Göttinger Friedenspreis 2002 für den Tübinger Theologen Prof. Dr. Hans Küng
Anerkennung für seine Stiftung Weltethos - Beitrag zum Menschheitsfrieden. Pressemitteilung
Mit dem Göttinger Friedenspreis 2002 wird der Tübinger Theologe Prof.
Dr. Hans
Küng mit seiner Stiftung Weltethos ausgezeichnet. Der Preis ist mit
5.000 Euro
dotiert und wird am 9. März 2002 zum vierten Mal vergeben, mit ihm soll
die
Konflikt- und Friedensforschung gefördert werden. Der Göttinger
Friedenspreis
wird von der Stiftung Dr. Roland Röhl (Göttingen) verliehen.
Hans Küng, geboren 1928 in Sursee, kämpft seit Jahrzehnten für Reformen
innerhalb der katholischen Kirche. Sein Weg als Theologe begann in Rom,
wo er
1948 als Zwanzigjähriger das Studium an der Päpstlichen Universität
Gregoriana
aufnahm. 1954 wurde er zum Priester geweiht, 1955 reichte er seine
Lizentiatsarbeit ein, die bereits ein bezeichnendes Licht auf seinen
weiteren
theologischen Weg warf: Als Thema hatte er einen Vergleich zwischen der
Rechtfertigungslehre des protestantischen Theologen Karl Barth und der
katholischen Sicht dieses Problems gewählt.
Die Arbeit löste in Rom Irriationen aus, nur die Fürsprache hoher
geistlicher
Würdenträger verhinderte, daß Küngs erste große wissenschaftliche
Veröffentlichung auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde. Nach
Abschluß seiner Dissertation ging Küng 1957 als Seelsorger zurück in die
Schweiz, bereits 1960 erhielt der damals 32jährige einen Ruf als
ordentlicher
Professor für Fundamentaltheologie an die Universität Tübingen. 1963
wechselte
er auf den Lehrstuhl für Dogmatik und ökumenische Theologie. Ein Jahr
zuvor
bereits war er in den Kreis der offiziellen theologischen Berater für
das Zweite
Vatikanische Konzil berufen worden.
In seinen Schriften zeigte er sich als Querdenker, der überkommene
Strukturen in
Frage stellte. Küngs Bücher beschäftigten seit dem Ende der sechziger
Jahre die
Glaubenskongregration, die in einigen seiner Thesen die Lehre der Kirche
gefährdet sah. 1979 wurde ihm die kirchliche Lehrbefugnis entzogen, sein
Lehrstuhl wurde aus der Katholisch-theologischen Fakultät ausgegliedert
und
direkt dem Präsidenten und dem Senat der Universität Tübingen
unterstellt.
Hans Küng befasst sich seit einigen Jahren intensiv mit ethischen
Fragen. Er
fragt in seinen neuesten Büchern zum Projekt «Weltethos» nach einem
gemeinsamen
Koordinatensystem aller Völker und Religionen. Kernaussage ist die Idee,
daß die
Religionen nur dann einen Beitrag zum Menschheitsfrieden leisten können,
wenn es
möglich ist, ein gemeinsames Ethos zu finden, einen Grundkonsens von
Werten,
Normen und Grundhaltungen.
Der Göttinger Friedenspreis will an den Göttinger
Wissenschaftsjournalisten
Roland Röhl erinnern. Röhl war am 24. Dezember 1997 an Krebs gestorben,
er hatte
in seinem Testament verfügt, daß sein Nachlaß für die Bildung des
Stiftungsvermögens verwendet wird. Der promovierte Chemiker, der als
Forschungsstipendiat unter dem Nobelpreisträger Prof. Manfred Eigen
gearbeitet
hatte, befaßte sich als Journalist vor allem mit Fragen der
Sicherheitspolitik
sowie der Konflikt und Friedensforschung.
Nachfragen bitte an
Klaus Riechel, c/o: NDR Göttingen, Tel.: 05515175018
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