Unbemannte Flugobjekte
Bundeswehr hat über 300 Drohnen. Zweck: Spionage und Zielerfassung. Leasing-Flugzeuge im Einsatz. Kaum zivile Nutzung
Von Matthias Monroy *
Die Gefahr kommt aus der Luft, von einem hochtechnisierten, unbemannten Gerät. Die Bundeswehr hat bereits mehr als 330 Drohnen verschiedener Größen in Dienst gestellt. Etwa 70 werden im Afghanistan-Krieg eingesetzt. Das geht aus einem Bericht der Bundesregierung von letzter Woche hervor. Das Papier beantwortet eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und Ulla Jelpke (beide Die Linke). Die hatten sich nach der Nutzung unbemannter Luftfahrzeuge bei Militär und Polizei erkundigt.
Die meisten von der Bundeswehr verwendeten Maschinen haben demnach eine Reichweite von maximal 100 Kilometern. Zu ihnen gehören beispielsweise 37 »Kleinfluggeräte Zielortung« und 51 Systeme »Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung«. Jetzt wird das Repertoire durch fünf Langstreckendrohnen ergänzt. Die erste aus den USA überführte »Euro Hawk« wird derzeit im bayerischen Manching vom EADS-Ableger Cassidian mit Spionagesystemen ausgerüstet. Weitere millionenschwere Einkäufe sind geplant: Bald wollen Heer und Marine 16 Geräte mit Rotorblättern erwerben, die senkrecht starten können. Der Auftrag ging an die österreichische Firma Schiebel mit ihrem »Camcopter«.
Die teuerste Anschaffung werden Drohnen für mittlere Flughöhen sein, die große Reichweiten haben. Deutsche Militärs fordern neue unbemannte Spionageflugzeuge zur »abbildenden Aufklärung bis in die Tiefe des Einsatzgebietes«. Weil derartige Systeme am inländischen Markt nicht erhältlich sind, hat die Regierung auf eine Zwischenlösung gesetzt: Für den Krieg in Afghanistan hat die Bundeswehr vorübergehend das unbemannte Aufklärungssystem »Heron« 1 geleast, das von der Firma Israel Aerospace Industries (IAI) gefertigt wird. »Heron«-Spionagedrohnen sind laut der Antwort auf die Anfrage der Parlamentarier auch für Einsätze in städtischen Ballungsräumen »grundsätzlich geeignet«. Neben der Lieferung von Aufklärungsdaten könnten sie »mittels eines Laserstrahls Ziele am Boden beleuchten«.
Die israelischen Maschinen sollten ursprünglich im Oktober 2012 an den Hersteller zurückgegeben werden. Jetzt erklärte die Bundesregierung aber, daß sich die Beschaffung neuer Geräte bis 2014 verzögert. Die sollen dann sofort genutzt werden. Die Bundesrepublik will den Vorsprung anderer Länder aufholen, deren Luftwaffen sogar über Kampfdrohnen verfügen. So läßt Italien sechs »Predator«-Systeme fliegen, die zur Aufklärung über Libyen eingesetzt waren. 13 NATO-Mitgliedsstaaten wollen zudem für drei Milliarden Euro mehrere Langstreckendrohnen nebst Funksystemen und Bodenstationen kaufen, die auf dem italienischen Luftwaffenstützpunkt Sigonella auf Sizilien stationiert werden. Daran ist Deutschland beteiligt.
Der Einsatz unbemannter Militärmaschinen ist nicht nur in Kriegsgebieten risikoreich: Fünf Prozent aller beschafften Systeme sind bereits abgestürzt, sowohl in Afghanistan als auch auf Übungsflügen in der Heimat. Die Linksparteiabgeordneten Hunko und Jelpke sehen demnach für die Technik andere Verwendungsmöglichkeiten: »Fliegende Kameras können in etlichen Bereichen durchaus einen wichtigen Beitrag zur gefahrlosen Beobachtung aus der Luft leisten, darunter für Feuerwehr und Katastrophenschutz. Dem Aufbau einer Spionageflotte für Polizei und Militär erteilen wir jedoch eine klare Absage«.
* Aus: junge Welt, 23. Februar 2012
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