Beim Weltwasserforum in Frankreich
wird einerseits das »Recht auf Wasser
für alle« propagiert, andererseits bereiten
Konzerne bereits die nächsten
Privatisierungen vor.
Alle drei Jahre lädt das Who is Who
der globalen Wasserwirtschaft
zum Stelldichein. Beim 6. Weltwasserforum
treffen seit Montag in
der französischen Hafenstadt
Marseille Experten aus Politik und
Industrie aufeinander. Noch bis
Ende der Woche beraten rund 140
Regierungsvertreter und 25 000
Fachleute und Lobbyisten aus über
180 Staaten über »Kreativität, Innovation,
Kompetenzen und
Know-how zugunsten des Wassers«. Die Ziele sind hochgesteckt –
man hat sich die Durchsetzung des
Rechts auf Wasser auf die Fahnen
geschrieben. 2010 erklärte die
UNO-Vollversammlung die Versorgung
mit dem kostbaren Nass
zum Grundrecht.
Der zum Auftakt vorgestellte
»Weltwasserbericht 2012« wartet
mit gemischten Nachrichten auf.
Seit 1990 haben über zwei Milliarden
Menschen Zugang zu Trinkwasser
erhalten, stellt das Papier
fest, über 89 Prozent der Menschheit
gelten damit als versorgt. 1,8
Milliarden Menschen wurden mit
Abwasserentsorgung ausgestattet
– damit sind es insgesamt 63 Prozent
der Weltbevölkerung. Die
Halbierung des Anteils von Personen
ohne ausreichenden Anschluss
an Trinkwasser und Sanitäranlagen
sei ein wichtiges Millenniums-
Entwicklungsziel, lobt
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
im Bericht das Engagement der
»Regierungschefs, öffentlicher und
privater Träger, Gemeinden und
Einzelpersonen«. Dennoch, gibt er
zu bedenken, würden weiter 780
Millionen weltweit zu wenig oder
schmutziges Wasser trinken. Noch
trüber sind die Aussichten bei den
Sanitäranlagen. 2,5 Milliarden
verfügen über keine oder mangelhafte
Versorgung, drei Viertel davon
auf dem Land. Über 15 Prozent
der Weltbevölkerung erledigen ihr
Geschäft unter freiem Himmel.
Dennoch ist das Event in Marseille
keine Benefizveranstaltung.
Es geht um knallharte Geschäfte,
um künftige Märkte. Gastgeber
Frankreich setzt traditionell auf die
private Wasserwirtschaft, seine
Unternehmen sind in Europa Spitzenreiter
für privatisierte Wasserversorgung.
Die von großen Banken
gestützten Veolia Water (Vivendi)
und Suez sind die weltgrößten
Wassermultis. Auf ausländische
Regierungen, vor allem in
Entwicklungsländern, wollen sie
Druck ausüben. Sie sollen ihre
Ressourcen für die Privaten öffnen.
Medienwirksam schlägt die
französische Nichtregierungsorganisation
»Solidarités International« Alarm. Wassermangel oder
schmutziges Wasser blieben
Haupttodesursache weltweit, die
meisten Opfer sind Kinder. »Sieben
Tote pro Minute«, berichtet
deren Präsident Alain Boinet und
fordert im Einklang mit den Konzernen
mehr öffentliche Gelder
und Regierungseffizienz.
Die Masche ist klar. Dezentralisierung
schwächt die Verantwortung
des Staates, Managementmethoden
sollen für Privatisierungen
fit machen, weiß Thomas
Fritz, Verfasser der Studie
»Schleichende Privatisierung«.
Kurzfristige Dienstleistungsverträge
seien der Einstieg in »Public
Private Partnerships«. Begleitet
von »Sektorreformen«, die ausländischen
Investoren durch
Schadenersatzansprüche und Gewinngarantien
Geschäftsrisiken
abnehme und der »Geberkoordinierung
« von Entwicklungshilfe
erhöhen sie den Druck auf Regierungen
in Afrika, Lateinamerika
und Asien, so Fritz. »Der selbst ernannte
Weltwasserrat und sein
Forum sind weder politisch, sie
repräsentieren nicht die Weltbevölkerung,
noch sind sie technisch
legitimiert. Ihre Bilanz ist in Bezug
auf die erklärten Ziele ein Fehlschlag
«, erklärt auch das alternative
Weltwasserforum FAME. Für
die Konzerne sei Wasser »eine
An einem öffentlichen Wasserhahn in Soweto (Südafrika) Foto: dpa/Jon Hrusa Ware, eine Quelle des Profits«.
Weltwasserbericht 2012: Kernaussagen
Wassermanagement stärker in die globale Politik integrieren
Von Lutz Möller und Farid Gardizi *
Die UNESCO hat am 12. März 2012 den vierten Weltwasserbericht vorgestellt. Verantwortlich für den Bericht ist das World Water Assessment Programm (WWAP), für das die UNESCO federführend ist. In dem globalen Programm zur Wasserbewertung arbeiten 19 UN-Organisationen mit der UNESCO zusammen. Das Thema des neuen Berichts lautet: "Wasserbewirtschaftung – Unsicherheiten und Risiken". Im Folgenden werden die Kernausagen wiedergegeben.
Nachhaltige Lösungen: Eine nachhaltige Nutzung des Wassers ist wesentlich für eine tragfähige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung weltweit. Wasser hat eine zentrale Bedeutung für Ernährung, Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und Energieerzeugung. Eine sinnvolle Wasserbewirtschaftung setzt daher sektorübergreifende Lösungen voraus. Die Nahrungskrise, die Energiekrise und der Klimawandel sind globale und zusammenhängende Probleme, die nur durch internationale Zusammenarbeit zu bewältigen sind. Koordinierte Ansätze der sektorübergreifenden Wasserbewirtschaftung verhindern, dass Fortschritte in einem Sektor nicht durch Rückschritte in anderen Sektoren zunichte gemacht werden. Rein sektorale Bewirtschaftungsstrategien sind weder nachhaltig noch erzeugen sie mehr Wohlstand.
Globaler Umweltwandel: In Zeiten des sich beschleunigenden globalen Wandels braucht der Wassersektor robuste Institutionen und klare regulative Vorgaben. Die politischen Strategien zu einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung müssen sich an geänderte Rahmenbedingungen anpassen. Regierungen müssen dem sektorübergreifenden Thema Wasser Priorität verschaffen, sowohl in der nationalen als auch in der internationalen Politik. Die Globalisierung schafft weltweite Abhängigkeiten: Wasser ist heute schon in vielen Weltregionen ein knappes Gut. Wasserarme Regionen werden ihren Bedarf künftig extern decken müssen. Bei der Nutzung der Wasserressourcen zur landwirtschaftlichen Produktion in Gebieten mit maximalem Ertrag wird es Kompromisse geben müssen.
Wasser in der Landwirtschaft
Nahrungsmittelsicherheit: Nahrung kann ohne Wasser nicht erzeugt werden. Folglich wird das meiste Wasser in der Landwirtschaft gebraucht. Global gesehen wird weniger als ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche bewässert, auf dieser Fläche werden aber 40 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion erzeugt. Der landwirtschaftliche Flächenertrag bei Bewässerung ist durchschnittlich 2,7-mal höher als bei Regenwassernutzung. Daher hat sich die bewässerte Fläche seit 1970 auf weltweit über 300 Millionen Hektar fast verdoppelt. Eine Vergrößerung dieser Fläche ist auch in Afrika südlich der Sahara und in Südamerika möglich, wo es keinen quantitativen Wassermangel gibt. Doch scheitert dies oft an mangelhaften Strategien und fehlenden Infrastrukturen im Wassersektor.
Wasserbedarf: Die Bewässerungslandwirtschaft beansprucht etwa 70 Prozent des Wasserbedarfs. Der Anteil der Industriestaaten an der Wassernutzung für die Landwirtschaft ist eher gering, in schnell wachsenden Ländern wie Indien kann der Anteil bis zu 90 Prozent betragen, in den am wenigsten entwickelten Ländern liegt der Anteil oft noch darüber. Zugleich wird bis 2050, bei einem Anstieg der Weltbevölkerung um zwei bis drei Milliarden Menschen, bis zu 70 Prozent mehr Nahrung benötigt. Wesentliche Stellschrauben sind die Verringerung der Verluste bei der Nahrungsmittelproduktion und im Handel sowie eine geringere Verschwendung von Lebensmitteln bei den Verbrauchern. Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen geht davon aus, dass trotz des steigenden Nahrungsbedarfs bis 2050 der Wasserbedarf in der Landwirtschaft nur um elf Prozent steigen wird, der Gesamtwasserbedarf um 20 Prozent. Allerdings entfällt der Großteil des Zuwachses auf Regionen, die heute schon an Wassermangel leiden. Die notwendigen Investitionen in Bewässerungssysteme, die dringend effizienter gestaltet werden müssen, sind vergleichsweise gering. Sie betragen laut Schätzungen zehn Milliarden US-Dollar, dies entspricht gerade mal einem Sechstel des globalen Mineralwassermarktes.
Grundwasserbelastung: Die Landwirtschaft, egal ob sie Nahrungsmittel oder Biokraftstoffe anbaut, trägt erheblich zur Verschlechterung der Wasserqualität bei. Nitrate sind die am meisten verbreiteten chemischen Schadstoffe im Grundwasser weltweit. Die USA und Westeuropa setzen im globalen Vergleich mengenmäßig am meisten Pestizide ein, Japan ist Spitzenreiter beim Pestizideinsatz pro Fläche. Die Nutztierhaltung ist gerade in Industrieländern eine der Ursachen erheblicher Umweltverschmutzung. In Ländern wie Brasilien werden riesige Flächen für die Nutztierhaltung abgeholzt. Sie ist für 18 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
Degradierte Böden: Durch die Ausweitung von Siedlungen und den Verlust fruchtbaren Bodens gehen jährlich etwa sechs Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren, das sind 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Humus. Die Gesamtfläche mit degradierten Böden ist inzwischen doppelt so groß wie China, teilweise sind diese Böden unwiderruflich geschädigt. Die Bodenqualität nimmt dabei nicht nur in Trockengebieten ab, sondern überraschend oft auch in feuchten Regionen. 1,5 Milliarden Menschen sind von dem Problem der degradierten Böden betroffen. 42 Prozent davon leben in den ärmsten Gebieten der Welt, jeweils ein Viertel dieser 1,5 Milliarden lebt in Indien und in Afrika südlich der Sahara.
Konsumverhalten: Noch stärkere Auswirkungen auf den Wasserverbrauch als das Bevölkerungswachstum hatten in den letzten Jahrzehnten die veränderten Nahrungsgewohnheiten: Wer Fleisch- und Milchprodukte konsumiert, verbraucht mehr Wasser als Menschen, die sich vor allem von Getreide oder Gemüse ernähren. Für die Herstellung von einem Kilogramm Reis werden 2.500 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter. Ein häufig übersehener Aspekt der Globalisierung ist, dass viele Industriestaaten ihren steigenden Ressourcenbedarf auf ärmere Länder abwälzen und somit dort ihren ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Zum Beispiel wurde für Großbritannien berechnet, dass 62 Prozent des genutzten Wassers als "virtuelles Wasser" in Form von Reis oder Fleisch importiert wird, nur 38 Prozent des in Großbritannien konsumierten Wassers stammt aus dem Land selbst.
Wasser und Energieerzeugung
Wasserkraft: Erneuerbare Energien werden immer wichtiger, um in der Zukunft den Energiebedarf zu decken. Der Gesamtenergiebedarf wird in den nächsten Jahren um 60 Prozent steigen. Wasserkraft ist mit einem Anteil von 15 Prozent an der gesamten Stromerzeugung weltweit die bedeutendste Form der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Man geht davon aus, dass die Strommenge aus Wasserkraft verdreifacht werden kann. Besonders in Afrika wird das Potenzial der Wasserkraft bislang kaum genutzt: Die Stromerzeugung aus Wasserkraft könnte in Afrika um das 20fache gesteigert werden. Die meisten Prognosen zum Ausbau der erneuerbaren Energien gehen jedoch davon aus, dass die Zuwachsraten bei Wind- und Solarenergie sowie der Photovoltaik deutlich größer sein werden. Diese Technologien haben außerdem den Vorteil, dass sie im Betrieb kaum Wasser verbrauchen, während in allen herkömmlichen Stromkraftwerken die Wasserkühlung unersetzlich ist.
Biotreibstoffe: Der Anbau von Biotreibstoffen braucht sehr viel Wasser: Selbst wenn in 20 Jahren nur fünf Prozent der Autos von Biokraftstoffen angetrieben werden, wären dafür 20 Prozent des in der Landwirtschaft eingesetzten Wassers erforderlich. Heute sind Brasilien, die USA und mit deutlichem Abstand die EU die wichtigsten Erzeuger von Biokraftstoffen. Biokraftstoffe sind ein relativ neuer Trend. Aber auch der älteste Energieträger Holz hat weiterhin große Bedeutung: Die Verwertung von Biomasse und Abfällen ist die wichtigste Quelle von erneuerbarer Energie mit 10 Prozent Gesamtanteil an der Energieerzeugung (d.h. nicht nur Strom).
Energiebedarf: Man geht davon aus, dass für die Energieerzeugung bis 2050 nur elf Prozent mehr Wasser benötigt werden – bei höherer Energieeffizienz könnte der Wasserverbrauch im Energiesektor sogar sinken. Umgekehrt wird für die Trinkwasserversorgung auch sehr viel Energie benötigt. Weltweit sind es zwischen 7 und 8 Prozent der insgesamt verbrauchten Energie. In Industrieländern kann der Anteil deutlich höher ausfallen. Die in wasserarmen Regionen verbreitete Entsalzung von Meerwasser verbraucht, auf den Lebenszyklus der Entsalzungsanlagen berechnet, mehr Energie als der Import von Wasser und sogar sechsmal mehr Energie als die Abwasserbehandlung.
Menschenrecht auf Wasser
Trinkwasser: Zwar haben 89 Prozent der Weltbevölkerung heute Zugang zu sauberem Trinkwasser. Damit ist eines der Millenniumsziele der Vereinten Nationen vor 2015 erreicht. Doch in vielen Entwicklungsländern ist das Problem weiter akut. Rund 884 Millionen Menschen haben nach wie vor kein sauberes Wasser (die Zahl im Weltwasserbericht beruft sich auf Zahlen von WHO und UNICEF aus dem Jahr 2010). Verunreinigtes Trinkwasser ist weltweit die Hauptursache für Cholera und Durchfallerkrankungen. Jedes Jahr sterben etwa 3,5 Millionen Menschen an den Folgen schlechter Wasserversorgung. Der schnelle Anstieg von Cholerafällen mit über 100.000 Todesopfern im letzten Jahrzehnt hängt mit einer unzureichenden Wasserversorgung zusammen.
Sanitäre Anlagen: Bei den sanitären Anlagen wird das Millenniumsziel der Vereinten Nationen bis 2015 nicht erreicht. 2,6 Milliarden Menschen verfügen heute über keine einfachen sanitären Anlagen. Nur 80 Prozent der städtischen Bevölkerung in Entwicklungsländern haben Zugang zu sanitären Anlagen. Gäbe es überall einfache sanitäre Anlagen und sauberes Trinkwasser, könnten neun von zehn Durchfallerkrankungen verhindert werden und damit zehn Prozent aller Erkrankungen weltweit.
Abwasser: Weltweit fließen 80 Prozent des städtischen Abwassers unbehandelt in Flüsse, Seen oder ins Meer, in Entwicklungsländern sind es bis zu 90 Prozent. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Ökosysteme, die wiederum entscheidend sind für die Wasserreinigung, Wasserzurückhaltung oder die Verhinderung von Erosion. Die "kostenlosen Dienstleistungen" von Ökosystemen lassen sich am Beispiel der tropischen Wälder verdeutlichen: Der Wert ihrer natürlichen Dienstleistungen allein für die Wasserversorgung wird auf über 7.000 Dollar pro Hektar beziffert - dies entspricht der Hälfte des gesamtwirtschaftlichen Wertes dieser Wälder.
Grundwasser: Die Grundwassermenge, die pro Jahr zur Wasserversorgung genutzt wird, beträgt 1.000 Kubikkilometer. Etwa ein Viertel des weltweit entnommenen Wassers ist Grundwasser, drei Viertel werden aus Flüssen und Seen entnommen. Zwei Drittel des entnommenen Grundwassers werden für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt, 22 Prozent von den Haushalten und 11 Prozent von der Industrie. Während sich die Trinkwasserversorgung in Europa zum größten Teil aus Oberflächenwasser speist, ist besonders in den ländlichen Gebieten Afrikas und Asiens das Grundwasser entscheidend für das Überleben von bis zu 1,5 Milliarden Menschen. Die Natur kann die Grundwasserentnahme durch Wiederauffüllung der Grundwasserleiter im Allgemeinen sehr schnell kompensieren. Wird die jährlich entnommene Grundwassermenge jedoch immer weiter gesteigert, hat dies eine Absenkung des Grundwasserspiegels zur Folge. In einigen Regionen hat die Absenkung des Grundwasserspiegels bereits heute ein dramatisches Ausmaß angenommen.
Internationale Zusammenarbeit
Grenzüberschreitende Wasserbewirtschaftung: Eine Kernaussage des Weltwasserberichts betrifft die Notwendigkeit internationaler und globaler Zusammenarbeit. Es gibt 276 grenzüberschreitende Flusseinzugsgebiete, an denen 148 Staaten Anteil haben. Bei über der Hälfte dieser Flussgebiete wurden bis heute keine internationalen Richtlinien zu ihrer Bewirtschaftung vereinbart. Die weltweit 273 grenzüberschreitend Grundwasserleiter erfordern ebenfalls eine intensiviere internationale Zusammenarbeit im Wassersektor. Die internationale Zusammenarbeit im Wassersektor hat aber auch Fortschritte erzielt: 450 internationale Abkommen wurden seit 1820 zur gemeinschaftlichen Fluss-Bewirtschaftung beschlossen. Viele Konflikte um Wasser konnten durch diese internationale Kooperation bewältigt werden.
Klimawandel: Die Weltbank hat 2010 prognostiziert, dass die Anpassung an einen Temperaturanstieg des Weltklimas um zwei Grad im Zeitraum 2020 bis 2050 zwischen 70 und 100 Milliarden Dollar jährlich kosten würde; 20 Prozent davon entfallen auf Maßnahmen zur Wasserversorgung oder zum Schutz vor Hochwasser.
Naturkatastrophen: Ohne internationale Zusammenarbeit gelingt meist auch die Bewältigung von Naturkatastrophen nicht. 90 Prozent aller Naturkatastrophen haben mit Wasser zu tun. Allein 2010 haben 373 Katastrophen fast 300.000 Todesopfer gefordert, fast 208 Millionen Menschen in Mitleidenschaft gezogen und fast 110 Milliarden Dollar gekostet. 70 Millionen Menschen waren von Hochwasser betroffen. Bis 2050 wird die Zahl der Menschen, die regelmäßig von Hochwasser bedroht sein werden, auf voraussichtlich zwei Milliarden ansteigen.
Wasser als Aufgabe der Politik
Millenniums-Entwicklungsziele: Der Weltwasserbericht unterstreicht die Notwendigkeit, das Thema Wasser stärker in die globale Politikgestaltung zu integrierten. Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2000 in der Millenniums-Erklärung als gemeinsames, verbindliches Ziel formuliert, die Zahl der Menschen, die über keinen nachhaltigen Zugang zu gesundem Trinkwasser verfügen, bis 2015 um die Hälfte zu reduzieren. Quantitativ wird dieses Ziel bis 2015 erreicht werden, aber nicht in Afrika und in Nahost. Das zweite Millenniums-Entwicklungsziel im Kontext der Wasserversorgung betrifft die Verbesserung des Zugangs zu sanitären Einrichtungen. Dieses Ziel wird weit verfehlt: Jeder zweite Mensch in Entwicklungsländern entbehrt selbst einfachste sanitäre Anlagen.
UN-Analyse: Einer 2011 durchgeführten Analyse der UN zufolge haben etwa zwei Drittel der 125 untersuchten Länder Ansätze eines sogenannten "integrierten Wassermanagements" (IWRM) entwickelt, wie es der Weltgipfel von Johannesburg 2002 gefordert hatte. Aber nur ein Drittel dieser 125 Länder setzt diese Ansätze auch tatsächlich um. Der Wassersektor hat in vielen Entwicklungsländern einen niedrigen politischen Stellenwert, zugleich sank der Anteil der Entwicklungshilfe für den Wassersektor seit 1997 von acht auf fünf Prozent.
* Website der Deutschen UNESCO-Kommission e.V., http://www.unesco.de
Hier geht es zur englischen Gesamtausgabe des Weltwasserberichts 2012:
www.unesco.org