beginnen, das
Land, in dem Johann Gutenberg die Buchdruckkunst erfunden hat. Ohne
diese großartige Leistung würden wir das Buch nicht kennen, würden wir
uns heute nicht um das Buch scharen.
Es heißt, dass das Buch wegen der modernen Kommunikationsmittel in
unserem Leben bald nicht mehr existieren wird. Das elektronische Buch
soll die Quelle allen Wissens werden. Aber in Wahrheit ist es doch so, dass
das Buch, das der Leser in den Händen hält oder das neben seinem Bett
liegt, nicht durch das stundenlange Hocken vor dem Bildschirm ersetzt
werden kann.
Selbst wenn sich die Zeit des gedruckten Buchs zum Ende neigen sollte,
kann niemand leugnen, dass uns mit der Erfindung der Druckmaschine ein
großartiges Geschenk gemacht wurde. Die Maschine, die Johann
Gutenberg im Jahr 1450 erfand, blieb 500 Jahre lang bis ins zwanzigste
Jahrhundert die maßgebliche Technik für den Buchdruck, und zwar ohne
einschneidende Veränderungen zu erfahren.
Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Grund, um Deutschland einen
Dankesgruß zu übermitteln. Zu danken ist für die Wahl, die die Frankfurter
Buchmesse getroffen hat, nämlich in diesem Jahr zum ersten Mal die
arabische Welt des Buchs als Ehrengast zu präsentieren. Die arabische
Welt besitzt eine jahrhundertealte Kultur und Zivilisation. Da mag es einem
seltsam vorkommen, dass diese Wahl nicht schon früher einmal getroffen
wurde, vor allem deshalb, weil die arabische Welt und Deutschland
einander seit Jahrhunderten verbunden sind. In Deutschland hat sich eine
große Anzahl von Autoren um die arabische Welt verdient gemacht, und
arabische Geistesschaffende haben sich vornehmlich für Deutschland und
seine Kultur interessiert. Viele unserer Schriftsteller sind von den Größen
der deutschen Literatur und Philosophie geprägt worden, von Goethe,
Thomas Mann, Nietzsche, Schopenhauer, um nur einige herausragende
Persönlichkeiten zu nennen.
Musste es tatsächlich erst zu dieser bedauerlichen Konfrontation des
Okzidents mit dem arabisch-islamischen Orient kommen, damit wir uns
bewusst werden, wie wichtig es ist, unsere Beziehungen weiter zu pflegen?
Musste sich der Okzident erst in seiner Sicherheit vom Orient bedroht
fühlen, um sich erneut der Wiederentdeckung der islamischen Zivilisation
und arabischen Kultur zuzuwenden? Mussten die Araber erst das Gefühl
haben, dass die westlichen Medien tagtäglich ein verzerrtes Bild von ihnen
geben, um sich dazu durchzuringen, sich höchst persönlich darzustellen?
Was auch immer geschehen sein mag, wir haben mit dieser Begegnung
eine Etappe in unserer Geschichte erreicht, aus der wir im Interesse beider
Seiten den größtmöglichen Nutzen ziehen müssen. Lassen Sie mich in
diesem Sinne eine Antwort auf die Frage geben, die sich bestimmt viele
Menschen stellen, die die Frankfurter Buchmesse besuchen: Worin besteht
die arabische Kultur, und was sind ihre Quellen?
Die zeitgenössische arabische Kultur speist sich aus drei Quellen. Da sind
zum Ersten die alten Zivilisationen, die die arabische Region erfahren hat,
insbesondere das alte Ägypten und die Kultur des Zweistromlands im Irak,
aber natürlich auch die Kultur, die sich im Jemen entwickelt hat sowie die
der Assyrer und Akkader und vieler anderer.
Gemessen an anderen Kulturen der alten Welt ist die alte ägyptische Kultur
am stärksten von einer humanistischen Grundhaltung geprägt. Das
menschliche Leben war ihr heilig, und deshalb gab es auch, im Unterschied
zu anderen Zivilisationen, weder Sklaverei noch Rituale, bei denen
Menschen geopfert wurden. Die Liebe zum Leben, der Grad der Verehrung
des Lebens, ging so weit, dass das Bild des jenseitigen Lebens von dem des
irdischen Lebens geprägt war. Wer die Wandmalereien in den alten
ägyptischen Grabstätten aufmerksam betrachtet, wird auf der Stelle
begreifen, dass es sich hier um eine Kultur handelt, die nicht etwa den Tod,
wie manch ein flüchtiger Besucher meint, sondern das Leben als höchstes
Gut verehrt. Diese Wandmalereien stellen all jene Dinge dar, die mit dem
Toten in die andere Welt überführt werden sollen. Es sind irdische
Vergnügungen, die köstlichsten Früchte, die schönsten Tänzerinnen und
die feinsten Musikinstrumente zu sehen.
Wenn wir heute Deutschland dafür danken, dass es im fünfzehnten
Jahrhundert nach Christus den Buchdruck erfunden hat, wollen wir daran
erinnern, dass es die Zivilisation im Zweistromland war, die als Erste das
Alphabet einführte, und zwar Jahrtausende vor Christi Geburt. Es ist
äußerst bedauerlich, dass nun diese Region die Bühne für eine blutige
Konfrontation zwischen Orient und Okzident ist. Unsere jetzige Begegnung
trägt ganz gewiss zur Linderung dieser Konfrontation bei.
Die zweite Quelle, die die Kultur der arabischen Welt speist, ist der Islam,
jene Religion, die über ein gewaltiges Maß an Toleranz verfügt. Mit dieser
Religion schenkte Gott den arabischen Völkern eine Satzung von Werten,
die unsere gegenwärtige Identität prägen und zu denen die Freiheit gehört.
Die Formulierung "Es gibt keinen Gott außer Gott", auf die sich das
islamische Glaubensbekenntnis gründet, meint nichts anderes, als dass Gott
der alleinige Herrscher ist, sich also der Mensch über den Menschen nicht
als Herrscher erheben darf. Zu diesen Werten gehört auch die
Gleichberechtigung, denn alle Gläubigen, seien sie nun weiß oder schwarz
oder gelb, gehören der islamischen Gemeinschaft an, und zwar unabhängig
davon, welcher Herkunft sie sind. Ein weiterer Wert ist die Toleranz, dank
derer das islamische Reich ein Klima schuf, in dem sich christliche und
jüdische Gelehrte und Philosophen nicht nur wohl gefühlt haben, sondern
auch hohe Ämter einnahmen, wie zum Beispiel in Andalusien den Posten
des Ministerpräsidenten. Noch ein Wert muss genannt werden – die
Gerechtigkeit, die ein Grundprinzip darstellt. Es gibt zahlreiche historische
Überlieferungen, die davon berichten, dass Herrscher selbst zum Schaden
der Menschen, die ihnen am nächsten standen, ein gerechtes Urteil fällten.
Die dritte Quelle unserer arabischen Zivilisation ist die westliche
Zivilisation, die heutzutage sogar als einer der wesentlichsten Faktoren
unsere Gegenwart beeinflusst. Das betrifft nicht nur die Politik oder die
Wissenschaft, sondern auch Literatur und Kunst. Ein Ergebnis dieses
Reichtums besteht darin, dass die arabische Welt hier und da berühmte
Persönlichkeiten hervorbringt, auch wenn diese Region zu den Entwicklungsländern gehört und mit etlichen Schwierigkeiten zu kämpfen
hat. Viele arabische Menschen sind auf den unterschiedlichsten Gebieten
zu internationaler Anerkennung gelangt, angefangen bei Literatur, Film
und den andern Künsten bis hin zu Medizin, Mathematik und Astronomie.
Manche durften sogar höchste internationale Auszeichnungen
entgegennehmen.
Es zeigt sich also, dass dieser Andere, der Araber, dessen Wirklichkeit man
bei dieser Begegnung erkunden will, kein ganz Fremder ist.
Möglicherweise gibt es zwischen seiner und eurer Kultur Unterschiede,
aber er steht, wie ihr, für humanistische Werte und erhabene Grundsätze
ein. Das ist nicht verwunderlich, denn so wie die westliche Zivilisation
heute unsere arabische Zivilisation beeinflusst, hat die arabische
Zivilisation in der Vergangenheit die westliche Zivilisation beeinflusst. Die
menschheitliche Zivilisation ist zahlreich an Kulturen, aber letztendlich ist
sie ein großes Ganzes, das nicht teilbar ist.
* Die hier dokumentierte Rede verfasste der ägyptische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Nagib Machfus zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2004. Sie wurde in Frankfurt am Dienstagabend von Mohamed Salmawy, Chefredakteur der französischsprachigen Kairoer Wochenzeitung Al-Ahram, verlesen. Der 92 Jahre alte Machfus selbst konnte wegen seines Gesundheitszustands nicht zur Buchmesse reisen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Orient ist heute als Gast zu Ihnen gekommen, überbringt Ihnen
einen Teil seiner Kultur, seiner Literatur und seiner Künste – für eine
Begegnung mit dem Westen am Ufer der Bücher, eine Begegnung,
bei der Horizonte der Wissenschaft und die Kreativität der Künste
vorgestellt werden.
Ja, wir sind an den Augenblick der Begegnung gelangt, über den der
bekannte englische Dichter Rudyard Kipling sagte:
„Der Osten ist Osten, der Westen ist Westen und sie werden sich
niemals treffen“.
Vielleicht hatte Kipling nach der Logik seiner Zeit Recht, der Zeit
der europäischen Kolonialimperien, die einen wichtigen Bestandteil
der Geschichte des europäischen Kontinents darstellen – nun aber mit
ihren dunklen Seiten der Vergangenheit angehört. Dennoch hat sie
einige positive Errungenschaften hinterlassen. Denn es gab
Bemühungen einiger wissensdurstiger europäischer Denker, einen
Blick auf die Kultur des arabischen Orients zu werfen. In den
Errungenschaften jener Denker sahen wir zunächst einen
gemeinsamen Garten der Begegnung zwischen Orient und Okzident,
durch die Errichtung einer außerordentlich umfangreichen
Bibliothek, die sowohl wichtige gegenseitige Übersetzungen als auch
Orientstudien – und ich meine an dieser Stelle die sachlichen und
objektiven Studien – umfasste. Vor der Schwelle dieses Gartens
sollten die immer wieder aufgeflammten Wellen des Hasses beseitigt
werden, deren schlimmste Phase wir heute erleben. Ja, diese
Versuche waren nur wenige, aber dennoch waren sie für die
Entwicklung des Wissens der Menschheit von großer Bedeutung.
In diesem Zusammenhang möchte ich an die Begegnung der damals
jungen arabischen Kultur mit dem Westen in Andalusien im siebten
Jahrhundert erinnern, und an ihre Blüte, von der die ganze
Menschheit Nutzen erfuhr. Sie bildet ein musterhaftes Beispiel für
das Zusammenleben und die Brüderlichkeit der drei
monotheistischen Religionen, des Judentums, des Christentums und
des Islams.
Und lassen Sie uns den historischen Augenblick in Erinnerung rufen,
als der Westen die Quellen des Denkens, der Kultur und der
Wissenschaften des arabischen Orients entdeckte, als der Orient in
seiner Blüte während des Kalifats der Omajaden und Abbasiden die
Brücke der Kenntnis zwischen der Antike und Europa bildete. In
jener Zeit, in der Europa noch in einer dunklen Epoche tappte. Ihr
entsprang die europäische Renaissance im 16. Jahrhundert.
Und ich möchte, meine Damen und Herren, die Gelegenheit
ergreifen, um an den Moment zu erinnern, als der Westen eines der
brillanten literarischen Werke des arabischen Orients, nämlich
„Tausendundeine Nacht“ entdeckte, und dieses Werk im 19.
Jahrhundert breiten Einfluss auf die westliche Literatur zu nehmen
begann.
Bitte lassen sie mich auch an die junge Generation arabischer
Literaten, Wissenschaftler und Künstler erinnern, die das Mittelmeer
überquerte, um an Ihren Universitäten zu studieren und später mit der
Überzeugung von der engen Verbundenheit der beiden Ufer und der
Fruchtbarkeit beider Kulturen in ihre Heimatländer zurückkehrte.
Und ebenfalls an die große Anzahl von Ihren Studentinnen und
Studenten, die heute den Orient, seine Philosophien und seine
Sprachen sowohl an Ihren als auch an unseren Universitäten
studieren.
Außerdem sei an dieser Stelle an die Begegnung des großen
deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe mit der arabischen
Literatur erinnert. Dieser bedeutende Dichter, dem es gelang, aus
dem eigenen Ich herauszutreten und zum Anderen zu gehen, um
diesen Anderen kennen zu lernen, und seiner eigenen Gesellschaft in
„Faust“ sagte:
„Was kann die Welt mir wohl gewährn?
Entbehren sollst du!
Sollst entbehren!
Das ist der ewige Gesang,
der jedem an die Ohren klingt,
den, unser ganzes Leben lang, uns heiser
jede Stunde singt.“
Wie dringend notwendig brauchen wir heute diesen Gesang Goethes!
Wie dringend notwendig ist es heute, dass wir aus uns herausgehen,
in einer Zeit, in der wir immer mehr Fanatismus und Rassismus
gegenüber dem Anderen erfahren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren
Ihre Begegnung heute auf der Frankfurter Buchmesse mit der
arabischen und islamischen Kultur hat ihre Wurzeln auf dem
historischen Weg der fruchtbaren Beziehung zwischen dem Orient
und dem Okzident geschlagen, und nicht auf dem Weg der
Konfrontation zwischen uns oder des Kampfes unserer Kulturen.
Wir begegnen uns nicht auf dem Boden jener Vorstellung von einem
angeblich zwingenden Kampf der Kulturen. Unsere menschliche
Zivilisation bildet ein einziges Ganzes, obgleich in kultureller
Vielfalt und Differenz. So sind das islamische Kulturerbe, die
arabische Poesie vorislamischer Zeit, die Werke von Nagib
Machfouz, das Gedankengut von Taha Hussein, das literarische Werk
von Mai Ziyada, die Literaturkritik von Edward Said, die Gemälde
von Mahmoud Said, das künstlerische Erbe von Umm Kulthoum, die
Musik von Abdulwahab, die Stimme von Fairouz, das Gedicht von
Ahmed Shawqi und Nizar Qabani, die Verse von Al-Gawahiri und
die Gesänge von Abulkasim Aschabbi kulturelles Eigentum der
Menschheit im Westen wie im Orient, und ebenso sind die Werke
Shakespeares, die Malerien von Renoir, die Musik Wagners und die Symphonien Beethovens kulturelles Eigentum der Menschheit im Orient wie im Okzident.
Wir treffen uns heute hier, um einen neuen strahlenden Augenblick
in der Geschichte der Begegnung zwischen dem Orient und dem
Okzident zu gestalten. Ein Treffen zwischen dem islamischen Orient
samt seiner Kultur, dem arabischen Orient mit seinen Philosophien,
Geschichte und seiner Vielfalt aus dem Christen- und Judentum auf
der einen Seite, und dem christlichen Westen mit seinen
Wissenschaften und seinem technischen Fortschritt auf der anderen
Seite. Beide, der islamische Orient und der christliche Okzident,
glauben an ein und denselben Gott, dem keiner ebenbürtig ist. Diese
Begegnung bietet dem Westen eine Chance, einen Teil des
Kulturerbes des Orients, seine heiligen Schriften, seine Ikonen, seine
Gemälde aus verschiedenen Epochen kennen zu lernen. Wir hoffen,
dass es uns damit gelingt, auch die verirrten Köpfe von ihrer schiefen
Bahn zu retten, der Gewalt und dem Rassismus ein Ende zu setzen.
Wir hoffen, dass die Zeit der Finsternis zu Ende geht und Licht den
gemeinsamen Raum füllt. Niemand hat das Recht, unsere Hoffnung
in die Zukunft zu zerstören. Lassen wir die Vergangenheit und ihre
Politik Vergangenheit bleiben. Ich wundere mich über die
Bestrebungen mancher Kräfte, die Vergangenheit zur Gegenwart zu
erklären. Lassen Sie uns bitte gemeinsam gegen Gewalt, Finsternis
und Unterdrückung vorgehen. Und wer daran glaubt, mit diesen Mitteln könne man den Rest der Welt bezwingen, der irrt sich. Die
Gewalt und ihre Folgen verdorren den gemeinsamen Garten und
verwandeln ihn in ein wucherndes Dorngestrüpp.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Der große arabische Dichter Abbas Mahmoud Al-Aqqad beschrieb
vor noch nicht so vielen Jahren unsere Vorstellung vom Kulturerbe in
folgender Zeile:
Wenn eure Vorfahren eine große Bedeutung erlangten und ihr jedoch
keine, ist euer Stolz auf sie eine unwiderrufliche Schande auf eurer Seite.
Deshalb, meine Damen und Herren, überbringen wir Ihnen heute
nicht nur unser Kulturerbe von Ibn Khaldoun, Al-Kawakibi,
Averroes, Jaber Ben Hayan und Avicenna, sondern kommen zu Ihnen
mit neuen Generationen von Schriftstellern und Intellektuellen, die
Sie vielleicht zum ersten Mal kennen lernen. Wir laden Sie ein, mit
uns in diese reiche Welt der Künste einzutreten, die jenes Land, wo
die Zitronen blühen, darstellt. Wie Goethe sagte: „Kennst du das
Land, wo die Zitronen blühn?“
Wenn Sie einige unserer Blüten der Vergangenheit kennen, haben Sie
heute die Gelegenheit, den Duft unserer Rosen der Gegenwart
einzuatmen, die internationale Anerkennung erfuhren und mit drei
Nobelpreisen ausgezeichnet wurden.
Das ist unser Land, das Ihnen heute mit seiner islamischen
Zivilisation und arabischen Kultur begegnet. Lassen Sie uns
gemeinsam die Gelegenheit nutzen, unseren Garten zu begrünen und
mit Licht zu überfluten, damit dieser Anlass zu einem wichtigen
Meilenstein in unserer gemeinsamen Geschichte wird, damit die
Mauern fallen und der Osten den Westen trifft.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Quelle: Homepage der Frankfurter Buchmesse: www.buchmesse.de
Zurück zur Seite "Islam"
Zurück zur Homepage