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Afrika zuerst

Probleme des Kontinents im Zentrum der ersten Tage des Weltsozialforums. Evo Morales: Kapitalistisches System verantwortlich für ökologische und soziale Krise *

Die Debatte um Afrika und die Lage des Kontinents prägte den zweiten Tag des zehnten Weltsozialforums. Bereits auf der sonntäglichen Eröffnungsdemonstration durch die senegalesische Hauptstadt Dakar waren vielfach Forderungen von afrikanischen Teilnehmern zu lesen. So protestierte eine Delegation aus der von Marokko besetzten Westsahara gegen die anhaltende Unterdrückung und für das Selbstbestimmungsrecht des saharauischen Volks.

»Die Transparente, Sprechchöre und Gesänge der Demonstration haben vor allem die Probleme und sozialen Kämpfe des afrikanischen Kontinents verdeutlicht«, berichtete Hugo Braun, derzeit für das globalisierungskritische Netzwerk Attac Deutschland in Dakar. Unter anderem seien die Vertreter nordafrikanischer Aufstandsbewegungen begeistert gefeiert worden, andererseits waren »auch Rufe nach dem Rücktritt« des senegalesischen Präsidenten Abdou Laye Wade zu hören.

Massive Kritik wurde an den europäischen Regierungen sowie der Europäischen Union laut. »Das Verhältnis Europas zu den afrikanischen Staaten wird weiterhin als ein neokoloniales und von Ausbeutung geprägt wahrgenommen – zu Recht«, sagte Alexis Passadakis von Attac. So kritisierten Gruppen von Fischern auf Spruchbändern und in Sprechchören die Plünderung der Fischbestände an der westafrikanischen Küste durch die EU-Fischerei. »Auch die antidemokratische Stützung des Mubarak-Regimes in Eurogypten wurde lautstark angeprangert«, berichtete Passadakis weiter.

Die Eröffnungsrede am Sonntag (6. Feb.) hielt der bolivianische Präsident Evo Morales. Das kapitalistische System sei für die ökologische und soziale Krise verantwortlich, erklärte der und wies zugleich auf den Beitrag der sozialen Bewegungen zu den Veränderungen der politischen Machtverhältnisse in Lateinamerika hin.

Am Montag (7. Feb.) standen mit den Massenfluchten in Richtung Europa und deren Verhinderung durch das scharfe Grenzregime der EU-Spezialtruppe FRONTEX, mit der Ausplünderung der rohstoffreichen Regionen Afrikas und der Einflußnahme des Imperialismus auf die Entwicklung verschiedener Staaten wichtige Themen im Zentrum des »Afrika-Tags«. Unter anderem veranstaltete die Rosa-Luxemburg-Stiftung ein Seminar zu »Ressourcen, Vertreibung und Migration«. Aus Afrika seien Aktivisten aus 45 Ländern präsent, womit der Kontinent im Senegal »am stärksten beim WSF vertreten« sei, so Attac.

Insgesamt sollen bis Ende der Woche etwa tausend Veranstaltungen unter dem generellen Motto »Eine andere Welt ist möglich« im Senegal durchgeführt werden, von denen einige auch im Internet übertragen werden (Adresse siehe unten). Die Veranstalter gehen von Zehntausenden Teilnehmern aus, die zum Teil in Zelten auf dem Universitätsgelände Dakars untergebracht sind.

* Aus: junge Welt, 8. Februar 2011


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