IPPNW vergibt Clara-Immerwahr-Auszeichnung an Heinz Loquai
"Nachdrückliches und beharrliches Engagement" gewürdigt
Am 24. März 2001, dem 2. Jahrestag des Beginns des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien vergibt die IPPNW in einer Feierstunde den Clara-Immerwahr-Preis an den ehamligen Brigadegeneral Heinz Loquai. Geehrt wird er für sein Verhalten während und nach dem Kosovo-Krieg. Eine Würdigung seiner Person folgt im Anschluss (Verfasser: Jörn Heher) und weiter unten gibt es noch Informationen über die Bedeutung des Preises und die Person der Namensgeberin der Auszeichnung. Die Informationen haben wir der Homepage der IPPNW entnommen (www.ippnw.de). Wir gratulieren dem Preisträger von ganzem Herzen. Er hat sich in der Friedensbewegung einen guten Namen gemacht. Für viele unvergessen sein Auftritt während des letzten Friedensratschlags in Kassel (Dezember 2000).
Am 24.März 1999 wurde Dr.Heinz Loquai nach Erreichen der Altersgrenze als
Brigadegeneral zusammen mit anderen hochrangigen Offizieren in den Ruhestand
versetzt. Im Verteidigungsministerium in Bonn wurde ihm die Entlassungsurkunde
ausgehändigt. Nach 39 Dienstjahren wäre er gern in dem Bewusstsein
ausgeschieden, mit der Bundeswehr Krieg verhindert zu haben. Nun jedoch war am
selben Tag die Entscheidung zum ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr gefallen,
zum Angriffskrieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Die Atmosphäre bei
diesem Abschied war gespannt und bedrückend. Bis zuletzt hatte man auf eine
friedliche Lösung gehofft. Doch die Politik hatte versagt. Gefühle der Hilflosigkeit und
des Fatalismus mischten sich in die Sorge, was nun geschehen würde.
Marschmusik ertönte. Am Abend würden die ersten Luftangriffe beginnen.
Anschließend fuhr Loquai nach Wien zurück, um dort Abschied zu nehmen von
seiner letzten Dienststelle, der OSZE. "Wie lange wird die NATO bis zu einem
militärischen Erfolg brauchen?" Diese Frage wurde dem Luftwaffenoffizier dort oft
gestellt, und Loquai wusste nur eine desillusionierende Antwort: Schon als
Fahnenjunker lerne man, dass ein Luftkrieg ohne Bodentruppen lange dauere;
Monate zumindest. In Brüssel bei der NATO, so erfuhr er, sei die Stimmung sehr
schlecht, man handele dort nach dem Motto "Augen zu und durch".
Heinz Loquai, Vater von drei heute erwachsenen Töchtern, ist gelernter
Industriekaufmann, als er 1959 in die Luftwaffe als Wehrpflichtiger eintritt. Er
entscheidet sich für eine Bundeswehr-Laufbahn und wird Fernmeldeoffizier. Von 1968
bis 1973 ermöglicht ihm die Bundeswehr das Studium der Volkswirtschaft
sozialwissenschaftlicher Richtung an der Universität Köln. Anschließend absolviert er
die Generalstabsausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.
Dort lehrt er ab 1975 als Dozent für Betriebs- und Organisationswissenschaften und
promoviert daneben in Soziologie an der Hamburger Universität. Es folgen ab 1980
sechs Jahre im Bundesministerium der Verteidigung, dann wird er Referatsleiter für
Nuklearpolitik bei der deutschen NATO-Vertretung. 1989 bis 1991 ist er Chef des
Stabes und stellvertretender Divisionskommandeur. Nach den dramatischen
weltpolitischen Veränderungen folgt ein Wechsel in Loquais Tätigkeit. Er leitet nun
das Zentrum für Verifikationsaufgaben (Abrüstungskontrolle) der Bundeswehr und ab
1995 den militärischen Teil der deutschen OSZE-Vertretung in Wien.
Nach seiner Pensionierung wird Loquai von der OSZE gerufen, er wird dort "Berater
bei den Verhandlungen über militärische vertrauens- und sicherheitsbildende
Maßnahmen für Südosteuropa (Balkan)". Als sein Halbjahresvertrag zum 31.7.2000
auslaufen soll, möchte die OSZE ihn verlängern. Loquai stimmt zu. Das Auswärtige
Amt erhebt keine Einwände. Das Verteidigungsministerium jedoch versagt seine
Einwilligung. Warum?
Lange vor Beginn des "Kosovo-Kriegs" war Loquai zu einem Vortrag über die OSZE
vor der "Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik" in Bonn eingeladen worden.
Bei der Veranstaltung im April 1999 konnte er sich nun der aktuellen Entwicklung
nicht entziehen. Er wollte das auch nicht. Hatte er doch mit Bestürzung die
abendlichen Sondersendungen über den Krieg verfolgt, entrüstet über die Verbiegung
von Tatsachen, die oberflächliche Lässigkeit vieler Kommentare, und über den
verbreiteten Zynismus. Über den NATO-Sprecher Shea zum Beispiel, der den Begriff
"Kollateralschäden" für Menschenopfer prägte, der von einem "legitimen Ziel" sprach,
als bei einem versehentlichen Angriff auf einen albanischen Flüchtlingstreck 70
Menschen ihr Leben verloren. Loquai berichtete über die OSZE-Mission im Kosovo
zur Verifikation der UN-Resolutionen und sprach offen über seine Beurteilung des
Kriegseinsatzes. Bei der anschließenden Diskussion des wesentlich aus Offizieren
bestehenden Auditoriums ging es hoch her. Im "Bonner Generalanzeiger" erschien
ein Artikel über die Veranstaltung. Loquai wurde darin u.a. zitiert: Das politische Ziel,
die Menschenrechte durchzusetzen, sei mit einem Luftkrieg nicht zu erzwingen. Es
seien Zweifel angebracht, ob es den USA darum gehe, den Menschen zu helfen,
oder nicht eher um ein Signal der "Glaubwürdigkeit" und Vorrangstellung der NATO.
Serbische Verbrechen im Kosovo seien nicht zu bestreiten, doch sei dies nicht das
ganze Bild. Schon die Suspendierung der OSZE-Mitgliedschaft Jugoslawiens 1992
sei ein Verstoß wider den Geist von Helsinki gewesen. Die Schlussakte und deren
Bekräftigung durch die Charta von Paris 1990 schrieben ausdrücklich vor, dass alle
Konflikte am Verhandlungstisch zu lösen seien. Dies setze aber die Teilnahme der
Konfliktparteien voraus.
Loquai äußerte sich ähnlich in einem Beitrag der NDR-Sendung "Streitkräfte und
Strategien". Auf Anregung von Professor Dieter Lutz vom Hamburger "Institut für
Friedensforschung und Strategie" verfasste er bis Herbst 1999 eine Studie zum
Kosovo-Krieg. Die Reaktion von Prof.Lutz: Das muss als Buch veröffentlicht werden!
Es erschien zum 24.März 2000, ein Jahr nach Beginn der NATO-Bombardierung. Der
Titel: "Der Kosovo-Konflikt - Wege in einen vermeidbaren Krieg, Die Zeit von Ende
November 1997 bis März 1999", Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 183 S.,
ISBN 3-7890-6681-8.
Bewusst ist das Buch hier genau bezeichnet. Denn den Vielen, die hierzulande
Zweifel am Krieg gegen Jugoslawien plagen, die offene Fragen oder auch
Pauschalurteile mit sich herumtragen, ihnen allen hilft das Buch als Quelle, die
Wirklichkeit in den Fakten zu finden. Hier macht ein Unbestechlicher, der
wissenschaftlich arbeiten kann, sorgfältig, sachkundig und sachlich, in sprachlicher
Klarheit und übersichtlicher Gliederung der Öffentlichkeit bekannt, wie es zum ersten
Kriegseinsatz der Bundeswehr kam; der Öffentlichkeit, die damals eher
desinformiert, ja aufgehetzt wurde. "Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit" heißt es.
Hier ist zu lernen: Die Wahrheit stirbt weit vor dem Krieg, sonst wäre er in der
Demokratie nicht möglich.
Loquai verwendet Informationen, Meldungen, Lageberichte, wie sie ihm bei der
OSZE, wie sie aber gleichermaßen den Ministern und den Mitgliedern des
Auswärtigen- und des Verteidigungsausschusses zur Verfügung standen. Deren
Darstellungen über den Kosovo wichen gleichwohl erheblich davon ab, aggravierten
die Lage, waren einseitig und mit den Tatsachen nicht zu rechtfertigen. Bedachte
und warnende Beiträge im Bundestag, etwa von Burkhard Hirsch, Willy Wimmer,
Gregor Gysi und Hans-Christian Ströbele hebt Loquai hervor. Er konzediert der
Regierung und dem Parlament besondere Schwierigkeiten durch den
Regierungswechsel im Herbst 1998, durch Vorentscheidungen der alten Regierung
und durch den hohen Druck aus der NATO, sich bündnistreu zu erweisen.
Diese Fairness hätte eine Brücke sein können für Gedankenaustausch, für fruchtbare
Diskussion und Suche nach neuen Wegen. Aus Ministerien ist bisher jedoch
niemand in irgendeiner Form auf Loquai zugekommen, im Gegenteil.
Interviews zu seinem Buch in den Medien lehnte Loquai zunächst mit dem Hinweis
ab, er wolle über das Geschriebene hinaus keine Interpretationen geben. Dann sagte
Minister Scharping in einem Interview, was Loquai in seinem Buch zum
"Hufeisenplan"(*) sage, sei falsch. Wer dies nicht erkennen wolle, sei "ahnungslos"
oder "böswillig". Wenig später in der Bundestagssitzung am 5. April 2000
gebrauchten die Minister Scharping und Fischer für ihre Kritiker die Worte bösartig,
böswillig, naiv, dumm und ähnliche. Loquai sah nun seinen persönlichen
Verteidigungsfall eingetreten, und stimmte einem Interview im ARD-Magazin
"Panorama" zu.
(*)Anfang April 1999, kurz nach Beginn der NATO-Bombardierungen also, stellte die
Bundesregierung den "Hufeisenplan" vor. Sie gab an, es handle sich dabei um einen
von der serbischen Führung ausgearbeiteten Operationsplan mit dem Ziel, die
gesamte albanisch-stämmige Bevölkerung aus dem Kosovo zu vertreiben. Für die
Existenz eines solchen Plans gibt es bis heute keine Beweise.
Prompte Reaktion im Verteidigungsministerium, als "Panorama" um eine
Stellungnahme zu Loquais Veröffentlichung bat, war, Loquais Entfernung aus der
OSZE vorzubereiten, ohne noch den Inhalt der Sendung zu kennen. Loquai wurde
nicht angehört, wie es die Grundsätze der Inneren Führung gebieten, wie es aber
auch schon der normale Umgang erfordert hätte.
Von Offizieren der Bundeswehr erhält Loquai ein geteiltes Echo. Manche ermutigen
ihn, suchen die Diskussion bei Seminaren und Vorträgen. Andere, die im Kosovo im
Einsatz waren, bestätigen die Aussagen seines Buchs, oder beklagen, dass das
Thema Kosovo-Krieg offenbar in der Bundeswehr tabu sei für eine kritische
Auseinandersetzung. Doch Loquai muss sich auch Vorwürfe gefallen lassen, er sei
illoyal, schade der Bundeswehr und sei wohl ein "Milosevic-Fan". Manche der
"Kameraden" halten ihn für wichtigtuerisch, profilneurotisch, auch für illoyal und
unkameradschaftlich. Es gibt auch Angriffe, die weit unter die Gürtellinie zielen. Ist
dies eine Geisteshaltung, mit der die Sicherheitsprobleme des 21.Jahrhunderts und
Menschenrechtsfragen zu lösen sind?
Mit Bitterkeit ist zum "Kosovo-Krieg" festzustellen, dass unsere Demokratie nicht
funktioniert hat. Leichtfertig und unkritisch wurde gegen Völkerrecht, insbesondere
gegen die Charta der Vereinten Nationen, gegen die Akte von Helsinki, gegen die
2+4-Vereinbarungen, gegen das eigene Grundgesetz entschieden; mit
Parlamentsmehrheiten, wie man sie aus undemokratischen Staaten kennt. Um Krieg
oder Frieden ging es, und es wurde kaum debattiert. Zu unkritisch verhielten sich
auch weite Teile der Medien, als dass man ihre Kontrollfunktion als "vierte Gewalt"
erkennen könnte.
Nachholbedarf herrscht an politischer Initiative. Dazu gibt Loquai eine Reihe von
Anregungen. Als logische Folgerung aus seiner OSZE-Erfahrung bei der
Kosovo-Verifikationsmission im Herbst 1998 schlägt er etwa vor, ein "Amt für
Konfliktprävention" zu gründen, weil diese staatliche Aufgabe eine institutionelle
Basis braucht.
Friedenschancen hatte es im Kosovo-Konflikt ja durchaus gegeben. Mit der
"Holbrooke-Milosevic-Vereinbarung" vom 13.Oktober 1998 war eine derjenigen
Situationen geschaffen, von denen aus eine friedliche Lösung möglich gewesen wäre.
Milosevic hatte eine Reihe von Zugeständnissen gemacht. So sollten 2000
OSZE-Verifikateure im Kosovo aktiv, serbisches Militär und Sonderpolizei reduziert
werden, und aus dem Luftraum durfte die NATO überwachen. Jugoslawien erfüllte die
Vereinbarungen rasch. Aber die UCK verschärfte ihre Aktivitäten. Die serbische Seite
mahnte an, die Verifikations-Mission wie vereinbart zu stationieren. Trotz aller
Anstrengungen der OSZE und im Bewusstsein, jetzt schnell präsent sein zu
müssen, waren jedoch fünf Monate später nur etwa zwei Drittel der Verifikateure vor
Ort. Gründe dafür lagen - anders als bei den späteren militärischen Aktionen- in der
mangelhaften Unterstützung der Mitgliedsstaaten. Von dort wurde die Mission nicht
beherzt gefördert. Die OSZE hat eben nicht, wie die NATO, einsatzbereite Truppen
verfügbar, sondern sie muss das Personal für jede operative Aufgabe gesondert bei
den Teilnehmerstaaten anfordern, es auswählen und ausbilden. Trotzdem haben die
im Kosovo anwesenden Verifikateure konsequent, effektiv und erfolgreich gearbeitet,
die Lage gegenüber Herbst 1998 beruhigt, die Situation für die Bevölkerung
verbessert. Und die offizielle Begründung für ihren Abzug am 20.März zugunsten der
Bombardierung Jugoslawiens, sie hätten ihre Aufgaben immer weniger erfüllen
können und seien zunehmend gefährdet worden, ist durch Fakten nicht gestützt.
Wie bei der Bundeswehr ständig ausgebildet und geübt, in Manövern der militärische
Ernstfall geprobt wird, so sollte auch ständig Personal qualifiziert und bereitgehalten
werden für waffenlose, für friedliche Konfliktlösung. Keine Truppe von Kämpfern,
sondern kommunikativ starke und fähige Menschen.
Die finanziellen Mittel dafür wären gering, ein "Deutsches Friedenskorps" wäre mit
etwas mehr als einem Promille des Personalumfangs der Bundeswehr schon eine
starke Truppe, sagt Loquai, und berichtet von einer Erfahrung: Aufgrund eines
Vertrages im Rahmen des Dayton-Abkommens vernichtete die jugoslawische Armee
in den Jahren 1996 und 1997 auf friedlichem Wege und kontrolliert durch
internationale Beobachter mehr als 400 ihrer Panzer. Im Krieg der NATO-Staaten
gegen Jugoslawien wurden durch Bomben und Raketen weniger als 20 jugoslawische
Panzer zerstört.
Statt einer deutlichen Initiative für friedliche Konfliktlösung wird derzeit
vergleichsweise leise die ausschließlich für Kriegsverhinderung und
Landesverteidigung gegründete Bundeswehr in eine offensive, in eine
Interventionsarmee umgewandelt. "Krisenreaktionskräfte": Mit militärischen Kräften
also will die Außenpolitik künftig auf Krisen reagieren? Beispiel Kosovo?
Nicht der Versuch, den Kosovo-Konflikt politisch und gewaltlos zu lösen, ist
gescheitert. In eine Sackgasse führte der Versuch, dies mit militärischer Gewalt zu
tun. Offiziell wird der Krieg in einen Erfolg umgedeutet. Die Opfer werden dabei
ausgeblendet. Für die Zukunft ist unserem Land zu wünschen, dass Kritik ermuntert
und nicht unterdrückt und diffamiert wird. Dass Menschen Gehör geschenkt wird, die
wie Heinz Loquai unbeirrbar und beherzt bei den Tatsachen bleiben.
Nachtrag:
Heinz Loquai brillierte mit seinen präzisen Informationen und Gedanken auch als Interviewpartner in der wdr-Dokumentation "Es begann mit einer Lüge", die am 8. Februar 2001 in der ARD ausgestrahlt wurde und den verantwortlichen Journalisten wütende bis geifernde Angriffe von Seiten der Regierungskoalition und der CDU/FDP-"Opposition" einbrachte.
Clara-Immerwahr-Auszeichnung der IPPNW
Die Absicht ist, verantwortliches Verhalten und mutiges
Handeln zu fördern. Die größten Gefahren für die Menschheit
und für Menschlichkeit sind von Menschen selbst gemacht.
Natürliche Reichtümer, Wissen und Intelligenz werden immer
noch - besonders für Rüstungszwecke - vergeudet, während
weite Regionen der Erde mit allen grausamen Folgen für die
Bewohner verarmen. Die Herausforderung an soziale
Verantwortung verschärft sich durch den Kampf um Rohstoffe,
religiöse Feindschaften und dem ökonomischen Gefälle
zwischen Erster und Dritter Welt. Hinzu kommt die globale
Unvereinbarkeit von Wachstumsdenken und Schutz der
Ressourcen.
Als Folge solchen Wirtschaftens werden in der Gegenwart
weltweit naturgegebene Grundlagen und soziale Bedingungen
für Leben und Gesundheit ohne Rücksicht auf kommende
Generationen schleichend verseucht und vernichtet. Damit gilt
nicht nur mehr die Folgen eines Atomkrieges ärztlich zu
betrachten, auch die Wirkung konventioneller
Massenvernichtungsmittel und Zusammenhänge zwischen
schleichender Umweltverseuchung und Krankheitsbildern sind
aufzuzeigen. -- "Unsere Aufgabe als Arzt und Ärztin ist es, jede
Bedrohung von Leben und Gesundheit abzuwenden."
Jeder Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und
er behindert Problemlösungen. Atomwaffen, chemische und
biologische Kampfstoffe sind nicht nur Instrumente für
Völkermord; sie bedrohen das Leben auf der Erde überhaupt.
Sogenannte konventionelle Waffen können in hoch
industrialisierten Gebieten ähnlich wirken.
Frieden wird von uns nicht alleine als zu erreichender Zustand
begriffen, sondern als Prozess, der die prinzipiell konflikthafte
Begegnung zwischen den Menschen einerseits und zwischen
Mensch und Umwelt andererseits in der Art und Weise löst,
dass die Grundlage der Ethik, die "Ehrfurcht vor dem Leben"
bestimmend ist.
Wenn die globalen Gefahren abgewendet werden sollen, kommt
es auf das Bewusstsein und die mutige Verantwortung der
Einzelnen in ihren jeweiligen Lebens- und
Arbeitszusammenhängen an.
Die Clara-Immerwahr-Auszeichnung wurde von der Sektion
Deutschland der IPPNW geschaffen, um Personen zu würdigen
und hervorzuheben, die sich in ihrem Beruf, an ihrem
Arbeitsplatz ungeachtet persönlicher Nachteile aktiv gegen
Krieg, Rüstung und gegen die anderen Bedrohungen für die
Grundlagen menschlichen Lebens eingesetzt haben.
Gleichzeitig sollen all jene, die lebensfeindliche Folgen ihrer
Arbeit erkennen, ermutigt werden, aus der Sprachlosigkeit
herauszutreten und mitzuhelfen bei der Erhaltung unserer Welt.
Der Name der Auszeichnung erinnert an die Chemikerin Clara
Immerwahr (1870-1915), die sich als Ehefrau von Fritz Haber
entschieden und mit höchstem persönlichen Einsatz gegen die
Entwicklung und Anwendung von Giftgas verwahrte, welche ihr
Mann vorantrieb. Sie nannte dies "eine Perversion der
Wissenschaft".
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