Der Einsatz von Kampfdrohnen – eine neue Dimension von Kriegspolitik und Kriegsführung und deren Bedeutung
Von Horst Luppe, Freiburger Friedensforum
Deutschlands sog. Verteidigungsminister de Maizière will die Bundeswehr mit
Kampfdrohnen aufrüsten. Weil er für dieses Projekt im Bundestag eine breite
Unterstützung erwartet, auch von SPD und Grünen, will er dort abstimmen lassen, obwohl
die Waffenausrüstung der Bundeswehr im Einzelnen nicht der Zustimmung des
Parlaments bedarf. Zunächst sollen US-Kampfdrohnen vom Typ Predator gekauft werden.
Gleichzeitig sollen aber Deutschland und Frankreich gemeinsam eine europäische
Kampfdrohne entwickeln.
Als Drohnen werden unbemannte Flugkörper bezeichnete, die vom Boden aus über
Computer mit Bildschirmkontrolle gesteuert werden und das auch über mehr als 1000 km
Entfernung. Zunächst wurden Drohnen zur Aufklärung mit modernster Fotoausrüstung
ausgestattet zur Vorbereitung von Kampfhandlungen oder auch zur polizeilichen und
geheimdienstlichen Überwachung eingesetzt. Die Bundeswehr setzte solche Aufklärungsdrohnen
israelischer Produktion in Afghanistan ein. Deutsche Techniker und Erfinder
entwickelten Minidrohnen, die z.T. von Klein- und Mittelstandsunternehmen hergestellt
wurden für polizeiliche Zwecke.
Die ersten Kampfdrohnen wurden in den USA und Israel entwickelt und produziert, die
neben modernster Aufklärungstechnik gleichzeitig mit Raketen und Bomben für
Kampfeinsätze ausgerüstet wurden. Mit solchen Kampfdrohnen operierten bisher sowohl
US- wie israelische Geheimdienste mit der Absicht der gezielten Tötung von
Führungspersonal in sog. feindlichen Ländern und Territorien. Diese „gezielten“
Tötungsaktionen führten meist auch zu Massakern von unbeteiligter Zivilbevölkerung.
Israel führte solche Tötungsaktionen im Gazastreifen und im Westjordanland durch, die
USA gegen vermutete Terroristen in arabischen Ländern, vor allem in Pakistan und in
dessen Grenzzonen zu Afghanistan. Nach Angaben des pakistanischen Geheimdienstes
sind dort bereits mehr als 3000 Todesopfer solcher
Aktionen zu beklagen, zum großen Anteil bei der unbeteiligten Zivilbevölkerung.
Aufklärungsdrohnen wurden auch schon von deutscher Polizei bzw. deutschen
Geheimdiensten hier zu Lande eingesetzt. Jetzt soll aber auch die Bundeswehr mit
Kampfdrohnen operieren. Die militärische Führung hält Kampfdrohnen bei zukünftigen
Kampfeinsätzen der Bundeswehr in aller Welt für unverzichtbar. Militärs wie Politiker
begeistern sich für die Tatsache, dass auf solche Weise geführte Kriegshandlungen zu
großen Verlusten und Schaden beim Kriegsgegner führen können, ohne eigenes Personal
zu gefährden. Außerdem können solche Drohnen in großer Stückzahl viel billiger
produziert werden als große Kampfflugzeuge. Die Rüstungskonzerne versprechen sich
durch massenhafte Drohnenproduktion neue gigantische Profite.
Krieg ist nach preussisch-deutscher Tradition (v. Clausewitz) die Fortführung der Politik
mit anderen Mitteln. Die neuen Techniken ermöglichen einen fast unauffälligen und
reibungs-losen Übergang von ziviler zu Gewaltpolitik, von Frieden zum Krieg. Krieg mit
Drohnen kennt keine Kriegserklärung. In den USA entscheidet der Präsident mit
Unterstützung seiner Geheimdienstbeamten allein über den Einsatz von Kampfdrohnen in
fremden Ländern, ohne andere demokratische Institutionen zu befragen, ohne Rücksicht
auf das Völkerrecht und die Satzung der Vereinten Nationen, unter Missachtung der
Menschenrechte. Er fällt die Todesurteile, ohne jede rechtliche Grundlage. Auch in
Deutschland wird sich der Bundestag mit der Zustimmung zur Drohnenaufrüstung für die
Bundeswehr selbst entmachten, jedenfalls in Bezug auf die Entscheidung über Krieg und
Frieden: Eine Ermächtigung der Regierung ganz ohne Gesetz!
Das alles macht deutlich: Mit der Einführung der neuen Waffentechnik macht die
Bundesrepublik einen weiteren großen Schritt in Richtung Militarisierung der Politik und zu
ihrer Entdemokratisierung, zum Bruch mit wesentlichen Grundsätzen des Völkerrechts zur
Bagatellisierung von Verstößen gegen Menschenrechte. Diese neue Waffentechnik wurde
im Westen erfunden und so glauben unsere Politiker, sie hätten ein Monopol auf dieses
Machtmittel. Dieser Irrtum wird in kürzester Zeit offenbar werden. Das „know how“ wird
sich mittels Spionage und durch die großzügigen Waffenexporte des Westens sehr schnell
verbreiten. Wie schon beschrieben, handelt es sich um eine relativ billige Aufrüstungsmöglichkeit,
von der auch die Machthaber kleiner und armer Staaten sehr bald Gebrauch
machen werden, ebenso wie terroristische Organisationen. So wird die neue Waffe sehr
schnell zur weltweiten Bedrohung werden, gegen die es keine Abschreckung geben kann.
Freiburg, im Februar 2013
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