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Heimtückische Waffe

USA könnten in Irak und Syrien Uranmunition einsetzen

Von Karin Leukefeld *

Uranmunition gehört zu den heimtückischsten Waffen. Derzeit versucht die UNO wieder einmal, ihren Einsatz zu ächten.

Im Hauptausschuss für Abrüstung und Internationale Sicherheit der UN-Generalversammlung wurde jetzt erneut über eine Resolution abgestimmt: Darin geht es um die Folgen von Uranwaffen, die von NATO-Staaten und anderen Kriegsparteien in Konflikten weiterhin eingesetzt werden. Dem Gremium lag ein Report vor, in dem über die gesundheitlichen Folgen der Waffen berichtet wird. Ein Ergebnis der Abstimmung lag bis Redaktionsschluss nicht vor.

In einem Bericht der irakischen Regierung vom März bringt das Land seine »tiefe Sorge über die leidvollen Folgen« dieser Waffen zum Ausdruck. Insbesondere Munition, die »abgereichertes Uran enthält, stellt eine Gefahr für Menschen und Umwelt (Luft und Boden) dar«, heißt es. Die UN-Staaten und -Institutionen, »insbesondere die Internationale Atomenergiebehörde, die Weltgesundheitsorganisation und das UN-Umweltprogramm« werden aufgefordert, »grundlegende wissenschaftliche Untersuchungen und Studien« durchzuführen, um die »Folgen von Uran für die menschliche Gesundheit und die Umwelt« zu untersuchen. Der Einsatz von Munition und Waffen, die abgereichertes Uran enthalten, müsse geächtet werden. »Staaten, die diese Waffen und Munition eingesetzt haben, sollten betroffene Staaten detailliert über den Ort des Einsatzes und die Mengen informieren.« Außerdem müsse »technisch« bei der Beseitigung und »medizinisch« für die betroffene Bevölkerung Hilfe geleistet werden.

Die UN-Umweltorganisation (UNEP) geht von 42 verseuchten Gebieten in Irak aus, wo giftige und radioaktive Reste früherer Kriegseinsätze gelagert werden. Allein sieben solcher Plätze liegen nach Auskunft des Umweltbeauftragten in Nasseriya in der Provinz Dhiquar in Südirak, wo die von den USA geführten Luftverbände 1991 und 2003 Hunderte Tonnen abgereicherter Uranmunition abwarfen. Auch in Mossul, Kirkuk, Falludscha und Bagdad wurden giftige Rückstände von Waffen und Munition gefunden. Abgereichertes Uran schädigt die menschliche DNA auf zweifache Weise: Als Schwermetall ist es ein chemisches Zellgift, als Alphastrahler verursacht es radioaktive Schäden. Das führt zu Veränderungen des Erbguts, massiven Fehlbildungen bei Neugeborenen, Krebserkrankungen und anderen schwerwiegenden Schäden.

Mit der angekündigten Entsendung von A10-Kampfflugzeugen der US-Luftwaffe in den neuen »Krieg gegen den Terror« gegen die Gruppe »Islamischer Staat« befürchten Umweltaktivisten erneut den Einsatz von Uranmunition gegen Ziele in Irak und Syrien. Die US-Streitkräfte sind nicht bereit, auf diese panzerbrechenden Waffen zu verzichten.

Die deutsche Sektion der Internationalen Ärzteorganisation zur Verhütung des Atomkrieges, IPPNW, wandte sich mit einem offenen Brief an Bundesaußenminister Steinmeier, der Resolution bei der UN-Sitzung zuzustimmen. Man habe erfahren, dass Deutschland bei der Abstimmung gegen die Resolution votieren wolle, heißt es in dem Schreiben. Das sei »für uns Ärzte völlig unverständlich, da die Beweise für langfristige und schwerwiegende Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Uranmunition inzwischen erdrückend sind«, Dr. Angelika Claußen von IPPNW. Vor zwei Jahren hatte die Bundesregierung eine ähnliche Resolution unterstützt. Eine nd-Anfrage beim Auswärtigen Amt blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 30. Oktober 2014


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